Verkostung: Kleines Tasting durch die Welt griechischer Craft-Biere

20161225_095758Auch in Griechenland entwickelt sich gerade eine echte Craft-Bierszene. Immer mehr Homebrewer rühren in den Kesseln und stehen kurz davor, als Gypsy-Brauer durch das Land zu ziehen. Inzwischen konnte ich auf einigen Reisen so manch griechische Biere probieren. Kürzlich ergab sich durch einen Bekannten, der im Westen des Landes lebt, die Möglichkeit noch weitere Sude zu verkosten.

20170118_134218Zuerst flossen die beiden Kreationen der „Sknipa“-Brauerei aus Thessaloniki ins Glas: „Lady“ ist ein orangefarbenes Saison mit schlanken 5,5 Prozent, das mit Honig gebraut wurde. Es duftet nach Zitrone und etwas hefig. Auf der Zunge spielen säuerliche Aromen von Limone ein Zusammenspiel mit der Süße des Honigs. Wer denkt, dass sei wegen des Namens ein Frauenbier, der täuscht sich. Schmeckt wirklich interessant. Etwas kräftiger vom Körper her ist das bernsteinfarbene „Strong Ale“ mit 6,2 Prozent. Nuancen von Karamell und Kandiszucker strömen in die Nase, während es auf der Zunge sehr malzbetont mit einem Hauch von Rosinen daherkommt. Mir ist es etwas zu süß.

Ein weiteres Strong Ale konnte ich von „Epirus Brewing“ aus Rodotopi, Ioannina, probieren. Das goldfarbene, 6,5-prozentige Bier duftet etwas säuerlich und leider nicht besonders ansprechend. Im Geschmack dagegen zeigen sich malzige und toastige Noten. Dazu gesellen sich noch Honig- und Fruchtnuancen von Banane. Ganz ok, aber vielmehr gefiel mir das fruchtige Pale Ale der Brauerei. Schöne, wenn auch dezente Aromen von Pfirsich und Aprikose breiten sich in Nase und Mund aus. Kann ich mir mit den 5,6 Prozent gut bei heißen Temperaturen als schmackhaften Begleiter vorstellen.

20170102_154247Ebenso sommerlich mundet auch das „Sparta – American Pale Ale“ der „Lakoniki“-Brauerei in Tárapsa, im Süden der Region Peloponnes. Das fünfprozentige Ale schmeckt fruchtig-leicht nach Grapefruit und Aprikose. Das goldene Lager dagegen empfand ich mit seinen malzig, brotigen Aromen eher als unspektakulär. Zum Gyros passt es aber sicherlich wunderbar.

Zu guter Letzt hatte ich zwei griechische IPAs im Glas. Das eine heißt „Molotov Dry Hopped IPA“ gebraut von „Volos Beer“ in der Microbrewery von Thessaly. Es besitzt sieben Prozent sowie angenehme Nuancen von Dörrobst, Pflaume und landestypischen Honig. Am besten gefiel mir allerdings das IPA 20170118_130418namens „Athenia“ mit Centennial und Cascade von „Trikalbeer“. Es überzeugte mich durch eine hohe Fruchtigkeit von Pfirsich und Aprikose. Dazu kommt eine leichte Säure sowie ein etwas Harziges. Im Finish zeigt sich auch eine herbe Bittere.

Fazit: Die verkosteten Biere sind alle gut trinkbar. Allerdings ist mein Gaumen wohl schon zu sehr verwöhnt, dass leider keines der griechischen Crafts besonders hervorstechen konnte. Potential ist aber auf jeden Fall da. Und im Urlaub bei mehr als 30 Grad möchte wahrscheinlich auch niemand eine wuchtige Aromabombe am Strand genießen…

 

Griechenland Teil 2: Feiner Hopfen auf Bierreise

imag4359Im vergangenen Jahr startete ich den ersten Versuch. Auf der Insel Lefkas habe ich mich nach kreativen griechischen Bieren umgesehen und tatsächlich einige gefunden. Doch da gibt es wohl noch viel mehr zu entdecken in der Heimat der olympischen Götter. Auf den Spuren von Osiris, dem Biergott, versuche ich für ein paar Tage in der Region um Thessaloniki noch weitere spannende Sude im Land der antiken Mythen aufzustöbern.

Ich werde euch berichten. Bis dahin, Jámas!

 

Bier in Griechenland: Extreme, No-Go`s und echte Überraschungen

Eine Auswahl an griechischen Bieren
Eine Auswahl an griechischen Bieren

Dass die Griechen für Überraschungen gut sind, zeigen sie nicht nur in der Euro-Krise. Sie verblüffen auch mit interessanten Suden – sogar im Craft-Bierbereich. Während meines Kurzurlaubs auf der Insel Lefkas kam ich in den Genuss, einige dieser Hopfensäfte zu probieren. Zugegeben: Viel hatte ich nicht erwartet, aber ein paar Biere haben mich dennoch positiv überrascht.

