Zu meinem Buch-Release im März schenkte mir Enzo Frauenschuh von FrauGruber aus dem bayerischen Gundelfingen zwei ganz besondere, fassgereifte Biere. Eines davon war das „Voodoo Priest“, dass ich am Pfingstwochenende mit meiner Familie aufmachte. Dabei handelt es sich um ein Imperial Stout, das 17 Monate in Cherry Brandy-Fässern schlummerte. Das Schwergewicht legt 13,8 Umdrehungen vor.
Beim Einschenken fließt das Imperial Stout nachtschwarz und fast schon ölig ins Glas. Getoppt ist die dunkle Priester-Schönheit von einem mokkafarbigen, feinporigen und stabilen Schaum. Der Duft präsentiert eine Wundertüte an Aromen. In die Nase strömen Noten von Schokolade, Amarena-Kirsche, Vanille, Dörrpflaume, Zimt und Toffee. Auf der Zunge breitet sich ein cremig-weiches Mundgefühl mit einer sanften Süße aus, während sich schmeichelnde Aromen von Schokolade, Portwein, Cherry Brandy, Karamell, Toffee, Kirsche, Dörrpflaume und Vanille ausbreiten. Hinzu kommt ein dezenter Holzton. Im Finish bleiben die Aromen mit einer zurückhaltenden Herbe noch lange zurück.
Fazit: Wow, was für ein Bier! Das kräftige Imperial Stout zeigt sich komplex mit einem absolut harmonischen Aromaspiel. Und: Trotz des hohen Alkoholgehalts, erschlägt das Bier einen nicht. Der perfekte Digestif zum Teilen. Freue mich schon auf die andere Spezialität.
Wer mehr über FrauGruber, deren Philosophie und Biere wissen möchte, kann gern mal in „Bier Unser“ reinschauen.
Internationale Bierwettbewerbe sind für mich immer wieder ein Highlight – vor allem, wenn sie in Ländern stattfinden, in denen ich noch nie war. So reiste ich Mitte April nach Kapstadt, um als Jurymitglied und Table Captain beim „African Beer Cup“ mitzuwirken. Die Jury bestand aus 52 Männern und Frauen aus 16 verschiedenen Ländern rund um den Globus. Insgesamt verkosteten wir 230 Biere aus 20 afrikanischen Ländern. Das spannende war, dass neben den Klassikern wie International Lagers, Blond Ales und India Pale Ales in all ihren Spielarten auch Münchner Helles, Weißbiere, Tropical Stouts und Dunkles eingereicht wurden, wovon die besten Brauer Gold absahnten. In der speziellen Kategorie „Best of Show“ wurde das „Barrel Aged Sour“ von Richmond Hill Brewing Co. aus Südafrika zum Champion gekürt. Die gesamte Siegerliste gibt es hier.
Neben dem Verkosten standen auch einige Ausflüge zu Brauereien und Taprooms an. So waren wir am ersten Tag im „Spinal Tap“ im Stadtteil Woodstook. Die Macher der Location zapfen eine kleine, aber feine Bierauswahl von lokalen Brauereien wie 400 Brewing Co., Woodstock Brewing und Shackelton Brewing. Bei letzterem kehrten wir zu einem Abendevent ein, bei dem es neben süffigen Kölsch, Pale Ale und IPA traditionelles afrikanisches Essen wie Hühner- und Schweinefüße sowie Chakalaka und Ugali gab. Dabei handelt es sich um einen hartgekochten Getreidebrei aus Maismehl. Zum Probieren hatte ein heimischer Judge „Chibuku“ dabei – ein Bier aus Sorghum-Getreide, das auf den traditionellen hausgemachten afrikanischen Bieren von „Umqombothi“ basiert. Schmeckt säuerlich-getreideartig und zeigt sich in einer cremigen Konsistenz. Interessant, wird aber wohl nicht mein Lieblingsbier.
Eine weitere tolle Brauerei versteckt sich in einem Hinterhof in Woodstock, dem neuen Szeneviertel von Kapstadt. „Beerworks at the Yard“ nennt sich die Braustätte, in der der Chef sogar die Maiskolben für das Grillfest im Braukessel kocht. Nicht fehlen dürfen ein paar Biere mit Tacos bei „Jack Black Brewing Co.“ und eine Einkehr im „Banana Jam Café“ von „Afro Caribbean Brewing Company“. Wer es scharf mag, sollte hier zu den verschiedenen Suden wie Brown Ale, Belgian Triple, German Pilsner, Pale Ales sowie IPAs mal die Grilled Bacon Poppers oder Pulled Porc Tacos probieren. Veggie-Gerichte gibt es übrigens auch.
