Jürgen Ladstätter ist leidenschaftlicher Bierenthusiast. Während eines längeren US-Aufenthalts probierte er sich durch die ganze Vielfalt amerikanischer er Craft-Biere. Muss ziemlich anstrengend gewesen sein… Aber was der 29-jährige Tiroler von der anderen Seite des Atlantiks mitnahm, war eine tiefe Liebe zu innovativen Hopfen- und Malzsäften. Als er dann in seine Heimat, ins österreichische Axams zurückkehrte, musste er feststellen, dass es dort noch keine wirklich aufregenden Kreativbiere gab. Da griff er zur Selbsthilfe.
Zusammen mit seinem Kumpel Simon Wabnig braute Ladstätter die ersten Sude zunächst in prächtiger Bergkulisse im eigenen Garten. Schnell stellt sich dann für die beiden Österreicher heraus, dass es mehr als nur ein Hobby ist. Zwei Jahre später legten sie den Grundstein für ihre eigene Brauerei: “Craft Country” in Hall in Tirol, nahe Innsbruck. Hier wird noch per Hand die Menge des Malzes vermessen, individuell der Hopfen hinzugegeben und die Flaschen eigenhändig abgefüllt. Inzwischen läuft das Geschäft richtig gut an. Die beiden Craft-Macher wollen auch künftig konsequent ihr ehrgeiziges Ziel verfolgen: Biere mit Kreativität, vielfältigen Aromen und individuellem Charaktere zu brauen.
Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Ich bin in die USA ausgewandert, habe dort Craft-Bier lieben gelernt. Nach meiner Rückkehr nach Österreich merkte ich, dass es hier noch kein Craft-Bier gibt. Da war klar – es muss selbst gebraut werden.
Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das war ca. 2012. Es war ein Weißbier mit sehr starken Bananenaromen. Alles in allem aber sehr lecker.
Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?
Definitiv die Dogfish Head Brewery. Die IPAs von der amerikanischen Brauerei waren zu Thunfischsteaks in Florida mein Einstieg in die Craft-Bierszene und sind handwerklich top.
Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?
Das Milk Stout der Left Hand Brewing Co. aus Colorado. Es gibt meiner Meinung nach kein besseres Milk Stout – die genaue Abstimmung der feinen Aromen ist absolut perfekt.
Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Themenbezogenheit. Es gibt nicht eine Richtung oder einen Stil, der ein richtig gutes Craft-Bier ausmacht. Der Braumeister entscheidet sich für ein Thema, welches von vorne bis hinten durchgezogen werden muss. Ein Summer Session Bier, ob Ale oder sogar Stout, muss zur Thematik „Sommer“ passen. Nicht immer ist Kreativität ein Muss, solange das Bier in sich gut durchdacht und ausgeführt ist.
Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?
Je nach Jahreszeit unterschiedlich. Im Sommer die fruchtigeren wie Citra, Simcoe oder Lemondrop. Im Winter die komplexeren wie Northdown, Warrior oder Equinox.
Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Ken Grossman, Gründer der Sierra Nevada Brewing Company. Das „Warum“ ist hier denkbar einfach: eine der größten Brauereien weltweit die doch immer wieder zu Craft-Bier gezählt wird. Da fragt man sich, ob er damit gerechnet hat, wie steinig der Weg war und wieso er nicht zum generellen industriellen Abklatsch gehört, sondern sich weiterhin als Craft Beer Company auszeichnen kann.
Daniel Jakob hatte ursprünglich nicht besonders viel mit Bierbrauen zu tun. Während seine Kumpels alle sechs Monate mit verschiedenen Bierstilen experimentierten, schuftete der 30-Jährige als IT’ler im Büro. Schließlich holten ihn seine Freunde vor etwa fünf Jahren mit an den Kessel. Schon mit der ersten Kreation kam Begeisterung auf. Und schon war der gebürtige Bayer Mitglied der heutigen „Wampenbräu“-Truppe. Allerdings liefen die ersten Brauversuche anfangs nur in der Hobby-Brauszene ab.
Schließlich probierten immer mehr Freunde und Bekannte die Biere der vier Hobbybrauer, die alle aus der Region Bad Tölz kommen. Die Nachfrage und das Lob nahmen wohl ziemlich schnell zu. So entschieden sie, ihre Marke „Wampenbräu“ publik zu machen. Seit knapp einem Jahr können Craft-Bier-Fans die Sorten nun ganz offiziell kaufen.
Aber die Passion zum Bier reicht bei Daniel Jakob noch weiter. Seit einigen Jahren betreibt er auch ein Blog zum Thema, um seine Meinung mit anderen Bier-Freaks zu teilen.
Was ist passiert, damit Du Dich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Nun, noch habe ich mich ja nicht für den Brauerberuf entschieden. Derzeit ist es ein Hobby bzw. ein Nebenerwerb, der mir allerdings viel Spaß macht und zu dem ich eigentlich aus purem Interesse am Lebens-/Genussmittel „Bier“ gekommen bin.
Natürlich war auch die etwas eintönige Bierauswahl in der Region Schuld daran, dass ich einfach mal Dinge selbst bzw. anders machen wollte und da ergriff ich die Gelegenheit, mit drei Freunden hobbymäßig Bier zu brauen, gerade Recht – das ist jetzt etwa 5 Jahre her.
Wann habt Ihr Euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Da die drei bereits vor mir gebraut haben, war das erste Bier für mich zwar sehr besonders, ein großes Risiko gab es allerdings nicht. Ich glaube, das war ein Weißbierbock der durchaus lecker und vor allem stark bananig wurde.
Welche anderen Brauer/Brauereien haben Dich am meisten inspiriert?
