
Wenn eine Brauerei, die seit 1752 regionale Gerstensäfte produziert, plötzlich auf einen „Bourbon Barrel Bock“ aufsteigt, ein Kellerbier unter dem Namen „Hop Stuff Ella-Equinox“ ins Regal stellt und auch noch den Mut für eine „Badische Gose“ hat, könnte man von einer Kulturrevolution sprechen. Aber für Stephan Dück sind ungewöhnliche Craft-Rezepturen inzwischen Programm. Was bei Braumeister und Biersommelier der badischen Braumanufaktur Welde aus Plankstadt-Schetzingen inzwischen aus dem Sudkessel fließt, ist nicht von schlechten Eltern.
Nach schweißtreibender Arbeit habe ich mich über die Badische Gose hergemacht, die mit ihren zarten 4,6 Umdrehungen nicht unbedingt einen schnellen Rausch verspricht. Dieses „Slow Beer“, so die offizielle Bezeichnung auf der Flasche, präsentiert sich hellgelb mit leichter Hefetrübung im Glas. In der Nase dezente Duftnoten von Banane, Zitrusfrüchten und einer leichten Korianderwürze. Vor allem wenn man Durst hat, genießt man die spritzig frische Note dieser Brauspezialität mit ihrer leicht mineralischen Süße sowie einer moderaten Bittere besonders. Diese Kombination aus einem Hopfen-Cocktail von Select, Saphir und Citra gibt dieser Gose einen ganz einwilligen Charakter, der durch die Zugabe von Kochsalz und Koriander noch unterstrichen wird. Das 500-jährige Reinheitsgebot lässt grüßen…
Fazit: Diese wahrscheinlich erste Gose aus Badischer Fertigung ist zwar nicht zu vergleichen mit den komplexeren belgischen Lambic- oder Geuze-Schwestern, aber auf jeden Fall ein schmackhaftes, unkompliziertes Bier mit fein prickelnder Perlage. Wenn Braumeister Stephan Dück diesen Weg mit neuen Craft-Rezepturen fortsetzt, wird man noch viel von ihm hören.
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