Genussevent: Spannendes Bier- und Käseerlebnis in Neugiesing

Bier und Käse haben mehr gemein, als die meisten Leute denken. Beide gehören sie nicht nur zu den ältesten Lebensmitteln der Welt. Sie passen in richtigen Kombinationen sogar auch sehr gut zusammen. Aber wie werden die beiden Produkte überhaupt hergestellt, worin unterscheiden sich die verschiedenen Sorten und wie verkostet man eigentlich die beiden Genussmittel? Genau um diese Themen drehte sich vergangene Woche die Verkostung beim Giesinger Bräu im Werk 2.

Durch den Abend leiteten Basti und Sebi vom Giesinger Bräu sowie Franz und Sebastian von der Münchner Käse Manufaktur. Beide Unternehmen verbindet, dass sie ihren Traum durch diverse Crowdfunding-Aktion verwirklichen konnten. Zudem spielt ein Standort in der bayerischen Hauptstadt für die Macher eine bedeutende Rolle. Giesinger Bräu hat es durch den eigenen Brunnen bereits geschafft. Doch auch die Käsemanufaktur eröffnet gegen Ende des Jahres ihre eigene Produktionsstätte in der Prinzregentenstraße und gilt dann als einzige ihrer Art in München. Aktuell produzieren die Jungunternehmer noch in kleinen Mengen in Landsberg, sodass für das Tasting auch drei Sorten von geschätzten Käsekollegen aus der Schweiz mit ins Spiel kamen.

Los ging’s mit dem „Mühlistein“ aus der Schweiz – ein junger Schnittkäse aus Rohmilch mit gräulicher Rinde, cremigem Kern, goldgelbem Teig und Bruchlöchern. Das Aroma zeigte sich mild-säuerlich. Dazu reichte das Giesinger-Team das Helle. Die Süße des Bieres und die Cremigkeit des Käses sowie die sanfte Herbe des Hellen und die Würzigkeit vom Mühlistein harmonisierten unaufdringlich miteinander. Guter Start!

Weiter ging es mit dem bananigen-nelkenartigem Weißbier und dem „Oiden Topfen“ von der Münchner Manufaktur. Bei diesem Milchprodukt geht es um einen gereiften Frischkäse, der etwa vier Wochen alt war. Der erste Eindruck in Kombination erschien lieblich-süßlich, bis die Kohlensäure den Käseschmelz von der Zunge spülte und sich ein langes, aromatisches Finish eröffnete. Passt!

Als nächstes paarten die Bier- und Käseprofis die „Giesinger Erhellung“ und den „Fetten Ludwig“. Beide Produkte haben etwas gemein: sie waren jeweils die ersten der Unternehmen. Der Ludwig ist ein zwei Monate alter Weichkäse mit Camembert-Schimmel, der sich cremig, salzig und würzig zeigte. In Vermählung dringt eine deutliche Süße durch, die an Honig erinnert, bis sich eine angenehme Würze zeigt. Spannende Kombi!

Das nächste Pairing drehte sich um das würzige Märzen und einen Gruyère aus der Schweiz. Der Käse ist 20 Monate gereift, elfenbeinfarben und mit Salzkristallen bestückt. Hier präsentierten sich in Verbindung erst karamellartige, süßliche Noten, bis dann etwas Nussiges zum Vorschein kommt. Der Käse steht etwas im Vordergrund.

Zum Abschluss kamen noch zwei Kombinationen, bei denen einige Teilnehmer schon etwas überfordert waren. Das „Lemondrop Triple“ wurde zum „Isarbatzi“ gereicht, also ein 7,5-prozentig, belgisch-angehauchtes Bier mit Lemondrop-Hopfen zu einem acht Wochen gereiftem Weichkäse aus Rohmilch. Hier trafen zwei aromastarke Produkte aufeinander, die zitrusartige Noten vom Hopfen und eine leichte Alkoholschärfe des Bieres und dann eine cremig-würzige, umamiartige, sehr intensive Melange vorlegten. Gefiel mir.

Beim letzten Paar handelte es sich um einen intensiven Schweizer Blauschimmelkäse und den dunklen Bock „Innovator“ vom Giesinger. Die Kombination war nichts für schwache Geschmacksknospen. Sie war sehr intensiv, cremig, pikant, würzig, süßlich mit Umami-Flair. Sehr spannend, aber hier hätte der Käse tatsächlich ein noch kräftigeres Bier vertragen können.