Und wer einen Trip ins Umland von Kapstadt plant, sollte „Charlie’s Garage Craft Brewing & Taproom“ mit vielfältiger Bierauswahl am Long Beach nicht missen. Zu den Highlights gehörte für mich zudem der Besuch bei der „Aegir Brewery“ in Noordhoek, die ein einzigartiges Ambiente mit Blick aufs Meer bietet. Die Bierkarte reicht von verschiedenen Pale Ales, NEIPAs, Porters sowie fassgereiften Spezialitäten und lässt das Herz von Bierfans höherschlagen. Tipp: Die Location ist nicht weit von der Küste entfernt, wo sich haufenweise Pinguine tummeln.
Fazit: Ich bin immer noch begeistert von dieser Reise! Zwar gilt Kapstadt nicht unbedingt als die sicherste Stadt der Welt, aber die südafrikanische Metropole hat so viel in Sachen Kreativbier zu bieten, dass sich eine Reise für Beer-Geeks absolut lohnt. Überall findet man coole Brauereien mit sympathischen Machern und Macherinnen sowie gemütliche Tap-Rooms mit einer grandiosen Bier-Vielfalt und tollem Essen.
Dr. Werner Gloßner, Geschäftsführer Doemens, und Christian Wolf, Mitglied der Geschäftsleitung Meininger Verlag, im Interview über die Hintergründe der Finest Beer Selection, den Ablauf des neuen Verkostungsformates und die Unterschiede zu üblichen Bierwettbewerben.
Doemens und der Meininger Verlag haben mit der „Finest Beer Selection“ ein neues Verkostungsformat ins Leben gerufen. Was hat es mit der Kooperation auf sich?
Wolf: „Finest Beer Selection powered by Meininer Verlag & Doemens“ – eine bessere Konstellation kann man sich nicht vorstellen! Hier treffen sich zwei absolute Experten mit jahrelanger Erfahrung in der sensorischen Analyse und Bewertung von Bieren. Unser Meininger Verlag hat u.a. von 2014 bis 2022 den „Meininger’s International Craft Beer Award“ organisiert. Doemens ist seit 2004 die führende Institution in der nationalen und internationalen Ausbildung zum Biersommelier und bringt eine 20-jährige Erfahrung in der Organisation großer Bierverkostungen mit. Dieses Know-how zu bündeln und gewinnbringend in das neue Qualitätsformat „Finest Beer Selection“ umzusetzen, ist aus meiner Sicht ein riesiger, unschätzbarer Vorteil für alle Beteiligten.
Dr. Gloßner: Es ist tatsächlich ein Perfect Match, die beiden Unternehmen ergänzen sich mit ihrem fachlichen und auch technischen Background ideal. Der Meininger Verlag und die Doemens Akademie verfügen zudem über zahlreiche Medienkanäle, um die Ergebnisse der Finest Beer Selection einer breiten Öffentlichkeit nahezubringen. Weiterhin können beide Unternehmen auf ein weltweites Netzwerk zurückgreifen!
Welche Akzente sollen mit dem neuen Format gesetzt werden und wie unterscheidet sich die „Finest Beer Selection“ von anderen internationalen Bierwettbewerben?
Dr. Gloßner: Im Unterschied zu üblichen Bier-Wettbewerben handelt es sich bei der Finest Beer Selection nicht um eine Competition, bei der je Kategorie Biere mit anderen Bieren verglichen werden. Es geht also nicht um einen Rankingvergleich von Bieren, die zufällig gleichzeitig am selben Verkostungstisch stehen. Das Konzept versteht sich vielmehr als sensorische Exzellenzprüfung und dient den Brauereien als Qualitätskompass ihrer Biere.
Wolf: Jedes Bier wird individuell aromatisch analysiert und auf Basis eines transparenten 100‐Punkte‐Schemas bewertet. Dieser Finest Beer Score ist zentrales Element des Formats. Nur die besten Biere eines Jahres mit einem Finest Beer Score von 90 oder mehr Punkten schaffen es in den exklusiven Kreis der Finest Beer Selection und erhalten ein entsprechendes Siegel mit ihrer Punktzahl, mit dem sie beispielsweise auf ihrer Flasche werben dürfen.
