Hoppy Birthday Pilsner: Von Böhmen in die Welt

Das Tor zu Pilsner Urquell. Credit: Visit Pilsen

Tschechien gilt als europäische Bierregion schlechthin. Das Land zählt heute mehr als 600 Brauereien und die stets durstigen Einwohner halten mit rund 140 Litern Bier pro Kopf immer noch den Spitzenrang beim weltweiten Bierkonsum. Als Hotspot der Region gilt die Universitäts- und Bistumsstadt Pilsen, im Westen des Landes in Böhmen gelegen. Hier in der viertgrößten Stadt Tschechiens können die rund 500.000 jährlichen Touristen mit Knoblauchsuppe, Gulasch und Böhmischen Knödeln nicht nur traditionell speisen, sondern vor allem die weltweit bekannte Bierkultur genießen.

Denn aus Pilsen stammt das Pilsner, das heute, am 5. Oktober, sein 180. Jubiläum feiert. Geburtsstätte des Pils, wie der Bierstil meist international als Kurzform bezeichnet wird, ist die heutige Brauerei Pilsner Urquell, (tschechisch Plzeňský Prazdroj) die sich unweit des Stadtzentrums befindet. Von dort aus trat der Sud Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Siegeszug um den Globus an. Doch nicht immer war das Bier aus Pilsen so beliebt. Damals soll es mehr als 260 Braurechte in der Stadt gegeben haben, doch kein Produzent schaffte es – den Überlieferungen zufolge – einen vernünftigen Sud zu produzieren. Das Gebräu hatte damals einen solch üblen Ruf, dass es der Bürgermeister sogar aus Protest fässerweise auf dem Rathausplatz auskippen ließ. So taten sich die Brauer der Stadt zusammen, um aus den vielen kleinen Braustätten nur eine Brauerei zu errichten. Daraus wurde der „Bürger Bräu“, der heute Pilsner Urquell heißt.

Credit: Visit Pilsen

Die Location stand, das Equipment und gute Rohstoffe waren da, es fehlte nur noch das perfekte Rezept. So bestellten die Pilsner einen Braumeister aus Bayern. Als Josef Groll 1842 seine Reise gen Osten antrat, war ihm sein künftiger Ruhm wohl noch nicht bewusst. Seine Aufgabe war es ein untergäriges Bier mit hellerem Malz zu brauen – genauso wie er es aus der bajuwarischen Heimat kannte. Mit seiner Handwerkskunst, dem lieblichen Malz aus Mähren, dem böhmischen Saazer-Hopfen und dem angeblich sehr weichen, durch Sandsteinboden geflossenen Wasser, ergab sich ein gefälliger Sud nach bayerischer Brauart.

Reifekeller

Angeblich wird heute das Pilsner Urquell immer noch nach Ur-Rezept gebraut. Jedenfalls zeigt sich das traditionelle tschechische Pils frischgezapft in einem leuchtenden Goldton, getoppt von einem nassen, feinporigen Schaum. Es duftet würzig und malzig. Auf der Zunge breitet es sich vollmundig bei moderater Kohlensäure aus und präsentiert sich mit hoher Drinkability süßlich, würzig und hopfige Noten. Im Finish verabschiedete es sich mit gut ausbalancierten Bitteraromen.

Das alte Sudhaus

Wer Lust hat, sich auf die Spuren des Pilsners zu begeben, der sollte unbedingt mal eine Brauereiführung machen. Zu sehen gibt es historische Fotografien aus den Anfangstagen der Brauerei, die alten, ausrangierten Kupferkessel, das intakte Sudhaus, die Versuchsanlage und die tiefen Gewölbekeller. Highlight der Tour stellt das Zwickeln im Reifekeller dar, wo das unfiltrierte, eiskalte Bier aus uralten Holzfässern fließt. Zu viel sollte man allerdings nicht davon trinken, denn früher wurden – laut der Brauereiführerin – Kriminelle am Brauereikamin gehängt und Gäste, die zu viel Bier intus hatten, sollen im Rausch hier Geister gesehen haben.

Das aktuelle Sudhaus
Zwickeln

Mehr Infos zu Pilsen: www.visitpilsen.eu und www.visitczechrepublic.com

Tasting, Bierverkostung, Degustation

Spannende Bierverkostungen für Einsteiger oder Fortgeschrittene – analog und digital

Bier ist ein deutsches Kulturgut, aber nicht nur Durstlöscher oder Wirkungsgetränk. Abseits der allgemeinen Wahrnehmung ist Bier ein Produkt mit gewaltiger Aromapalette und hohem Erlebnisfaktor. Tauchen Sie während eines Tastings ein in die Welt spannender Bierspezialitäten und lassen Sie sich von der Geschmackswucht auch gern mal fernab des heiligen Reinheitsgebotes überraschen. Es erwarten Sie geballtes Wissen einer professionellen Biersommelière, staatlich geprüften Sensorikerin und Cerftified Member of the Institute of Masters of Beer. Dazu kommt purer Genuss und viel Entertainment für Kundenveranstaltungen, Team-Events, Weihnachtsfeiern oder einen ungewöhnlichen Stammtisch mit Freunden. Vor allem in Zeiten von Corona kann ein digitales Bier-Tasting ein besonderes Event sein.

Entdecken Sie während einer Online-Verkostung oder in geselliger Runde vor Ort mit einer Vielfalt an Hopfen- und Malzspezialitäten aus verschiedenen Brauereien die neue kreative Bierwelt mit verschiedenen Genussthemen wie etwa:

  • Kreative Winterbiere
  • Die Welt der Craftbiere
  • Reise durch den Hopfenhimmel
  • Dunkle Leidenschaften
  • Bayerische Biere mal ganz anders
  • Die neue Welt der alkoholfreien Biere
  • … oder Sie legen Ihre Geschmacksrichtung individuell fest

Bei den Tastings dreht sich alles um interessante Geschichten zu den jeweiligen Bierstilen, den Brauern, der Sensorik und dem Brauvorgang, sowie den Rohstoffen und die News über den aktuellen Biermarkt – alles mit hohem Spaßfaktor. Die Abwicklung erfolgt mit einem renommierten Bier-Shop, der die Bierpakete rechtzeitig an die Teilnehmer verschickt. Das Meeting erfolgt über eine gängige Video-Konferenz-Plattform.

