Deutsche Top-Brauer: Braukollektiv Freiburg – internationales Stehvermögen

Braukollektiv Freiburg
Credit: Ralf Strittmatter

Vier Brauer aus drei Kontinenten vereinen in ihrem Braukollektiv in Freiburg ihr Wissen, ihr Können und die Leidenschaft zum Bier. Aus dieser Kombo entstehen grandiose Sude, bei denen an keinem Rohstoff gespart wurde. Jedes Bier war für mich bisher ein tolles Erlebnis mit einer wahren Harmonie, die den Gaumen streichelt.

 

Die Fragen haben alle vier Hopfenkünstler aus dem Braukollektiv (Gil, James, Chris und Börn) beantwortet:

Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Gil: Mein persönlicher erster Sud war 2007 – ein Altbier, das allerdings ein ziemlich leckeres Brown Ale geworden ist.  Unser erstes gemeinsames Baby war jedoch 2014 das „Black Sheep IPA“, das jetzt „Dolly IPA“ heißt. Das brauen wir immer noch regelmäßig. Damals war es allerdings nur mit einem Drittel der heutigen Hopfenmenge gestopft und auch mit wesentlich mehr Restextrakt. Für die meisten Freiburger Gaumen ein guter Einstieg. Wir dosieren sie langsam hoch.

James: Den genauen Zeitpunkt weiß ich nicht mehr, aber es dürfte etwa neun Jahre her sein. Es war schrecklich, aber ich habe es trotzdem getrunken.

Chris: 24.8.2004: ein Amber Ale, das tatsächlich geschmeckt hat. Wir hatten nicht genügend leere Flaschen um das Bier abzufüllen und mussten daher die Nachbarn holen, um mit deren Hilfe noch schnell eine Kiste ‚leer‘ zu machen.

Börn: Ich glaube vor sechs Jahren. Das Bier war echt lecker, obwohl ich damals der Meinung war, dass 28 Grad genau die richtige Temperatur für die Gärung sind. Das Bier hatte interessante Fruchtaromen…

 

Wie seid ihr eigentlich auf den Namen „Braukollektiv“ gekommen?

Chris: Namensfindung ist total schwierig. Wir hatten viele schräge Ideen noch vor der Firmengründung, aber irgendwie ist Braukollektiv einfach und bleibt gut im Kopf. Wir sind ein Kollektiv aus Brauern. Basta.

James: Die Entscheidung kam von den anderen, noch bevor ich dazu gestoßen bin. Der Name passt aber, weil wir eine Gruppe Brauer aus verschiedenen Gegenden sind.

Gil: Wir werden auch manchmal gefragt, ob wir ein „richtiges” Kollektiv sind. So mit Konsensprinzip etc. – und das ist tatsächlich so bei uns. Meistens jedenfalls.

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Was macht für Euch ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Börn: Das Bier sollte eine lange Geschmacksreise bieten: Vom ersten Schnüffeln bis fünf Minuten nach dem ersten Schluck, dabei soll es auch ausgewogen und ohne Fehlgeschmäcker sein.

James: Es muss eine hohe Trinkbarkeit haben, ohne dabei langweilig zu sein. Wenn ich den letzten Schluck genommen habe und ein wenig Enttäuschung eintritt, dass es schon leer ist, dann habe ich ein außergewöhnliches Bier im Glas gehabt.

Chris: Da stimme ich James zu!

Gil: Wow. Stimmt. Mensch, du bist ja ein richtiger Poet, James.

 

Welchen Biertyp trinkt ihr am liebsten und warum?

Chris: Ich liebe vor allem starkgehopfte Biere.

James: Ich will mich nicht festlegen. Ich mag es malzbasiert, frisch, hopfig, manchmal gereift, aber auch sauer.

Gil: Sauer oder hopfig ist meistens eine gute Wahl. Kommt aber immer auf die Gelegenheit drauf an.

Börn: IPA … davon habe ich zwei ganz besonders leckere immer im Keller.

