Schnuppertour mit Eastcoast-Bieren

Wieder mal per Stopover über den Atlantik. Erst durch die Seelenlandschaften von Island, dann in die Bierwelten von Boston, Philadelphia und New York.

20170328_232208Krasser können die Eindrücke kaum sein: Zuerst mit „Icelandair“ auf meine Lieblingsinsel, die noch im Winterschlaf liegt. Dort erfüllte mir Thor der Wettergott der Wikinger einen lange gehegten Traum. Inmitten von Schneelandschaften war der Nachthimmel durchflutet von zuckenden Polarlichtern. Nach einigen Island-typischen Bieren wie etwa „Gull“ von Ölgerðin Egill Skallagrímsson und das „Nordic Saison“ vom Borg Brauhaus ging es am nächsten Tag von Reykjavik über Grönland nach Boston, übrigens wieder mit Icelandair, die mit wirklich günstigen Flugpreisen überrascht.

20170329_152721Dann der nächste Stepp: Mit den Bildern von wilden Gletscherflüssen, Lavawüsten und Geysiren im Kopf ging es nach Boston und gleich in den ersten Beer-Pub. „Boston Beer Works“ heißt die coole Craft-Bierkneipe, im zivilisierten Bostoner Westend, nicht weit vom Celtics Stadion, die mich mit harte Gitarrenriffs von Metallica begrüßte. Auf mehreren Flachbildschirmen lief Baseball und im hinteren Bereich der Location glänzte das Sudhaus. Auch die Bierkarte, die wöchentlich rotiert, hat einiges zu bieten. Hier kann man sich durch drei Kategorien verkosten: „hoppy“, „not hoppy“ und „funky“. Letzteres sind Sude wie etwa ein Sauer-Ale mit Cranberry Püree oder eine Ale-Variation mit Kaffee. Allerdings wirkt das Brewpub mittwochs um 16 Uhr fast noch wie ausgestorben.

IMG_20170329_173136_371Wer hier sein erstes Bier bestellt, muss zunächst seinen Ausweis zeigen – vielen Dank, lieber Keeper, für das Kompliment! Ich entscheide mich für ein IPA-Flight. Unter den fünf Mini-Proben war allerdings keins, das mich geschmacklich wirklich begeistern konnte. Der Mann hinter dem Tresen stellte mir mit einem Augenzwinkern noch ein Bier namens „Blue“ hin. Ein Light Ale mit Blaubeeren. Köstlich! Beim ganzen degustieren und notieren vergas ich fast die Zeit. Schnell hastete ich mit dem Taxi zur nächsten Station: „Rock Bottom“ – Brewpub und Restaurant. Ziemlich düster hier drin, aber rappelvoll. Südlich vom Boston Common Park, wo ich jedem, der in die Stadt kommt, den Freedom Trail empfehlen kann, bestellte ich das hauseigene IPA, das mit Hopfen aus dem Yakima Valley gebraut ist. Ein dezentes Zitrusaroma breitet sich in Nase und Mund aus. Gut trinkbar. So langsam flasht mich der Jetlag. Doch unsere Pressegruppe wurde noch vom Four Seasons zu butterzarten Steaks und üppiger Seafood-Platte mit Lobster und Austern eingeladen. Dazu genoss ich das „60-Minute IPA“ von Dogfish Head.

Nach einer kurzen Nacht in Boston ging es mit der Amtrak-Bahn gute fünf Stunden nach Philadelphia, das die Amerikaner kurz Philly nennen. Hier startete ich, geführt von „Philly Hub Tour“, eine Sightseeing-Tour durch den historischen Stadtkern mit Besuch im Museum der Amerikanischen Revolution sowie in der „Barnes Foundation“, einem renommierte US-Kunsttempel. Nach so vielen Eindrücken bekommt man natürlich Durst. Neue Anlaufstation in Philly war die „Red Owl Tavern“, gegenüber der Unabhängigkeitshalle. Der erste Drink: ein „Glütiny Pale Ale“.  Das ist ein glutenfreies Pale Ale der New Belgium Brauerei aus Colorado, die gerade zur Brauerei des Monats gewählt wurde. Es duftet fruchtig und schmeckt frisch nach Guave und Papaya. Lecker!

IMG_20170331_124314_975Mein letztes Ziel in Philly war – nachdem ich ein Cheesesteak-Sandwich verdrückt hatte – der Brewpub von Second Story Brewing, nahe des Delaware Flusses. Hier bestellte ich wieder ein Probierblech, diesmal mit bayerischem Weizen, einem Pale Ale, einem American Blonde Ale und einem IPA. Alle vier waren ziemlich leicht und zurückhaltend im Geschmack. Aber sehr frisch, gut trinkbar und ausbalanciert. Hat mir gefallen, ist aber wohl eher was für heiße Tage.

IMG_20170331_234040_174Letzter Stopp: New York. Wegen eines prallvollen Presse-Programms schaffte ich es im „Big Apple“ leider nur in die „Birreria“, nahe des Flatiron Buildings, wegen seiner Architektur auch Bügeleisen-Bauwerk genannt. Craft-Bar und Restaurant thronen hoch oben auf dem Dach des Gebäudes und gehören der Rooftop-Brauerei. Von der Dachterrasse aus gibt es einen spektakulären Blick auf die Wolkenkratzer von Big Apple. Da schmeckt jedes Ale gleich doppelt gut. Auf der Karte stehen vorrangig selbstgebraute Biere, aber auch einige internationale Spezialitäten. Die Pasta mit Trüffel war top, das Bier in jeder Hinsicht ok. Ein Besuch lohnt sich allemal, vor allem wenn bei gutem Wetter das Dach geöffnet wird und man beim Biergenuss direkt auf das Empire State Building blicken kann.

Fazit: Allgemein ist mir aufgefallen, dass in den USA wirklich kaum extreme Biere in Restaurants und Bars angeboten werden. Alle Spezialitäten, die ich probieren konnte, waren aromatisch kaum überladen und sehr gut trinkbar, fast schon süffig. Nach abenteuerlichen Suden legen die Amerikaner – zumindest an der Ostküste – inzwischen offensichtlich großen Wert auf die Drinkability. Da habe ich mich dann – zugegebenermaßen – doch ein wenig nach einem heimischen, schön gehopften IPA gesehnt…

 

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