Schicken sie mir gern Ihre Vorstellungen und ich lasse Ihnen daraufhin ein auf Sie zugeschnittenes Angebot mit Bierauswahl, Verkostungsmaterial, Organisation und Vortragsinhalt zukommen.

Mareike Hasenbeck, feinerhopfen(at)gmx.de, 0176/82199381

Hops2Brew: Nectar-Pellets pushen alkoholfreie Biere

Nectar-Pellets

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Sie wirken isotonisch, sind kalorienarm und präsentieren meist ein besonderes Aroma: Alkoholfreie Biere erleben gerade einen enormen Imagewechsel und beenden so ihr bisheriges Nischendasein. Lange Zeit wurden „bleifreie“ Sorten wegen ihres meist wässrigen, süßen und eher charakterlosen Geschmacks von den meisten Bierliebhabern verschmäht. Schließlich gilt Alkohol seit jeher als zentraler Geschmacksträger. Jetzt tüfteln Brauer jedoch an alkoholfreien Bieren, interpretieren sie neu und schaffen mit individuellem Hopfeneinsatz echte Aromawunder.

Das ist wohl auch ein zentraler Grund, warum Biere ohne Alkohol – die gesetzlich dennoch bis 0,5 Prozent vorlegen dürfen – zunehmend beliebter werden und sich immer mehr zu echten Lifestyle-Getränken und vor allem im Sommer bei heißen Temperaturen zum köstlichen Erfrischungsdrink entwickeln. Einer, der sich schon länger mit alkoholfreien Bieren beschäftigt, ist Michael Lembke von BRLO in Berlin. Bei seinem „Naked“, einem „bleifreien“ Pale Ale setzt er neuerdings für einen besonderen Geschmack auf die neuartigen Hopfenpellets namens nectar® von Hops2Brew in Wolnzach. Anders als bei den bekannten Pellet-Typen, holt das Team um Matthias Siebler mit einem innovativen Verfahren maximale Aromen aus den Dolden.

nectar® ist ein hochangereichertes Hopfenprodukt zur üblichen Aromagabe und mit besten Eigenschaften zur Kalthopfung. Hierfür wird natürlich konzentriertes Hopfenpulver mit einer enormen Reduzierung von Blattanteilen pelletiert. Das heißt, dass in der Regel eine ungefähre Verdopplung von Alpha- und Öl-Gehalt bei den nectar®-Pellets garantiert ist. Überzeugt von dem Produkt war auch schon Luis Seubert von TrueBrew aus München, der ein filigranes Kölsch damit zauberte.

Im Berliner „Naked“ setzt das Team um Braumeister Michael Lembke jetzt auch auf nectar® Callista. So zeigt sich das dunkelorangefarbene Ale mit einem Duft von gelben Steinfrüchten wie Aprikose und Pfirsich sowie einem Anklang von Zitrusfrüchten. Auf der Zunge präsentiert sich das alkoholfreie Bier prickelnd-frisch mit einem angenehmen Körper, der sich fast schon vollmundig ausbreitet, und einem ausbalancierten süß-sauer-Spiel. Im Geschmack dringen auch hier neben gelben Steinfrüchten harmonische Zitrusnoten von etwa Orange durch. Im Finish bleiben die Aromen noch länger mit einer gut eingebunden Herbe zurück.

Solche Sude unterscheiden sich geschmacklich kaum noch von ihren herkömmlichen Verwandten – und sie garantieren zudem unbeschwerten Genuss vor allem für Autofahrer und Sportler. BRLO-Braumeister Lembke ist überzeugt von seinem alkoholfreien Bier mit dem Einsatz des nectar®-Produkts. „Ich habe das gleiche Profil, mehr Aroma und weniger Bierverlust“, sagt der Berliner, „vor allem muss ich nur die Hälfte an nectar®-Pelltes für das gleich Ergebnis mit Pellets Typ 90 einsetzen.“

Tipp: Wer zufällig vom 12. bis 16. September auf der Drinktec in München ist, kann das BRLO „Naked“ am Stand der  Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei e. V. (VLB) probieren. (Halle 6, Stand 317)

Bierspiele: Cornhole – der Brauerei-Allrounder

Fotocredit: Braufactum

Das Spiel

Kaum ein Spiel ist in der Craftbier-Szene so beliebt, wie Cornhole. Schlicht gesagt werfen Teilnehmer dabei gefüllte Säckchen auf ein Holzbrett, in das ein kreisrundes Loch angebracht ist – daher wird das Game auch oft als Sackloch oder Bean Bag bezeichnet. Wo der Ursprung des Spieles liegt, weiß keiner so genau. Angeblich sollen aber Indianer des Blackhawk-Stamms damals schon mit einer ähnlichen Variante gespielt haben. Seinen Höhenflug erlebte Cornhole aber erst in den 1990er Jahren in den USA. Dort gibt es heute kaum eine Brauerei, in der nicht solche Bretter bereitstehen.

Der Ablauf

Beim Cornhole treten bestenfalls mehrere Zweier-Teams gegeneinander an. Zwei Bretter, die eine gewisse Schräglage und ein Loch im oberen Bereich haben, werden gegenüber aufgestellt. Der Abstand sollte zwischen acht und zehn Metern betragen. An jedem Board steht eine Person aus einem Team. Man wirft abwechselnd die Säckchen auf das gegenüberliegende Brett. Bleibt das Säckchen auf dem Brett liegen, gibt es einen Punkt, fällt es in das Loch, sind das drei Punkte. Allerdings gleicht sich die Punktzahl wieder aus, wenn der andere Spieler ebenfalls Brett oder Loch trifft. So kann Spieler 1 kann beispielsweise auch die Säckchen von Spieler 2 vom Brett kicken. Das Team, das zuerst 21 Punkte erreicht, gewinnt die Runde. Werden zwei Runden vom gleichen Team bestritten, dann hat es das Spiel gewonnen.

