Braukunst Live 2017: „So international, innovativ und interessant war es bisher noch nie“

In wenigen Wochen (10. – 12. Februar) öffnet sich endlich das große Eisentor des Münchner MVG Museums zur Braukunst Live. Feiner Hopfen sprach vorab mit dem Veranstalter Frank Böer über Rekordzahlen, massive Konkurrenz und die neuen Attraktionen.

Frank Böer auf der Braukunst Live
Foto: Jörg Mette

Frank, im vergangenen Jahr explodierte die Besucherzahl der Braukunst Live (BKL) im Vergleich zum Vorjahr erneut. Es wurde sogar von einem Rekordjahr gesprochen. Was erwartest Du Dir dieses Mal?

Nach über zehn Jahren Veranstalterei mache ich keinerlei Prognosen mehr zu irgendwelchen Zahlen. Tatsache ist aber, dass es viel wichtiger ist trotz des Besucherandrangs die Qualität der Veranstaltung zu halten, als jedes Jahr einen Rekord zu erzielen. In einer Location mit der Logistik eines kleinen Museums ist das eine riesige Herausforderung.

 

Da die Szene immer weiterwächst, werden sicherlich noch mehr Leute kommen…

Letztes Jahr hatten wir mehr als 9.000 Besucher, die wir (abgesehen von der – dieses Jahr massiv aufgestockten – Sanitär-Situation) gut gestemmt haben. Bei maximal 10.000 Besuchern sind wir im MVG Museum aber wohl am Limit. Ein Wechsel der Location ist derzeit aber kaum möglich: Erstens gibt es in München schlicht keine geeigneten Alternativen, zweitens wären diese nicht bezahlbar. Aber Wachstum ist nicht alles. Wenn eine mit 100 Ausstellern und rund 10.000 Besuchern ausverkaufte, dennoch glatt organisierte und rockende Braukunst Live auch die kommenden Jahre unser „worst case“ wäre, kann ich super damit leben.

 

Und wie lebt die BKL, das erste Craft-Bierfestival der Nation, mit den mittlerweile erfolgreich etablierten Veranstaltungen?

Die massive Konkurrenz, und das hätte ich so nicht gedacht, wirkt sich für uns gut aus. In der Vergangenheit empfanden manche die BKL „teuer“. Durch die anderen Feste können die Brauer jetzt vergleichen, und tun das auch. Viele sehen inzwischen – als unmittelbare Folge der großen Festival-Konkurrenz – dass sie auf der BKL eine gute Leistung für ihr Geld bekommen. Jedenfalls habe ich das in den vergangenen Akquise-Wochen und -Monaten vielfach so gehört und das Ergebnis werden die Besucher erneut vor Ort sehen. Aber klar ist: wer in diesem Geschäft stehen bleibt, stirbt einen geschmeidigen Sekundentod.

 

Deswegen gibt es dieses Jahr viel Neues?

Auf jeden Fall! Am Samstag gibt es erstmals die „Rare Beer Area“ in Kooperation mit Wolfgang Stempfl von Doemens, einem der wichtigsten Bier-Sensoriker weltweit. In einem eigenen Bereich präsentieren wir 15 internationale High End-Biere, je drei Biere aus fünf führenden Bier-Nationen. Die Tickets dafür kosten, zusätzlich zur Tageskarte, 20 Euro extra. Dafür können 10 Proben à 0.1L verkostet werden. Es wird für diese Area nur 100 Tickets geben. Wenn diese Idee einschlägt, und danach sieht es aus, bauen wir sie in Zukunft aus.

 

Klingt super. Was gibt’s noch?

