Top-Brauer: Markus Hoppe von Hoppebräu – wilde Biere als Erfolgsgeschichte

Foto: Markus Hoppe
Markus Hoppe von Hoppebräu

Er begann seine Brauerkarriere auf der Flitterwocheninsel Mauritius, 9000 Kilometer von seiner bayerischen Heimat entfernt. Nur wenige Jahre später startete Markus Hoppe mit dem Bau seiner eigenen Brauerei in Waakirchen nahe des Tegernsees. Seinen Erfolg verdankt der Bayer seinen Suden, die nicht nur mit ungewöhnlichen Namen wie „Wuidsau“, Wuide Hehna“ oder „Fuchsteufelswuid“ bei den Konsumenten punkten. Hoppes Biere sind kreativ, überfordern jedoch durch eine hohe Trinkbarkeit keine Craft-Novizen. Gern tüftelt Markus auch an aromatisch extremeren Suden. Momentan füllt er ein dunkles Bier in Flaschen, das in Whisky-Fässern reifte. Und weil der Bayer das ganze Portfolio von Helles, India Pale Ales und fassgereiften Bieren in hoher Qualität liefert, gehört Markus für mich zu den besten Craft-Brauern der Republik.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 2009 während meiner Ausbildung in der Schlossbrauerei Maxlrain. Da ich mich bereits etwas auskannte, ist das Bier ganz super geworden. Ein Jahr später habe ich dann auf meiner 100-Liter- Versuchsbrauerei zuhause das erste Bier ganz alleine gebraut. Das war ein Märzen mit Flaschengärung und wurde erstaunlich gut. Der zweite Sud, ein Weißbier, war dann leider eine Katastrophe. Aber das gehört zum Bierbrauen dazu. Learning by doing eben. Nur dann kann am Ende was Besonderes dabei rauskommen.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Schwere Frage. Ich will den Gedanken des Brauers kennen und nachempfinden, ob er diesen auch wirklich getroffen hat. Wenn das zutrifft, dann bin ich begeistert. So merke ich, dass es sich beim Brauer um Leidenschaft dreht und nicht darum, im aufstrebenden Craft-Biermarkt nur schnelles Geld zu machen. Mir muss nicht jedes Bier schmecken, aber es sollte dem Bierstil entsprechen und qualitativ top sein.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Jedes Bier hat einen richtigen Moment. Aber zwei Typologien sagen mir momentan besonders zu: Einerseits sind das Session Pale Ales, die leicht und mit wenig Alkohol, dafür aber herb und fruchtig daherkommen. Andererseits stehe ich auf Imperial Stouts – in allen Varianten, gern auch fassgereift.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Herkules, Galaxy, Callista, Calypso.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ein Craft-Brauer soll sich selbst treu sein und sich nicht verbiegen. Ich werde oft gefragt, warum ich meine Biere filtriere. Ganz einfach: ich find‘s einfach geiler! Der Hopfen kommt so besser durch. Immer wieder muss ich mich dafür rechtfertigen, weil ich es ja nur machen würde, um die Haltbarkeit zu verlängern. Aber nein, ich nehme schlicht nur die Hefe weg. Dabei muss man auch äußerst genau arbeiten um keine Sauerstoffprobleme aufkommen zu lassen. Am wichtigsten ist für einen Craft-Brauer aber die Leidenschaft gepaart mit Wissen. Wer für sein Bier brennt, der kann auch einiges Zaubern.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das schrägste Bier, das auch noch sehr gut war,  ist das „Road Jam“ von TwoRoads und das „Mexican Cake“ von Westbrook.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

In der Flying Dodo Brewing Company auf Mauritius –  um der alten, wunderschönen Zeiten willen.

 

 

Top-Brauer: Hopper Bräu – Vom süffigen IPA bis hin zum Gurken-Bier

Sascha Bruns ist Craft-Brauer aus voller Überzeugung. In Berlin lernte er bei Kreativ-Pionier Thorsten Schoppe , bis er dann nach Hamburg ging und mit weiteren Craft-Nerds mitten in Altona „Hopper Bräu“ (heißt jetzt Landgang Brauerei) aufbaute. Seit vergangenem Jahr braut Sascha nun in der eigenen Halle rund zehn Sorten: Die Vielfalt reicht vom amerikanischen IPA über kreatives Weizen und saisonale Spezialitäten, die der Hamburger etwa mit Gurken oder Früchten würzt. Saschas Sorten sind kreativ, sehr gut trinkbar und zollen von hoher Qualität – deswegen gehört er für mich zu den Top-Brauern der Republik.

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier habe ich tatsächlich erst mit Beginn meiner Ausbildung gebraut und zwar gleich auf der „großen“ Anlage. Von daher musste es gut werden – ich glaube, man konnte es auch trinken.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Hopper Bräu“ gekommen?

Den Namen haben wir uns zusammen ausgedacht. Abgeleitet von englisch Hopfen „hop“ , war uns wichtig, dass die Leute sagen können, wir gehen ins… So war Hopper geboren und außerdem kann man Hopper auch noch mit zwei Promille aussprechen. Das „Bräu“ ist dann der letzte Hinweis dafür, dass es sich um Bier handelt.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier muss für mich nicht zwangsläufig auch ein Bier mit ungewöhnlichen Zutaten oder ein extrem seltener Bierstil sein. Manchmal reicht es auch, wenn ein vermeintlich „gewöhnliches“ Bier gut gebraut und unerwartete Spannung im Glas erzeugen kann.