Der Spaßfaktor

Das Spiel macht nicht nur Spaß und Freude. Es macht auch Durst, weckt echten Ehrgeiz und trainiert zugleich ein bisschen die Armmuskulatur beim Werfen. Während man den Mitstreiter am anderen Brett gegenüber anfeuert, darf man sich selbst auch etwas immer wieder etwas Zielwasser gönnen.

Erschienen im Meininger’s Craft Magazin für Bierkultur.

Spiele rund ums Bier: BEERIQ

Credit: BeerIQ – https://www.helvetiq.com/

Das Spiel                      

Auf welchem amerikanischen Brauerei-Logo kämpfen Bär und Löwe miteinander, welche Flaschenfarbe schützt das Bier am besten vor Sonnenstrahlen oder in welchem Land gibt es die meisten unabhängigen Brauereien? Mit 400 Multiple-Choice-Fragen auf kleinen Karten können Bierfans ihr Wissen testen und verbessern. Die Themen drehen sich rund ums Brauen: Es gibt Fragestellungen zu Braustätten, Zutaten aber auch zu Aromatik, Kulturen, Traditionen oder Festivals.

Der Ablauf

BeerIQ ist keine One-Man-Show. Gespielt wird in maximal vier Teams mit zwei oder mehreren Spielern. Die Karten werden gemischt und 24 davon aus dem Stapel gezogen. Nur um diese geht es in dieser Partie. Das Spiel läuft in zwei Runden. Beim ersten Durchlauf geht es ums Wissen, beim zweiten ums Erinnerungsvermögen. Einer aus dem Team liest die Frage vor und kann entscheiden, ob er auch die drei angegebenen Antwortmöglichkeiten nennt oder seinen Mitspielern vertraut. Bei jeder Variante gibt es unterschiedliche Punkte. Falsche Antworten bringen Minuspunkte. Das Team mit der höchsten Punktzahl und somit dem höchsten Beer-IQ gewinnt.

Der Spaßfaktor

Bier einschenken, Freunde treffen und gemeinsam das Bierwissen bestätigen und auffrischen kann eigentlich nur Freude machen. Eines vorweg: Die Fragen haben es wirklich in sich. Dennoch ist das Spiel gleichermaßen für Anfänger und Profis geeignet.

Spannende Verkostung: Bier trifft pivo

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Deutsch-tschechische Online-Bierverkostung am 29.9. auf Zoom

Wie sieht die moderne Braukultur in Deutschland und Tschechien aus? Welche neuen Trends lassen sich erkennen? Zählen diese traditionsreichen Biernationen noch zu den Vorreitern der Hopfenwelt? Und was hat es eigentlich mit den tschechischen Bezeichnungen 10°, 11° oder 12° auf sich? Wie groß sind da die Geschmacksunterschiede überhaupt? 

Die Tschechischen Zentren in München und Berlin laden zu einer süffigen Entdeckungsreise ein und stellen verschiedene Spezialitäten aus beiden Ländern vor. Durch den Abend führen der tschechische Bierkenner und Rundfunkkorrespondent Filip Nerad sowie der preisgekrönte deutsche Biersommelier Oliver Wesseloh.

Kosten: 14,90 € (Bier-Set à 6 Flaschen)

Weitere Informationen unter:

https://munich.czechcentres.cz/de/programm/bier-trifft-pivo

Tasting-Time: Aromarad for free

Liebe Community,

mit Maximilian Marner von Brausturm habe ich dieses schicke Aromarad entwickelt. Es kann bei Verkostungen unterstützen und macht auch in einem Rahmen an der Wand was her. Wir stellen es euch für ein Tage zum kostenfreien Download zur Verfügung. Solche Räder sind immer ausbaufähig, also falls ihr Feedback habt, immer gern her damit.

Hier geht’s zum Download:

https://wetransfer.com/downloads/2161fe751ed41ac9fc9da1c0fe21155b20210712085110/690d375fdf3d73d9dcbbb022108976ba20210712085131/8cd911

Städte-Special Göteborg: Hochburg schwedischer Biere

Mutige Brauer mit unkonventionellen Ideen, kreative Bierstile und eine quirlige Kneipenkultur: In Göteborg tobt eine aufregende Craft-Szene. Eine Tour durch die City beweist, warum die Universitätsstadt an der Westküste Schwedens der Bier-Hotspots Nummer Eins im Lande ist.

Brewers Beer Bar

Stockholm kennt wohl jeder. Aber unter Bierreisenden gilt Göteborg als wahrer Geheimtipp. In der zweitgrößten Stadt des Landes, die im kommenden Jahr ihren 400. Geburtstag feiert, leben knapp 600.000 Einwohner. Aber die schwedische West-Metropole, durch die sich idyllisch der Fluss Göta älv schlängelt, hat neben Scherengärten, verträumten Altstadtgassen, dem beliebten Liseberg Freizeitpark sowie einem berühmten Fischmarkt, noch einiges mehr zu bieten: In der quirligen Studentenstadt pulsiert eine spannende Craft-Bierszene, die unter Schwedens Genießern heute absoluten Kultstatus genießt.

Die City am Kattegat ist inzwischen einer der bedeutendsten Bier-Hotspots in Skandinavien. Neben mehr als ein Dutzend hippen Kneipen mit unberechenbarer Bierauswahl sind viele Micro-Brauereien, aber auch renommierte Marken mit wie Stigbergets oder Poppels in Göteborg ansässig, deren Sude die Herzen von Craft-Fans rund um den Globus höherschlagen lassen. Rund 35 Craft-Stätten tummeln sich hier – mehr als in den meisten bundesdeutschen Millionenmetropolen.

