Hamburger Senatsbock: Furioses Comeback nach 60 Jahren  

Das ist doch mal ein echtes Comeback: Ende Januar 2015 soll mit Beginn der Bockbierzeit die Rezeptur eines traditionsreichen Craft-Bieres nach Hamburg zurückfinden, die bei den Hanseaten seit einigen Generationen fast in Vergessenheit geraten war. Zuletzt sorgte in den 50er Jahren eine Kooperative verschiedener Hamburger Brauereien mit einem gemeinsam produzierten „Senatsbocks“ für Aufsehen. Immerhin wurde der Anstich des ersten Fasses von trinkfesten Sportsmännern wie Boxweltmeister Max Schmeling und Fußball-Star Uwe Seeler begleitet.

Auch der neue Doppelbock entstand auf Grundlage eines Gemeinschaftsprojektes von fünf Brauereien: Blockbräu, Joh. Albrecht, Gröninger, Kehrwieder und Ratsherrn. Nach einer gemeinsam abgestimmten Rezeptur wurde der Sud bereits im Oktober letzten Jahres angesetzt. Nach Aussagen seiner Macher ist der Senatsbock mit fünf Malzsorten gebraut und geht geschmacklich in Richtung Zartbitterschokolade und Espresso.

Erstmals probieren können Craft-Fans diesen Starkbiertrunk am 29. Januar auf dem schwimmenden Wahrzeichen Hamburgs, der Rickmer Rickmers, wo die ersten Fässer feierlich angestochen werden. Nachdem hier Kreative gemeinsam mit Traditionalisten am Sudfass standen, wartet die Szene in der Hansestadt auf ein spannendes Bockbier.

Urban Chestnut: Tradition trifft Moderne

Die sieben verkosteten Urban Chestnut BIere
Die sieben verkosteten Urban Chestnut BIere

Kürzlich traf ich Florian Kuplent, Braumeister und Chef der amerikanischen Urban Chestnut Brewery, im Münchner Red Hot, um mit ihm nebst Biersommeliere Sandra Ganzenmüller und Tibor Kantor, Chef der Kneipe, sieben seiner Kreationen zu verkosten. Kuplent ist eigentlich Bayer. Doch rund zwei Mal im Jahr reist er aus den USA in die Heimat um sich im deutschen Craft-Markt umzusehen. Er muss gestehen: „Ich hätte nicht gedacht, dass sich Craft-Bier hier so durchsetzt“.

Florian Kuplent - Braumeister und Chef der Urban Chestnut Brewery
Florian Kuplent – Braumeister und Chef der Urban Chestnut Brewery

Umso mehr freut er sich, ab Sommer wieder im Herzen der bayerischen Hopfenregion zu brauen. Nach mehr als zehn Jahren hat er wohl genug vom Mittleren Westen. Er kaufte vor wenigen Wochen eine Brauerei in Wolnzach in der Hallertau um von dort aus den bayerischen Craft-Bier-Markt aufzumischen: Das Bürgerbräu Wolnzach.

Doch auch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten pflegt er bayerische Tradition. Allein der Name seiner US-Brauerei knüpft an seine Heimat an: Urban (städtisch) soll die Moderne ausdrücken und Chestnut (Kastanie) ist eine Hommage an bayerische Biergärten, die Florian Kuplent nach eigenen Worten lange vermisste. Auch seine Biere führt er unter zwei verschiedenen Kategorien: Die traditionellen Sude unter „Reverence Series“ mit Pilsener und Berliner Weisse sowie die experimentellen Biere unter der Kategorie „Revolution Series“.

Nun zu den Bieren:

  1. Ku’damm Berliner Weisse Ale

– vier Prozent

– Hopfen: Hallertau Tradition

– Malz: German Pilsner, German Wheat, German Sour Malt

Kuplent war schon immer von diesem Bierstil fasziniert, weil er fast ausgestorben ist. Und in den USA kommt er sehr gut an. Betitelt hat er die Weisse so, weil der Kurfürstendamm für ihn der Inbegriff von Berlin ist.

