Barrique Brewing & Blending: Saure Highlights aus Nashville

Kaum ein Land ist so bekannt für seine Brauereidichte und der damit verbundenen Biervielfalt wie die USA. Keine Frage also, dass ich im Mai auf meiner Tour durch Tennessee und North Carolina in Dutzende Craft-Stätten und Taprooms eingekehrt bin. Zu den Highlights gehörte für mich etwa „Barrique Brewing & Blending“ in Nashville. Am Ostufer des Cumberland Rivers im Stadtteil East Bank gelegen, zeigt sich die Location in coolem Look, bestückt mit etlichen Holzfässern. Gründer Joel Stickrod spezialisierte sich mit seinem Team auf Fassreifung, insbesondere mit Wild- und Sauerbieren. Schon vor Ort war ich begeistert von den Suden und habe mir auch ein paar mit nach Hause genommen.

Gestern habe ich mit meiner Familie dann mal das „Barrique Wet Hop Strata“ aufgemacht. Dabei handelt es sich um ein Blonde Sour mit sechs Prozent Alkohol. Im Glas zeigt es sich in einem attraktivem Honiggold mit einem beigefarbenen, feinporigen Schaum, der sich aber relativ schnell auflöst. Schon in der Nase zeigt sich das Sauerbier spannend und komplex. Das Bukett betört durch animalische Anklänge von Brettanomyces und fruchtige Noten von Stachelbeere, Erdbeere, Zitrus und Maracuja. Auf der Zunge breitet sich eine deutliche, aber runde Säure aus, während sich auch im Geschmack neben den Brettnoten vielfältige fruchtige Aromen sowie ein Hauch Vanille, holzige Anklänge und ein Touch Cannabis vom Strata-Hopfen präsentieren. Im Finish ist das Blonde Sour unerwartet beerig und knochentrocken.

Fazit: Wow, was für ein komplexes und absolut stimmiges Bier. Eine spannende Mischung aus harmonischer Säure, Reifungs- und Holznoten sowie dem eingesetzten Hopfen. Bin schon auf die zweite Flasche gespannt, die noch im Kühlschrank wartet. Dabei geht es auch um ein Sour Ale, das mit frischem Amarillo sowie Koriander und Orange gebraut ist.

Meldung: Warsteiner beteiligt sich an Bierothek

Haus Cramer Gruppe beteiligt sich an Bamberger Bierspezialitätenhändler Bierothek. So gewinnt das fränkische Unternehmen einen strategischen Partner für die weitere Unternehmensentwicklung. Dabei liegt der weitere Ausbau des digitalen Online-Marktplatzes zum grenzüberschreitenden Direktvertrieb im Fokus des gemeinsamen Interesses. „Wir haben sehr ambitionierte Ziele hinsichtlich des Ausbaus unseres digitalen Geschäfts in Europa“, erklärt Bierothek-Gründer Christian Klemenz die Hintergründe zur Beteiligung der Haus Cramer Gruppe. „Wir haben bereits den grenzüberschreitenden Direktvertrieb von alkoholhaltigem Bier rechtssicher möglich gemacht und wollen nun dieses neuartige Vertriebsmodell im großen Stil ausrollen.“

Helmut Hörz, Vorsitzende der Geschäftsführung sowie CEO & CFO der Haus Cramer Gruppe ergänzt: „Die Bierothek ist dabei, mit einer technisch anspruchsvollen Lösung für Brauereien neue Vertriebswege zum Endkunden zu ermöglichen.“ Diese Entwicklung würde das Warsteiner Unternehmen unterstützen, da sie sich mit langfristigen Zielen des eigenen Hauses decken und sich Synergien mit dem Portfolio ergeben würden.

Ernteschätzung: Hopfenjahr wieder unterdurchschnittlich

Gerade gab der Verband Deutscher Hopfenpflanzer bekannt, dass auch in diesem Jahr die Ernte unterdurchschnittlich ausfällt. Schuld daran sei wieder die lange Trockenperiode im Sommer. Der Regen konnte aber wenigstens die Hopfendolden, die bereits im Wuchs waren, ordentlich entwickeln. Die offizielle Hopfenernteschätzung im Anbaugebiet Hallertau fand am 22. und 23. August statt.

