Budweiser Budvar & Mikkeller: Lagerbier ohne Chichi

Wer bei diesem Bier eine kreative Interpretation eines Lagers erwartet, wie viele Craftbrauer das derzeit zelebrieren, der wird enttäuscht sein. Budweiser Budvar aus Tschechien und die Craft-Zauberer von Mikkeller aus Dänemark wollen mit ihrem Gemeinschaftssud „#yearofthelager“ jedenfalls das perfekte Lagerbier präsentieren. Ganz traditionell ist das 4,6-prozentige Bier auch mit Saazer Hopfen gebraut.

Das untergärige, unfiltrierte Bier strahlt in einem attraktiven Goldton durch den passenden Tübinger Krug, wie das spezielle Glas genannt wird. Getoppt ist das Lager von einem schneeweißen, feinporigen und stabilen Schaum. Das Bier duftet würzig, kräuterartig und etwas brotig. Auf der Zunge präsentiert es sich erfrischend, mit einer harmonischen Kohlensäure sowie mit malzigen, heuartigen, kräuterartigen sowie würzigen Noten. Im Finish verabschiedet sich das Lager mit einem trockenen, angenehm herben und langen Nachtrunk sowie einer hohen Trinkfreude.

Fazit: Bei diesem Kollaborationssud wurde die Zielsetzung von Budvar und Mikkeller definitiv umgesetzt. Das Ergebnis ist ein absolut cleanes und stiltypisches Lagerbier ohne jegliches Chichi. Passt, schmeckt und verlangt nach dem nächsten Krug. Mehr ist dazu auch gar nicht zu sagen.

Pumpkin Ales: Würzige Spezialitäten

Bild: Ylanite – Pixabay.com

In der Craft-Branche gibt es einige Spezialitäten, die polarisieren. So auch die Kürbisbiere. Einst aus der Not geboren, pflegen Pumpkin Ales vor allem in den USA eine lange Tradition. Aber auch hierzulande wagen sich immer mehr Craft-Brauer an die frischen Feldfrüchte.

Wenn im Frühherbst wieder die Felder in gelben und orangefarbenen Kürbisfarben leuchten, fiebert so mancher Craft-Fan schon den ersten Pumpkin Ales entgegen. Jedes Jahr um Halloween packen Brauereien rund um den Globus bevorzugt die schmackhaften Riesenfrüchte in ihre Sudkessel. Die saisonale Bierspezialität erzielt ihr besonderes Aromaspiel aber nicht nur durch Kürbisse allein, sondern auch durch Gewürze wie Muskat, Zimt, Nelken, Ingwer oder Vanille.

Herbstzeit ist also Hochsaison bei Kürbisbieren. Zwar spaltet diese Bier-Typologie die Meinungen vieler Craft-Fans, aber immer mehr Pumpkin Ales brodeln in den Kesseln – auch in Deutschland. Inzwischen gibt es sogar kaum einen Bierstil, der nicht schon mit Sorten wie Hokkaido- oder Butternut angesetzt wurden. Bevor diese im Bottich landen, werden sie geschält, püriert und häufig sogar geröstet. Manche Brauer geben Kürbisse direkt mit in die Maische, andere erst zur kochenden Würze oder sie fügen ausgepressten Fruchtsaft bei.

Entstanden sind Pumpkin Ales wohl im 17. Jahrhundert in den USA. Damals waren Kürbisse günstiger als Getreide und gerieten meist in den Sud der ärmeren Landbevölkerung. Irgendwann starben solche Sude aber weitgehend aus. Erst Mitte der 1980er Jahre – mit Beginn der Craft-Bierbewegung – experimentierten junge Kreativbrauer wieder mit dieser Spezialität. Eines der ersten neuen Pumpkin Ales soll Bill Owens in seiner 1983 gegründeten Buffalo Bill’s Brauerei in Kalifornien gebraut haben. Ein echter Klassiker stammt auch von Steamworks Brewing aus Vancouver in Kanada, dessen Brauer auch in dieser Saison wieder ihr 6,5-prozentiges „Pumpkin Ale“ produzierten. Gewürzt ist der Sud neben frischen Kürbis mit Zimt, Gewürznelken, Muskat und Piment. Das ungewöhnliche Aromatheater auf der Zunge erinnert an Omas Kürbiskuchen.

