Kommentar: Der Preis ist heiß

euro-1557431_1920Was darf eigentlich ein gutes Craft-Bier kosten? Bekomme ich einen akzeptablen Gegenwert, wenn ich mehr als 15 Euro für ein Ale hinblättern muss? Und wie werden die Verkaufspreise derzeit überhaupt kalkuliert? Fest steht: Der Markt kennzeichnet sich derzeit vor allem durch ein Preis-Wirrwarr, was die gesamte Community zunehmend  irritiert, verärgert und abschreckt.

Nach vielen Enttäuschungen ist faires Pricing bei Brauern, Händlern und Konsumenten eines der am heißesten diskutierten Themen. Immer häufiger protzen Brauereien, die jetzt auf den rollenden Craft-Bierzug aufspringen wollen, mit teuren Verpackungen,  Champagnerflaschen sowie edel designten Etiketten  und gaukeln damit eine Produktqualität vor, die den Preis des Inhalts meist in keiner Weise rechtfertigt. Nicht selten ist der Kronkorken teurer als der verwendete Hopfen. Solche Trickserei wird der Craft-Bier-Bewegung nachhaltig schaden.

Fakt ist: Ein richtig gutes Craft-Bier ist immer teurer als ein Standardpils vom Discounter. Alles was in handwerklichen Mengen produziert wird, basiert nicht nur auf teuren Rohstoffeinsatz sondern auch auf höheren Produktionskosten. Ehrliche Kreativbrauer benutzen in der Regel die besten Hopfen-, Malz- und Hefesorten. Viele füllen sogar noch per Hand ab und bekleben ihre Flaschen selbst. Ist das Bier dann noch monatelang im Rum-, Whisky- oder Weinfass gelagert, dann darf es gerne auch mal jenseits der zehn Eurogrenze rangieren.

Manchmal könnte man glauben, dass die deutschen Craft-Brauer noch kein wirklich funktionierendes  System für ein intelligentes Preisgefüge gefunden haben. Der Konsument fragt sich, warum ein IPA von Brauer A doppelt so teuer ist wie von Brauer B und ihm trotzdem nicht schmeckt. Gefahr ist vor allem in Verzug, wenn reiche US-Brauereien künftig ihre Dependancen in Deutschland gründen werden, die mit modernster Brautechnik, kostengünstigen Rohstoffen, mit guter Qualität und kleinen Preisen die Gourmets verwöhnen. Der Preiskampf hat gerade erst begonnen.

Erschienen im Craft Magazin.

3 Gedanken zu “Kommentar: Der Preis ist heiß

  1. Ursache für die starken Preisdifferenzen ist auch die Tatsache, daß Craftbier nicht gleich Craftbier ist. Wenn eine etablierte Brauerei ein Craftbier macht, kann sie einige Kostenvorteile ausspielen (Einkauf, Abfüllung, Logistik) – wie z.B. Schönramer das macht.
    Wer alles von Hand macht, incl. Abfüllen und Etikettieren, darf natürlich mehr verlangen wenn die Qualität stimmt.
    Schlimm ist es, wenn „Brauen“ lediglich bedeutet, ein Pale Ale in einer nicht ausgelasteten Provinzbrauerei in Auftrag geben, und dann 3,00 € im Einzelhandel anzustreben. Da fallen mir einige Brauer ein, die Ihren „Marketingmix“ kennen, aber mit „Schüttung“ nix anfangen können. Da sind aufwendige Folder im Umlauf, die locker 10.000 € gekostet haben. Da steht dann viel Gedöns drin („Traum verwirklicht“… usw.), aber nicht einmal der Name der Brauerei, die das Bier braut.

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