Hier die Zahlen: Auf einer Gesamtanbaufläche von 17.129 Hektar wurde ein Ertrag von 35.250 Tonnen geschätzt. In Tettnang werden 2.360 Tonnen, in Elbe-Saale 2.928 Tonnen sowie in Spalt 550 Tonnen erwartet. Im Anbaugebiet Bitburg beläuft sich die geschätzte Erntemenge für 2023 auf 22 Tonnen. Dies ergibt eine Gesamtmenge von 41.110 Tonnen für das Bundesgebiet, und liegt damit etwa 20 Prozent über der historisch niedrigen Erntemenge 2022. Erste Voruntersuchungen zu den Alphagehalten im Hopfen 2023 deuten auch auf leicht unterdurchschnittliche Werte hin. Genauere Angaben sind aufgrund des zu erwartenden späten Erntezeitraumes derzeit noch nicht möglich.

Zudem ist für den Verband Deutscher Hopfenpflanzer eine Anpassung der Anbausysteme nötig. Die weltweite Hopfenproduktion zeige, dass trockentolerante Sorten in Verbindung mit Bewässerung der globale Standard im Hopfenbau sind und Deutschland hier aufholen müsse. Die Züchtung neuer Sorten und der gleichzeitige massive Ausbau der Hopfenbewässerung müsse mit höchster Priorität und großer Geschwindigkeit vorangetrieben werden.

Genussevent: Spannendes Bier- und Käseerlebnis in Neugiesing

Bier und Käse haben mehr gemein, als die meisten Leute denken. Beide gehören sie nicht nur zu den ältesten Lebensmitteln der Welt. Sie passen in richtigen Kombinationen sogar auch sehr gut zusammen. Aber wie werden die beiden Produkte überhaupt hergestellt, worin unterscheiden sich die verschiedenen Sorten und wie verkostet man eigentlich die beiden Genussmittel? Genau um diese Themen drehte sich vergangene Woche die Verkostung beim Giesinger Bräu im Werk 2.

Durch den Abend leiteten Basti und Sebi vom Giesinger Bräu sowie Franz und Sebastian von der Münchner Käse Manufaktur. Beide Unternehmen verbindet, dass sie ihren Traum durch diverse Crowdfunding-Aktion verwirklichen konnten. Zudem spielt ein Standort in der bayerischen Hauptstadt für die Macher eine bedeutende Rolle. Giesinger Bräu hat es durch den eigenen Brunnen bereits geschafft. Doch auch die Käsemanufaktur eröffnet gegen Ende des Jahres ihre eigene Produktionsstätte in der Prinzregentenstraße und gilt dann als einzige ihrer Art in München. Aktuell produzieren die Jungunternehmer noch in kleinen Mengen in Landsberg, sodass für das Tasting auch drei Sorten von geschätzten Käsekollegen aus der Schweiz mit ins Spiel kamen.

Los ging’s mit dem „Mühlistein“ aus der Schweiz – ein junger Schnittkäse aus Rohmilch mit gräulicher Rinde, cremigem Kern, goldgelbem Teig und Bruchlöchern. Das Aroma zeigte sich mild-säuerlich. Dazu reichte das Giesinger-Team das Helle. Die Süße des Bieres und die Cremigkeit des Käses sowie die sanfte Herbe des Hellen und die Würzigkeit vom Mühlistein harmonisierten unaufdringlich miteinander. Guter Start!

Weiter ging es mit dem bananigen-nelkenartigem Weißbier und dem „Oiden Topfen“ von der Münchner Manufaktur. Bei diesem Milchprodukt geht es um einen gereiften Frischkäse, der etwa vier Wochen alt war. Der erste Eindruck in Kombination erschien lieblich-süßlich, bis die Kohlensäure den Käseschmelz von der Zunge spülte und sich ein langes, aromatisches Finish eröffnete. Passt!

Als nächstes paarten die Bier- und Käseprofis die „Giesinger Erhellung“ und den „Fetten Ludwig“. Beide Produkte haben etwas gemein: sie waren jeweils die ersten der Unternehmen. Der Ludwig ist ein zwei Monate alter Weichkäse mit Camembert-Schimmel, der sich cremig, salzig und würzig zeigte. In Vermählung dringt eine deutliche Süße durch, die an Honig erinnert, bis sich eine angenehme Würze zeigt. Spannende Kombi!

