Hopper Bräu: Amerikanischer Traum in Hamburg

Hopper Bräu - Amerikanischer Traum
Hopper Bräu – Amerikanischer Traum

Ich kenne Brauer Sascha Bruns noch aus Berlin, als er im Craft-Shop „Bierlieb“ arbeitete. Umso mehr war ich gespannt endlich seine neuen Bier zu probieren. Schließlich verließ er die Hauptstadt und ging in den Norden. In Hamburg braut er jetzt unter der Marke „Hopper Bräu“, die er mit seinem Kumpel Lars dieses Jahr aufzog.

Klar, dass ich zuerst das India Pale Ale der beiden im Glas habe. Der „Amerikanische Traum“ besitzt 6,5 Prozent und wurde mit vier herrlichen Hopfensorten aromatisiert: Centennial, Mosaic, Chinook und Cascade. Bernsteinfarben leuchtet das IPA im Glas. Schon beim Einschenken schwirren fruchtige Düfte umher. Doch in der Nase breiten sich noch viel kräftigere Noten von Zitrusfrüchten wie Orange und Zitrone aus, aber auch reifer Pfirsich und eine harzige Komponente spielen mit. Am Gaumen paaren sich erfrischend Aromen von herber Grapefruit, süßlicher Orange und einem Hauch roter Beeren. Und der Abgang ist richtig schön lang und die 60 Bittereinheiten zeigen was sie drauf haben.

Fazit: Sascha, du hast nicht zu viel versprochen! Ein tolles IPA: Kräftig, fruchtig und angenehm bitter. Passt super zu scharfen asiatischen Gerichten, aber auch so eine echte Gaumenfreude.

Hopfengut No. 20: Melonen-IPA für zarte Zungen

Hopfengut No. 20 - Melon IPA
Hopfengut No. 20 – Melon IPA

Momentan entstehen fast jede Woche neue Craft-Projekte mit ganz unterschiedlichen Qualitäten. Ob alle neuen Biere etwas taugen, muss jeder für sich selbst entscheiden. Jedenfalls habe ich mir mal ein paar Flaschen aus dem erst im Juni eröffneten Hopfengut No. 20 aus Tettnang bestellt. Und die Craft-Brauer dort können sich mit ihren Kreationen wahrlich sehen lassen. Nicht nur optisch. Das Macher-Dreiergespann aus Lukas Locher, Fritz Tauscher und Charlotte Müller bildet eine gute Kombination für eine neue Brauerei. Lukas ist Hopfenbauer, Fritz der Braumeister und Charlotte die Koordinatorin des Start-Ups. Beste Zutaten zeigen sich auch in den Bieren. Kürzlich probierte ich ihr „Melon IPA“,  gebraut mit Cascade, Melon und, klar: Tettnanger Hopfen.

Im Glas leuchtet es bernsteinfarben mit einem kräftigen und stabilen Schaum. In die Nase dringen unerwartet zuerst Aromen von roten Beeren, bis die zarte Honigmelone sich wenig später durchkämpft. Der Gaumen wird vollmundig von der Melone aber auch süßlich von Himbeeren, Brombeeren und etwas Zitrusfrüchten wie Grapefruit und Limone verwöhnt. Lange bleiben würzige, dezent bittere Noten im Mund zurück. Macht Lust auf einen weiter Schluck.

Fazit: Neue Brauerei mit viel Potential! Zwar habe ich bisher nur das eine Bier verkostet, doch das Melon IPA verspricht viel. Es schmeckt ausgewogen und lässt sich wunderbar genießen. Allerdings könnte es für ein India Pale Ale etwas bittere sein. Doch: zarte Zungen werden es lieben.

Shepherd Neame IPA: Inseltrunk aus alter Zeit

Shepherd Neame - IPA
Shepherd Neame – IPA

Zugegeben, die Erwartung war groß. Ein IPA aus der ältesten englischen Brauerei, ein Bier, so wie es noch in alter Zeit mit Segelschiffen über die Ozeane nach Indien verschifft wurde. Also ein ursprüngliches Ale aus der Tradition des 18. Jahrhunderts, das auf historischen Rezepten basiert. Gebraut wie damals, mit lokalen Hopfensorten wie Kentish, Fuggles und East-Kent-Golding. Schon als der erste Sud 1698 in der Grafschaft Kent angesetzt wurde, verwendeten die Brauer ihr eigenes Quellwasser. Und auch die Hefe wird von hauseigenen Mikrobiologen vor Ort kultiviert.

