Brauer-Portrait: Hopfenkopf – „Die K/Craft liegt im Rohstoff“

Vom Hobby zum Beruf: Die drei Freunde Christian Krumbachner, Hans-Peter Gaßner und Robert Wurm aus Feichten an der Alz, nahe dem Pilgerort Altötting, gründeten vor knapp drei Jahren ihre Marke „Hopfenkopf“. Jahrelang tüftelte das Team in seiner Freizeit bereits im hauseigenen Keller mit einem 20-Liter-Kessel. Insgesamt 40 Testsude produzierten die Kumpels, bis endlich das Rezept für „s’Mandal“ stand und das Bier in den Verkauf ging. Dabei handelt es sich um ein klassisches Weißbier, das mit dem Hopfen Mandarina Bavaria gebraut wurde. Seit rund einem Jahr wurde die Hopfenkopf-Truppe um den österreichischen Kreativbrauer Martin Seidl erweiterte. Dieser brachte sein ungewöhnliches Stout „Schwarze Tinte“ mit ins Portfolio und schuf damit eine würdige Ergänzung für das oberbayerische Label. Gebraut wird in Bad Tölz und in Landshut.

Die Fragen beantwortete Martin Seidl:

Martin, welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Craft heißt für mich nicht, dass jemand extreme Biere mit viel Hopfen oder Alkohol braut. Craft heißt für mich, dass ein Bier handwerklich und mit feinsten Rohstoffen produziert wird. Wir setzen beispielsweise bei unserem Hellen namens „Babba“ nur bestes Gerstenmalz aus kleinen Mälzereien und Hopfen direkt vom Bauern ein. Wir beschränken uns auf Hallertauer Mittelfrüh und Hersbrucker. Das sind beides keine Hochalphasorten, bringen aber eine hohe Süffigkeit und feinstes Aroma.

So unterscheidet sich unser Helles von herkömmlichen Industriebieren und macht es zu etwas Besonderen. Für uns gilt: Ein guter Brauer wird an seinem Hellen oder am Pils gemessen und nicht an IBU-Werten, hohen Stammwürzen oder alternativen Rohstoffen.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es sind vor allem die Rohstoffe und die Drinkability, die für mich ein besonderes Bier ausmachen. Als Beispiel nenne ich gern die Sorten von Schorsch Tscheuschner, dessen Schorschbräu-Sude zwar einen hohen Alkoholgehalt haben, aber dennoch sehr fein ausbalanciert sind. Ein außergewöhnliches Bier sollte also optimal abgerundet und dennoch nicht alltäglich sein.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das war das „Mangalitza Milk Stout“ von der Brauküche 35. Es ist schon echt schräg, wenn geräucherte Schweinekopfhälften im Sud mitkochen und dann doch ein trinkbares Bier daraus wird. Beim Verkosten war ich überraschenderweise gar nicht so geschockt, wie beim Lesen der Braubeschreibung.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Da ich Innviertler bin, stehe ich ja nicht immer unter den Vorgaben des Reinheitsgebots. Da wir in unserer Region gern auch Mostschädel genannt werden, würde ich gerne mal mit Mostbirnen oder Williamsbirnen brauen bzw. einen Hybrid aus Most und Bier herstellen.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Ich bin da ganz einfach gestrickt: Ein Wiener Schnitzel vom Schwein mit Semmelknödel (bei uns im Innviertel isst man das so!) und dazu unseren „Babba“. Gern aber auch Weißwürste mit unserem Weizen.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Leider übertreiben es immer noch viele Craft-Brauer immer mit neuen extremen Bieren und ständig kommt ein neuer Bierstil auf den Markt, der viele Einsteiger eher verschreckt als anlockt. Viele Konsumenten sind dadurch überfordert. Ich bin der Meinung, dass in fünf Jahren leider die Hälfte aller neuen Crafties vom Bierfirmament verschwinden wird. Der Biermarkt wird nicht mehr Hektoliter hergeben, deswegen geht es darum, mit Verdrängung mehr zu produzieren.

Was heißt das konkret?

Wer sich künftig als Startup im Markt etablieren will, wird sehr schwer werden. Brauer, die sich schon einen Namen gemacht haben, nicht aufs Gypsy-Brauen angewiesen sind und ein gutes Vertriebsnetz haben, werden überleben. Auch die großen Brauereien werden ihre Hektoliter, die sie bis jetzt verloren haben, nicht kampflos aufgeben und deswegen auch mit neuen Bieren auf den Markt kommen. Das Haifischbecken wird also voller werden. Um kostengünstig produzieren zu können, ist es an der Zeit, dass sich viele „Kleine“ zusammentun und gemeinsam in Füllereien und Brauereien investieren. Das gilt auch für den Transport und bei der Bildung von Liefergemeinschaften, um miteinander die gleichen Händler zu bedienen. Nur so sind die meisten Startups überlebensfähig.

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