Mythos Lager
Mythos Lager

In den Restaurants und Bars gab es ausschließlich Standardmarken wie Alfa, Fix oder Mythos. Natürlich habe ich diese mal probiert. Das eisgekühlte Lager der Mythos Brauerei gefiel mir bei 35 Grad im Schatten am besten. Kein wirklich großes Bier, aber mit einem angenehmen Malzkörper, einer gewissen Süße und auch einer erfrischenden Komponente – die bei heißem Mittelmeerklima auch dringend notwendig war. Mythos passte ziemlich gut zu gegrilltem Oktopus, Moussaka oder einfach nur zum griechischem Salat.

Da ich nicht der Mensch bin, der sich im Urlaub gerne in Massenhotels aufhält oder sich ausschließlich in Restaurants verköstigt, bevorzuge ich Selbstversorgung. Heißt: Wohnen in einem kleinen Häuschen mit Blick über das Meer, einkaufen im Fischladen, beim Metzger und in den Märkten der Umgebung. Aber auch in den Selbstbedienungsläden gibt es immer etwas Neues zu entdecken – vor allem beim Bier. Also deckte ich mich mit allen regionalen Hopfensäften ein, die ich kriegen konnte. Manchmal waren diese sogar direkt über der Käsetheke aufgebaut. Einige davon schmeckten so schauderhaft, dass sie schließlich – welch Schande – im Orkus endeten. Die meisten Biere waren aber einfach nur langweilig: simple Drinks gegen Staub, Hitze und Durst.

Septem - Honey Golden Ale
Septem – Honey Golden Ale

Hier nun die wahren Ausnahmen: Beginnen wir mit dem 6,5-prozentigem „Honey Golden Ale“ von der Septem Brauerei. Angesetzt mit griechischem Honig und zwei verschiedenen Hopfensorten: Styrian Goldings und Tettnanger. Im Aroma kommt der Honig zwar durch, wirkt aber keineswegs süßlich-unangenehm. Besonders gefällt mir die Geschmackskombination von Hopfen mit dem Bienen-Produkt. Aus derselben Brauerei probierte ich auch das Porter mit 5,5 Prozent. Dezente Kaffee-, Zartbitter- und Röstnoten sowie ein Hauch Kirsche und Hopfen umhüllen die Zunge. Kann man gut trinken.

Ein leckeres Extrem war das „Alexander the Great Beer“ – zumindest im ersten Moment. Zwar sieht das Etikett wirklich so aus, als stamme es aus der Zeit des griechischen Feldherrn. Aber das Bier duftet angenehm nach Honig und schmeckt nach Karamell. Doch leider kommt nach einigen Schlucken der Cut: Mit seiner enormen Süße wird „The Great Beet“ leider etwas zu aufdringlich.

Siris Microbrew - Voreia Pilsner
Siris Microbrew – Voreia Pilsner

Und wie heißt es oft so schön: Das Beste kommt zum Schluss. Am letzten Abend auf Lefkas öffnete ich auf der Terrasse das „Voreia Pilsner“ von Siris Microbrew. Gold in der Farbe, fünf Umdrehungen. Als ich meine Nase ins Glas hielt, schloss ich sofort genussvoll meine Augen. Endlich mal ein fruchtiger Duft, endlich spürt man Mal den Hopfen. Auch am Gaumen breiteten sich Zitrusaromen aus, gepaart mit reifer Aprikose. Von seiner Typologie her würde ich dieses Craft dann aber doch nicht als Pilsner sondern eher als smartes Pale Ale bezeichnen. Passt zum Klima, passt zum Fisch, passt zu einem Abend mit Blick in den Sonnenuntergang. Toll!

Griechenland: Feiner Hopfen verabschiedet sich in den Urlaub

Dass die Griechen gerne Bier trinken, ist nicht nur eine Frage heißer Sommertemperaturen. Otto I. war der erste König Griechenlands und brachte damals aus seiner Heimat Bayern den beliebten Gerstensaft mit nach Athen. Heute ist das Land allenfalls bekannt für Ouzo und Metaxa, aber nicht gerade für besonders kreative Biere. Angeblich soll es aber einige Craft-Brauer geben, die den Biermarkt derzeit von hinten aufrollen. Heute fliege ich in das Inselreich, auf der Suche nach neuen Suden. Trotz Krise und Versorgungsengpässen hoffe ich, dass wenigstens die Zapfhähne nicht stillgelegt sind.

Zurück bin ich erst am 18. Juli und werde euch dann von meinen Craft-Erlebnissen berichten. Jámas!