– Fazit: Säuerlich fruchtig mit harmonischer Beerennote.

  1. Stammtisch Pilsener
Stammtisch Pilsner
Stammtisch Pilsner

– 5,4 Prozent

– Hopfen: Hallertau Merkur, Hallertau Mittelfrüh, Hallertau Hersbrucker, Strisselspalt

– Malz: Pilsner

Für Kuplent gibt es keinen besseren Hopfen als den Hallertauer Mittelfrüh.

– Fazit: Ein erfrischend Pils mit dezenter Hopfennote.

  1. Imperial Pilsener
Imperial Pilsner
Imperial Pilsner

– 7,5 Prozent

– Hopfen: französischer Aramis, Hallertau Saphir, Hallertau Hersbrucker, amerikanischer Sterling

– Malz: German Pilsner, German Munich

Ein starkgehopfter Bock. Aber nicht gerade der liebste Bierstil des Braumeisters. Seine Philosophie: „Von einer Sorte sollte man auch zwei oder drei Biere trinken könne, ohne das es kratzig und zu bitter ist.“

Fazit von Tibor Kantor: „Ich vermisst die stärkere Hopfennote.“

  1. Fantasyland Midcoast IPA
Fantasyland IPA
Fantasyland IPA

– 6,5 Prozent

– Hopfen: Amarillo, Chinook, Cascade

Fazit: Ein eher malziges IPA mit angenehmer Karamellsüße. Tibor: „Der Abgang erinnert an Creme Brulée“.

  1. Winged Nut
Winged Nut mit Kastanien
Winged Nut mit Kastanien

– 5,4 Prozent

– Hopfen: US-Willamette

– Malz: Munich, Chestnut Flour

Gebraut mit Kastanien.

Fazit: Vergleichbar mit einem dunklen Weißbier. Spannend nussiger Geschmack.

  1. Daft Barley Wine Barrel Aged
Daft Barrel Aged
Daft Barrel Aged

– 9 Prozent

– Hopfen: First Gold, East Kent Goldings

– Malz: Pale Ale, Munich, Victory

Im Rye Whisky Fass gelagert.

Fazit: Harmonische Aromen von Vanille und Rosinen.

  1. Count Orlok Black Pumpkin Ale
Count Orlok Pumkin Ale
Count Orlok Pumkin Ale

– 5,4 Prozent

– Hopfen: Opal

– Malz: Pale Ale, Munich, German Wheat

Fazit: Schmeckt würzig nach Nelken und Kürbis.

Gesamtfazit: Craft-Fans können sich freuen, wenn Florian Kuplent wieder in Bayern braut. Dann gibt es diese und noch einige weitere spannende Kreationen von ihm auch bei uns zu kaufen.

Finnland: Kurze Bierprobe jenseits des Polarkreises

Eisige Schneelandschaft in Ivalo
Eisige Schneelandschaft in Ivalo

Bin gerade aus dem finnischen Lappland von einem Winter-Drive mit Audi nördlich des Polarkreises zurück. Mit einem 367 PS-Gefährt bretterte ich bei minus 18 Grad über die Schneepisten der Teststrecke bei Ivalo nahe des berühmten Inari-Sees. Der Adrenalinkitzel machte mächtig Durst auf ein geiles Bier. Im „Petronella“, dem wohl besten Restaurant im kleinen Nest Saariselka, inmitten nordischer Wildnis, bestellte ich abends zu Steinpilzsuppe und Elchbraten das einzige Bier, das es dort gab: ein Lager von Lapin Kulta. Immerhin was Finnisches und vom Fass. Gereicht wurde das regionale Standardbier in einem Weizenglas. Übersetzt heißt der Name übrigens „Das Gold Lapplands“.