Fazit: Das war ein echt tolles Bier- und Käse-Tasting – ich stehe einfach auf sowas. Sowohl die Brauer als auch die Käsemacher nahmen die Teilnehmer an die Hand und ließen sie in das jeweilige Handwerk eintauchen. Alle Kombinationen waren gut erklärt und zum Teil sicherlich nichts für Jedermann. Aber das macht solche Degustationen aus. Sensorik ist nun mal sehr individuell – zum Glück. Das nächste Tasting kommt bestimmt!

Braumeistercamp 2023: Spannendes Event für Bierbegeisterte aus aller Welt

Ende Juni trafen sich bei Kaiserwetter wieder Bierliebhaber aus aller Welt beim Braumeistercamp im Stiegl-Gut Wildshut im gleichnamigen österreichischen Ort. Dabei handelt es sich um ein dreitägiges Event mit Vorträgen, Verkostungen, Brau-Aktivitäten und kulinarischen Highlights. Das jährlich stattfindende Spektakel organisiert das Team um Axel Kiesbye vom Bierkulturhaus in Obertrum.

Dieses Jahr gab es spannende Vorträge zum Thema alkoholfreie Biere von Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei, Einblicke in den US-Trend hin zu Cocktail-inspirierten Bieren von Megan Parisli von Samuel Adams aus Boston oder aber etwas zum Unterschied zwischen Bitter und Pale Ale von Alex Barlow aus UK. Zudem sprach Mathias Hutzler von der TUM in Weihenstephan über seine Hefejagd in alten Kellern und an Bäumen, René Rehorska referierte über Bier und seine Botanik. Ich erzählte etwas über Trendbierstile und die Bedeutung von Social Media.

Zu den Highlights beim Braumeistercamp zählen auch immer wieder die sogenannten Braustars, die auf verschiedenen Anlagen verschiedene Biere brauen. Dieses Jahr waren etwa Hans-Peter Drexler, ehemaliger Braumeister von Schneider Weisse, Doreen Gaumann, Braumeisterin von der Union Brauerei Bremen oder aber Megan Parisli, Braumeisterin von Samuel Adams aus den USA vor Ort und produzierten Witbier, Hazy IPA und Weißbier.

Den krönenden Abschluss machte das Galadinner im Restaurant des Bio-Bierguts mit moderierter Bierbegleitung durch Braumeister Sebastian Essl. Nach dem Menü ging es in den Reifekeller, wo das Dessert zum „Bio-Mystique“, ein Red Ale Sour Blend vom Jahrgang 2022, gereicht wurde. Abschließend ging es in den Gewölbekeller zur exklusiven Whisky-Verkostung.

Fazit: Ein wirklich spannendes und vielfältiges Event mit tollen bierbegeisterten Menschen aus aller Welt. Hier kann man sich austauschen, inspirieren lassen und jede Menge leckere Biere verkosten. Und auch, wenn das Ganze Braumeistercamp heißt: es sind auch Hobbybrauer, Biersommeliers oder Bierfans willkommen. Für jeden ist etwas dabei. Und ganz wichtig für die Veranstalter: Alles kann, nichts muss.

Event-Tipp: Die große Sommerbier-Probe mit Brotspezialitäten

Bier und Brot haben viel mehr gemeinsam, als die meisten Leute wahrscheinlich wissen. Und noch viel wichtiger: Sie können im Pairing auch wunderbar miteinander funktionieren. Genau um dieses Thema soll sich die „große Sommerbier-Probe“ am 27. Juli ab 19 Uhr im Weldegarten in Plankstadt drehen. Gemeinsam mit Welde-Chef Max Spielmann und Biersommelier Malte Brusermann verkoste ich mit euch spannende Biere, die perfekt zu heißen Temperaturen passen. Wir erzählen spannende Geschichten über unser Lieblingsgetränk, führen euch in die Sensorik ein und geben euch Stammtischwissen mit auf den Weg. Als zusätzliches Highlight probieren wir zu den Bieren mit Bäckermeister Tan Karadagli passende Brotsorten der Tans Brotboutique aus Mannheim.

Nach dem offiziellen Teil ist bestimmt noch Zeit für bierigen Austausch.

Wir freuen uns auf euch!

