Deutschlands Top-Brauer: Georg Tscheuschner von Schorschbräu – „Schorsch bleibt stark!“

Georg Tscheuschner von Schorschbräu

Diplom-Braumeister Georg Tscheuschner hatte eine Mission, als er 1996 seine Brauerei in Gunzenhausen öffnete. Schorsch schrieb sich auf die Fahnen, besondere Biere durch das Eisbock-Verfahren reifen zu lassen: Er kühlt seine Sude immer wieder stark runter und filtriert dann das entstehende Eis ab. Zurück bleibt eine alkoholstarke Essenz, die ein komplexes Geschmackserlebnis auf die Zunge zaubert. Damit hält der Franke aber auch sämtliche Rekorde hinsichtlich des Alkoholgehalts seiner Gerstensäfte.

Vor rund zehn Jahren lieferte sich Schorsch etwa ein heißes Battle um das stärkste Bier rund um den Globus. Er setzte sich mit seinem aufwendigen und handwerklichen Prozess gegen alle internationalen Brauereien durch und hält mit seinem 57-prozentigen Schorschbock die Weltspitze. Nicht selten wird der experimentierfreudige Franke gefragt, ob diese Alkoholwummen überhaupt noch zur Kategorie Bier zählen. Daraufhin antwortet er stolz, dass alle seine Sorten nach dem deutschen Reinheitsgebot hergestellt sind. Chapeau an seine hochprozentigen, komplexen und wirklich genussvollen Sude.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Schwierig zu sagen, aber ein guter Craft-Bierbrauer schafft es den Kunden auf eine Aromareise mitzunehmen. In seinen Bieren sollten genau die außergewöhnlichen Verfahren und Rohstoffe deutlich erkennbar sein, die gewollt waren. Er darf nicht zu wenig aber auch nicht zu viel in den Sud reinpacken. Die Komponenten müssen harmonieren.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Wie das Wort schon sagt, muss das Bier außerhalb der Gewöhnlichkeit sein. Es muss mir das erzählen was in der Brauerei gemacht wurde: Das kann ein bestimmtes Brauverfahren (historisch oder selbst entwickelt), besondere Zutaten (alte Getreidesorten, Hopfen, Kräuter, Honig…) oder auch eine Fassreifung mit verschiedenem Holz oder Vorbelegung mit Whisky, Sherry, Rum etc. sein. All diese Parameter müssen im Bier erkennbar sein. Außergewöhnlich heißt aber auch, wenn das Bier außergewöhnlich süffig ist.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Am Schrägsten finde ich eigentlich die „Gurken Gose“ vom David Hertl. Ich war anfangs der Meinung, dass das nicht funktionieren kann. Tut es aber. Rein aus Marketinggründen schräg gebraute Biere wie beispielweise mit Walhoden, Ziegenhirn oder Vaginalflora habe ich mir erspart.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Gern würde ich mal ein Bier mit Honig und/oder weihnachtlichen Gewürzen brauen. Ein heller Sud mit Lavendel wäre auch mal was. Aber meine Brauerei steht in Bayern, da ist mir Kreativität in dieser Richtung behördlich untersagt.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

So banal fränkisch es auch klingt: Ein schönes rötliches Kellerbier zu einem Schäuferla. Danach einen tollen Bock, der im Eichenfass gereift ist, zu einem alten Blauschimmelkäse und dann einen dunkeln Eisbock zum Schokoladentörtchen.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Momentan findet über viel zu viele Geistermarken und Verwässerungen durch beispielsweise Craft-Biermessen mit überwiegend anderen Schwerpunkten eine Schwächung der Szene statt. Meiner Meinung nach wenden sich deshalb genau die Bierverrückten ein wenig ab. Mein Appell an die Entscheider ist eindeutig: macht Craft-Bier nicht kaputt. Auch die Preisgestaltung im Handel geht jetzt schon hin zu Verdrängungspreisen. Da ist in Zukunft Kreativität und echte Authentizität gefragt. Das geht nicht mit dem tausendsten IPA.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Im Mai kommt mein Imperial Stout mit milden 12,5 Prozent auf den Markt. Das blubbert aber noch kräftig vor sich hin. Zudem plane ich einen stark gehopften hellen Bock mit 12,5 Prozent. Der wird aber nicht kaltgehopft, denn das verträgt sich nicht mit meinen langen Haltbarkeiten. Biere aus dem Hause Schorschbräu wird es unter zwölf Prozent nicht geben. Schorsch bleibt stark. Ansonsten gibt’s Heuer noch einen Riesenknaller, aber da verrate ich erstmal noch nichts.