 

Was sind Eure Lieblingshopfensorten?

Börn: Chinook, Simcoe, Perle, Hersbrucker

Gil: Das ändert sich ständig. Allzeit-Favoriten wären Simcoe, Mosaic, Columbus – je nach Einsatz. Pekko bzw. ADHA 871 ist spannend. Mit dem spiele ich gerade herum.

James: Ich bin fasziniert von den neuen Aromavarianten wie Azacca, El Dorado, Idaho 7 und Callista.  Zu meinen Lieblingssorten gehören aber auch Amarillo, Mosaic, Citra und Cascade.

Chris: Als Australier stehe ich total auf die Kiwi-Sorten wie Nelson Sauvin – ich weiß, es ist fast unmöglich ihn zu bekommen – und Motueka.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Börn: Eigensinn, Neugier, Offenheit, Stehvermögen

James: Den Wunsch zu experimentieren und den Eifer, zu lernen, was das Bier zu sagen hat. Bier ist das wichtigste, danach kommt alles andere.

Chris: Ich stimme James zu. Man soll sich erst um Geschmack und Qualität bemühen – später kann man sich Gedanken über den Preis der Zutaten machen.

Gil: Auf jeden Fall Kreativität.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

James: Kürzlich trank ich eine Dose Budweiser. Das war schon schlecht genug, aber jemand hatte die Dose als Aschenbecher benutzt. Ich habe es trotzdem getrunken.

Gil: Meine eigenen Erfahrungen sind nicht wirklich ausgefallen, außer vielleicht ein paar Homebrews mit Mädesüß oder Damiana sowie anderen Pflanzen. Diese ganzen Vaginal- oder Barthefe-Dinger, von denen man immer mal wieder hört, hab ich nie probiert.

Börn: Ein wirklich schräges Bier war bisher nicht dabei. Chris hat mal ein Bier mit Hühnchen gebraut. Das ist schräg.

Chris: Oh ja, ich habe wirklich mal ein Bier namens „Cock Ale” mit gebratenem Hühnchen gebraut.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

James: Ganz einfach: in einer dunklen, rauchfreien Craft-Bierbar mit Juke-Box in der Ecke und einer endlosen Vielfalt an Weltklasse-Bieren, die in den richtigen Gläsern und der richtigen Temperatur serviert werden.

Chris: Eigentlich kann man doch überall gut Bier trinken…

Börn: Auf einem Berggipfel der bayerischen Alpen nach einer ausgiebigen Bergwanderung.

Gil: Oben auf‘m Hangar. Mit lauem Sommerwind um die Nase und Bass in den Ohren.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

James: Wenn ich das wüsste…

Chris: Die Leidenschaft großartige Biere zu brauen weiter zu treiben.

Börn: Ein Bier trinken.

Gil: Warte, ich komm‘ mit.

Top-Brauer: Andreas Seufert von Pax Bräu – „Schwerter zu Zapfhähnen“

14195232_1197248547013602_1030554918200451930_oAndreas Seufert braut ganz nach dem Motto: „Bier sollte nie geschmacklos langweilig und charakterlos schmecken.“ Seine Biere sieht der Chef und Braumeister von Pax Bräu im unterfränkischen Oberelsbach, ein kleiner Ort in der Rhön, deswegen als „Leuchtfeuer der Nonkonformität in einer zunehmenden Wüste der Eintönigkeit der Großkonzernbiere.“ So überrascht Andreas seine Fans neben dem Standartsortiment mit Weizen- und Vollbier, jeden Monat mit einer neuen Spezialität. Dieses Jahr mit dabei: Eine ganz spezielle Gose, ein Milk Stout und auch ein „Basalt Bock“. Wegen seiner Experimentierfreude und bemerkenswerter Liebe zum Bier, zählt der Unterfranke für mich zu den besten Brauern der Nation.