Es gibt auch noch das „Braukunst Live! Lab“. Zusammen mit einem Team unabhängiger Szene-Experten haben wir nach strengen Kriterien fünf kleine, sehr innovative Start up-Projekte ausgewählt. Diese Craft -Bierprojekte stellen kostenfrei aus. Welche Brauer das sind, steht in Kürze auf unserer Web- und Facebook-Seite. Die BKL war immer ein Collaboration Brew, bei dem große, mittlere und kleine Brauer gemeinsam die Leidenschaft, Vielfalt und Innovationskraft moderner Bierkultur präsentieren. Die Idee des „BKL Lab“ repräsentiert genau diesen Spirit – ein (sorry) richtig geiles Projekt, auf das ich mich echt freue.

 

Auf was freust du Dich noch?

Am Samstag um 16 Uhr wird auf der BKL offiziell der – an diesem Tag ermittelte – Sieger der deutschen Biersommelier-Meisterschaft verkündet, der anschließend um 17 Uhr bei uns gleich seine allererste Masterclass hält.

Außerdem haben wir noch den „Best of Braukunst“-Contest. Die Besucher können mit Voting-Coupons die sechs beliebtesten Biere der BKL wählen, die aus logistischen Gründen ausschließlich in Deutschland gebraut sein müssen. Die Sieger-Sude werden am Ende prämiert und wandern als „Best of Braukunst“-Sixpacks nach der BKL zum Verkauf in die Läden interessierter Fachhändler.

 

Im vergangenen Jahr kamen rund 90 Aussteller. Können sich Bierfans in diesem Jahr auch auf noch mehr Aussteller freuen, und welche werden die Highlights sein?

Highlights kann ich so nicht benennen. Ich will keine einzelnen Brauer hervorheben. Aber zählt man die Gemeinschaftsstände mit, liegen wir definitiv bei über 100 Brauereien, die auf knapp 100 Standflächen ausstellen. Mehr geht ins MVG Museum nicht rein, wir sind bis auf den letzten Platz ausgebucht und haben jetzt sogar eine Warteliste. Tatsache ist, dass fast die gesamte „Groß-Münchner“-Szene dabei ist, sowie viele weitere namhafte Brauer aus Deutschland und Europa, darunter eine Menge richtig cooler kleiner Bierprojekte.

 

Wie hat sich eigentlich der Anteil internationaler Brauereien entwickelt und wie sieht es 2017 aus?

Oft ist es gar nicht so einfach, renommierte internationale Brauereien nach Deutschland zu holen, da viele von denen hier nach wie vor kaum Bier verkaufen und sich der Aussteller-Aufwand für sie daher noch nicht lohnt. Die kommende BKL wird dennoch so international sein, wie nie zuvor und Brauer aus 15 oder 16 Ländern sehen. Darunter erstmals Dancing Camel aus Tel Aviv, Bakunin aus St. Petersburg und Naparbier aus Barcelona – alles Länderpremieren bei uns, auf die ich extrem gespannt bin.

 

Wird es einige Überraschungen im Rahmenprogramm geben?

Ende der Woche gehen die Masterclasses online. Verkostungen wird es vom neuen Biersommelier-Champion sowie vom gerade noch amtierenden geben, aber auch von einigen Craft-Brauern sowie etwa von Störtebeker aus Stralsund, die erstmals auf der BKL ausstellen. Außerdem gibt es eine Reihe von Sondersuden. Unter anderem bin ich sehr gespannt auf den diesjährigen „Hallodri“ von Hofbräu und unseren offiziellen BKL-Collaboration Brew mit Stone Brewing.

 

Und wie fällt insgesamt Dein Ausblick auf die kommende BKL aus?

Vieles in diesem Interview angekündigte sind de facto erstmal „Konjunktive“, die wir erst noch heil über die Ziellinie bringen müssen. Die Veranstalterei ist dünnes Eis, auf dem jederzeit alles passieren kann. Das lehrt einen Vorsicht und Demut. Sollte wir die Sache aber halbwegs schaukeln, wovon ich jetzt mal ausgehe, stehen wir definitiv vor der internationalsten, innovativsten und interessantesten Braukunst Live! bisher. Ich verspreche Euch: Ihr könnt Euch auf eine richtig gute BKL freuen.

 

bkl-flyer

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