Top-Brauer: Fürst Wiacek – Quereinsteiger aus Berlin

Georg Fürst von Fürst Wiacek
Credit: Eva Andersone

Georg Fürst und Lukasz Wiacek kamen eher durch Zufall zum Bierbrauen. Während einer Reise durch Jordanien machte der Web-Entwickler Lukasz spontan ein Praktikum bei der Craft-Brauerei Carakale – angefixt von der Materie dann auch bei Põhjala in Tallinn und bei Beavertown in London. Letztlich tingelte der Berliner noch in den USA durch diverse Kreativstätten und baute zuhause mit seinem Kumpel die Tätigkeit als Hobbybrauer weiter aus. Eigentlich wollten Lukasz und Georg Whisky produzieren, aber irgendwie waren die selbstgebrauten Biere dann doch spannender. Die Hauptstädter nannten ihre Marke „Fürst Wiacek“ und brauen seitdem als Gypsys ihre Sude im größeren Stil bei der Camba in Gundelfingen. Es dauerte nicht lang, schon zählten die Biere der Quereinsteiger landesweit zu den kreativsten Sorten. Ihren Namen macht sich die beiden Nachwuchsbrauer mit megafruchtigen New England IPAs. Inzwischen gibt es aber auch ein paar saure Vertreter. Georg Fürst im Gespräch:

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ausdauer, Authentizität, Leidenschaft, Kreativität, den Willen zur Perfektion und das Wissen, dass er immer nur so gut ist wie sein letztes Bier. 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Sich immer auf das zweite Glas zu freuen und unbedingt diese Entdeckung auch Freunden zu empfehlen. 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Für mich hat Bier immer eine soziale Komponente. Ich genieße das Biertrinken in guter Gesellschaft und deswegen ist das schrägste Bier für mich vielleicht ein Pils aus Nordkorea, das ich bei der Mikkeller Beer Celebration in Kopenhagen im Glas hatte. Nicht allein des Bieres wegen, sondern weil das Gespräch mit den Brauern und der kurze Einblick in deren Welt so interessant waren.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Ich hatte schon mal für unsere Smoothie IPAs über Jackfruit nachgedacht. Die hatte ich mal in Kambodscha frisch vom Baum gegessen, die war richtig köstlich. Hier habe ich allerdings noch keine leckere Jackfruit bekommen, die vergleichbar mit den Früchten in Kambodscha war. Oft wird sie unreif geerntet und ist dann eher geschmacklos. 

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Pizza und dazu ein hazy IPA.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Wir sind viel auf Festivals unterwegs und freuen uns immer über den Austausch mit anderen Brauereien sowie Bier-Enthusiasten. In allen Ländern gibt es unterschiedliche Entwicklungsstadien, aber tatsächlich sind die meisten Länder weiter als Deutschland. Das meine ich auch hinsichtlich der Konsumenten. International sind die Biergenießer sehr neugierig und haben dabei gute Kenntnisse was Fehler im Bier angeht. Diese Eigenschaften werden sich in den nächsten fünf Jahren wohl auch in Deutschland weiterentwickeln. Dabei denke ich, dass generell kleinere Brauereien, egal ob bereits etabliert oder neu im Markt, mit lokaler Verbundenheit wachsen können.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Eine eigene Brauerei besitzen. Wir planen schon eine Weile, aber nächstes Jahr sollte es so weit sein. 