Die erste Brauerei in der Stadt gründete 1649 ein Deutscher namens Johan Casparsson Poppelman, die allerdings 1835 wieder schließen musste. Eine weitere Legende in der Göteborger-Biergeschichte ist der Schotte Georg Carnegie, der 1745 wegen eines gescheiterten Aufstandes nach Göteborg floh und dort eine Brauerei gründete. In Glanzzeiten soll diese mehrere Millionen Liter Porter im Jahr produziert haben. „Carnegie Porter“ gilt somit als älteste schwedische Marke, die heute noch existiert und von der schwedischen Großbrauerei Nya Carnegiebryggeriet produziert wird.

Braustätten in Göteborg gelten seit jeher als beliebt. Grund dafür war einst der boomende Exportmarkt, ausgelöst durch die Globalisierung im 18. Jahrhundert. Die schwedische Ostindien-Kompanie hatte damals eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft. So wurden neben unterschiedlichsten Waren auch jede Menge Bier in den Fernen Osten verschifft. Im Jahr 1813 wurde die East India Company zwar geschlossen, aber in Göteborg rauchten die Brauereischornsteine weiter. Irgendwann ließ der Erfolg jedoch nach. Alte Backsteingebäude, in denen große Bierproduzenten wie Pripps und Lyckholms ansässig waren, stehen zwar immer noch, die Brauereien wurden aber inzwischen von Carlsberg aufgekauft und anschließend geschlossen. Um die 2000er Wende stand es dann wirklich katastrophal um die Bierszene in Göteborg.

Erst mit der Gründung der ersten Mikrobrauereien in der Stadt nahm die Szene wieder Fahrt auf. Als einer der wichtigsten Craft-Pioniere gilt Mikael Dugge Engström, der 2005 am südlichen Rand von Göteborg die Dugges Bryggeri in Mölndal gründete. Sein erstes Bier war ein fünfprozentiges amerikanisches Pale Ale namens „Avenyn Ale“, das Mikael für ein angenehm tropisches Aroma auch heute noch mit den Hopfensorten Cascade, Chinook, Citra und Simcoe braut. Die Nachfrage wuchs schnell, denn solche Biere waren auch den Schweden bis dahin unbekannt. Im ersten Jahr produzierte Engström rund 300 Hektoliter. Durch seinen Erfolg war die Kapazität seiner Anlage schon vier Jahre später mit 1.500 Hektolitern ausgereizt und ein größerer Standort mit einem Ausstoß rund 7.000 Hektolitern musste her.

Heute steht die Braustätte in Landvetter, etwas östlich der City von Göteborg. Im Dugges-Portfolio befinden sich neben diversen Pale Ales und India Pale Ales mittlerweile auch einige Frucht-Sauerbiere mit Birnen oder Erdbeeren sowie ein 11,5-prozentiges Imperial Stout mit Mango, Kokosnuss und Tonkabohnen. Hinzu kommen fassgereifte Spezialitäten aus Rotwein-, Whisky- und Sude, die in karibischen Rum-Fässern gelagert werden. Damit hat Ensgtröm noch lange nicht genug: „Wir wollen unsere Kapazitäten noch weiter ausbauen und unseren Traum, ungewöhnliche Biere zu brauen, auf jeden Fall weiterleben“.

Als besonders innovativ gilt auch die 2012 gegründete Poppels Bryggeri in Jonsered, nordöstlich vom Stadtzentrum gelegen. Das Gründerteam startete vor acht Jahren mit einem Brown Ale und legte dann ein amerikanische Pale Ale vor, das heute zu den nationalen Lieblingsbieren der Schweden gehört und in jedem „Systembolaget“, also den speziellen Alkoholgeschäften in Schweden, verfügbar ist. Bei ihren Bieren schwören die Newcomer auf hohe Bioqualität der Rohstoffe. Somit ist Poppels nicht nur eine der bekanntesten, sondern inzwischen auch die größte Bio-Brauerei Schwedens.

Credit: Poppels

Wie gut die Biere aus Jonsered ankommen, zeigt auch die Nachfrage von „Project 003“. Das Imperial Saison, gebraut mit Johannisbeeren, war bereits wenige Minuten nach Veröffentlichung komplett ausverkauft. Aber ihren Erfolg erzielt die Poppels Bryggeri auch durch die Leidenschaft zur Kombination von Essen und Bier. Das Team arbeitet eng mit Köchen und Lebensmittelherstellern zusammen. So basiert die gesamte Speisekarte im eigenen Brauerei-Restaurant auf Foodpairings mit Bier. Das Corona-Virus hinterlässt zwar auch seine Spuren in der schwedischen Gastronomie und in der Bierbranche, aber Magnus Pettersson von Poppels ist zuversichtlich: „Unsere Verkäufe laufen weiterhin hervorragend, sodass unser Unternehmen zum Glück noch immer absolut stabil ist.”

Etwas stärker von den Covid-Auswirkungen betroffen, scheint die 2012 gegründete Craft-Stätte Beerbliothek im Südwesten der Stadt. Nach eigenen Aussagen seien die Verkäufe an Restaurants und Bars in den vergangenen Monaten um 70 Prozent zurückgegangen. Das Team um die Gründer Adam Norman, Richard Bull und Darryl de Necker riefen allerdings eine erfolgreiche Social Media-Kampagne für den Kauf lokaler Biere ins Leben. Der Bierabsatz rund um den Kirchturm sei dadurch, laut aktueller Zahlen, um 45 Prozent gestiegen. Ursprünglich begannen die Schweden als hochkreative Hobbybrauer, die allein im Gründungsjahr schon 43 Biere auf den Markt brachten. Auf jeder Dose steht noch heute die chronologische Nummer des Suds. Zur Core-Range gehören neben leichtem Session IPAs und hopfig-fruchtigem IPAs auch ein elfprozentiges Imperial Stout sowie ein unfiltriertes Pils mit deutschen und nordamerikanischen Hopfensorten.