Das erinnert an Bewertungen aus dem Weinbereich…
Wolf: Genau, das 100-Punkte-Schema und die Kommunikation des Scores auf der Flasche sind im Weinbereich international anerkannt und bewährt, erfolgreich eingesetzt wird dies beispielsweise in Form von „Parker-Punkten“. Die Wiedererkennbarkeit des Siegels der Finest Beer Selection ist ebenfalls sehr hoch. So wird sich die Finest Beer Selection als neues, verlässliches Qualitätssiegel für Brauereien, den Handel, die Gastronomie und für alle Bier-Konsumenten etablieren.
Stichwort „Qualitätssiegel“. Es gibt Stimmen in der Branche, die einen Vergleich zum DLG-Qualitätssiegel ziehen…
Dr. Gloßner: Die beiden Ansätze sind nicht zu vergleichen. Bei der DLG-Prüfung geht es darum, einwandfreie, sprich fehlerfreie Qualität, vorweisen zu können, inklusive Laboranalysen, Deklarationskontrolle und Einzelprüfverfahren nach wissenschaftlichen Anforderungen. Zentraler Punkt der Finest Beer Selection ist die individuelle sensorische Bewertung der Biere durch ein geschultes Verkostungsgremium. Diese Bewertung geht auf jedes einzelne Bier individuell ein mit einem unabhängig ermittelten sensorischen Qualitätsstandard.
Wolf: Mit einer Mindestpunktzahl von 90 Punkten haben wir die „Qualitäts-Latte“ sehr hochgehängt. Zum Vergleich: Bei Weinverkostungen wird zumeist bereits ab 85 Punkten oder sogar darunter veröffentlicht. Wir stellen also höchste Ansprüche an die Biere, nur die Besten eines Jahres schaffen es in den exklusiven Kreis der Finest Beer Selection.
Welche Vorteile haben die Brauereien zudem von einer Teilnahme?
Dr. Gloßner: Zunächst einmal erhalten die Brauereien ein professionelles, unabhängiges Feedback auf ihre Biere durch eine international besetzte Bierexpertenjury. Und dieses Feedback beschränkt sich nicht auf den Finest Beer Score, also die Bewertung in Form einer Punktzahl. Im Zuge der Verkostung erstellt die Jury für jedes Bier eine aromatische Beschreibung in Form eines Spinnennetzdiagramms, das Finest Beer Profile. Nicht zuletzt fertigen wir für jedes eingereichte Bier ein professionelles, hochaufgelöstes Foto an. Finest Beer Profile, Finest Beer Score sowie das Produktbild sind Bestandteil der Ergebnismittelung. Im Fall einer Aufnahme in die Finest Beer Selection erhalten die Brauereien für ihre siegreichen Biere zudem das Siegel samt Punktzahl, das sie frei verwenden können.
Wolf: Ein weiterer, wichtiger Benefit unseres Formats ist die Publikation der siegreichen Biere. Diese werden reichweitenstark über die eigene Website, die weltweiten Kommunikationskanäle von Doemens sowie die Meininger Publikationen präsentiert. Über die Getränkefachpublikationen des Meininger Verlags werden insbesondere die wichtigen B2B-Kanäle Getränkehandel, Gastronomie, Sommeliers und die Bar-Branche gezielt angesprochen.
Die „Finest Beer Selection“ verzichtet auf spezielle Bierstil-Guidelines. Wie genau sollen dann die Verkostungen ablaufen?
Dr. Gloßner: Wir schaffen nicht die Bierstile an sich ab, sondern befreien uns, oder besser gesagt die Brauereien und die Jury nur von dem engen Korsett, das die meisten Guidelines bei Bierwettbewerben mit ihren aromatischen Festlegungen und fixen Werten für Farbe, Bitterwerte, Stammwürze bzw. Alkoholgehalt oftmals vorgeben. Wir sind sicher, dass diese Vorgehensweise einer unvoreingenommenen, auf die Bierqualität fokussierten Verkostung absolut entgegenkommt.
Wolf: In der Praxis sieht das dann so aus: Die Brauereien melden ihr Bier einfach so an, wie sie es selbst einschätzen. Wenn sie meinen, einen hellen Bock gebraut zu haben, melden sie das Bier als solchen an. Oder als Witbier, oder als Double IPA oder, oder, oder. Es gibt weit über 100 Bierstile zur Auswahl. Wenn das Bier keinem der zur Auswahl stehenden Bierstile entspricht, es sich beispielsweise um ein kreatives Brauexperiment handelt, haben die Brauereien die Möglichkeit, ihr Bier individuell unter Angabe der wesentlichen Informationen anzumelden.
