Corona-Krise: Wie geht es der Kehrwieder Kreativbrauerei?

Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Julia Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg.

Oli und Julia Wesseloh von der Kehrwieder Kreativbrauerei
Credit: Julia Schwendner

Hallo Julia, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?

Divers. Der Bereich Gastronomie ist zu einem Zeitpunkt weggebrochen, an dem die Produktion auf Hochtouren lief, um das Ostergeschäft zu versorgen. Wir konnten durch den Fokus auf unseren bereits bestehende Online-Shop zwar etwas kompensieren, jedoch ist die Arbeit dadurch viel kleinteiliger und aufwändiger geworden. Es ist halt ein Unterschied ob man Fassbier in die Gastronomie oder eine Palette an einen Großhändler liefert, als die gleiche Menge gemischt in Versandkartons packt. Das Schöne ist aber, dass wir dadurch eine engere Bindung zu unseren Endkunden aufbauen und sehr positives Feedback erhalten. Das motiviert uns gerade sehr.

Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?

Die Gastronomie ist neben den Veranstaltungen unser Sprachrohr zu den Konsumenten. Was jetzt fehlt ist die persönliche Ansprache und Empfehlung. Wir kompensieren das zurzeit durch verstärkte Online-Präsenz wie etwa mit virtuellen Brauereiführungen, Verkostungen oder der Jubiläumsfeier für unser „Prototyp“. Die war bereits beim Hamburger Event „Galopper des Jahres“ geplant. Wir haben kurzerhand von dort aus eine virtuelle Feier in die Wohnzimmer der Gäste gespielt. Die Einnahmen der Eintrittskarten, die wir hierfür verkauft haben, kommen dem Galopper zugute. Denn im Gegensatz zu unseren Gastropartner haben wir noch auf anderen Wegen Möglichkeiten Umsätze zu generieren.

Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?

Im Kleinen, dass man immer darauf vorbereitet sein sollte flexibel zu reagieren. Im Makroökonomischen, dass solche Situation nur gemeinschaftlich und solidarisch gemeistert werden können.

Welche Tipps könnt ihr Kollegen geben?

Jammern hilft nicht. Jede Krise hat auch ihre Chancen und wenn man die jetzt erkennt, können neue Ideen, im Idealfall auch dazu führen, dass man nach der überstandenen Krise weiterhin davon profitiert, beispielsweise wenn die eigene Online-Präsenz ausgebaut wurde.

Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?

Gute Frage. Ärmer an Vielfalt? Regionaler? Erste Kommentare von Kollegen in den sozialen Medien lassen befürchten, dass die Konzerne die krisengebeutelten Gastronomen nach überstandener Krise so mit Lieferverträgen zuschnüren, dass die kleinen und mittleren auf lange Sicht kein Bier mehr an den Hahn bekommen. Die Frage wird auch sein, ob und wie viele diese Zeit überstehen. Darüber hinaus wundert es uns, dass noch nicht die großen Übernahmen angefangen haben, denn es wird sicher viele kleine und mittlere Brauereien geben, die in der aktuellen Situation einer Übernahme eher zustimmen würden, als in einem wachsenden Markt. Nach überstandener Krise wird der Markt sicher deutlich regionaler sein. Viele Brauereien veranstalten gerade diverse Soli-Aktionen in ihrer Region, die die Bindung dort deutlich stärken werden. Gleichzeitig kaufen viele Verbraucher wieder bewusster ein und greifen verstärkt zu regionalen Produzenten.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.