Eigentlich waren es mehr die Vertreter bestimmter Bierstile als Brauer oder Brauereien die mich beeinflusst haben. Gerade beim anderen Hobby, dem bloggen übers Bier, habe ich in den letzten Jahren ja durchaus das ein oder andere Schmankerl in den Händen gehabt, bei dem ich das Überlegen angefangen habe. Das Müller-Schoppe Oaris zum Beispiel, das Comet IPA von Hopfenstopfer oder das Old Foghorn von Anchor waren solche Biere, die ich gerne mal in der Form bzw. leicht verändert brauen würde.
Welches Bier (außer dem eigenen) würdest Du Deinem besten Freund empfehlen?
Schwer zu sagen – die Auswahl an wirklich guten Bieren ist ja nicht gerade klein. Vielleicht würde ich ihm einen dunklen Weizenbock der Camba Bavaria geben oder einen Eiche Doppelbock von Schlenkerla – vielleicht auch ein Westvleteren 12. Vermutlich würde ich da aber der Einfachheit halber auf meine Bestenliste im Blog verweisen.
Was sind Deine Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Wissen und Leidenschaft. Es spielt in meinen Augen keine Rolle, ob das Bier mit einem Holzpaddel per Hand umgerührt wird oder von hochmodernen Anlagen gebraut wird. Solange die Brauer mit Leidenschaft und Interesse dahinter stehen und das Bier nach ihren Vorstellungen und nicht nach dem Interesse des Markts gebraut wird, ist das für mich Craftbeer. Wenn sie dann noch regional verwurzelt sind und sich auch in der Nachbarschaft/Gemeinde einsetzen, ist das kleine Idealszenario perfekt.
Was sind Deine Lieblings-Hopfensorten?
Wieder eine eigentlich schwere Frage. Ich mag den Polaris recht gerne, da ich ihn als flexibel aber nicht sehr einfach zu handhaben empfinde. Galaxy mag ich aufgrund seiner Aromatik auch sehr gerne, ebenso wie Amarillo und Sorachi Ace. Aber auch der guten, alten Perle kann ich einiges abgewinnen.
Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Ach, eigentlich gibt es da gar keine. Ich mache mir aus großen Namen nicht viel. Ich würde am liebsten mit allen Craftbeer-Liebhabern eine große Party mit viel gutem Bier am Start machen und dann mit allen anstoßen.
Mit neuen Bierkreationen reißt Niklas Zötler, Kronprinz der gleichnamigen Familienbrauerei in Rettenberg bei Kempten, derzeit den Allgäuer-Biermarkt auf. Ein roter Bock und ein englisches Baltic Porter sollen fernab von Export, Pils und Weizen die Genießer künftig nicht nur in der Region verwöhnen. Mit seinen Kollegen Markus Würz und Dominik Lissek braute der 28-Jährige den „schwarzen Ritter von Rettenberg“ und „Heinrich der Kempter“ mit kulturellem Hintergrund. Beide Biere sollen an die regionalen Sagen erinnern.
Zötler lernte das Brauerhandwerk – nach eigener Aussage – „nur theoretisch“. Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft machte er seinen Braumeister und Sommelier bei Doemens im Münchner Gräfelfing. Dort produzierte er sein allererstes Bier – ein IPA. An die Bittere musste er sich aber erst gewöhnen. Trotz der Freude am Brauen, sieht sich der Allgäuer eher als „Schreibtisch-Hengst“, der mit modernen Managementmethoden eine Brauerei führen will. Denn eines steht schon fest: Irgendwann wird Niklas Zötler, die private Braustätte mit fast 600-jähriger Geschichte von seinem Vater übernehmen.
1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Es wurde mir quasi in die Wiege gelegt. Mein Opa hat mich schon kurz nach der Geburt als „Kronprinz” und zukünftigen Brauerei-Chef vorgestellt. Ich habe erst BWL studiert und dann, aus eigener Überzeugung, den einjährigen Braumeister bei Doemens gemacht. Da ich das Handwerk aber nur theoretisch gelernt habe, würde ich mich niemals als kompetenten Braumeister bezeichnen. Ich bin froh über das Wissen, dass ich dadurch erlangt habe, aber bin eher der Schreibtisch-Hengst und Biersommelier.
2. Wann haben Sie ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Mein erstes Bier war unser Meister-Sud bei Doemens – ein IPA mit 70 BE. Damals war ich noch nicht so vom Craft-Bier-Fieber gepackt und musste mich an die Bittere erst gewöhnen. Aber es war ein super Erlebnis, vor allem weil ich es mit sehr coolen Menschen erlebt habe.
3. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?
– Frank Müller von Riegele, weil er so positiv verrückt ist und mal eben acht neue Charakterbiere auf den Markt bringt.
– Alle kreativen Craftbrewer in Deutschland, die ihrem Traum folgen und größtenteils sensationelle Biere brauen.
– Julian Menner vom Lammsbräu, weil er ein sehr positiver, kreativer Braumeister ist.
4. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?
Gar nicht so einfach, sich auf ein einziges Bier festzulegen… Ich bin der Meinung, dass es für jede Situation das passende Bier gibt. Biere die mich persönlich begeistert haben:
– Feuchter Traum, Kehrwieder Brauerei, als es ganz frisch war
– Amarsi IPA, Braukunstkeller
– viele Biere von De Molen, speziell die holzfassgereiften
– das gereifte Abteibier der Neumarkter Lammsbräu
– Liefmanns Cuveè Brut
– Russian Imperial Stout, Emelisse
– viele gute deutsche Helle, Weizen, Pils etc.
5. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Ein richtig gutes Craft Bier sollte unbedingt Charakter haben, mir Freude bereiten und sich durch einen besonderen Geschmack auszeichnen. Besonders ist es dann, wenn es sich durch eine hohe Komplexität auszeichnet und ich mich so richtig reinknien muss, um alles rauszuschmecken.
6. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?
Es gibt zu viele gute Hopfensorten, dass ich mich festlegen könnte. Außerdem kommt es natürlich immer auf das Bier an und wie der Hopfen eingesetzt wurde. Ich finde es super, dass jetzt auch in Deutschland wieder neue Aroma-Sorten gezüchtet werden.
7. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Ich würde gerne mal mit Barack Obama sein „White House Homebrew“ trinken. Ich glaub es war ein Honey Ale oder so. Witzig fände ich es wenn Angela Merkel noch dabei wäre.
Seit mehr als 20 Jahren reist Günther Thömmes rund um den Globus um interessante Brauereien zu besuchen und die weltweite Biervielfalt zu erkunden. Seit einigen Monaten hat er dafür auch wieder mehr Zeit. Ende 2013 gab er den Standort seiner „Bierzauberei“ im österreichischen Brunn auf. Die Kapazitäten waren aufgebraucht und eine neue Sudanlage brachte finanzielle Unruhe. Nun treibt es Thömmes als Gypsi durch das Land.
Nicht nur am Kessel ist der „Bierzauberer“, so bezeichnet er sich selbst, handwerklich aktiv. Der Diplom-Braumeister publiziert zudem Bücher mit den Titeln „Jetzt gibt es kein Bier, sondern Kölsch“ oder „Der Bierzauberer“. Außerdem schrieb er einen historischen Roman zum Reinheitsgebot. Thömmes gilt als Gegner dieses traditionellen „Gesetzes“. Sein Wissen über die Hopfensäfte eignete er sich erst in seiner Heimatstadt Bitburg in der Eifel während seiner Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der gleichnamigen Großbrauerei an. Anschließend ging er ins bayerische Weihenstephan um dort an der Universität Brauwesen zu studieren. 2010 eröffnete er schließlich seine eigene „Bierzauberei“. Unter dieser Marke experimentiert Thömmes neben seinen Standard-Bieren aber noch weiterhin – als umtriebiger Wanderbrauer.
1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Ich bin in Bitburg aufgewachsen, einer kleinen Stadt mit einer großen Brauerei. Die ist irgendwie omnipräsent. Es lag also nahe, nach Schule und Wehrdienst mal dort anzufragen wegen einer Brauerlehre anzufragen.
2. Wann haben Sie ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Mein erstes Bier gebraut? Sofern das zählt, in der Ausbildung 1985, in einem 1000-hl-Sudwerk, vollautomatisch, Bitburger Pils. War gut! Wenn das nicht zählt: Ein Versuchssud in Weihenstephan 1990, den ich probeweise mit Phosphorsäure angesäuert hatte, Milchsäure hatten wir nicht. Tolle Farbe und Schaum, aber leider ungenießbar. Prof. Narziß fand es trotzdem spannend. Mein erster „echter“ Hobbybrau-Eigensud war ein IPA im Sommer 1997 in Kalifornien. Kam gut, und nicht nur, weil Selbstgebasteltes immer schön ist…
3. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?
Bei meiner Übersiedlung nach Kalifornien 1997 bin ich sofort den Pale Ales und IPAs verfallen. Und da hat mir ganz besonders die Sierra Nevada Brewery imponiert. Nicht nur wegen der tollen Biere, sondern auch wegen der ganzen Philosophie, die dahinter steht. Umgang mit Rohstoffen, Kunden, Lieferanten, Mitarbeitern: das Gesamtbild. Und die New Belgium Brewery in Colorado. Die Gründer beider Brauereien sind ganz außergewöhnliche Menschen, nicht nur als Brauer. Das alleine reicht m.E. nämlich nicht…
4. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?
Eine Empfehlung? Schwierig. Meine Freunde sind alle Bierfans. Die kennen sich aus. Vielleicht das Amarsi vom Braukunstkeller. Das halte ich für das beste Craftbier (unter den vielen guten) aus Deutschland, das ich bislang getrunken habe. Oder den Schoppe Barley Wine, das ist auch ein Hammer.
5. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Kriterien für den Braumeister: Leidenschaft, Neugierde, fachliches Können, Kritikfähigkeit. Fürs Bier: Erst mal Konsequenz, also entweder Sortenreinheit (bei klassischen Biertypen) oder ausgeprägte Exzentrik (bei experimentellen Sachen). Nichts Halbgares, da gibt’s schon genug von. Das Bier sollte fachlich gut hergestellt sein, sauber schmecken und die Handschrift des Braumeisters tragen. Alles andere ist Zugabe.
6. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?
Meine Lieblings-Hopfensorten generell sind Cascade und Amarillo. Bei den Bittersorten schätze ich den Magnum, bei den klassischen Aromasorten die Hallertauer Perle.
7. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Anstoßen würde ich gerne einmal mit Neil Young, meinem Lieblingsmusiker. Es gibt dieses wunderschöne Akustikkonzert „Silver & Gold“, da nippt er immer wieder an einer Flasche Sierra Nevada Pale Ale. Und dann noch sein Anti-Werbe-Song aus den 80ern: „This note’s for you!“ („Ain’t singing for Miller, ain’t singing for Bud…“). Ich würde ihn einfach mal gerne kennenlernen, und bei einem Bier wäre das sicher einfacher…
Wer Philipp Ewers besuchen will, muss einen Trip ans Ende der Welt einkalkulieren. Irgendwo am Rande von Vulkanwüsten, am Ende wilder Küstenstraßen, in wundersamer Fjordlandschaft liegt im Nordwesten von Island, in der Nähe des Küstenstädchens Borgarnes, eine winzige Brauerei. Dort experimentiert der deutsche Brauer mit ungewöhnlichen Suden, die zum Teil schon unrühmliche Weltgeltung erlangten, wie etwa ein zeitweilig verbotenes Walbier. Wie landet ein gebürtiger Düsseldorfer, der nach seiner Brauerlehre noch zehn weitere Jahre in der Alt-Bier-Kultstätte „Schumacher“ in der Altstadt von Düsseldorf traditionellen Sudrezepten folgte, auf einer Vulkaninsel am Rande des Polarkreises? Der 34-Jährige suchte – nach eigenen Worten – Veränderung und Abenteuer. Island reizte ihn schon immer, wie der „Nordmensch“ sagt. Deshalb entschied sich Philipp Ewers über 2000 Kilometer Luftlinie von zuhause entfernt seiner Leidenschaft nachzugehen. Auf seinen Reisen in die Hauptstadt Reykjavik lernte er einige Leute kennen, zu denen er Kontakt hielt und die für ihn die Arbeitslage in den dortigen Brauereien checkten.