Und die Verkoster – wie bewertet die Jury dann die Biere?
Dr. Gloßner: Der von der Brauerei ausgewählte Bierstil bzw. die individuellen Informationen dienen als sensorischer Anhaltspunkt für die Verkoster. Auf Basis dieser Information, gepaart mit der hohen Fachexpertise der einzelnen Verkoster, beschreibt und bewertet die Finest Beer Expert Jury die Biere. Kurz gesagt: Statt sich an Styleguides klammern zu müssen, werden die Biere durch die Erfahrungsexpertise und den Verkostungshorizont bewertet.
Nach welchen Faktoren werden die Juroren ausgewählt?
Dr. Gloßner: Sowohl der Meininger Verlag als auch Doemens verfügen durch die langjährige Organisation verschiedener Bierwettbewerbe über eine Vielzahl an Verkosterkontakten, von denen wir wissen, dass sie ein ausgeprägtes Know-how über die weltweite Bierlandschaft mitbringen. Diese hohe Fachexpertise und Erfahrung sind entscheidend für eine Jury-Einladung zur Finest Beer Selection.
Wolf: Wichtig ist uns, dass die Verkoster vor Ort geschult werden, damit sie nicht nur ihr hohes Level in der Verkostungspraxis einbringen, sondern dass sie auch die Systematik der Finest Beer Selection verstehen und erfolgreich umsetzen können. Auch in diesem Punkt bringen der Meininger Verlag und Doemens eine umfangreiche, vielseitige und langjährige Expertise mit.
Ab wann können Brauereien ihre Biere anmelden?
Dr. Gloßner: Die Anmeldung ist seit Ende April freigeschaltet. Alle Informationen und den direkten Link zur Bier-Anmeldung findet man unter finest-beer-selection.com.
in den kommenden Wochen stehen ein paar spannende Events an. Vielleicht habt ihr ja Zeit und Lust vorbeizukommen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen mit euch das ein oder andere Bier zu verkosten.
„Bier Unser“ in Berlin
Am Montag, den 24. April, bin ich bei der Brauerei Lemke in Berlin, um mein Buch „Bier Unser“ vorzustellen, mit Oli Lemke zu quatschen und mit euch Bier zu trinken – wenn ihr wollt.
Am Dienstag, den 25. April, geht’s weiter in Berlin bei ÜberQuell. Dort stelle ich euch mein Buch vor, spreche mit Axel Ohm über die Bierszene und es gibt tolle Biere von FrauGruber, Schneeeule, Orca Brau etc. zum Verkosten. Eintritt frei!
Blindverkostung mit Max Marner im Beyond Beer in Hamburg
Am Mittwoch, den 26. April, geht die Verkostungsserie „Blindverkostung mit Mareike und Max“ in eine neue Runde. Wollt ihr mit uns eure Geschmacksnerven testen? Wir verkosten live im Beyond Beer einige Biere blind. Hier gibt’s das Paket zum Mitmachen für zuhause.
„Bier Unser“ in Stuttgart auf dem Craft Beer Festival
Bierbrauen im Schweinestall, die wilden Hunde von Mauritius und die Stories der begabtesten deutschen Quereinsteiger: Ihr wollt wissen, hinter wem sich solch ungewöhnlichen Erzählungen verstecken, welche Biere die Macher brauen und vor allem, wie sie schmecken? Das und vieles mehr erfahrt ihr beim Tasting am 29. April in Stuttgart.
am 24. April komme ich nach Berlin und möchte ich euch gern mein Buch „Bier Unser“ vorstellen. Habt ihr Lust und Zeit einen tollen Abend bei spannenden Bieren mit mir zu verbringen? Oliver Lemke von der Brauerei Lemke ist auch dabei. Im Gespräch erzählen wir euch etwas über die Leidenschaft zum Bier, Kuriositäten im Braukosmos und verraten echte Biergeheimnisse. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr vorbei kommt und wir mit der ein oder anderen Spezialität anstoßen.