Deutschlands Top-Brauer: Oliver Lemke vom Brauhaus Lemke im Wachstumsmodus

Oliver Lemke vom Brauhaus Lemke in Berlin

Oliver Lemke war vor 20 Jahren wohl der erste Craft-Brauer in Berlin. Der Brauingenieur öffnete – inspiriert von Auslandsreisen – in der Hauptstadt eine Art Craft-Bier-Pub. Dieser lief allerdings nicht besonders, also gründete er das Brauhaus Lemke am Hackeschen Markt. Aber die Zeit für Craft-Sude war wohl noch nicht reif. So überforderte der gebürtige Heidelberger seine Gäste mit rund 50 verschiedenen Bieren. Doch dann stieg die Nachfrage immer mehr an. 2004 übernahm Lemke Leopold’s Brauhaus am Alexanderplatz, drei Jahre später kam noch ein Standort in Charlottenburg hinzu. Die Location am Alex baute das Lemke-Team schließlich um und machte sie zur Hauptstätte der Marke. Auf zwei Etagen mit 600 Sitzplätzen können Gäste hier in die Welt der Craft-Biere eintauchen. Heute zählt Oli definitiv zu den Top-Brauern der Nation.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Passion für Bier und Spaß am Produkt, Knowhow beim Brauen, sowohl theoretisch als auch praktisch, Kreativität sowie Ehrlichkeit. Und: man sollte sich selbst nicht so wichtig nehmen.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Guter Geschmack und Balance, gepaart mit einem wirklich passenden aromatischen Kick. Das Streben nach mikrobiologischer Reinheit sowie Stabilität und Wiederholbarkeit verstehen sich von selbst.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Ziemlich schräg sind in jedem Falle unsere eigenen Sarcina Berliner Weiße mit Dextrinbildung. Diese laufen wie Sirup aus dem Glas, schmecken sensationell, gibt es aber bisher nur intern.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Einem Mikroorganismus, der noch nie vorher im Einsatz war, aber außergewöhnliches kann.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Vanille-Eiscreme, hergestellt mit unserem Imperial Stout und dazu eine „Berliner Eiche“ – also unsere Budike Weisse, gelagert auf echtem Waldmeister bzw. Eichenholz.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Langsam geht‘s voran. Offensichtlich wird es aber keine Craft-Explosion geben, wie sie von allen herbeigeschrieben und -geträumt wurde. Es wird sich über einen längeren Zeitraum ein kleiner, aber feiner Markt für besondere und regionale Biere abseits des Mainstreams entwickeln. Dieser wird sich jedoch dauerhaft etablieren. Deutsche Bierstile und deren Variationen werden dabei im Vordergrund stehen.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Unser Berliner Weiße Portfolio sowie die Barrel-Abteilung erweitern und mehr Sport treiben.

Event-Tipp: Jetzt am Wochenende (30.8.-1.9.2019) feiert das Brauhaus Lemke 20-jähriges Jubiläum mit Live-Musik, 17 verschiedenen Bieren und jeder Menge anderer Specials.

Deutsche Top-Brauer: Julian Menner – Experimentierlust in Traditionsbrauerei

Julian Menner beim Zwickln. (Foto: Glaabsbräu)

Julian Menner arbeitete schon in mehreren renommierten Brauereien, bis es ihn zum Glaabsbräu ins hessische Seligenstadt verschlug. Neben ganz traditionellen Suden produziert der Braumeister dort auch ungewöhnliche Biere wie etwa das „Grie Soß“, das aromatisch an die Frankfurter Grüne Soße erinnern soll. Da der gebürtige Bayer auch ausgebildeter Biersommelier ist, der sich sogar schon zweimal für die Weltmeisterschaft qualifizierte, gilt er als echter Sensorik-Profi. Und das schmeckt man seinen Bieren tatsächlich an. Mit seinen Suden legt er stets einen raffinierten Touch bei hoher Trinkbarkeit vor. Seine immer neuen Ideen zeigen, dass sein Experimentierdurst offensichtlich noch lange nicht gestillt ist. Deswegen zählt Julian für mich zu den besten Brauern Deutschlands.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?


Kreativität und eine eigene Handschrift.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?