Irgendwann gab es dann ein Angebot. Philipp Ewers packe seine Sachen und ging auf die Insel der Elfen, Kobolde und Geysire, um in einer Brauerei in dem Fischerdorf Stykkishólmur einen neuen Job anzunehmen – ein skurriler Ort mit skurriler Geschichte: Sein Vorgänger sei ein Gärtner aus Dänemark gewesen, über dessen Qualitäten geschwiegen wird. Also wurde der Düsseldorfer Brauer mit deutscher Fachausbildung dort mit offenen Armen empfangen. Aber der Sud des Gärtners hat wohl das Image des dortigen Bieres so nachhaltig beeinflusst, dass die Brauerei inzwischen geschlossen wurde. Sein heutiger Chef kaufte die verbliebenen Anlagen und ging mit seinem deutschen Jungbrauer schließlich nach Borgarnes.
Philipp Ewers ist ein Brauer mit Leidenschaft. Wegen seines Berufwunsches machte er nur das Fachabitur. Er wollte lieber Bier produzieren anstatt Bücher zu wälzen. Inspiriert für das Handwerk wurde er von zwei Bekannten, die auch in Sudkesseln rührten. Nun braut er in Island seit rund vier Jahren ganz unterschiedliche Biere unter Verwendung von Edelhölzern, Holunderblüten oder Seegras, manche auch ganz eisern nach dem deutschen Reinheitsgebot. Damit gewann die Brauerei auf der Vulkaninsel viele neue Fans und sorgte mit seinem umstrittenen Wal-Bier für einen weltweiten Skandal mit einem spannenden Nebeneffekt: Ein Deutscher ist auf dem besten Weg, zum Kultbrauer am Polarkreis zu avancieren.
1. Wie kommt man eigentlich als Deutscher dazu, ausgerechnet in Island zu Brauen?
Ich war zweimal hier im Urlaub und habe mich in das Land „verliebt“. Ich bin eher ein „Nordmensch“. Deutschland war mir oft zu heiß, zu stressig und 2010 haben mich dann auch persönliche Gründe dazu gebracht, dass ich mal „raus“ musste. Hin Island wird auch viel und lange gearbeitet, aber auch sehr entspannt. Wenn Du nicht kannst, kannst Du eben nicht, Familie geht vor und wenn es ruhig ist, muss man auch nicht acht Stunden bleiben.
2. Wie entwickelt sich der nordischen Craft-Bier-Markt?
Ich kann da nur für Ísland sprechen. In Anbetracht der Tatsache, dass es hier 300.000 Einwohner und inzwischen neun Brauereien gibt, davon sieben, die ich als „Craft-Brauereien“ bezeichnen würde, und Bier erst seit 1989 legal ist, ist die Situation sehr gut. Zwei der „Craft-Brauereien“ gehören jeweils zu einer der beiden Großbrauereien auf der Insel. Die Brauer gehen teilweise sehr unterschiedliche Wege und versuchen außergewöhnlichere Biere bekannter zu machen, was das Angebot sehr interessant macht. Grundsätzlich sind auch hier im Moment IPA´s sehr „in“. Und es gibt wirklich sehr gute hier! Ich muss allerdings zugeben, IPA´s sind nicht „mein Bier“ ;-). Deshalb versuche ich etwas anderes zu machen. Was aber nicht heißt, dass ich keine IPA´s mag.
3. Was hältst du von der deutschen Craft-Bier-Bewegung?
Zugegeben bin ich da nicht besonders gut im Bilde. Ich finde es allgemein sehr gut, wenn kleine Brauereien entstehen und dazu beitragen, die „Geschmackspalette“ zu erweitern. Egal, wo das auf der Welt passiert.
4. In den USA werden Craft-Brauer regional fast wie Helden gefeiert. Welches Image haben Brauer in Island?
Schwer zu sagen, wahrscheinlich ähnlich wie in Deutschland. Dazu fallen mir Gespräche ein, die ich so schon öfter hatte: „Was machst Du beruflich?“ „Ich bin Brauer.“ „Was? Bauer?“ „Nein, ich mache Bier!“ „Ach, das ist cool…“ Evtl. ist es in Island noch etwas außergewöhnlicher ein Brauer zu sein. Helden? Mag sein, teilweise… Ich tue mich schwer, das für mich so zu sehen, ich tu mein Bestes, mal klappt´s, mal nicht. Es ist auch das erste Mal, dass ich so was mache.
5. Wie kamst du auf die Idee ausgerechnet ein Wal-Bier zu produzieren? War das nur ein Marketinggag oder ein kultureller Hintergrund zu dem isländischen Traditionsfest „Thorrablot“?