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Ehrlich gesagt habe ich gar keinen Lieblingsbiertyp. Ist bei mir eher von Tagesform und Wetter abhängig.

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

 Mit den Hopfensorten ist es ähnlich wie mit dem Biertyp, da hab ich keine Lieblinge. Ich glaube auch, dass man sich eher eingrenzt wenn man nur bestimmte Hopfensorten favorisiert. Dafür gibt es einfach zu viele spannende Alternativen. Ich möchte eigentlich immer neue Aromen entdecken. Daher geht es mir mehr ums Ausprobieren. Ein Hopfen, der in dem einem Bier nicht passt, kann sich in einem anderen wiederum zur Aromabombe entwickeln.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Hm, kurze Antwort? Gutes Bier brauen zu können!

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Puh, hab mein Untappd- Account gelöscht und mir fällt spontan auch keins ein. Aber es war wahrscheinlich von Sebastian Sauer, einer meiner Lieblingsbrauer, wenn es um schräge Biere geht.

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Solange ich mit meinem besten Freund Bier trinken kann ist mir der Ort völlig egal.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Noch viele (ich hoffe gute) Biere brauen.

Top-Brauer: Munich Brew Mafia – Vierfachgehopftes Pils und Dekobier unter Wasser

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Niklas (links) und Dario von der Munich Brew Mafia in der Camba Old Factory. Foto: Eric Bohr

Dario Stieren und Niklas Zerhoch zählen mit ihrem Label „Munich Brew Mafia“ zu den spannendsten Newcomern der deutschen Craft-Bierszene. Neben vierfachgehopftem Pils verwöhnen die beiden Münchner die Gaumen der Feinschmecker auch mit rauchigem Dubbel, Hallertauer Blanc-Grünhopfenbier und fruchtigem Pale Ale namens „Golden Jail Ale“. Immer wieder tüftelt das Mafia-Duo an neuen Rezepten und Kollaborationssuden mit anderen namhaften Brauern. Ländergrenzen werden dabei gern überschritten und somit auch die Anerkennung international gesteigert. Dario und Niklas Biere sind kreativ, aber vor allem auch sehr gut trinkbar – deswegen gehören die beiden Vollblut-Bayern für mich zu den Top-Brauern der Republik.

Die Fragen beantwortete Braumeister Dario Stieren:

Dario, wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das ist nun fast sieben Jahre her. Es sollte ein Altbier werden, von dem mein Vater immer geschwärmt hat. Die Auswahl hier war spärlich. Versehentlich haben wir jedoch die doppelte Malzmenge eingemaischt. Das Resultat war ungeplant sehr stark, geschmacklich jedoch so gut, dass ich sofort das nächste Bier brauen wollte, ein Double-IPA.

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Munich Brew Mafia“ gekommen?

Die ersten zwei Teile sind dem Papagei-Syndrom eines Barkeepers zuzuordnen. Täglich durfte ich im Münchner Tap House verwirrten Biertrinkern aus aller Welt erklären, wo der Chiemsee liegt und, dass der Name unsrer regionalen, herausragenden Hausbrauerei „Camba“ und nicht „Cambia“, „Samba“ oder „Cambuia“ heißt. Warum das Menschen so schwerfallen kann, bleibt mir jedoch bis jetzt ein Rätsel. Daher die Ortsbezeichnung im Namen und ein Wort das direkt erklärt was wir machen: Brauen!

Der dritte Namensteil soll uns als Craft-Brauer identifizieren: Grenzlegales Brauen am Rande des Reinheitsgebotes, die Revolution aus dem Untergrund, Standards durchbrechen. Bevor es uns gab, hätte man unter den Suchbegriffen „München Brauerei Mafia“ eher – hier nicht namentlich erwähnten – sechs große Brauereien gefunden mit dem Vorwurf von Preisabsprachen etc. Das hat sich geändert: Jetzt kommen wir!!!

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Außergewöhnlich kann für mich jeder Bierstil sein – auch ein passioniert gebrautes, fehlerfreies Kellerbier aus Franken, das sich von anderen Bieren abhebt. Die Kunst steckt im Detail. Begeistern kann ich mich derzeit am meisten für kreative Neuinterpretationen. Wenn also ein Brauer die Grenzen der Style-Guidelines durchbricht und quasi einen neuen Stil erfindet. Ein Beispiel wäre das White-IPA: Ein Mix aus belgischem Weißbier und IPA. Wenn nun beide Bierstile klar zu erkennen bleiben und man sozusagen zwei Biere in einem kombiniert sensorisch erfassen kann, dann fasziniert mich das.

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Das kann man so nicht sagen, dafür liebe ich die Vielfalt zu sehr. Je nach Situation, Stimmung und natürlich auch Jahreszeit und Wetter, schöpfe ich gern aus dem Vollen bis es leer ist.

Besonders interessant finde ich die Kombination mit Essen: Wenn Aromen und Geschmäcker, Texturen und Mundgefühl sich zu einem raffinierten Ganzen fügen.

