
Jürgen Ladstätter ist leidenschaftlicher Bierenthusiast. Während eines längeren US-Aufenthalts probierte er sich durch die ganze Vielfalt amerikanischer er Craft-Biere. Muss ziemlich anstrengend gewesen sein… Aber was der 29-jährige Tiroler von der anderen Seite des Atlantiks mitnahm, war eine tiefe Liebe zu innovativen Hopfen- und Malzsäften. Als er dann in seine Heimat, ins österreichische Axams zurückkehrte, musste er feststellen, dass es dort noch keine wirklich aufregenden Kreativbiere gab. Da griff er zur Selbsthilfe.
Zusammen mit seinem Kumpel Simon Wabnig braute Ladstätter die ersten Sude zunächst in prächtiger Bergkulisse im eigenen Garten. Schnell stellt sich dann für die beiden Österreicher heraus, dass es mehr als nur ein Hobby ist. Zwei Jahre später legten sie den Grundstein für ihre eigene Brauerei: “Craft Country” in Hall in Tirol, nahe Innsbruck. Hier wird noch per Hand die Menge des Malzes vermessen, individuell der Hopfen hinzugegeben und die Flaschen eigenhändig abgefüllt. Inzwischen läuft das Geschäft richtig gut an. Die beiden Craft-Macher wollen auch künftig konsequent ihr ehrgeiziges Ziel verfolgen: Biere mit Kreativität, vielfältigen Aromen und individuellem Charaktere zu brauen.
- Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Ich bin in die USA ausgewandert, habe dort Craft-Bier lieben gelernt. Nach meiner Rückkehr nach Österreich merkte ich, dass es hier noch kein Craft-Bier gibt. Da war klar – es muss selbst gebraut werden.
- Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das war ca. 2012. Es war ein Weißbier mit sehr starken Bananenaromen. Alles in allem aber sehr lecker.
- Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?
Definitiv die Dogfish Head Brewery. Die IPAs von der amerikanischen Brauerei waren zu Thunfischsteaks in Florida mein Einstieg in die Craft-Bierszene und sind handwerklich top.
- Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?
Das Milk Stout der Left Hand Brewing Co. aus Colorado. Es gibt meiner Meinung nach kein besseres Milk Stout – die genaue Abstimmung der feinen Aromen ist absolut perfekt.
- Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Themenbezogenheit. Es gibt nicht eine Richtung oder einen Stil, der ein richtig gutes Craft-Bier ausmacht. Der Braumeister entscheidet sich für ein Thema, welches von vorne bis hinten durchgezogen werden muss. Ein Summer Session Bier, ob Ale oder sogar Stout, muss zur Thematik „Sommer“ passen. Nicht immer ist Kreativität ein Muss, solange das Bier in sich gut durchdacht und ausgeführt ist.
- Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?
Je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Sommer die fruchtigeren wie Citra, Simcoe oder Lemondrop. Im Winter die komplexeren wie Northdown, Warrior oder Equinox.
- Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Ken Grossman, Gründer der Sierra Nevada Brewing Company. Das „Warum“ ist hier denkbar einfach: eine der größten Brauereien weltweit die doch immer wieder zu Craft-Bier gezählt wird. Da fragt man sich, ob er damit gerechnet hat, wie steinig der Weg war und wieso er nicht zum generellen industriellen Abklatsch gehört, sondern sich weiterhin als Craft Beer Company auszeichnen kann.
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