Das nächste Pairing drehte sich um das würzige Märzen und einen Gruyère aus der Schweiz. Der Käse ist 20 Monate gereift, elfenbeinfarben und mit Salzkristallen bestückt. Hier präsentierten sich in Verbindung erst karamellartige, süßliche Noten, bis dann etwas Nussiges zum Vorschein kommt. Der Käse steht etwas im Vordergrund.

Zum Abschluss kamen noch zwei Kombinationen, bei denen einige Teilnehmer schon etwas überfordert waren. Das „Lemondrop Triple“ wurde zum „Isarbatzi“ gereicht, also ein 7,5-prozentig, belgisch-angehauchtes Bier mit Lemondrop-Hopfen zu einem acht Wochen gereiftem Weichkäse aus Rohmilch. Hier trafen zwei aromastarke Produkte aufeinander, die zitrusartige Noten vom Hopfen und eine leichte Alkoholschärfe des Bieres und dann eine cremig-würzige, umamiartige, sehr intensive Melange vorlegten. Gefiel mir.

Beim letzten Paar handelte es sich um einen intensiven Schweizer Blauschimmelkäse und den dunklen Bock „Innovator“ vom Giesinger. Die Kombination war nichts für schwache Geschmacksknospen. Sie war sehr intensiv, cremig, pikant, würzig, süßlich mit Umami-Flair. Sehr spannend, aber hier hätte der Käse tatsächlich ein noch kräftigeres Bier vertragen können.

Fazit: Das war ein echt tolles Bier- und Käse-Tasting – ich stehe einfach auf sowas. Sowohl die Brauer als auch die Käsemacher nahmen die Teilnehmer an die Hand und ließen sie in das jeweilige Handwerk eintauchen. Alle Kombinationen waren gut erklärt und zum Teil sicherlich nichts für Jedermann. Aber das macht solche Degustationen aus. Sensorik ist nun mal sehr individuell – zum Glück. Das nächste Tasting kommt bestimmt!

Braumeistercamp 2023: Spannendes Event für Bierbegeisterte aus aller Welt

Ende Juni trafen sich bei Kaiserwetter wieder Bierliebhaber aus aller Welt beim Braumeistercamp im Stiegl-Gut Wildshut im gleichnamigen österreichischen Ort. Dabei handelt es sich um ein dreitägiges Event mit Vorträgen, Verkostungen, Brau-Aktivitäten und kulinarischen Highlights. Das jährlich stattfindende Spektakel organisiert das Team um Axel Kiesbye vom Bierkulturhaus in Obertrum.

Dieses Jahr gab es spannende Vorträge zum Thema alkoholfreie Biere von Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei, Einblicke in den US-Trend hin zu Cocktail-inspirierten Bieren von Megan Parisli von Samuel Adams aus Boston oder aber etwas zum Unterschied zwischen Bitter und Pale Ale von Alex Barlow aus UK. Zudem sprach Mathias Hutzler von der TUM in Weihenstephan über seine Hefejagd in alten Kellern und an Bäumen, René Rehorska referierte über Bier und seine Botanik. Ich erzählte etwas über Trendbierstile und die Bedeutung von Social Media.

Zu den Highlights beim Braumeistercamp zählen auch immer wieder die sogenannten Braustars, die auf verschiedenen Anlagen verschiedene Biere brauen. Dieses Jahr waren etwa Hans-Peter Drexler, ehemaliger Braumeister von Schneider Weisse, Doreen Gaumann, Braumeisterin von der Union Brauerei Bremen oder aber Megan Parisli, Braumeisterin von Samuel Adams aus den USA vor Ort und produzierten Witbier, Hazy IPA und Weißbier.

Den krönenden Abschluss machte das Galadinner im Restaurant des Bio-Bierguts mit moderierter Bierbegleitung durch Braumeister Sebastian Essl. Nach dem Menü ging es in den Reifekeller, wo das Dessert zum „Bio-Mystique“, ein Red Ale Sour Blend vom Jahrgang 2022, gereicht wurde. Abschließend ging es in den Gewölbekeller zur exklusiven Whisky-Verkostung.

Fazit: Ein wirklich spannendes und vielfältiges Event mit tollen bierbegeisterten Menschen aus aller Welt. Hier kann man sich austauschen, inspirieren lassen und jede Menge leckere Biere verkosten. Und auch, wenn das Ganze Braumeistercamp heißt: es sind auch Hobbybrauer, Biersommeliers oder Bierfans willkommen. Für jeden ist etwas dabei. Und ganz wichtig für die Veranstalter: Alles kann, nichts muss.