Ein außergewöhnliches Bier lässt mich die Welt um mich herum vergessen. Es zieht mich in seinen Bann und beschäftigt mich häufig tagelang.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?


Ein Sauerbier mit Bakterien menschlichen Ursprungs.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?


Na ja, mit Kräutern und Gewürzen machen wir bei Glaabsbräu schon sehr viel und da wird auch noch einiges nachkommen. Was mich aber brennend interessiert, sind alternative Fermentationsformen und spontane Vergärung – da tüfteln wir gerade schon intensiv dran.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?


Leichter wäre es wohl zu definieren, was ich nicht gerne esse oder trinke. Ein Lieblingsgericht ist jedoch Kalbsnierenbraten mit böhmischen Knödeln, gekocht von meiner Mutter, und dazu ein Export meiner Lehrbrauerei Maierbräu in Altomünster.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?


Die guten und innovativen Brauer werden am Markt bestehen, der sich jedoch weiter konzentrieren wird.

Und was hast Du als Nächstes vor?


Die Kräuterernte für unsere „Grüne Soße“ steht bald an, dann gibt es wieder eine neue Auflage dieses ungewöhnlichen Trunks. Außerdem werden wir noch das eine oder andere hessische Produkt als Bier interpretieren und uns verstärkt um alkoholfreie Sorten kümmern.

Top-Brauer: Rudi Hirz von Apostelbräu – „Außergewöhnliches Bier braucht immer eine Geschichte“

20180507_201951Rudi Hirz rette vor einigen Jahren seine Familienbrauerei im niederbayerischen Hauzenberg vor dem endgültigen Aus. Seitdem startet er mit besonderen Bieren durch, für die Hirz hauptsächlich alternative Getreidesorten wie Dinkel, Schwarzhafer oder Einkorn verwendet. Angeblich braute er sogar das aller erste deutsche Pale Ale. Sein Apostelbräu entwickelt sich auch immer mehr zu einer spannenden Biererlebniswelt mit Museum, Restaurant und Hopfengarten. Wegen seines Ehrgeizes, seinem Mut und seinen individuellen Bieren zählt Rudi für mich zu den Top-Brauern der Nation.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ein guter Craft-Brauer ist für mich jemand, der nicht jedem Trend nacheifert und das 500ste IPA einbraut, sondern jemand, der Innovationen schafft und eine eigene Linie fährt. Der- oder diejenige -ist somit authentisch und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Davon gibt es hierzulande leider nur wenige.

 Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier muss immer eine Geschichte besitzen, die man dazu erzählen kann und die den Sud transparent werden lässt.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Vielleicht ist schräg nicht unbedingt der richtige Ausdruck. Aber durchaus interessant ist ein Vintage-Bier, das „1. Orig. Dinkel Bier 20 Years“, dass man nach all den Jahren bei uns im Lager gefunden hat. Es ist heute durchaus noch trinkbar.

 Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Ich habe schon viel ausprobiert und ich bin der Meinung, dass man sich wieder ein bisschen auf den Ursprung des Brauens zurückbesinnen und die „Verrücktheiten“ zur Seite stellen sollte. Meine ungewöhnlichen Zutaten stecken noch immer bei alternativen Getreidesorten, und auch da darf man gespannt sein, was ich noch so aus der „Schublade“ bzw. vom Feld hole.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Pizza mit scharfer Salami, Ananas, ein bisschen Thunfisch sowie Artischocken und dazu ein „Original Dinkel“. Das passt perfekt!

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Grundsätzlich macht die Craft-Bierszene die Branche wieder salonfähig. Ich hoffe aber nicht, dass sie sich so entwickelt wie in den USA. So viele neue Brauereien mit Dutzenden neuen Bierstilen und proppenvolle Ladenregale – das bedeutet irgendwann Stagnation. Ich glaube, dass es hierzulande viele Eintagsfliegen geben wird und letztlich nur die Besten und Bekanntesten der ersten Stunde übrigbleiben.

