Auch in Griechenland entwickelt sich gerade eine echte Craft-Bierszene. Immer mehr Homebrewer rühren in den Kesseln und stehen kurz davor, als Gypsy-Brauer durch das Land zu ziehen. Inzwischen konnte ich auf einigen Reisen so manch griechische Biere probieren. Kürzlich ergab sich durch einen Bekannten, der im Westen des Landes lebt, die Möglichkeit noch weitere Sude zu verkosten.
Zuerst flossen die beiden Kreationen der „Sknipa“-Brauerei aus Thessaloniki ins Glas: „Lady“ ist ein orangefarbenes Saison mit schlanken 5,5 Prozent, das mit Honig gebraut wurde. Es duftet nach Zitrone und etwas hefig. Auf der Zunge spielen säuerliche Aromen von Limone ein Zusammenspiel mit der Süße des Honigs. Wer denkt, dass sei wegen des Namens ein Frauenbier, der täuscht sich. Schmeckt wirklich interessant. Etwas kräftiger vom Körper her ist das bernsteinfarbene „Strong Ale“ mit 6,2 Prozent. Nuancen von Karamell und Kandiszucker strömen in die Nase, während es auf der Zunge sehr malzbetont mit einem Hauch von Rosinen daherkommt. Mir ist es etwas zu süß.
Ein weiteres Strong Ale konnte ich von „Epirus Brewing“ aus Rodotopi, Ioannina, probieren. Das goldfarbene, 6,5-prozentige Bier duftet etwas säuerlich und leider nicht besonders ansprechend. Im Geschmack dagegen zeigen sich malzige und toastige Noten. Dazu gesellen sich noch Honig- und Fruchtnuancen von Banane. Ganz ok, aber vielmehr gefiel mir das fruchtige Pale Ale der Brauerei. Schöne, wenn auch dezente Aromen von Pfirsich und Aprikose breiten sich in Nase und Mund aus. Kann ich mir mit den 5,6 Prozent gut bei heißen Temperaturen als schmackhaften Begleiter vorstellen.
Ebenso sommerlich mundet auch das „Sparta – American Pale Ale“ der „Lakoniki“-Brauerei in Tárapsa, im Süden der Region Peloponnes. Das fünfprozentige Ale schmeckt fruchtig-leicht nach Grapefruit und Aprikose. Das goldene Lager dagegen empfand ich mit seinen malzig, brotigen Aromen eher als unspektakulär. Zum Gyros passt es aber sicherlich wunderbar.
Zu guter Letzt hatte ich zwei griechische IPAs im Glas. Das eine heißt „Molotov Dry Hopped IPA“ gebraut von „Volos Beer“ in der Microbrewery von Thessaly. Es besitzt sieben Prozent sowie angenehme Nuancen von Dörrobst, Pflaume und landestypischen Honig. Am besten gefiel mir allerdings das IPA namens „Athenia“ mit Centennial und Cascade von „Trikalbeer“. Es überzeugte mich durch eine hohe Fruchtigkeit von Pfirsich und Aprikose. Dazu kommt eine leichte Säure sowie ein etwas Harziges. Im Finish zeigt sich auch eine herbe Bittere.
Fazit: Die verkosteten Biere sind alle gut trinkbar. Allerdings ist mein Gaumen wohl schon zu sehr verwöhnt, dass leider keines der griechischen Crafts besonders hervorstechen konnte. Potential ist aber auf jeden Fall da. Und im Urlaub bei mehr als 30 Grad möchte wahrscheinlich auch niemand eine wuchtige Aromabombe am Strand genießen…
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