Da ist nun das Ding! Seit ein paar Tagen darf ich die erste Ausgabe meines eigenen Buches in den Händen halten. Nach mehreren Monaten harter Arbeit, vielen Gesprächen und zahlreichen Reisen zu den Protagonisten, ist es nun so weit. „Bier Unser“ kommt am 20. März offiziell auf den Markt – und ich bin total gespannt, wie es ankommt. Immer wieder hatte ich in den vergangenen Jahren diverse Anfragen von renommierten Verlagen, die ich aber wegen Zeitmangel und anderer Projekte ablehnen musste. Als dann im Sommer vergangenen Jahres der Callwey Verlag bei mir anfragte, ob ich nicht Lust hätte, ein Bier-Buch zu schreiben, war ich dann endlich reif für eine solche Herausforderung .
Bei „Bier Unser“ handelt es sich um ein unterhaltsames Lifestyle-Werk, das zwar am Rande auch Wissen über unser Lieblingsgetränk vermittelt, aber vor allem die kreativen Helden mit ihren Geschichten in den Vordergrund stellt. Für mich war es extrem schwer, nur zwanzig spannende Brauer zwischen zwei Buchdeckel zu pressen. So entschied ich mich für eine Mischung aus traditionellen, innovativen und ungewöhnlichen Brauereien. Dabei war mir wichtig, dass alle Macher eine eigene Brauerei besitzen sowie individuelle und spannende Geschichten zu erzählen haben und ganz besondere Biere produzieren. Fast jede Braustätte hat mir auch ein Rezept zum Nachbrauen verraten. Zu viel möchte ich aber noch gar nicht verraten.
Sorry nochmals an all die tollen Brauer im Lande, die es diesmal nicht in das Buch geschafft haben. Bestellen kann man das Werk bereits jetzt bei den gängigen Portalen wie Amazon, ebooks.de, Hugendubel etc. Ich freue mich über euer Feedback.
Benedikt Schuhbauer (links) und Team Weihenstephan: Matthias Ebner (zweiter von links), Susanne Hönig und Brauereidirektor Josef Schrädler
Spannende Foodpairing-Events gibt es hierzulande leider viel zu selten. Umso mehr freute ich mich über die Einladung vom Schuhbauers am Dom in Freising zum Kickoff des „Beer & Dine“ – ein 5-Gänge-Menü in Kooperation und somit auch mit Bierbegleitung von der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan. „Speisen in Kombination mit Wein kennen die Leute“, sagt Markenbotschafter Matthias Ebner von der Brauerei, „aber Foodpairing mit Bier ist eigentlich noch viel interessanter, weil wir zwei Facetten haben, die der Wein nicht mitbringt: Kohlensäure und Bittere.“
Für das erste prickelnde Erlebnis wurde als Aperitif ein feinherber „Holled’Auer Hopfen-Secco“ aus der Hallertau gereicht. Nach der offiziellen Begrüßung durch Restaurantchef Benedikt Schuhbauer und Matthias Ebner ging es an den ersten Gang: Gebeizter Saibling mit Mango, Kokos und Passionsfrucht. Dazu gab es ein Hefeweißbier, das mit seinen bananigen Noten und dem vollmundigen Körper besonders mit den fruchtigen Aromen und der Kokosnuss punktete.
Als nächstes wurde geräucherter Aal mit schwarzem Rettich, Dunkelbier Miso Mayo und Senfkaviar serviert. Zugegeben, hatte ich vor diesem Gang etwas Respekt, da Aal nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfischen gehört. Dazu gab es das Weihenstephaner „Tradition“. Was hier bei mir im Mund passierte, war wirklich spannend. Die Kombination aus dem geräucherten Fisch mit den sanft röstigen Noten des Bayerisch Dunkel erwecken den Anschein, ein Rauchbier zu trinken.
Weiter ging es mit dem lackierten Schweinebauch mit Risotto und Blumenkohl. Als Pairing kam das Kellerbier – also eine eher traditionelle Begleitung. Das Besondere an dem Gericht war für mich, dass der Reis mit Pils gekocht wurde. Eine kleine Herausforderung für den Koch. „Es ist gar nicht so einfach mit Bier zu kochen, weil die Bittere immer mitspielt und harmonisch eingebunden werden sollte“, betont Benedikt Schuhbauer. In dem Fall ist es ihm super gelungen.
Im Restaurant wird auch viel Wert auf Regionalität gelegt. So gab es zweierlei vom Freisinger Land-Rind mit Karotte, Whisky sowie Röstzwiebel und dazu – passende zur Starkbierzeit – den dunklen Doppelbock namens „Korbinian“. Hier harmonierten vor allem die röstigen Noten vom Fleisch und den Röstzwiebeln mit denen vom Bier und dem Hauch Whisky in der Sauce.