Event-Tipp: Die große Sommerbier-Probe mit Brotspezialitäten

Bier und Brot haben viel mehr gemeinsam, als die meisten Leute wahrscheinlich wissen. Und noch viel wichtiger: Sie können im Pairing auch wunderbar miteinander funktionieren. Genau um dieses Thema soll sich die „große Sommerbier-Probe“ am 27. Juli ab 19 Uhr im Weldegarten in Plankstadt drehen. Gemeinsam mit Welde-Chef Max Spielmann und Biersommelier Malte Brusermann verkoste ich mit euch spannende Biere, die perfekt zu heißen Temperaturen passen. Wir erzählen spannende Geschichten über unser Lieblingsgetränk, führen euch in die Sensorik ein und geben euch Stammtischwissen mit auf den Weg. Als zusätzliches Highlight probieren wir zu den Bieren mit Bäckermeister Tan Karadagli passende Brotsorten der Tans Brotboutique aus Mannheim.

Nach dem offiziellen Teil ist bestimmt noch Zeit für bierigen Austausch.

Wir freuen uns auf euch!

INFO

27. Juli 2023, 19 Uhr – Welde Bierprobe LIVE: Sommerbiere & Brot

Weldegarten, Brauereistr. 1, Plankstadt

Tickets € 35,- (inkl. alle Biere, Verkostungsglas, Brot u.v.m.) an der Abendkasse oder online auf www.weldegarten.de (solange der Vorrat reicht!)

Aurum Imperium Tirol: Flüssiges Gold im strahlenden Orangeton

Manche schürfen es aus Flüssen, andere zieren ihren Körper damit, wieder andere legen es in Blattform auf kreative Speisen und manche brauen sogar ihr Bier damit. Die Rede ist von Gold. So etwa setzen die drei Tiroler Andi Karpfinger, Martin Egger und Philipp Bortolon ihr Ale mit Goldwasser an. Dieses stammt von Martin Egger, der Chef einer Firma ist, die Gold- und Silberkolloid herstellt.

Das bierige Ergebnis namens „Imperium Gold“ kam vor wenigen Wochen auf den Markt. Dabei handelt es sich um ein 4,8-prozentiges, obergäriges Bier, dass zur Energetisierung mit superkolloidalem Gold veredelt wurde. Das Entionisierte Wasser soll laut Herstellern für das perfekte Brauerergebnis sorgen. Zudem soll das „Gold als eines der ältesten Heilmittel der Welt bessere Stimmung, mehr Energie und Selbstbewusstsein auslösen“, sagt Naturheilkundlerin Dr. phil. Doris Steiner-Ehrenberger auf der Website. Schauen wir mal.

Im Glas strahlt das Bier in einem trüben Orangeton. Ein feinporiger, fast schon sahniger und beiger Schaum liegt obenauf. Im Duft zeigen sich neben würzigen und leicht malzigen Noten auch fruchtige Aromen von gelben Steinfrüchten. Auf der Zunge macht das Goldbier einen frisch-prickelnden Eindruck und präsentiert einen fruchtigen Charakter von Zitrus- sowie gelben Steinfrüchten. Hinzu kommen ein würziger und kräuterartiger Touch sowie eine sanfte Säure. Im Finish bleibt eine deutliche, aber angenehme Herbe zurück.

Fazit: „Imperium Gold“ ist ein aromatisches und wirklich schön trinkbares Bier. Ob nun der Effekt der besseren Stimmung vom Gold kommt oder möglicherweise einfach nur von der Genussfreude des alkoholischen Ales, das sei dahingestellt. Tatsache ist: das Bier schmeckt.

Yankee & Kraut: Hopfige Hommage an einen echten Hophead

Rotlichtviertel gehören nicht unbedingt zu meinen liebsten Ausflugszielen. Befindet sich darin allerdings eine der coolsten Brauereien Bayerns, dann fahre ich dort gern hin. So war ich am Freitag endlich in der nagelneuen Location von Yankee & Kraut in Ingolstadt. Braumeister Bryan kümmerte sich gerade ums Läutern des Schankbiers „Transfusion“, während gleichzeitig das Double New England IPA „Auf’n Max“ – eine Hommage an seinen Kumpel, den „Kraut“, der kürzlich viel zu früh von uns gegangen ist – in Dosen gefüllt wurde. Klar, dass ich das und das West Coast IPA „Noch eins auf‘ Max“ mitnehmen musste, weil er auch für mich ein guter Freund war.