Also – ein Sud aus einer glorreichen Epoche, das muss doch etwas ganz Besonderes sein. Aber schnell wird klar: Dieses Classic IPA hat mit einem Trunk, wie man ihn heute aus der jungen Craft-Bier-Szene kennt, so absolut gar nichts zu tun. Dieses Bier erinnert mich vielmehr an die allseits bekannten Ales, wie sie in gängigen Londoner Pubs im traditionellen Henkelkrug ausgeschenkt werden. Für britische Zungen mag es ein interessanter Trunk sein, aber meinen Geschmack trifft es nicht. Auch wenn das traditionell gestaltete Etikett und der schöne Kupferton im Glas die Erwartungen schüren, so enttäuscht das Aromenspiel leider die Sinne eines eingefleischten IPA-Experten.

Die eher milden englischen Hopfensorten – vor allem der Fuggels- dominieren mit ihren dezent würzigen, leicht grasig-minzigen Aromen und ihrem geringen Alphasäuregehalt. Zwar schwirren irgendwo in der etwas wässrigen Textur noch Noten von süßlichen Röstbrot, Aprikose, Tee und Tabak herum, die in einen erdig-trockenen und leicht salzigen Abgang münden. Aber für ein richtig spannendes IPA fehlen nach meinem Geschmack vor allem subtile Fruchtaromen sowie eine ausgewogene Bittere.

Fazit: Von einem klassisch britischen IPA habe ich mir mehr erwartet. Mir fehlt an diesem Bier sowohl Substanz als auch Charakter. Trotz 6,1 Prozent Alkoholgehalt wirkt dieses Ale auf mich sehr schwach. Shepherd Neame, die älteste Brauerei Englands, ist heute nun mal eine Großbrauerei, die jährlich mehr als 30 Millionen Liter raushaut. Da kann man wohl kaum einen individuellen Trunk erwarten, eher ein durchschnittliches Pub-Ale, wie man es auf der Insel in fast jeder Kneipe findet.

Hoppebräu: Vogelwildes Hopfenspiel

Vogelwuid von Hoppebräu
Vogelwuid von Hoppebräu

Zugegeben, ich mag Markus Hoppes Bezeichnungen für seine Biere: Wuide Hehna, Wuider Hund und jetzt Vogelwuid – echt bayerisch eben. Kein Wunder: Hoppebräu wird im oberbayerischen Waakirchen, in der Nähe des Tegernsees hergestellt. Dort wird noch richtig urbayerische gesprochen. Neben dem „Wuiden Hund“ probierte ich kürzlich sein India Pale Ale „Vogelwuid“ mit 6,5 Prozent Alkoholgehalt.

Farblich erinnert es an das Fruchtfleisch einer Pflaume. In die Nase strömt ein kräftiger Duft von Erdbeeren und reifer Mandarine. Auch um die Zunge spielen sich die roten Früchte, die sich mit einem Hauch von Pfirsich paaren. Das muss an der Kombination der fünf Hopfensorten liegen: Magnum, deutscher Cascade, Amarillo, Mandarina Bavaria und Citra. Eigentlich hätte ich auf Hüll Melon getippt, eine Hopfensorte, bei der ich schon einige wunderbare Überraschungen erlebte. Das Malz bringt eine harmonische karamellige Süße dazu. Die angegebenen 85 Bittereinheiten sind leider kaum wahrzunehmen.

Fazit: Ganz so vogelwuid kommt das Bier denn doch nicht rüber, aber – trotz seines gehobenen Alkoholgehalts – ist es ein echt feines Sommerbier, das durch seine gut ausbalancierte Aromenvielfalt überzeugt. Allerdings könnte die Bittere dieses IPAs etwas mehr durchdringen.