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Es gibt so viele tolle Hopfen….Das Beste ist eigentlich, dass auch hier durch die stets wachsende Vielfalt dem Brauer keine Grenzen mehr gesetzt werden. Jedes Jahr laufe ich mit funkelnden Augen über die Brauer-Fachmessen und erfreue mich über die neuen Züchtungen. Das Highlight des Jahres ist trotzdem noch der direkte Kontakt zu unseren Hopfenbauern. Die halten mich fast für verrückt, wenn ich bei der Ernte grinsend knietief in den Dolden stehe und riesige Säcke für mein Grünhopfenbier abhole.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Produktion mit Leidenschaft, Liebe fürs Produkt, sich ständig weiterentwickeln, Kreativität, Wissen aufsaugen, Improvisationstalent und Frustrationstoleranz, wenn’s anders läuft als geplant. Am meisten aber eine fundierte theoretische und praktische Ausbildung. Und: ein Hauch von Wahnsinn.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Schräge Biere vom Stil her gab‘s viele. So wie etwa das amerikanische „Beard Beer“ mit Hefe aus dem Bart des Brauers. Ziemlich schräg war auch ein sogenanntes Dekobier (das ist ein Bier das man nach einem Tauchgang trinkt), dass ich mit einem ägyptischen Tauchguide noch unter Wasser – damit ihn keiner dabei erwischt – getrunken habe. Unter (Salz-)Wasser Bier zu trinken ist schwerer als zunächst vermutet.

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Eines schönen Tages in der eigenen Brauerei…

Und was hast Du als nächstes vor?

Nur ein Stichwort: Untergärig.

 

Top-Brauer: Buddelship – Von Austern, Fischkonserven und Sauerkrautbier

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Simon Siemsglüss von Buddelship in seiner Brauerei mit Hund

Schräge Standorte findet man bei Craft-Brauereien häufig. Aber Simon Siemsglüss hat wohl einen der seltsamsten. Der Chef von Buddelship baute gleich eine ganze  Fischkonserven-Fabrik in Hamburg zu seinem wahren Bier-Paradies um. Jetzt wird kein Meeresgetier mehr geliefert, sondern feinste Hopfen- und Malzsorten. Auf einer 10-Hektoliter-Anlage lässt der 41-Jährige seinen Ideen freien Lauf. Für Simon ist Bier mehr als nur ein Getränk: „Es ist ein Lebensgefühl, Naturverbundenheit und internationales Kulturgut“. Für mich zählt er zu den deutschen Top-Brauern, weil er auch vor ungewöhnlichen Zutaten wie Hibiskus-Blüten, Sauerkraut oder Austern nicht zurückschreckt – und daraus wirklich spannende Biere zaubert.

 

Wann hast Du Dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 1996 in Australien mit einem Hobbybraukit vom Supermarkt. War trinkbar!

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Buddelship“ gekommen?

Spontane Inspiration zwischen Badewanne und Hafenbecken – nein im Ernst, die Namensfindung ist unheimlich schwierig gewesen und die Brauerei stand schon fast. Ich wollte Bier, Hamburg, Maritimes und ein bisschen Fernweh unter einen Hut bringen.

 

Was macht für Dich ein außergewöhnliches Bier aus?

Balance, sauberer Geschmack, lang und abwechslungsreich im Abgang, und gerne mit überraschenden Zutaten.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Wechselt eigentlich ständig! Aber tendenziell gerne sauer, wild und/oder fassgelagert. Geht aber auch manchmal nichts über ein gutes (!) Pils aus der Flasche.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Chinook, Callista, Mosaic, Nelson, und viele mehr. Es gibt auch ständig neue spannende Sorten, z.B. Barbe Rouge und Mistral aus dem Elsass.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ich würde sagen, die gleichen Eigenschaften wie bei jedem guten Brauer: Fachwissen, Handwerk und Mut zum Risiko.

 

Was war das schrägste Bier das Du jemals getrunken hast?

Schlangen-Gose in Vietnam.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Auf dem Buddelship und dann ‚cruisen‘.

 

Und was hast Du als nächsten vor?

Ein Kapitänspatent machen wäre vielleicht angebracht. Und bis dahin weiter viele neue Biere rausbringen.

 

Top-Brauer: Tilmans Biere – „…wie die Faust aufs Auge“

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Tilman Ludwig mit seinem Flaggschiff: „Das Helle“

Heute ist nicht nur Tag des Deutschen Bieres, sondern auch der Geburtstag von Tilmans Biere. Vor genau drei Jahren meldete Tilman Ludwig seine Marke an – angeblich war das ein Zufall. Ein super Anlass, einen meiner Münchner Lieblings-Crafter in die Liste der Top-Brauer aufzunehmen. Tilman hat es mit seinen Suden schon ziemlich weit gebracht:  die jungen Leute in der bayerischen Metropole sitzen inzwischen mit seinen Bieren an den Isarauen, und nicht mehr nur mit den Münchner Standardsuden.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier habe ich 2006 mit Glühweinkocher und allerlei selbst zusammengebauten Gerätschaften in der Küche gebraut. Ich wollte damals ein Helles brauen, das aber am Ende extrem nach Weißbier geschmeckt hat. Kann mir bis heute nicht 100prozentig erklären was da schief lief…

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Neben dem kreativen Anspruch, dem Umgang mit Rohstoffen, der Wahl der Biersorte und dem leidenschaftlichen Brauen, muss das Bier auf alle Fälle auch lecker schmecken.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Tatsächlich mag ich eigentlich alle Biersorten. Ich bin der Meinung, dass jedes Bier seinen bestimmten Moment hat und in diesem wie die Faust aufs Auge passt. Es wäre fatal einem Biertyp vorab einen Sonderstatus zu geben.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Auch hier habe ich keinen bestimmten Favoriten. Wie ein Gewürz zum Essen, so muss der Hopfen zum Bier passen. Entscheidender als die jeweilige Sorte ist die unkonventionelle Verwendung und die daraus resultierenden Aromen. Was ich allerdings gar nicht mag sind Hopfensorten, die am Ende grasige oder seifige Geschmäcker ins Bier bringen.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Kreativität, Knowhow und gute Laune!