Bei beiden Sorten handelt es sich um die Lieblingsbierstile von Max. Das Double NEIPA mit kräftigen 8,3 Umdrehungen hopfte der Yankee mit Idaho 7 Cryo, Amarillo Cryo und Cascade Cryo. In einem leuchtenden, trüben Gelborange fließt die Hopfenbombe ins Glas. Getoppt ist sie von einem weißen, feinporigen Schaum. In die Nase strömen saftige Noten von gelben Steinfrüchten, Mango, Zitrus, Maracuja und Ananas. Auf der Zunge zeigt sich das Max-Bier cremig-weich und breitet sich herrlich vollmundig aus. Im Aroma dringen auch die fruchtigen Hopfennoten durch. Hinzu kommen eine sanfte Würzigkeit und eine schmeichelnde Bittere, die sich im langanhaltenden, aromatischen Finish präsentiert. Hier ist Vorsicht geboten. Das Bier ist trotz der vorgegebenen acht Prozent sehr süffig und wäre auch für Max eine besondere Herausforderung gewesen, der solche kräftigem Hopfenbomben liebte.

Nach dem NEIPA gab’s direkt „noch eins auf’n Max“. Das 7,2-prozentige West Coast IPA, das mit Herkules, Callista, Cascade Cryo, Centennial Cryo und Amarillo Cryo gebraut ist, zeigt sich im Glas auch in einer gelborangen, trüben Farbe. Der Schaum liegt beigefarben sowie fein- bis mittelporig oben auf. Im Duft präsentieren sich Noten von gelben Steinfrüchten, Zitrus, eine gewisse Würzigkeit sowie ein Touch grasiger und harziger Anklänge. Im Geschmack ist das West Coast IPA knackig, harzig, fruchtig. Es verabschiedet sich knochentrocken und mit einer deutlichen Herbe. Macht Lust auf mehr.

Bryan und Alex in ihrer Brauerei

Fazit: Beide Biere sind einfach grandios – auch wenn mir das NEIPA einen Tick besser gefällt, weil es keinen Trinkwiederstand besitzt. Max hätte beide definitiv geliebt, gefeiert und den „Oida-Effekt“ ausgerufen. Gern hätte ich damit noch mal mit ihm angestoßen. Aber auch so hebe ich mein Glas auf einen grandiosen Craft-Vorkämpfer sowie auf einen wunderbaren Menschen, der mir immer in Erinnerung bleiben wird und ohne den es Yankee & Kraut sowie die Brauerei im Ingolstädter Rotlichtviertel nicht geben würde. Auf dich, Max!

Craftbier des Monats: FrauGruber „Voodoo Priest“ – Schmeichelndes Schwergewicht

Zu meinem Buch-Release im März schenkte mir Enzo Frauenschuh von FrauGruber aus dem bayerischen Gundelfingen zwei ganz besondere, fassgereifte Biere. Eines davon war das „Voodoo Priest“, dass ich am Pfingstwochenende mit meiner Familie aufmachte. Dabei handelt es sich um ein Imperial Stout, das 17 Monate in Cherry Brandy-Fässern schlummerte. Das Schwergewicht legt 13,8 Umdrehungen vor.

Beim Einschenken fließt das Imperial Stout nachtschwarz und fast schon ölig ins Glas. Getoppt ist die dunkle Priester-Schönheit von einem mokkafarbigen, feinporigen und stabilen Schaum. Der Duft präsentiert eine Wundertüte an Aromen. In die Nase strömen Noten von Schokolade, Amarena-Kirsche, Vanille, Dörrpflaume, Zimt und Toffee. Auf der Zunge breitet sich ein cremig-weiches Mundgefühl mit einer sanften Süße aus, während sich schmeichelnde Aromen von Schokolade, Portwein, Cherry Brandy, Karamell, Toffee, Kirsche, Dörrpflaume und Vanille ausbreiten. Hinzu kommt ein dezenter Holzton. Im Finish bleiben die Aromen mit einer zurückhaltenden Herbe noch lange zurück.

Fazit: Wow, was für ein Bier! Das kräftige Imperial Stout zeigt sich komplex mit einem absolut harmonischen Aromaspiel. Und: Trotz des hohen Alkoholgehalts, erschlägt das Bier einen nicht. Der perfekte Digestif zum Teilen. Freue mich schon auf die andere Spezialität.