Lapin Kulta Lager
Lapin Kulta Lager

Lapin Kulta ist natürlich kein Craft-Bier und trotz goldener Farbe, der Geschmack war für eingefleischte Hopheads alles andere als goldig. Die zweitgrößte Brauerei Finnlands wurde 1873 noch unter anderer Bezeichnung gegründet und bietet heute ausschließlich Lager- und Pils-Sorten an. Viel kann ich zu diesem goldfarbenen Lager nicht sagen. Jedenfalls spürt man kaum Alkohol. Das Bier wirkt mit seinen 4,5 Prozent so dünn, dass ein kräftiger, an Wodka gewöhnter Finne wohl schon mal ein Fass trinken muss, um Wirkung zu verspüren. Als Durstlöscher zum kräftigen Nordmannsessen war es ok, aber der köstliche Elch hätte definitiv etwas Besseres verdient.

Dagegen erwies sich eine kleine, gemütliche Bierbar (The Oak Barrel) auf dem Flughafen in Helsinki als echter Craft-Geheimtipp, während ich auf den Heimflug wartete. Als ich auf einer Tafel über der Bar die Bezeichnung „Microbreweries“ entdeckte, ging mir doch glatt das Herz auf. Ich bestellte noch ein finnisches Porter der Suomenlinna-Brauerei, die auf einer Insel vor Helsinki liegt. 0,2 für 5,90 Euro war schon happig, aber zumindest ein kurzer Gaumenschmaus. Aber richtige Biere kosten in Finnland auch richtig Geld. Immerhin wies das Ale schöne Kaffeenoten auf mit einem Hauch von roten Beeren in Nase und Geschmack. So konnte ich mir wenigstens den Cappuccino sparen.

Finnisches Porter in Helsinki am Flughafen
Finnisches Porter in Helsinki am Flughafen

Der Keeper erzählte mir, dass Finnen nicht nur harte Sachen, sondern auch gern Bier trinken. Der Gerstensaft könne zudem eine lange Geschichte vorweisen. Die Vorväter des Finnvolkes brauten bereits vor Jahrtausenden das Urbier Sahti, das anstelle von Hopfen mit Wachholderbeeren angesetzt wurde. Und während ich dem Barmann lauschte, wurde schon wieder zum Boarding aufgerufen…

Brauer-Portrait: Jan Brücklmeier – Vom Beruf zum Hobby und zurück

Jan Brücklmeier im Sudhaus
Jan Brücklmeier im Sudhaus

Jan Brücklmeier studierte zwar Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Aber nach einem Praktikum trieb es den heute 40-Jährigen Oberbayer in die Getränkeabfüllung und dann zum Anlagenbau in einem Lebensmittelunternehmen. In dieser Position war er weltweit unterwegs, lebte mal in der Schweiz, dann drei Jahre in den USA.

In Amerika kam die Leidenschaft zum Brauen zurück. Brücklmeier experimentierte mit Freunden und Nachbarn in der Garage. Wie er selber sagt, machte ihn diese Zeit „zum absoluten Hophead“. 2012 reiste er zurück nach Deutschland. Dort traf er seinen alten Kumpel Bernhard Sturm wieder. Sie stellten fest, dass beide auf Biere wie IPAs abfahren. Gemeinsam tüftelten sie Konzepte für eine Nebenerwerbsbrauerei aus. Auf der Braukunst Live lief Brücklmeier sein Studienfreund Philipp Frauendörfer über den Weg, der erzählte ihm, dass er kurz davor sei, eine Traditionsbrauerei in Traunstein, nähe des Chiemsees, zu übernehmen. Da passte plötzlich einiges zusammen. Die beiden Kumpel Jan und Bernhard zogen gleich mit ein, da Philipp neben herkömmlichen Suden zu brauen auch mit kreativen Bieren experimentieren wollte. Headless Brewing war geboren.

Die drei Oberbayern starteten vor kurzem mit dem Single Hop IPA „Indian Clipper“, das mit Centennial, „Cascadian Dark Ale“ und mit Cascade Hopfen aus Tettnan gebraut wurde. Als Highlight wollen die Brauer zweimal im Jahr ganz besondere Saisonal-Biere anbieten, die auch lagerfähig sind.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Nachdem ich meine Schreinerlehre abgeschlossen und mein Abi auf der Berufsoberschule gemacht hatte, stand ich vor der Wahl, was ich studieren sollte. Nach dem Tag der offenen Tür in Weihenstephan und einigen Informationen zum Studium stand fest, das wollte ich machen. Fasziniert hat mich dabei der unglaubliche Facettenreichtum der Ausbildung und die Vielfalt des Lebensmittels Bier. Diese Faszination ist bis heute geblieben.