Mal was ganz anderes war das Weißbiersorbet. Denn: Es wurde in einem Tumbler-Glas gebracht und am Tisch mit dem Vitus-Weizenbock aufgegossen. Auf der Zunge prickelte es, bis die Aromen vom Bock und dem Sorbet einen schmeichelnden Schmelz mit den Bananennoten ergaben. Den Abschluss machte eine Mascarpone Creme mit Karamell und Banane. Dazu wurde noch mal der Weizenbock gereicht. Deftig lecker.
Fazit: Das war ein echtes Erlebnis! Für mich ist die Erfahrung immer wieder spannend, wie hervorragend Bier mit feinster Küche zusammen passt. Klar, Sensorik ist sehr individuell und jeder mag andere Kombinationen, aber bei so einem Menü sind sicherlich für jeden ein paar Gaumenschmeichler dabei – auch Nicht-Biertrinker können dabei echte Geschmacksexplosionen erleben.
Tipp: „Beer & Dine“ kann bis 8. April im Schuhbauers am Dom gebucht werden. Gibt’s auch als Veggie-Variante.
Oliver Lemke ist mit seiner gleichnamigen Brauerei bekannt für Innovationen und auch für seine fassgereiften Biere. So entwickelte er mit seinem Team den ersten „Berlin Barrel Summit“, bei dem sich alles rund ums Thema Barrel Aging drehte. Inspiriert wurde er von Firestone Walker Brewing aus Paso Robles in Kalifornien, die jedes Jahr ein Bierfest namens „From the Barrel“ veranstalten. Lemke war 2014 dort und überrascht von der Vielfalt und Beliebtheit der fassgereiften Biere. Das „Parabola“ von Firestone Walker bezeichnet er als seinen Augenöffner. „Barrel Aging ist eine echt herausfordernde Sache“, sagt Lemke“, „jedes Fass ist anders und das macht es so interessant“.
Um diese Besonderheit auch in Deutschland zu zeigen, fand vergangenen Freitag der „Barrel Summit“ in der Lemke Biermeisterei in der Hauptstadt statt. Dass die insgesamt 200 angebotenen Tickets bereits vor dem Jahreswechsel ausverkauft waren, beweist das Interesse am Thema. Doch bevor es ans Verkosten und ans BBQ-Buffet ging, standen renommierte Redner auf der Bühne, die Vorträge rund um die Fassreifung hielten. Dabei ging es aber nicht nur ums Bier. Mit dabei der kulinarische Journalist Peter Eichhorn, Bier- und Edelbrandsommelier Markus Raupach sowie Dirk Becker von Spirit of Rum, Bastian Heuser von Stork Whiskey und Lisa Richter von der Berliner Kaffeerösterei, die einen Versuch mit Kaffeebohnen in Fässern präsentierte.
Highlights des Abends waren wohl die fassgereiften Spezialitäten aus dem Hause Lemke. Darunter etwa Imperial Stout oder Barley Wine aus Rye Whiskey-Fässern sowie Berliner Weiße, die auf Holz reift oder aber das Barley Wine Barrel, aus dem der Braumeister mit der Glas-Pipette „zapfte“. Spannend waren auch die drei Sude, die am Stand von Dirk Becker angeboten wurden. Er ist Inhaber des Rum-Ladens „Spirit of Rum“. Becker holte sich die Biere von Lemke und wagte eigene Versuche mit verschiedenen Fässern. So etwa ein Imperial IPA, gereift im Fiji-Rumfass, das Noten von tropischen Früchten, Kokosnuss und Vanille vorlegt. Hinzu kam eine Waldmeister Weiße, die im Cudjoe-Rumfass aus Ghana schlummerte, der im Jamaican Cask gefinished wurde und ein sehr komplexes Aromaspiel präsentierte. Zu guter Letzt legte er die Berliner Weiße „Luise“ in „Gardel 1983 Rum Casks“. Das Ergebnis zeigt sanft rauchige Aromen.