 

Deutschlands Top-Brauer: Lorenz Birnkammer von Aldersbacher – „Ein guter Craft-Brauer muss seine Rohstoffe kennen“

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Lorenz Birnkammer, 1. Braumeister der Brauerei Aldersbacher, beim Zwickeln eines Barley Wines

Die Klosterbrauerei Aldersbacher feiert gerade ihren 750. Geburtstag. Damit ist die niederbayerische Braustätte eine der ältesten der Welt. Aber was wohl die wenigsten wissen: Sie ist auch ein kreativer Craft-Lieferant. Verantwortlich für moderne Biere in den heiligen Gemäuern ist der erste Braumeister Lorenz Birnkammer. Neben Weißbier, Bock und Hellem entwickelt er mit seinen Kollegen auch hervorragende India Pale Ales, Chocolate Stouts und Barley Wines.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ein richtig guter Craft-Brauer ist für mich jemand, der seine Rohstoffe kennt und weiß in welcher Konstellation sie miteinander harmonieren. Er muss seinen Beruf absolut lieben – denn nur dann produziert er Spitzenprodukte.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier erschlägt mich beim Genuss nicht von einer einzigen Zutat wie z.B. Hopfen. Es muss komplex sein und den Trinker im positiven Sinne zum Nachdenken anregen. Das Bier muss die Handschrift des Brauers besitzen und Wiedererkennungswert haben.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Mein „schrägstes Bier“ war ein Märzen, das ich beim Umbau in den alten Kellern für die Landesausstellung gefunden habe. Es war originalverschlossen und mehr als 30 Jahre alt. Es war noch trinkbar, schmeckte dann aber doch irgendwie ziemlich „schräg“.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Mein Vater ist Hobby-Imker. Darum würde ich gerne mit ihm mal ein Honig-„Bier“ einbrauen –  natürlich mit seinem Honig.

Was ist Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Mein Lieblingsgericht ist eigentlich Salat in allen Variationen – dazu trinke ich sehr gerne unser Aldersbacher Freiherrn Pils. Seit meinem Amtsantritt als 1. Braumeister in Aldersbach stopfe ich dieses Pils mit Saphir – ich finde das Bier harmoniert wunderbar mit Salat.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Die Craftbier-Szene tut der gesamten Brauwirtschaft enorm gut. Die Leute lernen das Produkt Bier dadurch besser kennen und lieben. Durch Craftbier-Festivals, Craftbier-Lokale etc. ist eine richtige Szene entstanden, die ich in Zukunft als großen Markt und Chance sehe. Ein Craft-Bierbrauer, der sich bemüht, über Know-How verfügt und liebt was er tut, wird sich immer irgendwie durchsetzen können.

Und was hast Du als nächstes vor?

Ziemlich viel,  bei uns beginnt jetzt einerseits die Saison mit mehreren Volksfesten und andererseits stürzen wir uns in der Schaubrauerei auch mal auf das Thema Oak-Aged Biere in Sherry- und Whiskyfässern. Das sind Spezial-Aufträge für Kunden.

 

Deutschlands Top-Brauer: Markus Becke von Braufactum – „Die deutsche Craft-Bierszene ist auch internationale eine Bereicherung“