INFO

27. Juli 2023, 19 Uhr – Welde Bierprobe LIVE: Sommerbiere & Brot

Weldegarten, Brauereistr. 1, Plankstadt

Tickets € 35,- (inkl. alle Biere, Verkostungsglas, Brot u.v.m.) an der Abendkasse oder online auf www.weldegarten.de (solange der Vorrat reicht!)

„African Beer Cup“: Bierreise ans andere Ende der Welt

Internationale Bierwettbewerbe sind für mich immer wieder ein Highlight – vor allem, wenn sie in Ländern stattfinden, in denen ich noch nie war. So reiste ich Mitte April nach Kapstadt, um als Jurymitglied und Table Captain beim „African Beer Cup“ mitzuwirken. Die Jury bestand aus 52 Männern und Frauen aus 16 verschiedenen Ländern rund um den Globus. Insgesamt verkosteten wir 230 Biere aus 20 afrikanischen Ländern. Das spannende war, dass neben den Klassikern wie International Lagers, Blond Ales und India Pale Ales in all ihren Spielarten auch Münchner Helles, Weißbiere, Tropical Stouts und Dunkles eingereicht wurden, wovon die besten Brauer Gold absahnten. In der speziellen Kategorie „Best of Show“ wurde das „Barrel Aged Sour“ von Richmond Hill Brewing Co. aus Südafrika zum Champion gekürt. Die gesamte Siegerliste gibt es hier.

Neben dem Verkosten standen auch einige Ausflüge zu Brauereien und Taprooms an. So waren wir am ersten Tag im „Spinal Tap“ im Stadtteil Woodstook. Die Macher der Location zapfen eine kleine, aber feine Bierauswahl von lokalen Brauereien wie 400 Brewing Co., Woodstock Brewing und Shackelton Brewing. Bei letzterem kehrten wir zu einem Abendevent ein, bei dem es neben süffigen Kölsch, Pale Ale und IPA traditionelles afrikanisches Essen wie Hühner- und Schweinefüße sowie Chakalaka und Ugali gab. Dabei handelt es sich um einen hartgekochten Getreidebrei aus Maismehl. Zum Probieren hatte ein heimischer Judge „Chibuku“ dabei – ein Bier aus Sorghum-Getreide, das auf den traditionellen hausgemachten afrikanischen Bieren von „Umqombothi“ basiert. Schmeckt säuerlich-getreideartig und zeigt sich in einer cremigen Konsistenz. Interessant, wird aber wohl nicht mein Lieblingsbier.

Eine weitere tolle Brauerei versteckt sich in einem Hinterhof in Woodstock, dem neuen Szeneviertel von Kapstadt. „Beerworks at the Yard“ nennt sich die Braustätte, in der der Chef sogar die Maiskolben für das Grillfest im Braukessel kocht. Nicht fehlen dürfen ein paar Biere mit Tacos bei „Jack Black Brewing Co.“ und eine Einkehr im „Banana Jam Café“ von „Afro Caribbean Brewing Company“. Wer es scharf mag, sollte hier zu den verschiedenen Suden wie Brown Ale, Belgian Triple, German Pilsner, Pale Ales sowie IPAs mal die Grilled Bacon Poppers oder Pulled Porc Tacos probieren. Veggie-Gerichte gibt es übrigens auch.

Und wer einen Trip ins Umland von Kapstadt plant, sollte „Charlie’s Garage Craft Brewing & Taproom“ mit vielfältiger Bierauswahl am Long Beach nicht missen. Zu den Highlights gehörte für mich zudem der Besuch bei der „Aegir Brewery“ in Noordhoek, die ein einzigartiges Ambiente mit Blick aufs Meer bietet. Die Bierkarte reicht von verschiedenen Pale Ales, NEIPAs, Porters sowie fassgereiften Spezialitäten und lässt das Herz von Bierfans höherschlagen. Tipp: Die Location ist nicht weit von der Küste entfernt, wo sich haufenweise Pinguine tummeln.

Fazit: Ich bin immer noch begeistert von dieser Reise! Zwar gilt Kapstadt nicht unbedingt als die sicherste Stadt der Welt, aber die südafrikanische Metropole hat so viel in Sachen Kreativbier zu bieten, dass sich eine Reise für Beer-Geeks absolut lohnt. Überall findet man coole Brauereien mit sympathischen Machern und Macherinnen sowie gemütliche Tap-Rooms mit einer grandiosen Bier-Vielfalt und tollem Essen.