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Hui, ich habe schon wirklich sehr viele total abgedrehte oder auch ekelige Biere getrunken. Ein Bier, das mich jedenfalls ordentlich beeindruckt hat, war das „Sour Dampson“ von The Kernel – ein Sauerbier mit Pflaume. Oder die hopfengestopfte Berliner Weisse von Wiper and True sowie das Basilikumbier einer kleinen Brauerei aus dem italienischen Busalla, dessen Namen ich leider vergessen habe.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Der Ort ist mir eigentlich egal. Der Freund und das Bier sind die wichtigen Größen!

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Leider noch nichts Spruchreifes. Ich habe aber einige Ideen und bereits ein paar Versuche gemacht. Sicher ist jedoch: Das Bier wird hopfenaromatisch.

 

Top-Brauer: Isarkindl – Brauen mit dicken Brettern

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Das Isarkindl-Team: (v.l.) Rainer, Nina, Xaver und Simon. (Foto: Christian Büttner)

Xaver Amler und Simon Klur gehören zu ausgewiesenen Experten für untergärige Biere. Mit ihrer Marke Isarkindl, die aus dem Innovationswettbewerb der TU München in Weihenstephan entstanden ist, stellten die bayerischen Jungbrauer bisher modern interpretiertes Helles und Märzen in die Regale. Das Isarkindl-Team trägt damit zu einer neuen Münchner Biervielfalt bei und sprudelt geradezu von spannenden Ideen. Wegen ihrer kreativen Sude gehören sie zu den Top-Brauern der Nation.

Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Simon: Das müsste bei mir im ersten oder zweiten Semester gewesen sein. Es war ein dunkler Weißbierbock. Damals ist er mir wirklich wahnsinnig gut vorgekommen…

Xaver: Bei mir war das kurz vor dem Abi. Mein Thema zur Facharbeit im Leistungskurs Chemie hieß: „Vergleichen Sie moderne und klassische Biersorten. Herstellung eines hellen Lagerbieres“. Dabei habe ich erstmal richtig versagt. Der erste Versuch scheiterte an der Gärung. Meine Kumpels und ich haben es aber trotzdem getrunken.

 

Wie seid ihr eigentlich auf den Namen „Isarkindl“ gekommen?

Simon: Das war das Ergebnis eines sehr langen Brainstormings. Nina, Rainer, Xaver und ich haben uns über Wochen einfach alles was uns eingefallen ist zugeschickt. Das war dann letztendlich eine Liste mit hunderten Namen. Da stand dann eben auch ISARKINDL mit drin.

Xaver: Das erstaunliche daran war ja, dass das ganze per E-Mail-Austausch funktionierte. Zu dem Zeitpunkt sahen wir uns nämlich noch nicht allzu oft und mussten Brainstorming vor dem Computer leisten.

 

Was macht für euch ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Simon: Ganz einfach – es muss mir außergewöhnlich gut schmecken. Dabei ist mir eigentlich ziemlich egal, ob es ein ausgefallenes Craft-Bier mit Kiwi, Milchsäurebakterien und Brettanomyces oder einfach ein sehr gutes Helles ist. Und vor allem spielt auch immer irgendwie die Umgebung mit rein.

Xaver: Mir ist wichtig zu erkennen, wer hinter dem Produkt steht. Das heißt auch, dass Biere von großen Konzernen zwar qualitativ top sein mögen, aber aufgrund der Anonymität gar nicht außergewöhnlich sein können. Wir arbeiten gerade zusammen mit vielen kleinen Brauern an einer zukunftsträchtigen Bewegung: Die alteingesessene Bierkultur neu zu beleben. Da ist für mich eine echte Berliner Weiße genauso außergewöhnlich wie ein Festbier mit Mandarina Bavaria.

 

Welchen Biertyp trinkt ihr am liebsten und warum?

Simon: Das kommt immer auf die Situation an. Zurzeit trinke ich sehr gerne Sauerbiere. Gerade im Frühling und Sommer bin ich da immer recht scharf drauf.

Xaver: Ich gehöre zum Team untergärig. Das sind meist sehr saubere Biere, die bei richtiger Hopfenzugabe auch Ales und Weißbieren in nichts nachstehen. Dazu sind sie häufig auch noch süffiger.

 

Was sind eure Lieblingshopfensorten?

Simon: Schwer zu sagen, aber die gute alte Hersbruckerin findet schon sehr oft ihren Weg in meine Biere. Wenn es dunkler wird, benutze ich auch gern Super Styrian Aurora. Nicht zu vergessen die Sorte Comet, die ist halt einfach klasse.