Eine wahrlich große Passion für Kürbisbiere besitzt aber die Elysian Brewing Company in Seattle. Das Brauerei-Team stockt ihr Portfolio im Herbst nicht nur mit 20 verschiedenen Pumpkin-Suden auf, sondern veranstaltet alljährlich das „Elysian Great Pumpkin Beer Festival“. Rund 60 Craft-Stätten schenken dort mehr als 80 unterschiedliche Kürbis-Varianten aus.

Aber auch hierzulande wagen sich immer mehr Craft-Brauer an die saisonalen Spezialitäten. So etwa TrueBrew, Higgings Ale Works und Brewsli aus München, die Braumanufaktur Hertl aus dem oberfränkischen Schlüsselfeld gemeinsam mit SuddenDeath Brewing aus Lübeck oder aber die Union Brauerei in Bremen sowie Riegele in Augsburg.

Sierra Nevada & Kreativbrauerei Kehrwieder: „Oktoberfestbier“ mal ganz anders

Manchmal gibt es Biere, die für einen persönlich etwas Besonderes sind. So ist das bei mir beim „Oktoberfestbier“ von Sierra Nevada Brewing aus Mills River und der Kreativbrauerei Kehrwieder aus Hamburg. Denn als ich im Mai in den USA war, um beim World Beer Cup zu verkosten, ließ ich es mir nicht nehmen bei Sierra Nevada in North Carolina vorbeizuschauen. Dort traf ich die beiden Braumeister Scott Jennings und Oliver Wesseloh, die mich schon von einem der ersten Versuchssude des Oktoberfestbieres probieren ließen.

Dass diese Version kein klassisches Festbier nach Wiesn-Art werden würde, war mir bewusst. So besitzt es zwar sechs Prozent Alkohol, ist aber neben Tettnanger und Tradition auch mit US-Cascade-Hopfen gebraut. Als Mitbringsel bekam ich kürzlich zwei Dosen des offiziellen „Oktoberfestbieres“, das auf dem US-Spektakel wohl in Strömen floss. In einem hellen Bernsteinton leuchtet das Bier durch das Glas. Obendrauf thront ein schneeweißer, feinporiger und stabiler Schaum. In die Nase strömen würzige und kräuterartige Noten, die von Aromen von Blütenhonig und Mirabelle begleitet werden. Auf der Zunge zeigt sich das kreative Festbier mit einer sanften Süße, die in eine Melange von hellem Honig, einem Touch Weißbrotkruste und fruchtigen Noten von reifer Mirabelle übergeht. Im Finish verabschiedet sich das Bier mit einer angenehmen Bittere von 30 IBU.

Fazit: Ein tolles Festbier, von dessen kreativen Umsetzung sich so manche Brauerei noch was abschauen kann. Schade nur, dass es dieses Bier nicht in Deutschland zu kaufen gibt. Hierzulande dürfte es rechtlich nämlich gar nicht Oktoberfestbier heißen. Der Begriff haben sich die sechs Münchner Großbrauereien gesichert. Sicher ist: von dieser Kollaborationsversion könnte man jedenfalls problemlos auch zwei Maß trinken. Das „Oktoberfestbier“ besitzt keinerlei Trinkwiderstand. Ich genieße es dennoch lieber aus dem Verkostungsglas.

„Bier Unser“ erhält Silbermedaille beim „57. Literarischen Wettbewerb“

Die Gastronomische Akademie Deutschland (GAD) zeichnete am Rande der Frankfurter Buchmesse in diesem Jahr innerhalb des „57. Literarischen Wettbewerbs“ wieder die besten Koch- und Genussbücher aus. Insgesamt 68 Auszeichnungen gingen diese Woche an erfolgreiche Verlage und deren Autoren und Autorinnen. So auch an mich. Ich bekam eine Silbermedaille für „Bier Unser“, mein erstes Buch, das im März im Callwey Verlag erschienen ist. Diese GAD-Auszeichnung bedeutet: „besonders empfehlenswertes Buch über alle Kategorien hinweg“. In diesem Sinn, Prost!

GastRo 2023: „Tag des Bieres“ auf der Messe in Rostock

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Am Wochenende findet in Rostock die wohl größte Fachmesse für Hotellerie, Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung in Mecklenburg-Vorpommern statt: die 32. GastRo. Vom 22. bis 24.
Oktober 2023 wird die Hansestadt zum Treffpunkt für Branchenexperten und Unternehmer aus dem gesamten Nordosten Deutschlands. Am Montag, den 23. Oktober, wird im Rahmen der Messe der „Tag des Bieres” gefeiert – unterstützt von der Brauerei Budweiser Budvar und organisiert sowie moderiert von mir. Mit Interviews, Tastings, spannenden Vorträgen und Talkrunden zu aktuellen Themen soll das Ziel sein, Bier in all seiner Vielfalt wieder stärker in den Fokus der Gastronomie zu rücken. Ich würde mich freuen, wenn ihr vorbeischaut!