Tasting-Time: Events von Feiner Hopfen

Liebe Community,

in den kommenden Wochen stehen ein paar spannende Events an. Vielleicht habt ihr ja Zeit und Lust vorbeizukommen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen mit euch das ein oder andere Bier zu verkosten.

Bier Unser“ in Berlin

Am Montag, den 24. April, bin ich bei der Brauerei Lemke in Berlin, um mein Buch „Bier Unser“ vorzustellen, mit Oli Lemke zu quatschen und mit euch Bier zu trinken – wenn ihr wollt.

Tickets gibt’s hier.

Bier Unser“ in Hamburg

Am Dienstag, den 25. April, geht’s weiter in Berlin bei ÜberQuell. Dort stelle ich euch mein Buch vor, spreche mit Axel Ohm über die Bierszene und es gibt tolle Biere von FrauGruber, Schneeeule, Orca Brau etc. zum Verkosten. Eintritt frei!

Blindverkostung mit Max Marner im Beyond Beer in Hamburg

Am Mittwoch, den 26. April, geht die Verkostungsserie „Blindverkostung mit Mareike und Max“ in eine neue Runde. Wollt ihr mit uns eure Geschmacksnerven testen? Wir verkosten live im Beyond Beer einige Biere blind. Hier gibt’s das Paket zum Mitmachen für zuhause.

„Bier Unser“ in Stuttgart auf dem Craft Beer Festival

Bierbrauen im Schweinestall, die wilden Hunde von Mauritius und die Stories der begabtesten deutschen Quereinsteiger: Ihr wollt wissen, hinter wem sich solch ungewöhnlichen Erzählungen verstecken, welche Biere die Macher brauen und vor allem, wie sie schmecken? Das und vieles mehr erfahrt ihr beim Tasting am 29. April in Stuttgart.

Tickets gibt’s hier.

„Bier Unser“: Buch-Präsentation und Bier-Tasting in Berlin

Liebe Bier-Community,

am 24. April komme ich nach Berlin und möchte ich euch gern mein Buch „Bier Unser“ vorstellen. Habt ihr Lust und Zeit einen tollen Abend bei spannenden Bieren mit mir zu verbringen? Oliver Lemke von der Brauerei Lemke ist auch dabei. Im Gespräch erzählen wir euch etwas über die Leidenschaft zum Bier, Kuriositäten im Braukosmos und verraten echte Biergeheimnisse. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr vorbei kommt und wir mit der ein oder anderen Spezialität anstoßen.

Tickets gibt’s hier.

Berlin Barrel Summit: Fassgereifte Spezialitäten aus der Hauptstadt

Oliver Lemke ist mit seiner gleichnamigen Brauerei bekannt für Innovationen und auch für seine fassgereiften Biere. So entwickelte er mit seinem Team den ersten „Berlin Barrel Summit“, bei dem sich alles rund ums Thema Barrel Aging drehte. Inspiriert wurde er von Firestone Walker Brewing aus Paso Robles in Kalifornien, die jedes Jahr ein Bierfest namens „From the Barrel“ veranstalten. Lemke war 2014 dort und überrascht von der Vielfalt und Beliebtheit der fassgereiften Biere. Das „Parabola“ von Firestone Walker bezeichnet er als seinen Augenöffner. „Barrel Aging ist eine echt herausfordernde Sache“, sagt Lemke“, „jedes Fass ist anders und das macht es so interessant“.

Um diese Besonderheit auch in Deutschland zu zeigen, fand vergangenen Freitag der „Barrel Summit“ in der Lemke Biermeisterei in der Hauptstadt statt. Dass die insgesamt 200 angebotenen Tickets bereits vor dem Jahreswechsel ausverkauft waren, beweist das Interesse am Thema. Doch bevor es ans Verkosten und ans BBQ-Buffet ging, standen renommierte Redner auf der Bühne, die Vorträge rund um die Fassreifung hielten. Dabei ging es aber nicht nur ums Bier. Mit dabei der kulinarische Journalist Peter Eichhorn, Bier- und Edelbrandsommelier Markus Raupach sowie Dirk Becker von Spirit of Rum, Bastian Heuser von Stork Whiskey und Lisa Richter von der Berliner Kaffeerösterei, die einen Versuch mit Kaffeebohnen in Fässern präsentierte.