Neben ihren Klassikern setzen die Beerbliothek-Macher vor allem auf ungewöhnliche Experimente. Im Sortiment finden Bierliebhaber daher auch ein Oat Stout mit speziellem „Tarrazu“-Kaffee, eine Gose mit Mango, Melone, Maracuja und Stachelbeere oder aber ein IPA mit Kokosmilch und ein kaltgehopftes Sauerbier mit Orangenschalen. „Unsere Brauphilosophie ist relativ einfach“, betont Gründer Darryl de Necker, „wir produzieren ausschließlich Biere, die wir selbst trinken wollen.“ Gerade habe das Team einen Sud mit der Folgenummer 287 eingebraut. Frisch gezapft finden Aficionados diese Spezialitäten vor allem im hauseigenen Taproom am Varholmsgatan 4.

Ein eigener Schankraum gehört in der schwedischen Craft-Szene zum Erfolgsrezept. Diese Erfolgsformel haben auch die Macher von Stigbergets umgesetzt. Ihre Marke gilt als neuer Stern am schwedischen Craft-Bierhimmel. Gegründet wurde die Braustätte vor sieben Jahren mit der Intention ein Bier nur für das städtische Kino in Göteborg zu brauen. Inzwischen wird Braumeister Oli Banks schon international für seine IPAs gefeiert. Als Flaggschiff gilt sein „Amazing Haze“, das wohl das erste New England IPA in ganz Schweden war und auch schon reichlich Preise absahnte. Das 6,5-prozentige Bier legt Noten von Mango, Papaya und Pinie vor und wird von einer sanften Bittere abgerundet. Neben NEIPAs setz Banks jetzt auch immer mehr auf spontan vergorene Biere, experimentiert auch mit Fassreifung und arbeitet an Sorten mit weniger als 3,5 Prozent Alkohol. „Die Nachfrage nach aromatischen Leichtbieren steigt derzeit in Schweden deutlich an“, sagt der Stigbergets Braumeister, „wir hoffen, dass wir mit diesem Bierstil da noch einiges in Bewegung bringen können.“

An Ideen mangelt es jedenfalls den vielen Craft-Stätten in Göteborg nicht. So zählt auch das Team von Beersmiths zur Kreativ-Liga der Szene. Die junge Erfolgsbrauerei riefen der Brite Dave Barrat und sein Partnerin Malin vor fünf Jahren im Süden des Zentrums ins Leben. Vor der Gründung war Dave schon mehr als 30 Jahre als Freizeitbrauer tätig. Sein Traum war es aber schon immer eine eigenen Braustätte zu besitzen und seine Sude kommerziell zu verkaufen. Das gelang ihm in Göteborg. Im Portfolio von Beersmiths finden Craft-Fans neben diversen Lagern und IPAs auch ein NEIPA mit Laktose und Orange, eine Berliner Weiße, die für ihre rote Farbe und das fruchtige Aroma auf Kirschen gereift ist oder aber ein belgisches Witbier mit Lavendel.

Cooles Design von 0/0

Zu den innovativen Craft-Brauereien Göteborgs gehören außerdem O/O Brewing im Norden, All in Brewing am Hafen des Viertels Västra Eriksberg oder Barlind Beer auf der Insel Bohus-Björkö im Scheren-Archipel vor den Türen der Stadt gelegen. Letztere ist vor allem bekannt für ihr preisgekröntes IPA. Wer intensiv in die Szene Göteborgs und die Welt der lokalen Biere eintauchen will, der sollte unbedingt in den hippen Craft-Bars der Innenstadt einkehren. Zu den Highlights zählen etwa die beiden Locations der „Brewers Beer Bar“ mit wechselnden Suden vom Hahn. Hier gibt es zum Bier übrigens auch die angeblich beste Sauerteigpizza der Stadt. In der Nähe des Shoppingcenters Nordstan befindet sich der Pub „Ölrepubliken“ mit 30 Bieren vom Hahn und mehr als 200 verschiedenen Sorten aus Flasche und Dose. Aber auch die Craft-Kneipe „3 Små Rum“ lässt mit wechselndem Angebot die Herzen von Bier-Fans höherschlagen. Auch Brewdog und Omnipollo sind mit eigenen Bars in der Stadt vertreten.

Craftbier-Bar „Wärdshuset Tullen“

Mit diesem Angebot zählt Göteborg wohl zurecht als Bierhauptstadt Schwedens. Wer einmal durch die Brauereien, Taprooms und Kneipen der Stadt gezogen ist, wird von der Vielfalt der Szene begeistert sein. Die Biere der Craft-Zauberer sind bekannt für einen eigenen Touch: Egal ob klassisches Lager, hopfige IPAs, deftige Stouts oder fassgereifte Spezialitäten sowie kreative Sauerbiere, es gibt wahrscheinlich keinen Bierstil und kein Experiment, das die schwedischen Craft-Brauer auslassen. Und das Beste: Die Szene wächst immer weiter.

Erschienen im Meininger’s CRAFT Magazin für Bierkultur.

Salzburg-Special: Österreichs geheime Bierhauptstadt

Salzburg ist bekannt für eine hohe Brauereidichte, eigenständige Sude und gemütliche Bierlokale. Ein Trip durch die Hopfen- und Malzszene der Mozartstadt und seiner Region zeigt, dass in kaum einem anderen Landesteil von Österreich die Bierkultur so lebendig ist wie hier

Salzburg zählt zu den touristischen Hotspots in der Alpenrepublik. Zu den Highlights für mehr als 5,5 Millionen Besucher pro Jahr gelten aber nicht nur die weltweit bekannten Festspiele, das Geburtshaus von Wolfgang Amadeus Mozart oder die fast 1000 Jahre alte Festung Hohensalzburg, die über der barocken Altstadt thront und als Wahrzeichen der Metropole gilt. Die Stadt, durch dessen Mitte sich idyllisch die Salzach schlängelt, pflegt eine uralte Brauhistorie mit jahrhundertealten Brauereien, aber inzwischen auch eine neue quirlige Bierszene mit jungen Craft-Machern, Bierbars und traditionellen Wirtshäusern.