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Ich hab Anfang der 1980er eines der legendären ACME Brown Ale Kit von meinem Bruder geschenkt bekommen. Das waren so fertig-gehopfte Malzextraktdosen, die man mit Wasser vermischen und dann aufkochen musste. Danach abkühlen, Hefe dazu und fertig. Das Ergebnis war eine Katastrophe, aber meine Neugierde war geweckt. Ich dachte ich hab was falsch gemacht, bis ich Jahre später ein Newcastle Brown Ale trank und feststellte, dass die lasche Karbonisierung und der Geschmack so gewollt sind.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Am meisten prägte mich sicherlich mein dreijähriger Aufenthalt in den USA. Dort bin ich mit der sehr aktiven Craft-Bier-Szene in Berührung gekommen. Eines der am meisten inspirierenden Brauereien war für mich Founder’s aus Grand Rapids.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Founder’s Centennial IPA und Augustiner Hell, Hauptsache Abwechslung.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken. Das ist das Wichtigste.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Centennial! Über den wurde mal gesagt: „A celebration of the gods in a medium compact cone form.“ Aber auch Amarillo und Simcoe gefallen mir. Im Allgemeinen gilt aber für mich das Gleiche wie beim Bier, ich mag die Abwechslung.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Ich weiß nicht ob er überhaupt Alkohol getrunken hat, aber mit Mahatma Gandhi würde ich mal gerne ein IPA trinken. Seine Gelassenheit, das Chaos dieser Welt zu ertragen und dabei ruhig zu bleiben, fasziniert mich.

Aber im Großen und Ganzen stoße ich auch sehr gerne mit guten Freunden und meiner Frau an, denn die erträgt das Chaos, das ich so verbreite ebenfalls sehr gelassen und bleibt dabei auch meistens ruhig.

Das Headless Brewing Team
Das Headless Brewing Team

Hopfen: Tettnanger Ernte auf Rekordhoch

Hopfendolden
Hopfendolden

Die Ernte des Tettnanger Hopfens war im vergangenen Jahr so hoch, wie seit 15 Jahren nicht. Das gab aktuell der Hopfenpflanzerverband Tettnang bekannt. Insgesamt wurden 40.447 Zentnern (2.022,36 Tonnen) geerntet. Der bisherige Rekord lag 1999 bei 40000 Zentnern.

In Tettnang pflanzen die Hopfenbauern rund 1.220 Hektar. Das sind knapp drei Prozent der weltweiten Anbaufläche. Die Nachfrage sei 2014 sehr gut. Insbesondere liege das Interesse bei den Craft-Brauern.

Der Hopfenverband gab außerdem einen Ausblick für dieses Jahr: Für 2015 verordnet sich die deutsche Hopfenwirtschaft ein umfassendes Nachhaltigkeitskonzept. Für China bereitet der Hopfenverband ein Absatzförderprogramm im Rahmen der geschützten geografischen Angabe vor. Zudem entlasten sinkende Energiepreise wohl die Hopfenproduktion. Aber der beschlossene Mindestlohn bereitet den Bauern Sorgen. Außerdem werde das Grünlandumbruchverbot der Landesregierung in Baden-Württemberg zum Problem. Es begrenze weiteres Wachstum, indem die notwendigen Flächen nicht zur Verfügung stünden.

Schneider Weisse TapX 2015: Hommage an Ex-Brauereichefin

Wie in jedem Jahr wartet das Haus Schneider Weisse in Kelheim wieder mit einem Spezial-Trunk auf. Die Kreation der TapX-Serie heißt in diesem Jahr „Mathilda Soleil“. Es ist eine Hommage an Mathilde Schneider, die damalige Chefin des Hauses, die 1907 den Weizendoppelbock „Aventinus“ auf den Markt brachte. Das neue TapX ist ebenfalls ein Weißbierbock. Gebraut mit einem neuen und wohl noch nicht verwendeten Zuchthopfen, der angeblich noch nicht mal einen Namen hat. Erstmals vorgeführt wird „Mathilda Soleil“ im März auf der Braukunst Live in München.