Highlights des Abends waren wohl die fassgereiften Spezialitäten aus dem Hause Lemke. Darunter etwa Imperial Stout oder Barley Wine aus Rye Whiskey-Fässern sowie Berliner Weiße, die auf Holz reift oder aber das Barley Wine Barrel, aus dem der Braumeister mit der Glas-Pipette „zapfte“. Spannend waren auch die drei Sude, die am Stand von Dirk Becker angeboten wurden. Er ist Inhaber des Rum-Ladens „Spirit of Rum“. Becker holte sich die Biere von Lemke und wagte eigene Versuche mit verschiedenen Fässern. So etwa ein Imperial IPA, gereift im Fiji-Rumfass, das Noten von tropischen Früchten, Kokosnuss und Vanille vorlegt. Hinzu kam eine Waldmeister Weiße, die im Cudjoe-Rumfass aus Ghana schlummerte, der im Jamaican Cask gefinished wurde und ein sehr komplexes Aromaspiel präsentierte. Zu guter Letzt legte er die Berliner Weiße „Luise“ in „Gardel 1983 Rum Casks“. Das Ergebnis zeigt sanft rauchige Aromen.

Fazit: Ein echt tolles Event, das die Vielfalt, Komplexität und unbegrenzte Möglichkeiten von fassgereiften Spezialitäten zeigte. Der „Barrel Summit“ birgt viel Potential, um ihn im kommenden Jahr vielleicht sogar mit ein paar weiteren Brauereien zu erweitern. Ich freu mich jedenfalls jetzt schon drauf.

10 Jahre Feiner Hopfen: Eine Zeit mit Dynamik, Bierfieber und Flaute

Liebe Community,

heute gibt’s mal wieder was zu feiern: feinerhopfen.com wird heute zehn Jahre alt. Unglaublich eigentlich, wenn ich zurückdenke, dass ich vor rund elf Jahren eigentlich kaum Bier trank. Es hat mir nicht wirklich geschmeckt. Als ich dann durch Zufall an amerikanische Pale Ales kam und in der Journalistenschule ankündigte, dass ich meinen Blog über Bier schreiben möchte, starten mich verwirrte Augen an. „Über Bier? Als Frau?“ Klar, warum denn nicht? Nach gewisser Vorbereitung gingen die ersten Beiträge am 3. Februar 2013 über „Edelbiere“ online, wie man die neuartigen Sude damals noch bezeichnete.

Es gibt nicht viele Biere, die man nach zehn Jahren noch genießen kann. Auch für einen Craftbier-Blog ist das eine lange Zeit, in der ich alle Höhen und Tiefen der Braubranche durchlebt habe. Anfangs war alles noch so ungeheuer spannend. Es herrschte eine ungebremste Dynamik: die ganzen neuen Biere, viele motivierte Kreativbrauer, Festivals, Tastings, Taprooms und eine wachsende Craft-Gemeinde, die sich für Stile, Rohstoffe und die Macher begeisterte. So etwas gab es vorher nicht. In dieser Zeit tauchten auch hierzulande einige Bierblogs auf, die aber fast allesamt nach kurzer Zeit wieder verschwanden.

Angesteckt vom Biervirus entwickelte und bildete ich mich permanent weiter. Ich besuchte Braukurse, sprach mit Brauern, absolvierte die Ausbildungen zur sensorischen Sachverständigen für Bier, zur Biersommelière und zum Certified Member of the Insitute of Masters of Beer. Zudem saß ich in der Jury vieler toller Bierawards rund um den Globus – in Brasilien, Belgien, Finnland, Italien, und Österreich. Ich war immer dabei. 2017 wurde ich bei den Beerkeeper-Awards in Salzburg zur besten Bierjournalistin ausgezeichnet. 2021 gewann ich die Bronzemedaille bei der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers und im Jahr drauf wurde ich als einzige Frau im Finale die beste Biersommelière der Welt.

Und jetzt? Auf der Suche nach ungewöhnlichen Suden und Kulturen reise ich noch immer voller Freude um die halbe Welt, habe im letzten Jahr sogar auf Feuerland die südlichsten Taprooms der Welt besucht. Noch immer unterstütze ich auf meinen Kanälen oder bei Tastings vor allem die hiesigen Crafties und versuche weiterhin den Markt hierzulande voranzutreiben. Das mache ich alles, ohne auch nur einen Cent dafür zu bekommen.