IMG_20180127_000902_228Craft-Bier lernte Markus Becke an der Uni in Berlin kennen. Dort studierte er Brauwesen. Einestages kam ein Gastprofessor aus den USA und schenkte den Studenten ein paar amerikanische Sorten zum Probieren ein. Becke war sofort begeistert und konnte Duft und Geschmack nicht mehr vergessen. Nach mehreren Stationen in Brauereien unterschiedlicher Größe, tobt sich der Braumeister heute kreativ bei Braufactum aus, eine der ersten deutschen Craft-Marken mit Sitz in Frankfurt am Main. Dort braut Becke neben sehr gut trinkbaren und hocharomatischen Brown Ale, Summer Ale und Grünhopfen-IPA auch Biere, die monatelang im Whisky- oder Barrique-Fass reifen.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Wissensdurst, Leidenschaft, Kreativität, Lebensfreude, Teamgeist und Aufrichtigkeit.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier braucht erst einmal Wissen und Können des Brauers. Dann kommt es auf die richtige Auswahl der Zutaten sowie auf Kreativität, Wissenschaft und Leidenschaft an. Das führt dann zu einem ausgewogenen, faszinierenden Endprodukt mit hoher Trinkfreude.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Eines der schrägsten, aber auch faszinierenden Biererlebnisse, war für mich die Verkostung eines im Yorkshire-Square vergorenem Real Ale der Black Sheep Brewery. Wir probierten es während meines Studiums in Berlin direkt aus einem kleinen Holzfass. Gezapft wurde vom angereisten Braumeister mit einer extra eingeflogenen Yorkshire-Pump. Ich war damals noch ziemlich unwissend, was es alles für tolle Biere außerhalb Deutschlands gibt. Mich hatte dieses warme, schale, ordentlich hopfengestopfte und überaus leckere Bier total umgehauen. Das war das absolute Gegenteil meiner damaligen Idealvorstellung eines „perfekten“, kalten, möglichst schlanken, perlendem Pils mit dicker Schaumkrone. Ich bin bis heute ein großer Freund der schottischen und englischen Ales und trinke mein Bier generell gerne etwas wärmer.

 

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Mit alternativen Mikroorganismen zur Gärung. Ich hatte vor ein paar Jahren mal erste Versuche unter anderem mit Zymomonas mobilis als ungewöhnlichen Gärer gemacht, allerdings bisher nicht weiterverfolgen können. Da warten noch bisher unentdeckte Aromen auf uns.

 

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Träubleskuchen nach Rezept meiner Omi mit Framboise von Boon.

 

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Bezogen auf die deutsche Craft-Bierszene werden wir eine eigene Handschrift entwickelt haben die auch international anerkannt und geschätzt wird. Es gibt vermehrt Neuinterpretationen und Hybride-Bierstile wie z.B. Weizen IPA, Kooperation mit deutschen Destillateuren zur Fasslagerung wie etwa der Jägermeister Bock von David Hertl etc. Unsere Kunden können mit Freude und Wissen zwischen guter und schlechter Qualität, zwischen Kreativität und Abklatsch, zwischen traditioneller Handwerkskunst und Craft-Bier unterscheiden. Ihnen ist es wichtig wie gebraut wird, wer braut und was man von einem guten Craft-Bier erwarten kann. Das IPA wird irgendwann ein ganz normaler Bierstil sein. Aber klar ist: Die deutsche Craft-Bierszene ist international eine Bereicherung, man kocht nicht mehr nur im eigenen Sud. Viele gut ausgebildete Braumeisterkolleginnen und Kollegen sorgen dafür, dass Craft nicht mehr für Garage und Start-Up steht, sondern für kreative und verlässliche Qualität.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Da wir unsere Versuchsbiere nun auch als „Tagessuppe“ im BraufactuM Berlin ausschenken können und nicht mehr alles selber trinken müssen, kann ich wieder etwas mehr in der Versuchsbrauerei spielen und tüfteln. Nachdem wir uns mit Bierstilen aus England, Belgien und zuletzt mit einem amerikanischen West Coast IPA beschäftigt haben, spielen jetzt gerade die deutschen Wurzeln wieder eine größere Rolle. Mitte des Jahres wird es hierzu von uns eine Überraschung geben.

 

 

Deutschlands Top-Brauer: Simon Rossmann von Giesinger Bräu – „Außergewöhnliches Bier muss sensorisch umhauen“

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Simon Rossmann vom Giesinger Bräu und ich beim Zwickeln

Simon Rossmann hat schon einen besonderen Job. Er arbeitet als Produktionsleiter bei der ältesten Craft-Brauerei in München: dem Giesinger Bräu. Vor zwölf Jahren wurde die Marke in einer Garage aus der Taufe gehoben, heute gilt die Biermanufaktur mit Bräustüberl, Rampe und Stehausschank schon als Kultstätte. Hinter den Spezialitätenbieren wie Märzen, Pils, Weißbier und diversen Böcken sowie den Craft-Sorten wie Triple oder Altbier steht Simon. Seine Kreativität und Leidenschaft für das Produkt spürt man nicht nur auf der Zunge. Die Brauerei vergrößert sich und bald wird es auch einen Biertruck vom Giesinger geben.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Kreativität, Offenheit und tiefgründiges Fachwissen.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier muss für mich immer einen Überraschungseffekt haben. Es muss mich sensorisch umhauen.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Da gabs echt schon einige: Mit Austern, mit Pizza, mit Sauerkraut, mit Bretzeln, mit Gurke, technischen Enzymen…

 

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Hab schon so viele Biere mit anderen Zutaten außer Wasser, Malz, Hopfen und Hefe gebraut, da bin ich momentan eher entspannt was das angeht.