Xaver: Das kommt ganz auf den Hopfengabe-Zeitpunkt an. Die Klassiker wie Hallertauer Mittelfrüh, Tettnanger und Hersbrucker schmeiß ich schon sehr gern in den Whirlpool. Die Gabe im Heißbereich ergibt meiner Meinung nach sehr rund-ausbalancierte Hopfennoten, die sich mit der Malzaromatik besser verbinden. Aber auch Cascade gibt richtig geile Noten. Kaltgehopft stehe ich auf Callista, Comet und auch wieder den Cascade.

 

Welche Eigenschaften zeichnen euer Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Simon: Craft-Brauer*innen brauchen Mut und Eigensinn. Das ist jetzt in Bayern natürlich noch leichter gesagt als getan, aber wer weiß, vielleicht dürfen wir ja auch irgendwann mit speziellen Zutaten jenseits des Reinheitsgebotes mal richtig Gas geben…

Xaver: Ein richtig guter Craft-Brauer vergisst nie den handwerklichen Geist hinter seinem Produkt. Je mehr er in sein Handwerk oder in qualifiziertes Personal investiert, umso besser werden seine Biere. Und dabei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

 

Was war das schrägste Bier, das ihr jemals getrunken habt?

Simon: Das war wohl das Bier, dass wir während eines Uni-Praktikums gerührt haben. Wir brauten einen dunklen Weißbierbock und gaben in den Whirlpool zwei Tafeln Zartbitterschokolade und Habaneros dazu. Ja, das hat dann ziemlich gebrannt auf der Zunge…

Xaver: Ich durfte schon viele schräge Biere verkosten, aber die „Gurken Gose“ von Hopfmeister und Braumanufaktur Hertl gehört ganz oben auf die Liste. Auch das „Room 101“, ein gemeinschaftlicher Sud von Yankee&Kraut, Freigeist Bierkultur und Pirate Brew Berlin gehört für mich dazu.

 

An welchem Ort der Welt würdet ihr mit eurem besten Freund gern ein Bier trinken?

Simon: Eigentlich reicht mir da wirklich die Isar im Sommer. Das ist schön und vor allem einfacher umzusetzen als auf der Nase der Sphinx in Ägypten zu hocken.

Xaver: Mein Traum: Auch mal das eigene Bier aus der Maß in der Haager Schloßallee an der Amper zu trinken (weit und breit der schönste Biergarten der Welt!). Vielleicht brauen wir ja dann auch mal ein Collab mit Hofbräu Freising…

 

Und was habt ihr als nächstes vor?

Simon: Ich habe mir vorgenommen, wieder mehr mit unserer alten Brettanomyces-Hefe zu experimentieren.

Xaver: „Brett-Bier“ im Großformat zu brauen – das wäre schon der Hit. Derweil aber konzentriere ich mich auf moderne Interpretationen klassischer Bier-Rezepturen. Pils, Weißbier, Braun- und Kellerbier, da ist überall so wahnsinnig viel Potential drin!

 

Top-Brauer: Markus Berberich von der Rügener Inselbrauerei – „Meine Ideenschublade ist für Jahre gefüllt“

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Markus Berberich (rechts) und sein Brauer-Team in der Inselbrauerei

Er ist ein Mann voller Tatendrang und frischen Ideen. Markus Berberich arbeitete lange Zeit als Braumeister bei der Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund, bis er sich entschied, sein eigenes Bier zu brauen. So öffnete er, nur eine Brückenfahrt von der Piratenbrauerei entfernt, die Rügener Inselbrauerei. Im 1000-Seelendorf Rambin produziert Markus mit seinem Team inzwischen „seltene Biere“. Darunter ein Ale mit Champagner-Hefe, ein fruchtig-elegantes Sauerbier sowie auch ein India Pale Ale mit einer ordentlichen Portion Übersee-Hopfen – und räumt damit regelmäßig Preise ab. Kein Wunder, denn in seiner Werkstatt hat er ein ausgewähltes Team: Darunter Braumeister Frank Lucas, frischgebackener deutsche Meister der Biersommeliers. Da ich bislang noch kein langweiliges Bier aus der Rügener-Manufaktur genossen habe, und jede Sorte auf ihre Art heraussticht, zählt Markus Berberich für mich zu Deutschlands Top-Brauern.

Markus, wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das dürfte so um 1987 gewesen sein. In der Küche meiner Freundin habe ich gebraut und mich bei der Speisegabe für die Flaschenreifung verrechnet. Das führt dazu, dass eines Sonntagmorgens zwei heftige Explosionen in der Küche passierten und alle davon wach wurden. Die Scherben steckten im Küchenschrank und ich bekam Hausbrauverbot…