Ich denke, es ist ein wenig von Beidem. Die Idee mit dem Walmehl kam von meinem Chef. Er hat mich gefragt, ob es möglich sei und ob ich das machen würde. Ich fand es eine interessante Herausforderung, gerade in der Tradition des Þorrablót. Wenn man Ìsland und das traditionelle, alte isländische Essen kennt und zu schätzen weiß, sagen wir mal, Spaß daran hat, dann kann man dieses Bier besser verstehen…
7. Wie hat sich das Verbot des Bieres auf das Image der Brauerei ausgewirkt?
In Ìsland oder „weltweit“? 😉 Erst mal ist das Bier ja nur für kurze Zeit verboten gewesen. Wir haben am Tag des Verkaufsbeginns der Þorra-Biere die Erlaubnis bekommen es zu verkaufen. Inzwischen ist das Bier sogar im Labor untersucht worden und, wie zu erwarten, vollkommen unbedenklich für den Verzehr. Ich muss hier auch einmal darauf hinweisen, dass es in Island wenig, leider kann man nicht sagen gar keine, Massentierhaltung gibt. Meines Wissens kommt auch kein Fleisch in den Verkauf, das unter neun Monaten antibiotikafrei ist. Schafe sind hier fast wilde Tiere. Ja, es werden Wale gefangen… Ich möchte damit jetzt nicht den Rahmen sprengen.
Zurück zur Frage: Zumindest in Ìsland kennen uns jetzt die Meisten und es sind auch mit Sicherheit einige Leute sauer auf uns wegen dieses Bieres. Davon gab es ungefähr 5.000 Liter, also 15.000 Flaschen, wovon sich etwa 8.000 schon in der ersten Woche verkauft haben, wahrscheinlich zirka 50 ins Ausland. Es ist schon sehr amüsant, aber auch traurig, gleichzeitig zu sehen, wie aus diesem Bier eine Geschichte über Islands letzten Walfänger wird. Angeblich ein letzter Versuch, das wegen des EU-Boykotts auf Walprodukte, unverkaufbare Walfleisch loszuwerden. Das ist alles haarsträubender Unfug und ein Grund, am über die ganze Situation nachzudenken…
8. Eure Steðja-Biere werden hauptsächlich nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut. Wie wichtig findest du die Einhaltung solcher Regeln in der Zukunft?
Ich finde, dass das Reinheitsgebot eigentlich erst in jüngster Zeit wieder Sinn macht. 1516 ging es doch nicht um gentechnisch veränderte Pflanzen oder künstliche Aromen, oder isomerisierte Hopfenprodukte, sondern, meines Erachtens, eher darum, Heiden in ihrem Aberglauben einzuschränken. Ich verwende für meine Experimentalbiere nur natürliche Zutaten, wie Süßholz (Lakritze), Erdbeeren oder Holunderblüten. Unser Osterbier ist dieses Jahr mit Kakao und Seegras (Þari) gebraut, das entspricht auch nicht dem Reinheitsgebot, kommt aber hier aus dem kristallklaren Beiðarfjörð und ist mehrfach – auch Öko-zertifiziert.
Er steht für das Besondere. Seit rund zwölf Jahren beschäftigt sich Alexander Himburg nun mit Bier. Dabei war ihm der Brauerberuf keineswegs in die Wiege gelegt. Erst nachdem er sein Biologiestudium in Ulm abbrach, entdeckte er seine Liebe zur Braukunst. Während seiner anschließenden Brauereilehre wurde daraus echte Leidenschaft zum Bier. Nach hunderten von Sud-Experimenten, die er mit Freunden zuhause vollzog, reifte die Idee zur eigenen Braustätte. Alexander Himburg nennt diese Zeit die „Geburtsstunde des BrauKunstKellers“.
Unter diesem Namen braut er auch heute noch. Vor rund fünf Jahren verschlug es den gebürtigen Berliner in den hessischen Odenwald. Dort arbeitet der Bierprofi in Kooperation mit der Michelstädter Brauerei. Seine innovativen Kreationen entwickelt er aber komplett selbständig. Himburgs Motto: „Life is too short to drink bad beer“ (Das Leben ist zu kurz, um schlechtes Bier zu trinken).
Wenn es um die Rohstoffe für seinen Zaubertrank geht, legt sich der 34-Jährige Jungbrauer nicht nur auf regionale Typologien fest sondern orientiert sich gerne rund um den Globus. Dabei experimentiert er mit alten Malzsorten, unbekannten Hopfenaromen und vergessenen Bierrezepturen – sein Geheimnis einzigartiger Bierkreationen.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Alexander Himburg
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Daran kann ich mich kaum noch erinnern. Ich weiß nur dass es mich nicht besonders begeistert hat.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Als ich realisierte, dass mein Biostudium mir zu theoretisch war, suchte ich nach einer praktischen Alternative, die zu meinem Abi auf einem ernährungswissenschaftlichen Gymnasium und dem angefangenen Studium passte. Allzu viel gab es da nicht, was mir gefiel. Bierbrauer fand ich damals irgendwie ne coole Idee.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Alle meine Biere sind von mir gleichermaßen geliebt. Wenn eines nicht 100%ig so ist, wie ich es mag, dann ändere ich es dahingehend. Jedes Bier spiegelt meinen persönlichen Geschmack und Charakter wieder. Wie könnte ich da nur ein einziges bevorzugen?
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Ein Bier im Allgemeinen muss den Bierdurst wecken. Es wird zu schnell leer und macht Lust auf ein Neues. Eine Spezialität darf auch mal gerne satt machen. Es sollte dann aber viele wohlgefällige Geschmackseindrücke bieten.
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Aus Deutschland mag ich den Hersbrucker sehr.
Der tschechische Saazer ist noch immer der Klassiker für Pilsner Biere.
Am meisten mag ich aber diese abgefahrenen Sorten wie Simcoe, Amarillo, Citra und auch den Chinook, der ein einzigartiges harziges Aroma ins Bier bringt.