 

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Das wechselt, aber zurzeit ist es der Süßkartoffel-Burger von meiner Frau. Dazu genieße ich ein schönes Märzen.

 

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Craft-Bier-Brauereien müssen sich klar werden, was sie eigentlich wollen, um auf dem Markt in Zukunft bestehen zu können. Ich denke die, die es wirklich ernst meinen, die sehen wir auch noch in 5 Jahren.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Technische Planungen zu unserem Neubau-Projekt fertigstellen.

Deutschlands Top-Brauer: Bryan France von Yankee & Kraut – Biere mit „Oida“-Effekt

Bryan_YankeeBryan France ist gebürtiger Amerikaner und genoss schon das ein oder andere Craft-Bier, bevor er nach Deutschland kam um Brauwesen an der TU München in Weihenstephan zu studieren. Nach dem Studium gründete er mit seinem Kumpel Max Senner die Marke „Yankee & Kraut“. Seit zwei Jahren überrascht das Kreativ-Duo aus Ingolstadt immer wieder mit neuen spannenden, richtig wilden aber auch gut trinkbaren Suden. Ihr Portfolio reicht vom fruchtig süffigen Pale Ale namens „Eden“, herb-aromatischen India Pale Lager namens „Hopulenz“ und der Fruchtbombe „Apotheose“ auch über Schankbier. Zudem gibt es ein Chili Double Black IPA und diverse Session Biere. Das Geheimnis von Braumeister Bryan: Er spart niemals an Rohstoffen, vor allem nicht an Hopfen. Und auch vor schrägen Zutaten wie Eukalyptus, Pfefferminze oder Kaffee schreckt er nicht zurück. Seine Leidenschaft zum Produkt spürt man schon auf der Zunge.

Bryan, welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Kurz gefasst: „Mad Scientist“ (verrückter Wissenschaftler). Heißt: Im Herzen brennt die Leidenschaft für Experimentierfreudigkeit. Grenzen werden ausgetestet, verschoben und neu justiert. Das gilt auch für die Wissenschaft, die hinter richtig guten Bieren steckt. Es geht aber nicht allein ums Experimentieren, sondern auch um das Verfeinern der Braukunst um den Leuten etwas Aufregendes für ihre Geschmacksnerven zu zaubern. Aus diesem Grund ist auch eine gute Portion Mut erforderlich. Auf den ersten Blick scheint vieles ein bisschen hirnrissig… aber Gott sei Dank sind die meisten Craft-Brauer ein bisschen bekloppt! Zu guter Letzt, und damit alles schön ausgewogen bleibt, braucht ein guter Brauer viel Erfahrung und Knowhow.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches (und gutes) Bier braucht den sogenannten „Oida-Effekt“. Es muss herausfordernd und unerwartet in Geschmack und Aroma sein. Das ultimative Bier hat seine eigene Stimme und erregt Aufmerksamkeit. Nach jedem Schluck denkt man nur „Oida!“ und wenn es ausgetrunken ist, will man einfach nichts anderes, als noch eins aufmachen. Allerdings trinke ich nur selten ein Bier und denke „WOW, davon muss ich mehr haben!“.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Ich habe unendlich viele „schräge“ Biere probiert, aber das ungewöhnlichste ist wahrscheinlich „Room 101“ oder der Pumpkin-Sud den ich und ein Freund vor 15 Jahren gebraut haben. Mein Kumpel Kevin wollte unbedingt ein Bier anstatt Pumpkin Pie zu Thanksgiving haben. Das Ale hat tatsächlich wie Kürbiskuchen geschmeckt und hatte 6,5 Umdrehungen.