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Für mich gibt es mehrere Faktoren: ein Bier soll eigenständig und charaktervoll sein, eine gute Balance haben, gut trinkbar sein. Die goldene Regel: man muss die Flasche wirklich leer trinken können und der Biergenuss soll lange anhalten und nicht nach ein paar Tagen oder Wochen schon vergessen sein. Um das zu erreichen zählen hohe Vergärungsgrade und Flaschenreifung zur Grundvoraussetzung.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Je nach Anlass und Situation: im Alltag zum Feierabend trinke ich Sauerbier – unser „Seepferd“ – das erfrischt. Ein weiteres Lieblingsbier von mir ist belgisches Orval. Ab und an darf es auch alkoholfrei sein, dann bevorzuge ich nach wie vor das „Frei-Bier“ von Störtebeker.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Kann ich so nicht sagen, dass kommt auf die Einbettung des Hopfens an. Aber Sorachi Ace, Galaxy und Simcoe gefallen mir ziemlich gut.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Er ist weltoffen und respektvoll gegenüber allen Brauern. Er ist glaubwürdig, macht und deklariert alles was er sagt, ist kreativ, handwerklich und fleißig. Die Begeisterung für Bier sollten alle seine Partner spüren können. Damit man als Craft-Brauer erfolgreich sein kann, sollte man neben der Braukompetenz auch etwas von Markenbildung, Vertrieb, Logistik, Organisation und führen einer Firma verstehen. Man braucht eine soziale Kompetenz für seine Mitarbeiter und leider recht viel Geld für den Aufbau. Das Paket ist sehr anspruchsvoll und wird sehr häufig unterschätzt oder erst gar nicht gesehen.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Eine 20 Jahre alte Geuze von einem befreundeten belgischen Braumeister. Man hatte echt das Gefühl, man beißt in eine Pferdedecke – unglaublich!

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Ganz klar auf Rügen, bei der Insel Brauerei.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Wir erweitern derzeit unsere Brau- und Abfüllanlagen. Und klar, wir entwickeln immer neue Ideen. Was als nächstes kommt, wird aber noch nicht verraten. Meine Ideenschublade ist jedenfalls für Jahre gefüllt.

Top-Brauer: Enzo Frauenschuh – Der hippe Hopfen- und Hefe-Guru von „FrauGruber“

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Enzo Frauenschuhe und Matthias Gruber von „FrauGruber“

Bevor Enzo Frauenschuh als Braumeister bei der Braumanufaktur Riegele in Augsburg anheuerte erlernte er sein Handwerk bei den Profis in Weihenstephan. Inzwischen ist der 35-Jährige nicht nur Brauchef der neuen Camba Old Factory in Gundelfingen, sondern auch Gründer seiner eigenen Biermarke „FrauGruber“. Hinter diesem Label steht ein Zusammenspiel der beiden Nachnamen von Enzo Frauenschuh und seinem Mitstreiter Matthias Gruber. Die beiden Kumpels kennen sich seit ihrer Jugend und haben sich jetzt ihren Traum von eigenen Kreativbieren mit eigenem Signum verwirklicht. Das IPA musste ich gleich zum Craft-Bier des Monats küren. Weil auch die anderen Sorten echt super schmecken und Enzo mir zudem erzählte, was er gerade spannendes plant, gehört er eindeutig zu den Top-Brauern der Republik.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier? Ich glaube da war ich 13 oder 14 Jahre alt. Wir haben das bei einem Kumpel in der Küche gebraut. Das hat irgendwie total Spaß gemacht. Allerdings war das Resultat leider nicht wie erhofft. Es war ein klassisches Helles, das total mastig und süß geschmeckt hat.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „FrauGruber“ gekommen?

Um ehrlich zu sein haben Matthias und ich wirklich lange überlegt, ob wir unserem Label einen deutschen oder englischen Namen geben sollen. Eines Tages erzählten wir einem Kumpel was wir beide vorhaben und der meinte nur ganz trocken: „Ihr zwei, was soll denn da schon gescheites raus kommen aus Frauenschuh und Gruber – FrauGruber?“ Wir haben uns erst mal kaputtgelacht und ab dem Moment war klar, wir nennen es „FrauGruber“.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnlich gutes Bier ist für mich, wenn ich direkt beim ersten Schluck schon Lust auf den zweiten bekomme. Es darf gern komplex sein, muss aber eine geile Trinkbarkeit und ein geiles Mundgefühl mitbringen.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Ich trinke am liebsten schöne trockene Pilsner, Pale Ales, IPAs, Imperial IPAs und Sauerbier. Im Winter auch gerne mal Stout und Porter.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Opal, Hersbrucker, Mittelfrüher, Mandarina, Callista, Cascade, Columbus, Summit, Mosaic, Citra und auf jeden Fall Simcoe.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Allen voran steht Leidenschaft, Selbstkritik, Kontinuität und eine hohe Frustrationstoleranz. Ich denke es ist keine Kunst, einmal ein gutes Bier zu kreieren und zu brauen, sondern vielmehr dieses immer und immer wieder so gut zu hinzukriegen wie die Ursprungsversion – wenn nicht sogar noch besser. Selbstverständlich gehört genauso eine ordentliche Portion Kreativität dazu.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Bei „De Struisse“ in Belgien habe ich mal morgens um halb zehn einen Barley Wine mit 22 Prozent Alkohol probiert, der mehr als fünf Jahre in sechs verschiedenen Holzfässern gelagert wurde. Dass war ein echt schräges, aber auch sensationell gutes Bier!