Während die Landeshauptstadt Wien mit seinen Heurigen Lokalen punktet, in denen der rund um die Stadt wachsende Wein die Hauptrolle spielt, gilt Salzburg inzwischen als geheime Bierhauptstadt des Landes. In der Barockstadt finden Freunde des Hopfen- und Gerstensaftes neben historischen Brauhäusern, die ihr Portfolio inzwischen durch kreative Sude ergänzen, auch an fast jeder Straßenecke spannende Bierlokale, urige Bräustüberl, gemütliche Biergärten, eine zentrale Ausbildungsstätte für Diplom-Biersommeliers und eine hochaktive Craft-Bierszene. Laut aktuellen Zahlen des österreichischen Brauereiverbands produzieren in Salzburg und der Region derzeit 13 Brauereien und 14 Hausbrauereien besondere Sude – für Österreich ein rekordverdächtiges Kontingent.

Damit trägt die Mozartstadt wohl auch zu einem erheblichen Anteil am österreichischen Pro-Kopf-Verbrauch bei Bier bei, der im internationalen Vergleich weltweit immerhin den zweiten Platz belegt. Insgesamt zählt der Branchenverband in Österreich bei landesweit nur knapp 9 Millionen Einwohnern mehr als 300 Braustätten mit rund 1000 verschiedenen Bieren und einem Gesamtausstoß von immerhin rund zehn Millionen Hektoliter – inklusive alkoholfreien Sorten. „Der Wirtschaftsmotor Braubranche läuft in Österreich sehr stabil und unabhängig von konjunkturellen Schwankungen“, sagt Verbandschef Siegfried Menz. Das sei vor allem der ausgeprägten Regionalität mit großer Biervielfalt, dem damit verbundenen Qualitätsanspruch zu verdanken.

Dass die Bierkultur insbesondere in Salzburg sehr lebendig ist, kann der Branchenprimus indes nur bestätigen. Als älteste Braustätte der Mozartstadt gilt das Hofbräuhaus Kaltenhausen, das der einstige Bürgermeister Johann Elsenheimer 1475 unter dem Namen „Kaltes Bräuhaus“ errichtete. Nach etlichen Besitzern, wie etwa der fürsterzbischöflichen Hofkammer, diversen Herzögen und dem geschichtsträchtigen Kaiser Franz I., zog einst eine Kurfürstin die Braustätte zu einem der führenden regionalen Industriebetriebe des 19. Jahrhunderts hoch.

Aber nach zwei Weltkriegen und zahlreichen Besitzerwechseln ebbte der Erfolg allmählich ab, bis der Betrieb 2011 eingestellt und das alte Sudhaus abgerissen wurde. Aber Kaltenhausen lebt weiter, wenn auch in anderer Form: Eine neue, vollautomatisierte Kleinanlage wurde installiert, auf der heute Braumeister Martin Simion mit seinem Team süffiges Kellerbier, bernsteinfarbenes Pale Ale oder ein kräftig gehopftes India Pale Ale mit der Hopfensorte Citra braut. Im Sortiment finden Bierliebhaber immer wieder auch saisonale und limitierte Spezialitäten. Darunter ein Bier, vergoren mit dem Saft reifer Veltliner-Weintrauben, eine weitere Sorte, die auf frischgehobeltem Zirbelholz reift oder einen etwa einen 9,5-prozentigen Barley Wine.

Reinhold Barta, GF, Braumeister, Biersommelier, Brauhaus Gusswerk, Hof, Salzburg, 20130923, (c) wildbild

Auch wenn im Salzburger Land uralte Biertraditionen weiter erfolgreich gepflegt werden, so setzen heute immer mehr Jungbrauer auf kreative Sude. Neben dem Team von Kaltenhausen gehört auch Reinhold Barta mit seinem 2007 gegründeten Brauhaus Gusswerk im nur wenige Kilometer von Salzburg entfernten Hof zu den neuen Sudzauberern der Region. Vor den Toren der Stadt produziert der umtriebige Chef der aufstrebenden Bio-Manufaktur neben klassischen Bierstilen wie Weizen, Wiener Lager und hellem Vollbier auch ganz besondere Spezialitäten. So führt Barta in seinem Segment ein Dry Stout namens „Das schwarze Schaf“, ein dunkles Starkbier mit neun Umdrehungen und dem ungewöhnlichen Titel „Horny Betty“ sowie fassgereifte Aromabomben aus Ex-Bourbon oder Ex-Sherry-Fässern. Bei seinen biologisch-dynamischen Bieren setzt der Gusswerk-Chef auf Natürlichkeit und Regionalität. „Nachhaltigkeit und schonender Umgang mit Ressourcen,“ so Barta, „war für mich schon immer immens wichtig und integrativer Bestandteil unserer Philosophie.“

Besonderen Wert auf die Auswahl der Rohstoffe legt auch die fast 530-jährige Stiegl Brauerei mit ihrem „Gut Wildshut“, rund 30 Kilometer vom Haupthaus des Traditionsbetriebes entfernt. Dort betreibt ein Team eine eigene Bio-Landwirtschaft und kultiviert Urgetreidesorten wie die Alpine Pfauengerste oder den Laufener Landweizen. Diese Sorten werden vermälzt und in den „Wildshuter Bierspezialitäten“ umgesetzt. Zwar zählen zu den Stiegl-Flaggschiffen eher die Lager- und Märzenbiere. Aber die größte Privatbrauerei des Landes, in dessen Brauwelt sich auf 35.000 Quadratmetern das größte Biermuseum Österreichs befindet, ist auch bekannt für hohe Experimentierfreude.