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das muss so um 1997 zu Beginn meiner Lehre bei der Würzburger Hofbräu in unserer damaligen WG-Küche gewesen sein. Es war auf jeden Fall ein helles untergäriges Bier. Ich war damals ziemlich positiv überrascht von dem gelungenen Geschmack – allerdings ging die Kohlensäure gar nicht. Damit habe ich mir die ganze Bude eingesaut.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Pax Bräu“ gekommen?

Das geht zurück auf meine Zeit bei Doemens. Der 9/11 war unser erster Tag an zur Meisterschule. Danach wurde wieder verstärkt über Krieg und Frieden diskutiert. Dabei hat ein Klassenkollege irgendwann den Trinkspruch „Drum lasst uns also Schwerter zu Zapfhähnen schmieden. Trinken für den Frieden!“ ausgebracht. Dieser hat sich so positiv bei mir eingebrannt, dass ich ihn Jahre später als Brauereimotto hernehmen wollte. Nur hatte ich noch keinen passenden Namen für das Unternehmen. Das Motto mit dem Frieden stand nun mal schon. Aber Friedensbräu hörte sich für meinen Geschmack etwas zu morbide an, zumal wenn Du in einer Stadt aufgewachsen bist, in der es ein Bestattungsinstitut mit selbigen Namen gibt.

Auf den Namen kamen meine Freundin und ich schließlich während einer Rucksackreise in Laos, Kambodscha und Vietnam. In Laos las meine Freundin beim Warten auf einen Bus die Infotafel für die Fahrt nach Pakse vor. Bei ihr hat es klick gemacht, denn plötzlich ging ihr das lateinische Wort für Frieden, nämlich pax, durch den Kopf. Und pax hatte dann auch den von mir gesuchten guten Klang.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss charakterstark und doch ausgewogen sein. Gerne auch mit alternativen Zutaten.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Mein Lieblingsbier darf gerne etwas rauchig sein. Vielleicht bin ich als Kind mit Bauernhof-Background schon zu früh mit Geräuchertem aus der Hausschlachtung konfrontiert gewesen. Als ich am Ende meiner Ausbildung noch einmal alle Mitschüler und Lehrer auf eine Party in unseren WG-Garten eingeladen hatte, hat der eine Lehrer aus Bamberg einen Rucksack mit Bier von der Brauerei Spezial mitgebracht. Ab da war ich dem Rauchbier verfallen. Und sind wir doch mal ehrlich was gibt es leckereres zu einer deftigen Mahlzeit (von Brotzeit bis Schäuferla) als ein leicht rauchiges Bier?

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Motueka und Riwaka aus Neuseeland, Topaz aus Australien und Perle aus Deutschland.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

  • Er muss endlos belastbar sein.
  • Ein Ausbund an Kreativität.
  • Er braucht einen zuverlässigen Freundeskreis.
  • Einen elaborierten Sinn für Geschmack.
  • Niemals versiegende Neugierde.
  • Eine gewisse Unbeirrbarkeit gegenüber modischen und/oder vom Handel ausgeübten Einflüssen. 7. Organisationstalent und strukturiertes Arbeiten hilft ungemein.
  • Er braucht einen starken Rückhalt in der Familie.
  • Gutes handwerkliches Geschick.
  • Ein Gespür für die kaufmännischen Belange.
  • Sauberkeit, Sauberkeit, Sauberkeit!!!

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Die Gurkengose von David Hertl und Hopfmeister.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

An einem lauen Sommerabend auf der Festungsmauer zu Würzburg sitzend mit traumhaften Stadtpanorama vor der Nase.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Also biertechnisch kommen 2017 einiges Neues dazu: ein Milk Stout, eine Rhabarber-Hibiskus-Rosen-Gose, ein Rubin Single Hop Pils. Und dann steht ja noch Anfang Juni (Pfingsten) das Festwochenende zum 10-jährigen Bestehen der Pax Bräu in Oberelsbach an. Das wird echt ein Brett.