Mit welchen Zutaten würdest Du gern mal brauen?

Da ich jetzt in Bayern wohne, ist diese massiv Liste etwas angewachsen. Ich wollte eigentlich immer schon einen Roman schreiben…

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Ich glaube, ich habe zu viele Lieblingsgerichte. Gerade in diesem Moment schickt mir Johannes Kugler von Brew Age aus Wien ein Foto von einem Käsekrainer. Dazu würde ich jetzt gerne sein New England IPA „Alphatier“ trinken oder unser „Hopulenz“.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Die Craft-Bierszene wird in den nächsten fünf Jahren noch kräftig weiter wachsen. Allerdings gibt es auch immer mehr Konkurrenz. Letztlich werden nur Brauereien mit entsprechender Qualität und Kreativität überleben. Die anderen werden entweder aussterben oder sich auf „Mainstream-Biere“ konzentrieren müssen.

Und was hast Du als nächstes vor?

Als nächstes machen wir ein Laden in der Ingolstädter Innenstadt auf, mehr Infos dazu kommen schon sehr bald.

Deutschlands Top-Brauer: Michael Lembke von BRLO – „Bier muss Lust auf mehr machen“

WHO CARES for Beer OBDELANE 36Michael Lembke hat weltweit schon viele Brauereien gesehen. Aber bevor er Mitinhaber und Braumeister bei BRLO in Berlin wurde, studierte der heute 29-Jährige an der Versuchs- und Lehranstalt für Brauwesen in der Bundeshauptstadt und arbeitete dort anschließend als wissenschaftlicher Mitarbeiter. Jetzt steht er an den Kesseln der aus Schiffscontainern gebauten Erfolgsbrauerei BRLO und zaubert neben German IPA und Berliner Weisse auch Porter sowie Helles und alkoholfreies Bier – alles in hoher Qualität und mit individuellen Aromaspielen. Michas Ideenreichtum und sein handwerkliches Können machen ihn für mich zu einem führenden Top-Brauer der Republik.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?   

Wissen, Erfahrung, Leidenschaft, Kreativität und Mut zu Neuem – vielleicht mit einer guten Mischung aus Handwerker, Forscher und Künstler mit Hang zur Perfektion und unverwechselbarem (und) gutem Bier. Man muss aber auch schon viel Lehrgeld gezahlt haben.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnlich gutes Bier muss mich zuerst überraschen und dann überzeugen. Und es muss so vielseitig und interessant sein, dass es Lust auf mehr macht.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?     

Schwierig zu sagen, aber vielleicht war es das Molkebier, dass wir neben dem Studium gebraut haben. Meine Kollegen und ich haben viele verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Hefen (lactose-positiv und negativ) genutzt.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Es gibt so viele spannende Kräuter, Gewürze, Früchte und Tees, mit den man brauen könnte, da kann ich mich gar nicht festlegen. Heute hatten wir Äpfel, Birnen und Pflaumen in der HopGun. Es wird ein Glühbier.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Sowie ich kein Lieblingsbier habe, habe ich auch kein Lieblingsgericht. Zuletzt hatte ich das „Kürbis & Pilze“-Gericht bei uns im Brwhouse. Super lecker! Die Herbstpilze mit süß-saurem Kürbis und Kürbispüree passen perfekt zu unserem Porter. Das Gericht ist sogar mit Röstmalz verfeinert, das auch im Porter ist.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

 Sie entwickelt sich gerade prächtig. Vor allem in Städten, wo schon eine Szene entstanden ist, zeigt sich Craft-Bier auf dem Vormarsch. Aber da ist noch viel Luft nach oben. Jeder in der Szene trägt dazu bei. Ich bin mir sicher, es werden noch viele neue Brauprojekte starten.

Und was hast Du als nächstes vor?        

Zusammen mit unserem Küchenchef Ben ein gemeinsames Bier brauen. Das Wissen aus der Küche wird uns dabei sehr hilfreich sein.