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Gerne würde ich mal zusammen mit Matthias auf der Terrasse von „Hill Farmstead“ (Vermont, USA) sitzen und deren Biere probieren. Einfach mal schön durch das Sortiment trinken um zu schauen, ob die Biere wirklich so sensationell sind, wie so viele behaupten. Alternativ wäre der Lagerkeller von „Rodenbach“ noch einer meiner Top-Favoriten.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Wo soll ich da anfangen? Es sind wirklich unzählige Projekte. Im Moment mache ich mir Gedanken über die aktuellen Biere und was ich gerne verbessern würde. Ansonsten möchten wir 2017 eine „Experimental Serie“ rausbringen und uns unbedingt vermehrt um das Thema Hefe kümmern, die für uns enorm wichtig ist.

 

 

Top-Brauer: Bernhard Hecht von „Hecht German Craft“ – Liaison mit Ella und Galaxy

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Bernhard und Florian von „Hecht German Craft“

Bernhard Hecht gilt mit seiner Kreativbrauerei namens „Hecht German Craft“ in Pappenheim in Mittelfranken in der Craft-Bierszene noch als wahrer Geheimtipp. Kein Wunder, bisher setze der 49-Jährige mit seinem Sohn Florian auf regionalen Verkauf. Das soll sich jetzt allerdings ändern. Im Portfolio führen die beiden ein Red Lager, ein Amber Lager sowie ein Strong Dark Lager – alle bedingungslos hopfenbetont. Auf der BrauBeviale im vergangen November konnte ich alle drei Sorten probieren. Demnächst erweitern die Franken ihr Portfolio um ein „Callista Wheat“, auf das ich mich schon sehr freue. Bei mehr als 25 Jahren Brauerfahrung, schmeckt man Wissen und Können von Bernhard aus jedem Tropfen seiner Kreativdrinks heraus. Deswegen zählt er für mich zu den deutschen Top-Brauern.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 1989, zusammen mit drei Freunden (einer davon war zufällig gelernter Brauer) im Gartenhäuschen in einem alten Wurstkessel. Es wurde ein Dunkles mit 13,9 % Stammwürze, das ich von der Brauereiberatung Speckner in Augsburg analysieren lies und mit dem ich nach Bewertung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft erstaunliche 5,0 Punkte erhalten habe.

 

Warum hast Du Dich für den Namen „Hechtbräu“ entschieden?

Das war eigentlich gar nicht so schwer. Mein Name ist ja irgendwie ziemlich speziell und selten. „Hechtbräu“ hat sich einfach gut angehört. Für meine Craft-Biere musste dann noch ein eigener Name bzw. Label gefunden werden, der ab Mitte 2015 wiederum mit „HECHT German Craft – made in Pappenheim“ auch sehr schnell feststand.

 

Was macht für dich ein außergewöhnliches Bier aus?

Bier muss mich neugierig machen. Wenn sich die Erwartung dann erfüllt oder sogar übertroffen wird und ich am liebsten sofort loslaufen möchte, um mir davon einen kleinen Vorrat anzulegen, dann ist es für mich ein außergewöhnliches Bier. Das ist dann auch absolut unabhängig ob „Craft“ oder „Klassisch“, denn auch für traditionelle Helle, Dunkles oder Weizen kann das zutreffend sein.

 

Welchen Biertyp trinkst du am liebsten und warum?

Da bin ich zum Glück für alles offen. Ich habe nur meine Probleme mit ganz extremen Rauchbieren. Prinzipiell kommt es aber auch eindeutig auf die Situation und die Stimmung an. Alles in allem bin ich aber doch ein absoluter Fan von untergärigen Lagerbieren in jeglichem Stil, egal ob hell, dunkel, hopfengestopft oder auch mal „vogelwild“.

 

Was sind deine Lieblingshopfensorten?

Meine zwei „Australier“ Ella und Galaxy. Die sind einfach einzigartig. Und der „Klassiker“ Amarillo mit seiner schönen Note von Bitterorange.

 

Welche Eigenschaften zeichnen deiner Meinung einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Zuallererst natürlich Kreativität und Leidenschaft. Dazu die ständige Neugier und Offenheit für das Produkt Bier. Der Brauer muss absolut hinter seinem Bier und seinem Stil stehen, seine Idee und Inspiration dazu darstellen können und nichts machen, nur weil es andere auch machen.

Außerdem sollte er immer das Bestreben haben, sich nicht auf „seinen Lorbeeren“ auszuruhen, das heißt, kritikfähig zu sein und stets versuchen noch besser zu werden und sich weiter zu entwickeln. Und: immer gelassen bleiben und sich darüber im Klaren zu sein, einen der schönsten Berufe der Welt zu haben.

 

Was war das schrägste Bier das du jemals getrunken hast?

Hier fallen mir spontan zwei Biere ein: „Vroni’s Blueberry Stout“ von David Hertl, das geschmacklich schon interessant war, aber im Glas aussah wie die abgezogene Haut von Paulchen Panther. Und von Freigeist Bierkultur die „Atlantis Gose“ mit eingebrauten Austern, die stark nach „saurem Salzhering“ geschmeckt hat.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Bis jetzt bin ich einfach nicht dazu gekommen, aber es  war schon immer mein absoluter Wunsch: Eine „Kneip(p)tour“ quer durch Irland.

 

Und was hast du als nächstes vor?