Wer mehr über FrauGruber, deren Philosophie und Biere wissen möchte, kann gern mal in „Bier Unser“ reinschauen.

„African Beer Cup“: Bierreise ans andere Ende der Welt

Internationale Bierwettbewerbe sind für mich immer wieder ein Highlight – vor allem, wenn sie in Ländern stattfinden, in denen ich noch nie war. So reiste ich Mitte April nach Kapstadt, um als Jurymitglied und Table Captain beim „African Beer Cup“ mitzuwirken. Die Jury bestand aus 52 Männern und Frauen aus 16 verschiedenen Ländern rund um den Globus. Insgesamt verkosteten wir 230 Biere aus 20 afrikanischen Ländern. Das spannende war, dass neben den Klassikern wie International Lagers, Blond Ales und India Pale Ales in all ihren Spielarten auch Münchner Helles, Weißbiere, Tropical Stouts und Dunkles eingereicht wurden, wovon die besten Brauer Gold absahnten. In der speziellen Kategorie „Best of Show“ wurde das „Barrel Aged Sour“ von Richmond Hill Brewing Co. aus Südafrika zum Champion gekürt. Die gesamte Siegerliste gibt es hier.

Neben dem Verkosten standen auch einige Ausflüge zu Brauereien und Taprooms an. So waren wir am ersten Tag im „Spinal Tap“ im Stadtteil Woodstook. Die Macher der Location zapfen eine kleine, aber feine Bierauswahl von lokalen Brauereien wie 400 Brewing Co., Woodstock Brewing und Shackelton Brewing. Bei letzterem kehrten wir zu einem Abendevent ein, bei dem es neben süffigen Kölsch, Pale Ale und IPA traditionelles afrikanisches Essen wie Hühner- und Schweinefüße sowie Chakalaka und Ugali gab. Dabei handelt es sich um einen hartgekochten Getreidebrei aus Maismehl. Zum Probieren hatte ein heimischer Judge „Chibuku“ dabei – ein Bier aus Sorghum-Getreide, das auf den traditionellen hausgemachten afrikanischen Bieren von „Umqombothi“ basiert. Schmeckt säuerlich-getreideartig und zeigt sich in einer cremigen Konsistenz. Interessant, wird aber wohl nicht mein Lieblingsbier.

Eine weitere tolle Brauerei versteckt sich in einem Hinterhof in Woodstock, dem neuen Szeneviertel von Kapstadt. „Beerworks at the Yard“ nennt sich die Braustätte, in der der Chef sogar die Maiskolben für das Grillfest im Braukessel kocht. Nicht fehlen dürfen ein paar Biere mit Tacos bei „Jack Black Brewing Co.“ und eine Einkehr im „Banana Jam Café“ von „Afro Caribbean Brewing Company“. Wer es scharf mag, sollte hier zu den verschiedenen Suden wie Brown Ale, Belgian Triple, German Pilsner, Pale Ales sowie IPAs mal die Grilled Bacon Poppers oder Pulled Porc Tacos probieren. Veggie-Gerichte gibt es übrigens auch.

Und wer einen Trip ins Umland von Kapstadt plant, sollte „Charlie’s Garage Craft Brewing & Taproom“ mit vielfältiger Bierauswahl am Long Beach nicht missen. Zu den Highlights gehörte für mich zudem der Besuch bei der „Aegir Brewery“ in Noordhoek, die ein einzigartiges Ambiente mit Blick aufs Meer bietet. Die Bierkarte reicht von verschiedenen Pale Ales, NEIPAs, Porters sowie fassgereiften Spezialitäten und lässt das Herz von Bierfans höherschlagen. Tipp: Die Location ist nicht weit von der Küste entfernt, wo sich haufenweise Pinguine tummeln.

Fazit: Ich bin immer noch begeistert von dieser Reise! Zwar gilt Kapstadt nicht unbedingt als die sicherste Stadt der Welt, aber die südafrikanische Metropole hat so viel in Sachen Kreativbier zu bieten, dass sich eine Reise für Beer-Geeks absolut lohnt. Überall findet man coole Brauereien mit sympathischen Machern und Macherinnen sowie gemütliche Tap-Rooms mit einer grandiosen Bier-Vielfalt und tollem Essen.