Mit der TapX-Serie führen die Macher bei Schneider Weisse immer wieder etwas Besonderes vor. Jedes Jahr präsentieren die Braumeister einen limitierten Sondersud. In den vergangenen Jahren gab es eine Porter Weisse, Sommer Weisse und ein Aventinus Barrique.

Mashsee „Xoco IPA“: Kreativtrunk mit Kakao

Xoco IPA von Mashsee Brauerei aus Hannover
Xoco IPA von Mashsee Brauerei aus Hannover

Eines der wichtigsten Craft-Bier-Kriterien ist Experimentierfreude. Dieses Gesetz hat sich der hannoversche Brauer Kolja Gigla von der Mashsee Brauerei auf die Fahnen geschrieben. Seine neueste Kreation ist ein Ale, das er mit Kakaobohnen ansetzte. Das  „Xoco IPA“ ist ein obergäriges Bier, dessen Name sich von dem alten mayanischen Begriff „Xocolätl“ für Schokolade ableitet.

Im Glas leuchtet das Craft in einem sanften Karminrot. Es duftet fruchtig und süß nach gelben Steinfrüchten und Kakao. Geschmacklich breitet sich das Xoco samtig-weich, aber deutlich herb am Gaumen aus. Die Kakaobohnen positionieren sich neben hopfigen und fruchtigen Noten. Im Abgang zeigen sich die 42 Bittereinheiten des grünen Goldes mit einem Hauch Bitterschokolade.

Fazit: Nach dem Erfolg seines „Trainingslagers“ überrascht Kolja Gigla wieder durch große Experimentierfreude. Wirklich interessant, dass der Geschmack von Kakaobohnen so stark in einem Bier hervortritt. Für ein IPA ist das Xoco mir allerdings zu wenig hopfig. Trotzdem großes Lob an den Brauer.

Uerige Altbier: Handwerk mit Tradition

Uerige Altbier aus Düsseldorf
Uerige Altbier aus Düsseldorf

Wer sich im Herzen der Düsseldorfer Altstadt der Gasthausbrauerei Uerige nähert, riecht schon von weitem den Hopfen. Seit Jahrhunderten pflegt die Minibraustätte ihr dunkles kupferfarbenes Altbier und hat sich eisern jedem Geschmackstrend verschlossen. Das Heiligtum, in dem dieser Bier mit Doldenhopfen, eigens gezüchteter Uerige-Hefe, Karamell- und Röstmalz angesetzt wird, liegt tief in den Kellern unterhalb des ehemaligen Patrizierhauses.

Das Uerige Altbier duftet nach Karamell, Kakao, Pflaumen und frischen Orangen. Auf der Zunge breitet sich das kastanienfarbene Bier cremig und vollmundig zu einer leckeren Aromenkombination aus: Leichte Süße aus den Karamell-Noten, etwas Herbes von Schokolade und Espresso sowie einem fruchtigen Hauch des Hopfens. Mit 4,7 Prozent ist dieses Alt kein schwerer Hammer, sondern ein erfrischendes Bier für jede Jahreszeit.

Fazit: Das Uerige hat mich positiv überrascht. Ein Beispiel dafür, dass Tradition nicht langweilig sein muss. Umso mehr freue ich mich, wenn ich dieses Jahr mit meiner Schwester nach Düsseldorf fahre und ein frisch gezapftes Alt in den urigen Gemäuern genießen kann.

Übrigens: Noch mehr über Uerige und was Oliver Wesseloh dazu sagt, lest ihr ab Samstag in der neuen Focus-Ausgabe.