Lagerhaus München: Belebte Bierkultur

Dass in München eine neue Bier-Location öffnet, mag erst mal nichts Besonderes sein. Doch am 15. Juli sperrten Andreas Dünkel, Luis Seubert und Lucas Jochem, die bisher durch ihre Craftbier-Marke und ihren Taproom „True Brew“ bekannt waren, die Tür zum „Lagerhaus“ auf und präsentieren damit ein neues Konzept in der bayerischen Bierhauptstadt. Im belebten Untergiesing befindet sich jetzt eine Bar mit Vollküche, die von den Betreibern als eine Mischung aus tschechischer Trinkhalle, bayerischer Brasserie und 60er-Jahre Pilskneipe beschrieben wird. „Wir haben uns bewusst gegen True Brew 2.0 entschieden“, betont Andreas Dünkel“, „wir hatten Bock auf was Neues“.

So zeigt sich das Ambiente in dunklen Grüntönen mit gefliesten Wänden, gedimmtem Licht aus Vintage-Lampen und massiven Stehtischen aus Eichenholz. Hinzu kommt ein großer Außenbereich. Das Herzstück bildet die Bar, an der die Gäste auch bestellen und bezahlen. In der Mitte der Theke thront eine spezielle Zapfanlage für Lagerbiere mit fünf Schwenkhähnen. Diese besorgten sich die Münchner aus Tschechien, um damit einen feineren und stabileren Schaum zu erzielen. Dafür gab es sogar eine Zapfschulung für das Personal.

Wie der Name bereits vermuten lässt, dreht sich hier alles um Lagerbiere und deren Kultur. Braumeister Luis Seubert möchte sich im „Lagerhaus“ mit untergärigen Spezialitäten beweisen. So gibt es dort neben Hell, Dunkel und Pils auch saisonal wechselnde Spezialitäten wie Böhmisches Pilsner, Altfränkisch Spezial und alkoholfreies Pils. Um die Biere stilecht zu präsentieren, bekommt jeder Stil sein eigenes Glas. Das Personal zapft in Willibecher, Glaskrüge oder in die in Bayern fast vergessene Pilstulpe, zu der es für den Vintage-Kick noch ein Pilsdeckchen gibt.

Das „Lagerhaus“ soll zwar eine trinkbetonte Location sein, die aber auch vernünftige Speisen auf den Teller bringt. Auf der Karte stehen bayerische, fränkische und Tiroler Klassiker wie Brotzeit, Käsespätzle, Dunkelbiergulasch oder Bratwürste mit Sauerkraut. Bis zu den selbst eingelegten Essiggurken ist alles hausgemacht oder kommt von regionalen Produzenten.

Erschienen in fizzz 9/23.

Lagerhaus

Humboldstraße 20, 81543 München

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr

Barrique Brewing & Blending: Saure Highlights aus Nashville

Kaum ein Land ist so bekannt für seine Brauereidichte und der damit verbundenen Biervielfalt wie die USA. Keine Frage also, dass ich im Mai auf meiner Tour durch Tennessee und North Carolina in Dutzende Craft-Stätten und Taprooms eingekehrt bin. Zu den Highlights gehörte für mich etwa „Barrique Brewing & Blending“ in Nashville. Am Ostufer des Cumberland Rivers im Stadtteil East Bank gelegen, zeigt sich die Location in coolem Look, bestückt mit etlichen Holzfässern. Gründer Joel Stickrod spezialisierte sich mit seinem Team auf Fassreifung, insbesondere mit Wild- und Sauerbieren. Schon vor Ort war ich begeistert von den Suden und habe mir auch ein paar mit nach Hause genommen.

Gestern habe ich mit meiner Familie dann mal das „Barrique Wet Hop Strata“ aufgemacht. Dabei handelt es sich um ein Blonde Sour mit sechs Prozent Alkohol. Im Glas zeigt es sich in einem attraktivem Honiggold mit einem beigefarbenen, feinporigen Schaum, der sich aber relativ schnell auflöst. Schon in der Nase zeigt sich das Sauerbier spannend und komplex. Das Bukett betört durch animalische Anklänge von Brettanomyces und fruchtige Noten von Stachelbeere, Erdbeere, Zitrus und Maracuja. Auf der Zunge breitet sich eine deutliche, aber runde Säure aus, während sich auch im Geschmack neben den Brettnoten vielfältige fruchtige Aromen sowie ein Hauch Vanille, holzige Anklänge und ein Touch Cannabis vom Strata-Hopfen präsentieren. Im Finish ist das Blonde Sour unerwartet beerig und knochentrocken.