Doch die aktuelle Situation mit Pandemie, Energiekrise, Inflation und Ukraine-Krieg hat auch bei mir ihre Spuren hinterlassen. Als freiberufliche Journalistin musste ich glücklicherweise bisher nie jammern, das will ich auch jetzt nicht. Dennoch ist es schade, als Teil der Craftbier-Bewegung, die ich mit feinerhopfen.com von Anfang an mitbegleitet habe, zu erleben, dass von den meisten Brauern nur wenig zurückkommt – auch wenn es nur mal ein Danke ist. Das war auch der Grund, warum ich bereits mit dem Gedanken spielte, meinen Blog aufzugeben und schon vor einigen Monaten die Beiträge auf meinem Blog reduzierte.

Nach zehn Jahren voller Euphorie, mit tollen Bieren und fantastischen Menschen, wünsche ich mir nichts sehnlicher, als dass die Szene endlich wieder einen Aufschwung erfährt und an Bedeutung gewinnt. Mir ist bewusst, dass die Situation im aktuellen Krisenumfeld nicht besonders rosig aussieht, und mir scheint, als hätten viele Macher ihre Vision zum Weitermachen verloren. Ich gebe jedenfalls nicht so schnell auf – versprochen! In dieser Phase habe ich im vergangenen Jahr ein Buch geschrieben, das im März im Münchner Callwey Verlag unter dem Titel „Bier Unser“ erscheint. Man kann es jetzt bereits vorbestellen. Ich hoffe, dass ich damit viele Menschen animieren kann, mit einem guten Glas Craft-Biere die Welt wieder etwas positiver zu sehen.

In diesem Sinn hebe ich mein Glas auf eine entflammbare Branche, in der noch so viel ungeahntes Potential steckt. Also auf euch, meine lieben Leser, auf all die tollen Brauer, die in der Krisensituation standhaft bleiben, uns weiterhin mit spannende Bieren überraschen. Und heute, das habe ich mir verdient, stoße ich auch mal auf mich an 🙂 Prost!

Veranstaltungstipp: „Bier trifft Pivo“ geht in die nächste Genuss-Runde

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Deutschland und Tschechien haben etwas gemein: Beide Nationen pflegen eine vielfältige und spannende Bierkultur mit vielen Geschichten rund um ihre Hopfen- und Gerstensäfte. Schon im vergangenen Jahr luden die tschechischen Zentren in München und Berlin in Kooperation mit der Botschaft der Tschechischen Republik und CzechTourism zu einem erfolgreichen Online-Tasting ein. Nun geht es in die zweite Runde.

Dieses Mal dreht sich alles um kräftige Winterbiere, und die Fragen: Was wird traditionell während der kalten Jahreszeit in Deutschland und Tschechien gebraut? Wie lassen sich Weihnachtsbiere von anderen saisonalen Biersorten unterscheiden? Welches Schmankerl passt am besten zu einem tschechischen „Ležák“ oder einem deutschen Bockbier? All das und noch viel mehr erzählt der tschechische Bierkenner und Rundfunkkorrespondent Filip Nerad gemeinsam mit dem preisgekrönten deutschen Brauer und Biersommelier Oliver Wesseloh aus Hamburg.

Die zweite deutsch-tschechische Entdeckungsreise findet am Mittwoch, den 7. Dezember um 18:30 Uhr, online via Zoom statt. Das Bierpaket mit sechs Winterbierspezialitäten gibt es für 14,90 Euro (zzgl. Versandkosten) im Onlineshop der Bierothek. Am besten frühzeitig bestellen, damit das Bier rechtzeitig ankommt. Enthalten sind auch einige Rezeptideen für zu Hause.

Den Link zur Verkostung gibt es hier unter kurzer Anmeldung. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt, aber die Veranstaltung wird auf YouTube aufgezeichnet und veröffentlicht.

Folgende Biere werden verkostet:

  • Primátor: Polotmavý ležák 13 / Primátor: halbdunkles Lager 13
  • Primátor: 24 DOUBLE 
  • Poerta Coeli: Klášterní Bock / Poerta Coeli: Kloster-Bock
  • Weihnachts-Festbier 
  • Schneider Weisse: Aventinus Eisbock 
  • Privatbrauerei Ayinger: Celebrator 

(Änderungen vorbehalten)

feinerhopfen.com wünscht eine genussreiche Veranstaltung mit viel Spaß und bleibenden Bier-Erinnerungen.