Meister-Ale: Das Rätsel von frischen und feuchten Träumen

Feuchter Traum von Kreativbrauerei Kehrwieder und Riedenburger Brauhaus
Feuchter Traum von Kreativbrauerei Kehrwieder und Riedenburger Brauhaus

Niemand weiß so genau, was Oliver Wesseloh und Maximilian Krieger unter feuchte oder frische Träume verstehen. Im Norden heißt das neue Wet-Hop-Ale „Feuchter Traum“ in Bayern nennen sie das gleiche Craft-Bier „Frischer Traum“, was dem Genießer dann doch wahre Rätsel aufgibt. Aber immerhin vergingen von der Hopfenernte bis zum Zeitpunkt, als die beiden Kreativ-Brauer den frisch geernteten deutschen Bio-Cascade in den Braukessel kippten, nicht mal fünf Stunden.

Der Chef der Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder, hat noch in 2014 zusammen mit Maximilian Krieger von der bayerischen Brauerei Riedenburger das „nassgehopftes“ Pale Ale zum Traumbier gerührt. Grundlage war das Rezept des Wet Hop Ales von 2013. Was beim neuen Jahrestrunk – mit Bio-Cascade und Pale Malz –  herauskam, lässt sich aber wieder mal sehen. Hier die Fakten: Alkoholgehalt 5,6 Prozent, Stammwürze 13,7 Prozent, 40 IBU.

Im Glas glänzt das Ale in einer Kupferfarbe mit feinporiger, schneeweißer Haube. Schon beim Einschenken schwirren fruchtige Noten herum. Tolle Litschi-, Orangen- und Mangoaromen schaffen ein anregendes Bukett. Dazu gesellt sich noch ein Hauch von Waldhonig. Ist das Bier erst am Gaumen, lässt sich die erfrischende Hopfenbombe erst so richtig genießen. Das Finish ist grasig und hopfig-herb. So soll’s sein!

Fazit: Ein echt gelungenes Beispiel für ein nassgehopftes Craft, das den  beiden Braumeistern alle Ehre macht. In diesem Ale wird auch deutlich, was der deutsche Cascade für ein Wahnsinns-Aromenspiel besitzt.

Craft-Bier-Dessert: Gehopfte Panna Cotta als Gourmet-Überraschung

Panna Cotta mit Amarillopellets
Panna Cotta mit Amarillopellets

Nach der kalorienarmen Weihnachtsgans am ersten Feiertag überlegte ich mir ein entsprechend „leichtes“ Dessert. Genauso wie das Bier sollte auch die Nachspeise hopfig-frisch sein.

Was man braucht für sechs Personen:

  • 6 g Hopfenpellets (Amarillo)
  • 250 ml Milch
  • 8 Blatt Gelatine
  • 500 g Sahne
  • 125 g Zucker
  • Eine Vanilleschote
  • 6 Orangenfilets
  • 1 Päckchen Pistazien gehackt
  • Karamellsauce

Wie es funktioniert: Packt den Hopfen in einen ausgekochten Feinstrumpf, oder in ein Säckchen, das man zum Brauen verwendet. Erhitzt die Milch in einem Topf (nicht kochen!), Herd ausschalten und das Hopfenstrümpfchen reinlegen. Zehn Minuten ziehen lassen. Dann rausnehmen und kräftig auswringen, damit alle hopfigen Aromen in den Milchsud tropfen.

Blattgelatine ein paar Minuten in kaltem Wasser einweichen, dann ausdrücken. Sahne und Zucker in einem Topf vermengen, das Mark aus der Vanilleschote kratzen und dazugeben. Alles kurz zum Kochen bringen, vom Herd nehmen, Schote raus, Hopfenmilch unterrühren. Dann vorsichtig die Gelatine einrühren, bis sie sich aufgelöst hat.

Nun die hopfige Mischung in attraktive Förmchen füllen und ab in den Kühlschrank – nach mindestens drei Stunden ist das Dessert fest und fertig.

Final die Orangen filetieren, auf die Teller drapieren, Karamellsauce darüber träufeln und mit Pistazien verzieren. Die Panna Cotta stürzen. Fertig!

Vorsicht: Hierbei geht es wegen des Hopfens um eine etwas bittere Panna Cotta. Köstlich!