Fazit: Ein echt tolles Event, das die Vielfalt, Komplexität und unbegrenzte Möglichkeiten von fassgereiften Spezialitäten zeigte. Der „Barrel Summit“ birgt viel Potential, um ihn im kommenden Jahr vielleicht sogar mit ein paar weiteren Brauereien zu erweitern. Ich freu mich jedenfalls jetzt schon drauf.
heute gibt’s mal wieder was zu feiern: feinerhopfen.com wird heute zehn Jahre alt. Unglaublich eigentlich, wenn ich zurückdenke, dass ich vor rund elf Jahren eigentlich kaum Bier trank. Es hat mir nicht wirklich geschmeckt. Als ich dann durch Zufall an amerikanische Pale Ales kam und in der Journalistenschule ankündigte, dass ich meinen Blog über Bier schreiben möchte, starten mich verwirrte Augen an. „Über Bier? Als Frau?“ Klar, warum denn nicht? Nach gewisser Vorbereitung gingen die ersten Beiträge am 3. Februar 2013 über „Edelbiere“ online, wie man die neuartigen Sude damals noch bezeichnete.
Es gibt nicht viele Biere, die man nach zehn Jahren noch genießen kann. Auch für einen Craftbier-Blog ist das eine lange Zeit, in der ich alle Höhen und Tiefen der Braubranche durchlebt habe. Anfangs war alles noch so ungeheuer spannend. Es herrschte eine ungebremste Dynamik: die ganzen neuen Biere, viele motivierte Kreativbrauer, Festivals, Tastings, Taprooms und eine wachsende Craft-Gemeinde, die sich für Stile, Rohstoffe und die Macher begeisterte. So etwas gab es vorher nicht. In dieser Zeit tauchten auch hierzulande einige Bierblogs auf, die aber fast allesamt nach kurzer Zeit wieder verschwanden.
Angesteckt vom Biervirus entwickelte und bildete ich mich permanent weiter. Ich besuchte Braukurse, sprach mit Brauern, absolvierte die Ausbildungen zur sensorischen Sachverständigen für Bier, zur Biersommelière und zum Certified Member of the Insitute of Masters of Beer. Zudem saß ich in der Jury vieler toller Bierawards rund um den Globus – in Brasilien, Belgien, Finnland, Italien, und Österreich. Ich war immer dabei. 2017 wurde ich bei den Beerkeeper-Awards in Salzburg zur besten Bierjournalistin ausgezeichnet. 2021 gewann ich die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers und im Jahr drauf wurde ich als einzige Frau im Finale die beste Biersommelière der Welt.
Und jetzt? Auf der Suche nach ungewöhnlichen Suden und Kulturen reise ich noch immer voller Freude um die halbe Welt, habe im letzten Jahr sogar auf Feuerland die südlichsten Taprooms der Welt besucht. Noch immer unterstütze ich auf meinen Kanälen oder bei Tastings vor allem die hiesigen Crafties und versuche weiterhin den Markt hierzulande voranzutreiben. Das mache ich alles, ohne auch nur einen Cent dafür zu bekommen.
Doch die aktuelle Situation mit Pandemie, Energiekrise, Inflation und Ukraine-Krieg hat auch bei mir ihre Spuren hinterlassen. Als freiberufliche Journalistin musste ich glücklicherweise bisher nie jammern, das will ich auch jetzt nicht. Dennoch ist es schade, als Teil der Craftbier-Bewegung, die ich mit feinerhopfen.com von Anfang an mitbegleitet habe, zu erleben, dass von den meisten Brauern nur wenig zurückkommt – auch wenn es nur mal ein Danke ist. Das war auch der Grund, warum ich bereits mit dem Gedanken spielte, meinen Blog aufzugeben und schon vor einigen Monaten die Beiträge auf meinem Blog reduzierte.
Nach zehn Jahren voller Euphorie, mit tollen Bieren und fantastischen Menschen, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass die Szene endlich wieder einen Aufschwung erfährt und an Bedeutung gewinnt. Mir ist bewusst, dass die Situation im aktuellen Krisenumfeld nicht besonders rosig aussieht, und mir scheint, als hätten viele Macher ihre Vision zum Weitermachen verloren. Ich gebe jedenfalls nicht so schnell auf – versprochen! In dieser Phase habe ich im vergangenen Jahr ein Buch geschrieben, das im März im Münchner Callwey Verlag unter dem Titel „Bier Unser“ erscheint. Man kann es jetzt bereits vorbestellen. Ich hoffe, dass ich damit viele Menschen animieren kann, mit einem guten Glas Craft-Biere die Welt wieder etwas positiver zu sehen.
In diesem Sinn hebe ich mein Glas auf eine entflammbare Branche, in der noch so viel ungeahntes Potential steckt. Also auf euch, meine lieben Leser, auf all die tollen Brauer, die in der Krisensituation standhaft bleiben, uns weiterhin mit spannende Bieren überraschen. Und heute, das habe ich mir verdient, stoße ich auch mal auf mich an 🙂 Prost!