Auch spannend sind die Hopfensorten aus Neuseeland. Als abgelegene Insel hat man dort ganz andere Prioritäten bei der Hopfenzucht gesetzt und muss sich nicht um Viren oder Schädlinge kümmern, sondern kann auch mal tropische Früchte ins Bouquet kreuzen.
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Der schönste Ort ist dort wo dein Herz ist.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Bier wieder den Stellenwert zu geben, den es eigentlich verdient hat und durch die letzten Jahrzehnte der Massenbierindustrialisierung verloren hat. Ich würde mich freuen, wenn die Biere aus dem BrauKunstKeller überall erhältlich wären und niemand mehr von Bier enttäuscht sein müsste. Das ist mein Teil für eine bessere Welt.
Der Inhaber des österreichischen Brauhaus Gusswerk kam durch einen Ferienjob zum Bier. Um sich sein Studium der Bodenkultur in Wien zu finanzieren, versorgte er als Bierfahrer die Nachbardörfer und kam auf den Geschmack. Wenig später braute Reinhold Barta den ersten Sud in seiner Studentenbude – dann machte er sein Hobby zum Beruf. In Österreichs Hauptstadt braute Barta zunächst in der „Stiegl Ambulanz“, bis er dann die Monatsbiere im Hauptsitz der Stiegl Brauerei in Salzburg kreierte.
Nach Lehrjahren in der irischen „Beamish“ Brauerei in Cork, gründete Reinhold Barta 2007 seine eigene Bio-Brauerei: Das Brauhaus Gusswerk im Norden von Salzburg. Mit wachsendem Erfolg wurde es dort aber schnell zu eng. Heute zelebriert der Braumeister und Biersommelier sein Geschäft im etwa 30 Kilometer entferntem Hof – mit einem viermal größeren Volumen. Seine Angebotspalette reicht vom „einfachen“ Pils bis hin zur edlen Bierkreation in der Champagnerflasche. Mittlerweile verkaufen sich seine Biere europaweit.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Reinhold Barta
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Das muss etwa um den 19. Geburtstag herum gewesen sein. Davor schmeckte es mir nicht besonders. Wie das war, weiß ich nicht mehr. Ich bin jedenfalls ein Spätberufener.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Das hat sich dann alles im Laufe meines Studiums entwickelt und ergeben. Und es war gut so, dass ich mich für die Leidenschaft und das Interesse an Bier entschied. Somit habe ich aus dem „Hobby“ den Beruf gemacht.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Persönlich: auf jedes von mir Gebrautes. Es spiegelt ein Handwerk wider, das im Aussterben begriffen ist sowie auch meine Persönlichkeit (inkl. Layout).
Österreich: auf die Vielfalt der österreichischen Bierkultur bin ich ebenfalls stolz. Wir haben in Österreich über 1000 Biersorten aus ca. 200 Braustätten. Das ist – auf die Einwohnerzahl bezogen – Rekord!
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Wenn man es trinkt muss man laut denken: „Ja, ich will mehr davon“. Das ist unabhängig vom Bierstil, aber natürlich auch abhängig von der jeweiligen Stimmung. Mir muss es gut schmecken, ob das aber für eine „Allgemeinheit“ gültig ist, sei dahingestellt.
Beruflich: in der Brauerei zu sein. Privat: das ist persönlich.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
„Gutes“ Bier herzustellen, Menschen Arbeit geben, Freude an dem haben, was man tut. Etwas für „nach meiner Zeit“ zu schaffen. Manche haben einen Baum gepflanzt oder ein Haus gebaut. Ich habe eine Brauerei von null weg in die Hektoliter gezogen. Viel mehr Ziele (außer private) brauche ich nicht mehr, ich bin glücklich, so wie es ist!
Die Leidenschaft zum Bier wurde Maximilian Krieger nicht in die Wiege gelegt, obwohl er als Kind bereits in der niederbayerischen Familien Brauerei in Riedenburg mit anpackte. Er bevorzugte nach der Schule einen kaufmännischen Beruf. Erst während des Studiums packte ihn dann das Interesse am Bier. Nachdem er gerade erst sein BWL-Diplom-Zeugnis in der Hand hielt, entschied er sich dazu, eine Ausbildung zum Brauer sowie den Meister bei Doemens hintendran zu hängen.
Inzwischen gilt er gemeinsam mit seinem Bruder Tobias als kreativer Impulsgeber für die Riedenburger Brauerei. Vater und Brauereichef Michael Krieger schickte seine beiden Söhne in Bier-Welt hinaus, um „neue Bierideen“ zu sammeln. Das taten die Beiden auch. Nach ihrer Rückkehr brauten sie das erste IPA im Hause Riedenburger: den „Doldensud“ –mit acht Hopfensorten, der in der Craft-Bierszene für viel Aufmerksamkeit sorgte. Auf dem Etikett sieht man die Brauer auf einem Elefanten reiten. Das soll wohl die Geschichte des alten Braustils sowie die fernen Reisen der Brauer verkörpern.
Foto: Maximilian Krieger
Drei Jahre sammelte der Braumeister Erfahrungen in Italien, braute schließlich gemeinsam mit der Brooklyn Brewery aus New York ein Double IPA. Stolz kann Maximilian Krieger auch auf seine Schwester Maria sein. Sie ist die derzeit amtierende bayerische Bierkönigin.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Maximilian Krieger
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Wann das war weiß ich leider nicht mehr genau. Aber als Kind probiert man natürlich schon mal am Esstisch. Wobei mir Bier als Kind nicht schmeckte. Es wurde dann extra alkoholfreies Bier gebraut, aber das hat mich auch nicht überzeugt.