Top-Brauer: Oliver Wesseloh von Kehrwieder Kreativbrauerei, der vom Bier berührt werden will

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Oliver Wesseloh – Copyright: Julia Schwendner

Er war nicht nur Weltmeister der Biersommeliers. Oliver Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei ist auch Buchautor und braut mit „Wow-Effekt“einige der besten IPAs in Deutschland. Der Hamburger lebt quasi das Thema Bier mit allen Sinnen und zählt daher für mich zu den besten Brauern der Nation.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Hmm, da muss ich wirklich kurz überlegen… ich glaube technisch gesehen habe ich das erste Mal während meines Praktikums in der Hamburger Hausbrauerei Gröninger gebraut. Das erste eigene Bier braut ich dann zusammen mit Kommilitonen in Berlin – dabei ist die neugierige Katze einer Kommilitonin in die Maische gesprungen. Sie war aber auch sehr schnell wieder draußen. Trotz den Umständen, schmeckte das Bier echt gut.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen Kehrwieder Kreativbrauerei gekommen?

Als Hamburger wollten wir unsere Verbindung zur Stadt zum Ausdruck bringen. Die Kehrwiederspitze war die alte Hafenausfahrt und der Legende nach haben hier die Seefahrer-Frauen ihre Männer mit dem Wunsch „kehr wieder“ auf große Fahrt verabschiedet. Das passt natürlich perfekt zu unserer eigenen Geschichte: wir sind lange in der Welt unterwegs gewesen und haben viele Erfahrungen und Eindrücke gesammelt. Als der Plan reifte eine eigene Brauerei zu starten gab es für uns als Hamburger keine große Überlegung, wo man so ein Projekt startet – man kehrt wieder Heim! Abgesehen davon, hoffen wir unseren Beitrag dazu zu leisten, dass nach Hamburg zumindest ein Teil der Biervielfalt wiederkehrt die es hier einmal gab – auch wenn es noch ein langer Weg ist zu den 500 Braustätten die es zur Blütezeit der Hanse hier gab.
Kreativbrauerei ist wiederum unser Ansatz um unsere Philosophie und Anspruch darzustellen. Uns war damals schon klar, dass der Begriff „Craft Beer“ bzw. „Craft Brewery“ in Deutschland nicht funktionieren kann und wenn wir uns anschauen wie der Begriff heute vergewaltigt wird, sind wir sehr froh, uns von Anfang an davon distanziert zu haben.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss mich berühren! Auch wenn man schon viele tolle Biere probiert hat, gibt es immer mal wieder welche die einen „Wow-Effekt“ auslösen. Die einfach so spannend sind, dass sie einen bleibenden Eindruck hinterlassen und man (fast) alles dafür tun würde um sich ein paar für den eigenen Keller zu sichern.

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Sorry, aber das kann ich wirklich nicht so vereinfachen – das hängt viel zu sehr von der jeweiligen Situation ab. Aber ich versuche mal zwei Gruppen zu bilden: auf der einen Seite sind da Biere die eine sehr hohe „Trinkbarkeit“ mit genau so viel Charakter verbunden, dass sie spannend aber nicht aufdringlich sind. Die man quasi immer entspannt nebenbei trinken kann ohne dass sie langweilig werden. Zu der Gruppe zählt für mich z.B. das Sierra Nevada Pale Ale und unser Prototyp. Auf der anderen Seite sind da die Biere die eine unglaubliche Komplexität und ganz viel Facetten mitbringen. Biere die man nicht mal eben so trinken kann, für die man sich Zeit nehmen muss um sie zu entdecken so wie Firestone Walker Anniversary oder Rodenbach Vintage.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Mosaic, Simcoe, Callista, Hüll Melon, Saazer… – und mit jedem SHIPA kommen neue dazu.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Unmenschliche Belastbarkeit, Frustrationstoleranz, den Mut ständig neues zu wagen, gegen den Strom zu schwimmen, sich selbst und die Welt um einen herum ständig zu beobachten und zu hinterfragen sowie den absoluten Willen zur Perfektion.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Hmm, da gab es sicher einige, da ich ja (fast) alles probiere was ich in die Finger bekommen kann. Aber Dogfish Head „Chocolate Lobster“ ist sicher ganz weit vorne. Naja, und eben das mit der Katze…