Wenn man in Saladillo, eine argentinische Kleinstadt in der Provinz Buenos Aires, rund 10.000 Kilometer von zuhause entfernt, vom Bürgermeister höchstpersönlich empfangen wird, dann ist das schon was Besonderes. Grund der Reise mitten in die Pampa, wo es offensichtlich mehr Rinder als Menschen gibt, war mein Brauerfreund Eber Andriuolo (er heißt wirklich Eber!) von der Brauerei Lindenberg. Unerwartet und völlig überraschend fuhren wir mit ihm direkt nach Ankunft zum Rathaus, wo das Stadtoberhaupt und sein Team uns schon freudig erwarteten. Nach Begrüßung und Foto-Session diskutierten wir lange über die Craftbier-Szene der Region.
Der Bürgermeister sieht die Braustätten mit ihrer Biervielfalt als starke Bereicherung für die Kleinstadt, denn immerhin existieren hier rund ein halbes Dutzend Kreativbrauereien. Die wohl bekannteste dürfte die Cerveceria Lindenberg von meinem Kumpel Eber sein. Seine Wirkungsstätte liegt zwar etwas außerhalb der Stadt, dafür befindet sich mitten im Zentrum von Saladillo das „Lindenberg Haus“ – ein gemütlicher Taproom in urbanem Chic.
Vom Hahn fließen hier ganz frisch etwa Brown Ale, IPA, Scottish Ale oder Hoppy Pils. Manche Sorten sahnten auch schon Preise bei internationalen Bierwettbewerben wie dem European Beer Star oder dem Meininger’s International Craft Beer Award ab. Neben spannenden Bieren mit individuellem Lindenberg-Touch, stehen nicht unbedingt landestypische Speisen auf der Karte: Pizza und Burger, aber auch bajuwarisch angehauchte Brotzeitplatten mit Bierwurst, Obatzda und ofenfrischen Brezn, die von Ebers Frau Monika zubereitet werden, die aus Bayern stammt.
„Bayerische Brotzeit“ zum Oktoberfest im Lindenberg Haus
Die Idee zur Marke Lindenberg entstand beim quirligen Eber im Jahre 2012, in einer Zeit, als er mit seiner Agentur die Pressearbeit beim Autohersteller BMW in München unterstützte. Irgendwann fühlte er sich ausgebrannt und wollte etwas ganz anderes machen. So zog der Argentinier weiter nach Italien an den Gardasee, um dort eine Kochausbildung zu absolvieren. Es folgte ein Intermezzo in England, wo er einen Brauerkurs belegte. Seine Überlegung: entweder ein italienisches Restaurant in der bayerischen Hauptstadt aufzumachen oder eine Brauerei mit besonderer Gastronomie in seiner Heimatstadt Saladillo hochziehen.
Schließlich packte ihn das Heimweh. Eber überzeugte seine Frau Monika, die ursprünglich aus dem Allgäu stammt, die Zelte in Bayern abzubrechen und nach Argentinien zu ziehen. Das war 2013. Ein Jahr später gründete er mit einem Geschäftspartner die Brauerei Lindenberg und begann, die argentinische Bierszene aufzumischen, die noch heute von Großbrauereien beherrscht wird.
Seine Liebe zu Bayern ebbte allerdings bis heute nicht ab. So war beispielsweise das erste Bier aus dem Hause Lindenberg ein bernsteinfarbenes Weißbier – gebraut mit ein paar Tropfen Weihwasser aus dem Freistaat. „Klar, dass war Aberglaube,“ schmunzelt Eber, „aber es hat funktioniert.“ Das Bier kam gut bei den südamerikanischen Konsumenten an.
Nach und nach vergrößert Eber seine Marke. Aktuell plant er eine größere Brauerei mit angeschlossenem Biergarten und Gästezimmern. Das Areal mitten in der Pampa, auf dem auch Konzerte stattfinden sollen, zeigte er uns voller Vorfreude. Eine Eröffnung plant er in rund zwei Jahren. Wir werden dabei sein und freuen uns auf ein weiteres Abenteuer in Argentinien. Bestimmt kommt auch der Bürgermeister von Saladillo, um ein Fass anzustechen und sich an den leckeren Lindenberg-Bieren zu laben. Wer zufällig mal auf ein Lindenberg-Bier stößt, sollte unbedingt zugreifen – diese Biere machen wirklich Freude.