Den Zugang zum Bier habe ich erst relativ spät während der Zivildienstzeit gefunden.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
In der Brauerei meiner Eltern bin ich groß geworden. Wir Kinder haben schon immer mitgearbeitet. Nachdem mein Interesse für Bier aber erst relativ spät geweckt wurde, habe ich nach dem Schulabschluss erstmal die kaufmännische Richtung eingeschlagen und BWL studiert. Doch während des Studiums faszinierte mich Bier und gerade der etwas andere Weg, Bier zu brauen wie mein Vater, so dass ich nach dem Diplom sofort meine Ausbildung zum Brauer begann und im Anschluss bei Doemens den Braumeister dran hängte.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
In unserer Brauerei brauen wir 25 verschiedene Biersorten von denen unser Ur-Weizen und das historische Emmerbier besonders herausragen. Persönlich stolz bin ich aber auf „Riserva Speziale“, ein Bier das ich in meiner Zeit in Italien zusammen mit Oliver Garrett gebraut habe. Es war das erste Bier, bei dem ich selbst die Rezeptur mitentwickelt habe und es war aufgrund der verwendeten Zutaten (Honig, Früchte und verschiedene Hefen) auch handwerklich anspruchsvoll.
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Qualität und Charakter. Die Basis für ein gutes Bier ist eine Brauweise, bei der vielen Feinheiten innerhalb des Brauprozesses Aufmerksamkeit geschenkt werden muss und die Verwendung von guten Rohstoffen. Zu einem Spezialitätenbier wird das Bier dann, wenn das Bier Charakter hat und beim Trinken zu einem besonderen Moment führt der unvergessen bleibt. Das Bier muss hervorstechen und in Erinnerung bleiben.
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Es gibt viele herausragende Hopfensorten von denen im Moment besonders die stark aromatischen im Trend sind. Chinook, Mandarina Bavaria oder Sorachi Ace gefallen mir besonders. Meine Lieblingshopfensorte ist jedoch der Spalter Select mit seiner fruchtigen Würze. Mit dem bin ich quasi aufgewachsen.
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Ich bin schweren Herzen von Italien wieder zurück nach Deutschland gegangen. Aber am schönsten ist es zuhause, da wo meine Frau und die Kinder sind. Wobei meine Frau sicherlich sagen würde, dass es die Brauerei ist. Das stimmt aber auch nicht ganz.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Den von meinen Eltern eingeschlagenen Weg, charaktervolle Spezialbiere zu brauen, erfolgreich weiter zu führen und dabei weiter auf Qualität, gute Rohstoffe und Regionalität zu achten. Und natürlich, dass irgendwann auch genügend Zeit für die Familie bleibt.
Christian Hans Müller wuchs im bayerischen Aschaffenburg auf, lebte dann einige Zeit in Nürnberg und Norddeutschland. Schließlich kam er zurück in seine Heimat, hängte seinen Beruf als Zahnmediziner an den Nagel, um seine eigene Biermarke zu kreieren. Back to the Roots kann man hier sagen: Die Vorfahren des 38-Jährigen waren Spirituosenproduzenten. Sein Großvater stellte zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Dampfbrennerei im Schwarzwald Weinbrand her. Diese Marke nannte sich „Müller Dreistern“. Genau 100 Jahre später interpretierte der Nachfolger in vierter Generation diesen Weinbrand neu – allerdings als Bier, gelagert im Weinbrandfass.
Der Aschaffenburger ist aber nicht einmal Brauer. Erst im April dieses Jahres wurde Christian Hans Müller in Chicago als Diplom Biersommelier ausgezeichnet. Für den Brauprozess holte er sich Bierexperte Dieter Körner mit in den Betrieb. Mit der Marke „Hans Müller“ will sich das Team jetzt weiter in der gehobenen Gastronomie und im Spezialhandels positionieren.
Bisher brauten der ehemalige Zahnmediziner und sein Kollege drei Biere. Die neueste Kreation heißt „Bayrisch Nizza“. Ein urbayerischer, obergäriger Braustil auf Weizenmalzbasis gepaart mit drei Hopfensorten. Ziel der beiden Biersommeliers: Aus dem Schatten der großen Brauereien zu treten und den Genießern eine neue Biervielfalt zu bieten.
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Christian Hans Müller
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Das erste, von dem ich wirklich weiß, dass ich mich dran erinnere, trank ich mit 14, auf dem Kiliani-Volksfest in Würzburg.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Ich stamme aus einer Spirituosen-Familie, die dieses Handwerk zur Perfektion führte, aber nicht über die Generationen fortführen konnte. Als ich mir 2010 Gedanken über die eigene Geschichte machte und diese mit meiner Leidenschaft, dem Bier, in Einklang brachte, entstand die Idee zur Craft-Bier-Marke „Hans Müller“ und ich kehrte der Zahnmedizin den Rücken. Die Branche ist spannend, mit so viel Potenzial nach oben. Deshalb möchte ich ein Teil von ihr sein und mit meiner Kreativität Zielgruppen erreichen, die bislang eher ausgespart, bzw. hauptsächlich mit Einheitsbrei versorgt wurden.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Stolz macht mich, dass es mit Müller Dreistern gelungen ist, eine Nische in der gehobenen Gastronomie zu besetzen. Eine Nische, von der jeder zuvor behauptete, wir würden das nie schaffen.
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Verschieden. Das kann eine regionale Spezialität sein, die Getreu ihres Bierstils handwerklich top umgesetzt ist. Es kann auch ein neuartiges Geschmackserlebnis sein, das die Experimentierfreude eines guten Brauers wiedergibt. Oder eine internationale Spezialität, die hierzulande weniger Popularität genießt aber durch die besondere Tradition, die darin steckt, sehr attraktiv ist.
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Citra, Centennial, Mosaic, Tettnanger, Perle
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Ich bin schon viel umher gereist. Daher genieße ich die Heimat am meisten. Ich fühle mich in Aschaffenburg wohl, dort bin ich aufgewachsen. Für mich auch der schönste Ort der Welt, weil er der vertrauteste und der gemütlichste ist.