Fazit: Wow, was für ein komplexes und absolut stimmiges Bier. Eine spannende Mischung aus harmonischer Säure, Reifungs- und Holznoten sowie dem eingesetzten Hopfen. Bin schon auf die zweite Flasche gespannt, die noch im Kühlschrank wartet. Dabei geht es auch um ein Sour Ale, das mit frischem Amarillo sowie Koriander und Orange gebraut ist.

Meldung: Warsteiner beteiligt sich an Bierothek

Haus Cramer Gruppe beteiligt sich an Bamberger Bierspezialitätenhändler Bierothek. So gewinnt das fränkische Unternehmen einen strategischen Partner für die weitere Unternehmensentwicklung. Dabei liegt der weitere Ausbau des digitalen Online-Marktplatzes zum grenzüberschreitenden Direktvertrieb im Fokus des gemeinsamen Interesses. „Wir haben sehr ambitionierte Ziele hinsichtlich des Ausbaus unseres digitalen Geschäfts in Europa“, erklärt Bierothek-Gründer Christian Klemenz die Hintergründe zur Beteiligung der Haus Cramer Gruppe. „Wir haben bereits den grenzüberschreitenden Direktvertrieb von alkoholhaltigem Bier rechtssicher möglich gemacht und wollen nun dieses neuartige Vertriebsmodell im großen Stil ausrollen.“

Helmut Hörz, Vorsitzende der Geschäftsführung sowie CEO & CFO der Haus Cramer Gruppe ergänzt: „Die Bierothek ist dabei, mit einer technisch anspruchsvollen Lösung für Brauereien neue Vertriebswege zum Endkunden zu ermöglichen.“ Diese Entwicklung würde das Warsteiner Unternehmen unterstützen, da sie sich mit langfristigen Zielen des eigenen Hauses decken und sich Synergien mit dem Portfolio ergeben würden.

Ernteschätzung: Hopfenjahr wieder unterdurchschnittlich

Gerade gab der Verband Deutscher Hopfenpflanzer bekannt, dass auch in diesem Jahr die Ernte unterdurchschnittlich ausfällt. Schuld daran sei wieder die lange Trockenperiode im Sommer. Der Regen konnte aber wenigstens die Hopfendolden, die bereits im Wuchs waren, ordentlich entwickeln. Die offizielle Hopfenernteschätzung im Anbaugebiet Hallertau fand am 22. und 23. August statt.

Hier die Zahlen: Auf einer Gesamtanbaufläche von 17.129 Hektar wurde ein Ertrag von 35.250 Tonnen geschätzt. In Tettnang werden 2.360 Tonnen, in Elbe-Saale 2.928 Tonnen sowie in Spalt 550 Tonnen erwartet. Im Anbaugebiet Bitburg beläuft sich die geschätzte Erntemenge für 2023 auf 22 Tonnen. Dies ergibt eine Gesamtmenge von 41.110 Tonnen für das Bundesgebiet, und liegt damit etwa 20 Prozent über der historisch niedrigen Erntemenge 2022. Erste Voruntersuchungen zu den Alphagehalten im Hopfen 2023 deuten auch auf leicht unterdurchschnittliche Werte hin. Genauere Angaben sind aufgrund des zu erwartenden späten Erntezeitraumes derzeit noch nicht möglich.

Zudem ist für den Verband Deutscher Hopfenpflanzer eine Anpassung der Anbausysteme nötig. Die weltweite Hopfenproduktion zeige, dass trockentolerante Sorten in Verbindung mit Bewässerung der globale Standard im Hopfenbau sind und Deutschland hier aufholen müsse. Die Züchtung neuer Sorten und der gleichzeitige massive Ausbau der Hopfenbewässerung müsse mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit vorangetrieben werden.

Genussevent: Spannendes Bier- und Käseerlebnis in Neugiesing

Bier und Käse haben mehr gemein, als die meisten Leute denken. Beide gehören sie nicht nur zu den ältesten Lebensmitteln der Welt. Sie passen in richtigen Kombinationen sogar auch sehr gut zusammen. Aber wie werden die beiden Produkte überhaupt hergestellt, worin unterscheiden sich die verschiedenen Sorten und wie verkostet man eigentlich die beiden Genussmittel? Genau um diese Themen drehte sich vergangene Woche die Verkostung beim Giesinger Bräu im Werk 2.