Foto: Wildbild/Sandra Hallinger

Neben Märzen, Hellem, Pils und Weizen setzt das Stiegl-Kollektiv auch auf Pale Ale und innovative Biere wie etwa ein nachtschwarzes „Baltic Chili Porter“ mit Charapita-Chili, ein „Gin Style IPA“ mit Wacholder oder eine erfrischende Berliner Style Weiße mit Himbeeren sowie Jahrgangsbiere wie beispielsweise das beliebte „Faux Pas Apricot“, ein fassgereiftes Marillen-Starkbier. Alle Stiegl-Biere tragen als Garantie für Qualität und lange Reifung das Gütesiegel „Slow Brewing“. Für Brauereiinhaber Heinrich Dieter Kiener ist die Mitgliedschaft in dieser Qualitätsvereinigung selbstverständlich: „Der Hektik unserer Zeit erteilen wir mit unserer Art zu brauen eine klare Absage.“

Dieselbe Philosophie pflegt auch Seppi Sigl von der 1601 gegründeten Trumer Privatbrauerei im rund 15 Kilometer entfernten Obertrum, die er in achter Generation führt. Trumer ist seit nunmehr acht Jahren Mitglied bei „Slow Brewing“. Das Besondere an den Suden der Braustätte ist nicht nur die lange Reifezeit, sondern auch die Verwendung von Naturhopfen sowie ein patentiertes, offenes Gär-System, wobei Gerb- und Bitterstoffe in Handarbeit abgeschöpft werden. Durch dieses Verfahren schmecken die Trumer-Biere besonders mild. Spitzenreiter von Seppi Sigl sind das international ausgezeichnete, 4,9-prozentiges „Trumer Pils“ sowie das Session Pils „Hopfenspiel“ mit schlanken 2,9 Prozent. Kaltgehopft ist es mit dem französischen Aromahopfen Triskel und US-Cascade. Einmal im Jahr kommt auch die „Hopfenernte“ auf den Markt. Ein Bier, das meist etwas kräftiger und mit Hopfen eingebraut ist, der direkt vor der Trumer Haustür wächst. Seppi Sigl plant auch Neuerungen in der Brauerei: „Künftig werden wir definitiv in Nachhaltigkeit investieren und denken gerade auch über eine neue leichte Pilsspezialität nach.“

Sepp Sigl
Credit: Michael Königshofer moodley brand identity

Nur einen Steinwurf von der Trumer Privatbrauerei entfernt, befindet sich das österreichische Mekka für angehende Biersommeliers. Im Bierkulturhaus von Axel Kiesbye dreht sich alles um Hopfen- und Malzsäfte, aber auch um Technologie und Sensorik. Brauingenieur Kiesbye und sein Team haben sich in der Akademie auf das Biersommelierwesen spezialisiert. Neben der Ausbildung bieten die Obertrumer aber auch Braukurse sowie sogenannte Grand Cru-Seminare an, in denen es um spezielle Foodpairings und neue Technologien des Craft-Bierbrauens geht. In diesem Jahr startet auch das „Braumeister Camp“ die nächste Runde, bei dem Teilnehmer gemeinsam mit renommierten Brauern aus aller Welt ihr eigenes Bier produzieren und sich fachlich austauschen können.

Axel Kiesbye in Action
Credit: Bierkulturhaus

Zu den diesjährigen Stars gehören etwa Scott Jennings von Sierra Nevada Brewing aus den USA, Nikolas Marjanovic von der Beavertown Brewey aus England und Oliver Wesseloh von der Kreativbrauerei Kehrwieder aus Hamburg. Axel Kiesbye legt bei seinen Angeboten viel Wert darauf, den Nerv der Zeit zu treffen. „Ich versuche die Zukunft unserer Branche zu deuten und so die Kursinhalte attraktiv weiter zu entwickeln“, sagt er. Seiner Ansicht nach werde beispielsweise die Bedeutung von klimaschonenden Brautechniken und die Bier-Auspreisung mit Bio- und anderen Gemeinwohl-Auszeichnungen auch an Bedeutung für Diplom-Biersommeliers gewinnen.

Augustiner Salzburg

Nicht alle Macher der Salzburger Bierkultur setzen auf Modernität. Als eine der wichtigsten Traditionalisten in der Stadt gilt der Augustiner Bräu. Seit 1621 wird im Stadtteil Mülln, am Fuß des Mönchsbergs, süffiges Bier gebraut und auch dort genossen. Das urige Bräustüberl gilt als Österreichs größte Biergaststätte und der angeschlossene Biergarten als größter des Landes. Um in der quirligen Atmosphäre ein Bier zu bekommen, müssen Gäste zuerst bezahlen, sich aus dem Regal einen Steinkrug nehmen um sich dann das goldfarbene Märzen von den Schankburschen ganz frisch aus Holzfässern einschenken lassen. Im „Schmankerlgang“ finden Hungrige an Verkaufsständen die passende Speise zum Trunk.

Ein weiterer historischer Hotspot ist „Die Weisse Brauerei“. Seit mehr als hundert Jahren wird im Salzburger Stadtteil Schallmoos feinstes Weißbier gebraut. Im zweiten Weltkrieg wurde die Braustätte zwar von einer Bombe getroffen, vollständig zerstört, aber einige Jahre später wiederaufgebaut. Weißbier zählte damals nicht unbedingt zu den beliebtesten Stilen der Österreicher, so dass die Weisse damals die einzige Produktion für diese obergärige Spezialität in der Region war. In den 1980ger Jahren übernahm Hans Georg Gmachl die Brauerei, die er derzeit gemeinsam mit dem Brauer Wolfgang Schweitl führt. Das inzwischen allseits beliebte Bier wird auch heute noch nach traditionellem Rezept gebraut und im eigenen Wirtshaus ausgeschenkt.