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Die Craft-Bier-Bewegung so gut es geht zu bereichern, sodass wir alle erkennbar aus dem Schatten der „Großen“ heraustreten und den Menschen einen großartigen Facettenreichtum an Bier bieten können. Aus eigener Konsumentensicht auch nicht ganz uneigennützig.
Oliver (Olli) Wesseloh, Brauer und Biersommelier, und Friedrich (Fiete) Matthies, Absolvent der Brauerei- und Getränketechnologie waren viel unterwegs in den letzten Jahren. Sie sahen sich in der neuen Welt der Craftbiere um, fuhren durch die USA, besuchten die Karibik, um bei der Rückkehr in ihre Heimatstadt Hamburg eine eigene Kreativbrauerei zu gründen.
So leicht war das für die beiden Nordlichter allerdings nicht. Die Suche nach einem geeigneten Standort zog sich immer weiter hin und die Sehnsucht nach dem eigenen Bier, wie sie selber sagen, wurde immer mächtiger. Also entschlossen sich der 40-jährige Olli und der 26-jährige Fiete zum Brauen in Kooperation mit befreundeten Brauereien. Zum Beispiel im FANØ BRYGHUS in Dänemark.
Im Herbst 2012 gründeten sie die Kreativbrauerei Kehrwieder. Eine stillgelegte Brauerei aufzukaufen sei zu teuer. Also schweißten sie Milchtanks selbst zusammen und funktionierten sie um: Am Boden der Bottiche steckt nun anstatt einer Kühlung ein Heizelement. Die Eigenkreation steht bislang noch ungenutzt in einer Garage von Freunden. Seit einem Jahr suchen die beiden Brauer eine Halle, in der sie sich weiter verwirklichen können – vielleicht kennt jemand eine passende Lokation.
Foto: Kreativbrauerei Kehrwieder
Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Oliver Wesseloh und Friedrich Matthies
1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?
Olli:
Das war mit Sicherheit ein norddeutsches Pils, von dem ich offensichtlich damals schon nicht allzu beeindruckt war, da es keine bleibenden Eindrücke hinterlassen hat.
Fiete:
Das ist schon lange her, deswegen geht es mir da ähnlich wie Olli. Aber eines der ersten Biere trank ich im Apfelbaum bei einem meiner besten Freunde. Wir waren noch sehr jung.
2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?
Olli:
Die Idee entstand 1991 nach einem Schüleraustausch mit kanadischen Kollegen. Erst waren die Kanadier bei uns. Als wir sie vom Flughafen abgeholt haben, fragte ich, ob sie etwas Besonderes machen wollen. Antwort: Reeperbahn sehen und deutsches Bier trinken. Den Wunsch haben wir ihnen gerne erfüllt. Von da an haben die Kanadier jeden Abend in einer Kneipe verbracht. Als wir dann schließlich in Toronto ankamen sind wir auch gleich in eine Bar gegangen, wo es „The Labatt’s Blue“ gab. Welches von den Kanadiern mit „it’s pisswater, isn’t is?“ kommentiert wurde. Während der ganzen Zeit in Toronto schwärmte jeder von deutschem Bier, als sie mitbekamen, dass ich Deutscher bin. Diese Eindrücke resultierten schnell in die Idee in Kanada deutsches Bier zu brauen. (damals war ich noch jung und wusste es nicht besser;)
Fiete:
Ich musste mir mit 15 ein Schulpraktikumsplatz suchen und da ich keine Lust auf einen 08/15 Beruf hatte, habe ich lange überlegt, bis mein Vater mir von unsern Dortmunder Vorfahren und dessen Brauerei erzählte, die es da aber leider schon lange nicht mehr gab. Naja, dann machte ich Praktikum bei der Holsten Brauerei und mir war klar was ich werden will.
3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?
Olli und Fiete:
Definitiv unser erstes Bier. PROTOTYP! Ein kalt gehopftes starkes Lager. Wir haben uns gegen den Trend entschieden mit einem Ale anzufangen und haben bewiesen, dass Lager mehr kann als man bisher in Deutschland annehmen musste.
4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?
Olli und Fiete:
Es sollten ausgetretene Pfade verlassen werden. In dem Bier muss etwas zu entdecken sein, es muss etwas ganz Eigenes haben und bei jedem weiteren Schluck müssen sich mehr bzw. neue Nuancen auftun. Ekstase für die Sinne!
5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?
Olli:
Saazer, Cascade, Simcoe und Amarillo
Fiete:
Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Zum einen gibt es so viele Hopfensorten, die ich noch nicht probiert habe und zum anderen kommt es natürlich auf das Bier an dem ich den Hopfen zugebe. Aber bis jetzt sind auf jeden Fall Simcoe, Saazer, Tettnanger und Amarillo vorne mit dabei.
6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?
Olli:
Elbstrand Hamburg!
Fiete:
Naja für ein Hamburger gibt es ja keine große Auswahl 🙂 . Obwohl ich sehr gerne reise freue ich mich immer wieder auf Hamburg!
7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?
Olli:
Weiterhin spannende Biere zu brauen. Ein Teil derer zu sein, die den deutschen die Biervielfalt allgemein schmackhaft machen. Zu guter letzt unsere Brauerei an den Punkt zu bringen, dass wir davon leben können und ich trotzdem genug Zeit für meine Familie habe.
Fiete:
Olli hat schon sehr schöne Ziele genannt, die ich mit Sicherheit auch sehr gerne erreichen möchte! Und ob man dann, wenn man sich einige Craft Brewer in den USA anguckt, von Zielen oder Träumen sprechen muss wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Aber so eine Brennstoffzelle für die Brauerei oder ein eigener Hopfengarten wären schon schön.