Durch den Abend leiteten Basti und Sebi vom Giesinger Bräu sowie Franz und Sebastian von der Münchner Käse Manufaktur. Beide Unternehmen verbindet, dass sie ihren Traum durch diverse Crowdfunding-Aktion verwirklichen konnten. Zudem spielt ein Standort in der bayerischen Hauptstadt für die Macher eine bedeutende Rolle. Giesinger Bräu hat es durch den eigenen Brunnen bereits geschafft. Doch auch die Käsemanufaktur eröffnet gegen Ende des Jahres ihre eigene Produktionsstätte in der Prinzregentenstraße und gilt dann als einzige ihrer Art in München. Aktuell produzieren die Jungunternehmer noch in kleinen Mengen in Landsberg, sodass für das Tasting auch drei Sorten von geschätzten Käsekollegen aus der Schweiz mit ins Spiel kamen.

Los ging’s mit dem „Mühlistein“ aus der Schweiz – ein junger Schnittkäse aus Rohmilch mit gräulicher Rinde, cremigem Kern, goldgelbem Teig und Bruchlöchern. Das Aroma zeigte sich mild-säuerlich. Dazu reichte das Giesinger-Team das Helle. Die Süße des Bieres und die Cremigkeit des Käses sowie die sanfte Herbe des Hellen und die Würzigkeit vom Mühlistein harmonisierten unaufdringlich miteinander. Guter Start!

Weiter ging es mit dem bananigen-nelkenartigem Weißbier und dem „Oiden Topfen“ von der Münchner Manufaktur. Bei diesem Milchprodukt geht es um einen gereiften Frischkäse, der etwa vier Wochen alt war. Der erste Eindruck in Kombination erschien lieblich-süßlich, bis die Kohlensäure den Käseschmelz von der Zunge spülte und sich ein langes, aromatisches Finish eröffnete. Passt!

Als nächstes paarten die Bier- und Käseprofis die „Giesinger Erhellung“ und den „Fetten Ludwig“. Beide Produkte haben etwas gemein: sie waren jeweils die ersten der Unternehmen. Der Ludwig ist ein zwei Monate alter Weichkäse mit Camembert-Schimmel, der sich cremig, salzig und würzig zeigte. In Vermählung dringt eine deutliche Süße durch, die an Honig erinnert, bis sich eine angenehme Würze zeigt. Spannende Kombi!

Das nächste Pairing drehte sich um das würzige Märzen und einen Gruyère aus der Schweiz. Der Käse ist 20 Monate gereift, elfenbeinfarben und mit Salzkristallen bestückt. Hier präsentierten sich in Verbindung erst karamellartige, süßliche Noten, bis dann etwas Nussiges zum Vorschein kommt. Der Käse steht etwas im Vordergrund.

Zum Abschluss kamen noch zwei Kombinationen, bei denen einige Teilnehmer schon etwas überfordert waren. Das „Lemondrop Triple“ wurde zum „Isarbatzi“ gereicht, also ein 7,5-prozentig, belgisch-angehauchtes Bier mit Lemondrop-Hopfen zu einem acht Wochen gereiftem Weichkäse aus Rohmilch. Hier trafen zwei aromastarke Produkte aufeinander, die zitrusartige Noten vom Hopfen und eine leichte Alkoholschärfe des Bieres und dann eine cremig-würzige, umamiartige, sehr intensive Melange vorlegten. Gefiel mir.

Beim letzten Paar handelte es sich um einen intensiven Schweizer Blauschimmelkäse und den dunklen Bock „Innovator“ vom Giesinger. Die Kombination war nichts für schwache Geschmacksknospen. Sie war sehr intensiv, cremig, pikant, würzig, süßlich mit Umami-Flair. Sehr spannend, aber hier hätte der Käse tatsächlich ein noch kräftigeres Bier vertragen können.

Fazit: Das war ein echt tolles Bier- und Käse-Tasting – ich stehe einfach auf sowas. Sowohl die Brauer als auch die Käsemacher nahmen die Teilnehmer an die Hand und ließen sie in das jeweilige Handwerk eintauchen. Alle Kombinationen waren gut erklärt und zum Teil sicherlich nichts für Jedermann. Aber das macht solche Degustationen aus. Sensorik ist nun mal sehr individuell – zum Glück. Das nächste Tasting kommt bestimmt!