Salzburgs Erfolgsgeschichte als heimliche Bierhauptstadt der Alpenrepublik ist untrennbar mit der regionalen Gastronomie verbunden. Attraktive Bierlokale findet der Salzburg-Besucher in jedem Stadtteil. Wer die Mozartstadt bereist, sollte jedoch unbedingt auch beim Gablerbräu, beim Sternbräu oder im s’Kloane Brauhaus einkehren. Die Wirtshäuser servieren neben österreichischer Küche meist ihre eigenen naturtrüben Biersorten.

 Zu den beliebtesten Bierlokalen der Stadt zählt zudem die Trumerei, die neben ihren eigenen Suden auch eine umfangreiche Bierkarte mit internationalen Craft-Sorten anbietet. Aber auch die Salzburger Volkswirtschaft „Fuxn“ mit ausreichender Bierauswahl und modernen Speisen sowie der älteste Bierkeller Salzburgs namens „PitterKeller“ sind einen Besuch wert. Dort servieren die Kellner neben diversen Biersorten auch kreative Bier-Cocktails. Nicht zu vergessen ist der Belgier Dirk Baert mit seinen Lokalen „Alchimiste Belge“ und der „Beffa Bar“, die angeblich die größte Auswahl an belgischen Bieren in ganz Österreich aufweisen. Auch wenn sich Traditionalisten erst noch an Lambic, Witbier und Trappistensude gewöhnen müssen, so freut sich Baert inzwischen über den regen Zuspruch seines Angebots – und nicht nur bei internationalen Touristen.

Erschienen im Meininger’s CRAFT Magazin für Bierkultur.

BierForum: Braukunst Live! mit interessantem Wissensforum

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Die Braukunst Live!, eines der wohl größten deutschen Bierfestivals, rückt immer näher und Besucher können auf viele neue Ideen gespannt sein. Wie immer warten spannende Brauereien, ungewöhnliche Sude und interessante Gespräche auf ein genussfreudiges Publikum. Eine der wohl spannendsten Neuerungen ist das „BierForum“, das am Freitag (31.1.) im Vorfeld der Messe stattfindet. Bei diesem kongressähnlichen Symposium halten Top-Speaker verschiedene Vorträge, die sich alle um das Thema handeln: „Wie schaffen wir es, den Wert des Bieres beim Verbraucher darzustellen?“

Eine Materie, die viele aus der Bierbranche beschäftigt. Experten dozieren in zwei Räumen des MVG Museums und beleuchten die Themen aus Blickwinkeln der Gastronomie und des Handels. So spricht etwa Michael Ehler, einer der renommiertesten deutschen Rhetorik-Trainier, über Strategien beim Verkaufsgespräch. Klaus Artmann dagegen ist im „BierForum“ zuständig für Wissen am Point of Sale. Denn neben seinen Aktivitäten als Biersommelier ist er auch als Berater für mittelständische Unternehmen tätig. Alles Themen, die vor allem junge Craft-Brauer beim Aufbau ihres Geschäftes unterstützen können.

Einen Vergleich der Wertigkeit von Wein und Bier liefert Prof. Dominik Durner. Er fungiert als Professor für Lebensmitteltechnologie und Önologie an der Hochschule Kaiserslautern. Seine Funktionen am Weincampus: Er ist Vorsitzender des Gemeinsamen Ausschuss der Fachbereiche (GAF), Leitung Dualer Studiengang (B. Sc.) Weinbau und Önologie sowie Mitglied im Prüfungsausschuss. Mit dem Thema Bier ist Durner in jeder Hinsicht bewandt, weil er unter anderem Vorstandsmitglied beim Meininger’s International Craft Beer Award ist. Auch Bier-Sensorik dient als wichtiges Verkaufsargument, worüber Dr. Wolfgang Stempfl referiert, der mehr als drei Jahrzehnte der Kopf und das Gesicht der Doemens Genussakademie in Gräfelfing bei München war.

Zudem gibt es Vorträge von der „BierBegeisterung“. Hans Wächtler, der sich seit mehr als 30 Jahren dem Bier und der Braubranche widmet, spricht über Erfolgsfaktoren der Szene. Wächtler liebt nicht nur Bier, er lebt es auch und spezialisierte sich daher auch auf die Aromen, die aus den verschiedenen Rohstoffen kommen. Seine Tochter Dorothea, eine renommierte Biersommelière, doziert im Forum über ihre Spezialgebiete Vertrieb und Marketing.

Das „BierForum“ ist als bunte Mischung von Vorträgen und Themen ausgelegt. Speziell richtet sich die Veranstaltung an Leute aus Handel und Vertrieb sowie an Brauer und die, die es noch werden wollen. Die Referenten stehen auch beratend zur Beantwortung gezielter Fragen zur Verfügung. Dabei stellen die Organisatoren auch diverse Getränke zur Verfügung. Im Anschluss an den Kongress finden ab 14:00 Uhr im MVG Museum die Fachbesucherstunden der Braukunst Live! statt. Jeder Teilnehmer ist herzlich eingeladen direkt im Anschluss in der Halle zu verweilen und sich durch die Welt der kreativen Biere zu verkosten.

„BierForum“

Wann: 31. Januar 2020, 9 bis 14 Uhr

Wo: MVG Museum Ständlerstr. 20, 81549 München

Preise: Tagesticket kostet 350 Euro pro Person. Aussteller der Braukunst Live! zahlen 250 Euro. Die Gebühr umfasst die eintägige Teilnahme am Bierforum inklusive Mittagessen, Tagungs- und Pausengetränke. Preise zzgl. MwSt. Sie erhalten von den Veranstaltern eine Auftragsbestätigung/Rechnung. Bitte beachten Sie, dass die Plätze limitiert sind. Ihre persönliche Eintrittskarte erhalten Sie direkt vor Ort im MVG Museum an der Registrierung.

Mehr Infos: https://www.braukunst-live-muenchen.de/highlights/bierforum.html