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Tja, prinzipiell würde ich mich schon mal freuen wenn ich überhaupt die Zeit hätte mit meinem besten Freund mal wieder ein Bier zu trinken – wo ist da völlig nebensächlich.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Brauerei erweitern, noch mehr Rezepte die mir im Kopf rumspuken ausprobieren, Lobbyarbeit leisten, Neubau planen…

 

Deutsche Top-Brauer: Christian Hans Müller von Hanscraft – „Bier muss mich zum Lachen bringen“

chm_01Zugegeben, ich habe noch kein Bier von Hanscraft aus Aschaffenburg genossen, das mir nicht geschmeckt hat. Erst kürzlich kürte ich ein fassgelagertes Stout zum Craft-Bier des Monats. Christian Hans Müller und sein Team wissen, was die Konsumenten wollen und liefert einfach hochwertigen Genuss. Was will man mehr?

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 1995 mit zwei Kameraden aus dem Fußballverein. Wir hatten das damals schon eine ganze Weile vor, bis wir es dann irgendwann mit einfachstem Equipment in der Miniküche meiner ersten Wohnung umgesetzt haben. Es ging jedoch gnadenlos schief, weshalb die anderen beiden hinterher keine Lust mehr hatten. Ich aber, als chronischer Pedant, hatte den Anspruch auf Fehlersuche zu gehen. Ich wollte herausfinden, warum es nicht klappte und wie ich es denn richtig hinbekomme. Also blieb ich dran, habe viel gelesen und probiert. Eigentlich waren meine Berufsweichen zunächst aber in eine andere Richtung gestellt.

Wie bist Du eigentlich auf den Namen „Hanscraft“ gekommen?

Zunächst whießen wir ja „Hans Müller“. Aber durch die Trennung von meinem damaligen Partner vor drei Jahren haben wir hier so viel überdacht und neu ausgerichtet, dass von Hans Müller an sich nicht mehr viel übrig war. Weder vom Auftritt, noch von allem anderen. Dazu kam dann, dass wir von den Leuten eine ganze Zeit lang nur noch als „Hanscraft“, dem eigentlichen Namen einer Produktlinie unseres Hauses, bezeichnet wurden. Das in Summe war Anlass genug, den ganzen Laden dahingehend umzubenennen. Und wie schon der alte Name baut der neue auf meinem zweiten Vornamen „Hans“ auf, den seit vielen Generationen jeder männliche Nachfolger des väterlichen Stammes trägt. Und daraus entstand Hanscraft – bestehend aus Hans und handcraft (Handwerk).

 Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss mich entweder umhauen oder mich zum Lachen bringen. Um das zu können, muss es etwas Neuartiges sein. Dafür muss es nicht zwingend meinem Geschmack entsprechen, weil es trotzdem handwerklich gut gemacht sein kann. Also im Prinzip eine runde Sache mit besonders kreativem Ansatz.

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Interessanterweise wechselt das je nach Stimmung. Ich hänge nicht ständig an einem Bierstil fest, sondern favorisiere mal den, mal den… so wie man mal lieber dies hört und mal jenes. Trotz allem haben da aber meist die hopfenbetonten und insbesondere die IPAs die Überhand.

 Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Horizon, Amarillo und Kazbek. Den Horizon bekomme ich leider nicht mehr, aber ich probiere auch immer mal gerne was Neues aus, was noch nicht so zwingend in die breite Öffentlich gerät. So z.B. letztes Jahr mit dem Kazbek. Auf dem bin ich voll hängengeblieben.

 Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Der braucht Persönlichkeit und Kompetenz. Das muss ein Macher sein, einer der das tut, wonach ihm ist und der sich nicht fremdbestimmen lässt. Er sollte natürlich wissen was er tut und auch tun, was es erfordert, gut zu sein. Dabei soll er die Extraportion Leidenschaft, eine hohe Schmerztoleranz und vor allem die Liebe zum Rohstoff besitzen. Wenn er dann noch gute Biere macht, hätte ich nichts mehr auszusetzen.

 Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Als ich mit meinem spanischen Brauerfreund Ernesto Anfang dieses Jahres in Schweden war, haben wir Ice Cream Ale getrunken – hell und dunkel. Man mag es kaum glauben aber es war wirklich abgefahren. Das Helle hat geschmeckt, wie eine Kugel Vanilleeis, das Dunkle wie Schokoeis. Diese Intensität hätte ich nicht erwartet.

 An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Ganz ehrlich, ich bin so viel unterwegs und bin in meinem Leben schon so viel gereist, dass der schönste Ort für ein Bier für mich und meinen besten Freund zu Hause auf meiner Terrasse ist. Am liebsten noch mit Zigarre und Rum und vor allem mit einem guten Gespräch über Gott und die Welt.

 Und was hast Du als nächstes vor?

Einmal wieder richtig Urlaub machen… Irgendwann.

 

Deutsche Top-Brauer: Kolja Gigla von Mashsee steht auf Biere, die zum Nachdenken anregen

13501842_531763367011239_1786690828681037547_nFernab jeglichen Mainstreams ist Kolja Gigla einer der wenigen Vorzeige-Brauer im Norden der Nation. Er kreiert im nicht gerade von der Craft-Welle beglückten Hannover tolle Biere, die nicht zu überladen sind und eine sehr hohe Trinkbarkeit vorlegen.  Dennoch scheut er sich nicht, seine Fans auch mal mit ganz ungewöhnlichen Sude zu überraschen.

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das erste eigene Bier habe ich in 2006 im Keller meines Elternhauses gebraut. Übrigens auf der gleichen selbstgebauten Anlage, mit der wir heute noch die Mashsee-Biere entwickeln. Es war ein Pils. Natürlich naturtrüb, also eher ein Kellerpils. Ich kann mich gut erinnern, dass es ziemlich schnell weggetrunken wurde. So schlecht wird es wohl nicht gewesen sein.

 

Wie bist Du eigentlich auf den Namen Mashsee gekommen?

Alexander und ich haben uns endlos mit dem Namen beschäftigt. War aber alles nicht so toll. Eines Tages, im Auto, schwirrte mir der Maschsee im Kopf herum, ein bekanntes Ausflugsziel mitten in der Stadt. Aber nur Maschsee klang zu langweilig, deshalb schrieb ich Alexander: was hältst du von Mashlake? Mash steht im Englischen für Maische. Der antwortete spontan: Wie wärs mit Mashsee?Da waren wir beide sofort angefixt und sind von der Nummer nicht mehr weggekommen. 

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Abgesehen davon, dass Bier an sich schon außergewöhnlich ist, handelt es sich dabei für mich um Biere, die mich nachhaltig beeindrucken, zum Nachdenken anregen und im Gedächtnis bleiben. Das kann technologische Hintergründe haben, an besonderes gut kombinierten Extrazutaten liegen oder einfach an einem super stimmigen und spannenden Gesamtbild. Ich muss mir die Frage stellen: Wow, wie bekommen die das so hin?

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten, da die Bierwahl immer auch von der jeweiligen Situation abhängig ist. Wer unsere Biere kennt, merkt schnell, dass wir uns bei den Stammbieren eher im untergärigen Bereich wiederfinden. Dabei kombinieren wir ja die gängigen deutschen Typologien mit den Einflüssen der „Craft-Bierstile”. Aber wir überschreiten auch immer wieder mal gern die Grenzen eines bestimmten Bierstils, wie etwa bei unserem TrainingsLager.

 

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Allen voran Hallertauer Magnum und Sorachi Ace. Es gibt aber viele weitere tolle Hopfensorten, die es für mich noch zu entdecken gibt.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Neugierde, Kreativität, Technikverständnis, der Wille permanent seinen Horizont zu erweitern und ein gutes Gespür für Bier und Herstellung. 