Der größte Fokus im Jahr 2017 steht auf „Hecht German Craft“. Mit meinem Sohn Florian (24), der derzeit seine Ausbildung zum Brauer macht, ist es unsere Priorität, die Marke aus ihrem regionalem „Dornröschenschlaf“ zu erwecken, deutschlandweit bekannter zu machen, um somit dem Namensteil „German“ gerecht zu werden. Für mich ist jetzt schon das persönliches Highlight die Präsentation auf der Braukunst Live in München, die mir Frank Böer durch das „Braukunst Lab“ ermöglicht.

Biertechnisch möchte ich, meinem Credo zufolge, die drei bestehenden Sorten „Amberella“, „Cascarillo“ und „Pappenheimer German Ale“ noch weiter perfektionieren. Außerdem wollen wir neue Ideen mittels eines „Collabrews “ umzusetzen, da ja bekanntlich im „sturen“ Bayern gewisse Hindernisse hinsichtlich alternativer Zutaten bestehen.

Top-Brauerin: Ulrike Genz von Schneeeule – Reanimation der Berliner Weiße

schneeeule-2Ulrike Genz will Berlin ein kulturelles Gut zurückgeben. Die Braumeisterin verschwor sich der Berliner Weiße. Schließlich gab es einst 200 Brauereien in der Stadt, die nur diesen Stil brauten. Jetzt kennen die meisten Leute den Begriff nur in Kombination mit pappsüßen Sirups. Anfang 2016  gründete Ulrike im Stadtteil Wedding ihre eigene Brauerei namens „Schneeeule“ um die historische Berliner Weiße wiederzubeleben und diese Form von Sauerbier wieder trinkbar zu machen. Vier Sorten führt die Berlinerin inzwischen im Sortiment, darunter auch eine mit Jasmin und eine mit Holunderblüten aromatisiert. Allein schon für ihren Mut und ihren Ehrgeiz verdient sie es, zu den deutschen Top-Brauern zu gehören.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Ich hatte schon mehrere Jahre Brauwesen studiert, aber um mein eigenes Bier zu brauen, war ich durch die benötigten Geräte und Voraussetzungen ziemlich eingeschüchtert. Es kam mir wahnwitzig teuer und aufwändig vor, den Sauerstoffeintrag zu vermeiden, das Bier zu filtrieren und zu kühlen. Meine ersten schüchternen Brauversuche startete ich dann vor rund 9 Jahren mit Malzextrakt. Es war ein IPA und schmeckte fürchterlich. Nachdem ich das erste Mal im Museum Veßra in Thüringen historisch mit Holzbottichen gebraut hatte, fielen jegliche Bedenken gegenüber den komplizierten Vorgaben der Industrie.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Schneeeule“ gekommen?

Das war zufällig. Ähnlich wie bei einem Kunstwerk, das erst intuitiv entsteht. Erst mal fand ich die drei E markant. Die Erklärung wurde erst später klar: Die Schneeeule, ein schützenswerter, majestätischer Vogel mit großen, weißen Schwingen – so wie der Schaum der Berliner Weiße mit gelben Augen. In der Altmark gibt es den Spruch: Wat diin iin siin Uhl (Eule) is diin andern siin Nachtigall. Was so viel heißt: was der eine nicht mag, schätzt der andere. Berliner Weiße ist eben auch Geschmackssache, der eine ist total begeistert, der andere hält es für schlecht gewordenes Bier.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Außergewöhnlich ist immer eine Frage von Ausgewogenheit. Nur bitter, nur sauer, nur brettig, nur malzig ist zu wenig und nicht lecker. Wenn man es schafft, ein Bier auf eine besondere Weise zu betonen ohne die Ausgewogenheit zu verlieren, dann ist das ein außergewöhnliches Bier.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Berliner Weiße natürlich. Hätte es eine annehmbare Weiße gegeben, hätte ich nicht angefangen welche zu brauen. Aber eigentlich trinke ich fast jeden Typ gern. Außer Pils, das finde ich meistens nicht so lecker, zu trocken, zu bitter – einfach nicht mein Stil.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Soraci Ace, Cristal, Hallertauer Blanc…da gibt es bestimmt noch so einige, die ich noch nicht kenne. Da Berliner Weiße eher unterhopft ist, ist das auch keine große Frage für mich.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Sauberkeit. Aber zuerst stellt sich doch die Frage: Was ist eigentlich ein Craft-Brauer? Kann man craft eigentlich mit „handwerklich“ übersetzen? Wo  fängt Handwerk an und wo hört sie auf? Ist es Handwerk, wenn man anderen sein Rezept gibt und dann nur noch das fertige Bier vermarktet? Eine kontroverse Diskussion. Klar es geht um „andere“ Biere. Und definitiv nicht darum, möglichst viele Sachen dem Bier zuzufügen. Es muss am Ende trinkbar sein.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Über schlechte Biere rede ich lieber nicht. Aber beispielsweise das Porter und das Gruit-Beer von Popes Yard waren interessant. Das Kamille Bier von Heidenpeters fand ich auch ziemlich schräg.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Im Liegestuhl am Tegler See, die Sonne geht unter und ich bin mit der Brauerei fertig und zufrieden.

Oder auf einem Open Air Konzert von meinen Lieblingsbands Earthship, Gorguts, Future of the left, Käptn Peng, Dyse, Don Vito, Obelyskkh….

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Brauen, brauen und das nächste Jahr überstehen. Die Brauerei soweit ausbauen, dass ich damit selbst zufrieden bin – wenn es sowas überhaupt gibt.