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Der Kollaborationssud von Buddelship´s und Lervig´s namens „Sauer´d Krauts“ ist da ziemlich weit vorne. Gar nicht wegen des Geschmacks, der großartig ist, sondern vielmehr wegen der Idee ein Sauerkraut herzustellen und damit Bier zu brauen. Da schneide ich mir gern eine Scheibe von ab.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Mit Alexander, eines nicht allzu weit entfernten Tages, erschöpft aber stolz nach dem ersten Sud in der eigenen richtigen Brauerei.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Mehr brauen und ganz besonders zurück zu den nicht ganz RHG-konformen Bieren. Im Moment hängt es nur vom geeigneten Standort, bzw. der Entwicklung des deutschen Konservatismus ab. Ideen sind da. Vielleicht auch ein, zwei neue Rezepte…

 

Top-Brauer im Interview: Mathias Lottes von Braukraft schätzt Craft-Kollegen, die missratene Sude auch einfach mal wegkippen

img_2514bEs gibt einige Craft-Brauer, bei denen ich immer wieder ein schlechtes Gewissen bekomme. Einer dieser Zauberer heißt Mathias Lottes von Braukraft. Irgendwie habe ich es noch nicht geschafft, mehrere Biere von ihm vorzustellen (…kommt  aber demnächst!). Er ist eigentlich Pilot von Beruf und fliegt regelmäßig in einer Boeing um die Welt. Aus Leidenschaft braut Mathias Lottes aber auch seit einigen Jahren ungewöhnliche Sude in Geisenbrunn, westlich von München. Obwohl seine Biere national noch immer als Geheimtipp gelten, will der Bayer mit eigenem Sudhaus jetzt richtig durchstarten.

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Meinen ersten Versuch eines Bieres habe ich vor knappen 10 Jahren gestartet. Dabei konnte man aber noch lange nicht von einem richtigen Bier ausgehen, es wurde ungenießbar! Aber der Ehrgeiz es besser zu machen wurde geweckt!  Bis heute.

Wie bist Du eigentlich auf den Namen Braukraft gekommen?

Die Idee kam mir auf dem Nachhauseweg von einer Verkostung mit dem Rad. Ich wollte unbedingt einen deutschen Namen, den man aber eben auch international nutzen könnte. Er sollte kräftig wirken und sehr präsent.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein Bier wird für mich wirklich außergewöhnlich, wenn ich die Geschichte dazu nach dem ersten Schluck erfahre. So kann ich mir erst ein Bild machen und dann schauen, ob es mit dem Gedanken des Brauers übereinstimmt.


Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Das ist sehr stark abhängig von Jahreszeit und Stimmung. Zurzeit bevorzuge ich IPAs die nicht nur nach Zitrusaromen duften und schmecken. Sie geben dem Brauer den größten Spielraum, den es aber auch gilt, mit eigenen Ideen auszufüllen. Das finde ich am spannendsten.

Außerdem passen diese hopfenbetonten Biere sehr gut zu Gegrilltem – und ich grille sehr gern!  😉

Was sind Deine Lieblingshopfensorten?

Puh, da gibt es eine Menge. Bierabhängig liegt mir besonders die Verwendung von Saphir, Tettnagner und Amarillo.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ein guter Craft-Brauer muss erfindungsreich sein. Er sollte alle Spielräume ausfüllen. Seine eigenen Stile verfolgen und auch mal den Mut haben, wenn ein Sud nicht so geworden ist wie er ihn sich vorgestellt hat, ihn einfach wegzuschütten.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Ein befreundeter Abiturient hat mich gebeten ihn dabei zu unterstützen ein Bier für seinen Abi-Jahrgang zu machen. Dabei kam es mehr darauf an, meine Anlage zu nutzen. Als ich dann gesehen habe, was er alles für Zutaten mitgebracht hat, dachte ich mir: „Hoppla, das kann was werden“.    (Cornflakes war noch das Harmloseste!) Es wurde ein wirklich gutes Bier!

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Der Ort, an dem du gerade bist, ist immer der beste Ort, mit wirklich guten Freunden ein Bier zu trinken!

Und was hast Du als nächstes vor?

Als nächstes steht der Aufbau und die Einweihung meines nagelneuen Sudhauses auf dem Plan. Nebenbei entwickle ich aber noch für eine Reihe an Leuten ein paar Biere. Außerdem habe ich noch ein paar neue Ideen. Es wird also nie langweilig.

Deutschlands Top-Brauer im Interview: David Hertl von der gleichnamigen Braumanufaktur, der aus der Küche seiner Muttern gerne mal ein Hopfendampfbad macht

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Es ist noch gar nicht lange her, da rührte ich gemeinsam mit David Hertl an seinem heimischen Sudkessel ein Pumpkin Ale. Nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Hopfensäft genießt der 26-jährige Franke in der Region den Ruf eines „bunten Hundes“. Für mich ist er vor allem einer der kreativsten Brauer der Nation.

 

Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier habe ich mit 15 Jahren in der Ikea-Küche meiner Mutter gebraut, als mir Bier noch nicht mal so richtig geschmeckt hat. Da mein Dad aber Winzer ist, war die Erzeugung von alkoholhaltigen Säften sowieso schon in der Familie etabliert. Und so habe ich mir damals gedacht, dass Bier brauen ja auch nicht so schwer sein kann. Falsch gedacht! Nach einem 15 stündigen Brausonntag habe ich die Kochstelle meiner Mutter in einem Hopfendampfbad hinterlassen. Das fand sie gar nicht so witzig, da sich Pressspanküchen mit Wasserdampf nicht gerade gut vertragen. Das Ergebnis war ein ziemlich herbes Pils, da ich beim Umgang mit Hopfen nicht gerade gespart habe, ganz nach dem Motto „viel hilft viel!“. Trotzdem haben wir es bis auf den letzten Liter getrunken. War ja schließlich „homemade“.

 

Wie bist Du dann zur eigenen Braumanufaktur gekommen?

Als aus dem Bierbrauen mehr als ein Hobby wurde, habe ich mich entschlossen professioneller Brauer zu werden. Nach Umbau des elterlichen, ehemaligen Bauernhofes und fünf Jahren Schwarzbrauerzeit, haben wir uns letztlich entschieden das Ganze offiziell als Gewerbe anzumelden. Da uns jeder schon mit dem Nachnamen kannte lag es auch nicht fern, uns „Braumanufaktur Hertl“ zu nennen – da bei uns ja schließlich alles handgemacht ist. Nun gibt es uns seit 2011 und wir brauen jedes Jahr rund 40 verschiedene neue Bierstile.

 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss überraschen und ich muss mir den Kopf zerbrechen wie man so etwas geschaffen hat!

 

Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?

Schwierige Frage, da es ja so viele gibt. Kann mich da leider nicht festlegen. Aber im Sommer liebend gerne Sauerbiere und im Winter schwere Stouts gegen die fränkische Kälte.

 

Was sind Deine drei Lieblingshopfensorten?

Mosaic, Mosaic, Mosaic.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Begeisterung und Leidenschaft für das was er macht.

 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Ein „Davids Vader Imperial Stout“ (2014 zu Halloween) mit Marshmallows, Tonkabohnen und schottischen Torfmalz das spontan vergoren wurde mit der Flora Schlüsselfelds.

 

An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?

Gerne wieder in San Francisco in der Gasthausbrauerei „Thirsty bear“, in der ich vor vier Jahren noch gearbeitet habe.

 

Und was hast Du als nächstes vor?

Zunächst wird ein Pumpkin Ale abgefüllt was ich mit der lieben Mareike gebraut habe und demnächst stehen dann mal Kräuterbiere im Fokus.