
Wer heute auf den vielen neuen Brau-Events, auf Degustationen und in den bierigen Szene-Bars mit selbst ernannten Craft-Experten spricht, wundert sich über eine absonderliche Botschaft: Demnach sind IPAs jetzt plötzlich out, gelten als ebenso langweilig wie austauschbar. Mit Verlaub, das ist doch ausgemachter Blödsinn! Hinter solchen Attacken steht wieder mal ein unglücklich interpretierter Trend aus den USA. Dort sind IPAs nach 30 Jahren im Mainstream angekommen und führen in vielen der rund 1400 Brauereien die Liste obergäriger Spezialitäten an.
Dass jetzt einige besonders kreative US-Brauer meinen, sie müssten sich auch mal anderen Suden zuwenden, ist durchaus verständlich. Allerdings lautete eine Maxime aus dem Philosophie-Lexikon: Man muss ja nicht das eine tun, um das andere zu lassen. Es wäre jedenfalls grundfalsch, wenn vor allem deutsche Brauer jetzt ihre Fahnen in den US-Wind hängen und ihre IPAs auf die Abschussliste setzen würden. Der Markt hierzulande steckt noch immer in den Kinderschuhen und hat noch längst nicht seine Positionen erreicht. Dabei ist eines unbestritten: India Pale Ales waren hierzulande der Zündfunke, der überhaupt erst die verschlafene Bierbranche zum Brennen brachte.
Kreative IPAs haben inzwischen ihren Platz im Kühlschrank zahlreicher Liebhaber gefunden und gelten den meisten Hop-Heads als heiliger Gral. Zwar lässt sich über Geschmack bekanntlich gut streiten, aber eines gilt als gesichert: Kaum ein anderer Bierstil bietet bei über 200 Hopfensorten, einem Dutzend Malzklassen und unzähligen Hefekombinationen so viele Spielvarianten beim Brauprozess. Die Kombinationsmöglichkeiten all dieser Rohstoffe sind jedenfalls noch längst nicht ausgereizt und lassen in den kommenden Jahren noch so manchen Zaubertropfen erwarten. Dass einige Schlaumeier jetzt über eine IPA-Schwemme lamentieren, lässt sich wohl eher als Zeichen von Ignoranz oder Unkenntnis deuten.
Sind es nicht vor allem IPAs, die eine noch junge Craft-Bier-Szene in den Zeitgeist rücken und sich mit mutigen Hopfenkombinationen dem Einheitspils aus Funk und Fernsehen entgegenstemmen? Solche Fruchtgranaten erobern noch immer die Herzen von Männern und Frauen gleichermaßen. Vor allem Einsteiger wurden auf der IPA-Schiene erst in die Craft-Welten geleitet. Solange die Mehrheit unserer Landsleute beim Kürzel IPA noch eher die „International Police Association“ vermutet, besteht kein Grund diesem Biertypus Lebewohl zu sagen. Und außerdem besagt eine alte Indianer-Regel: Totgesagt leben meist am längsten.
Erschienen im Craft Magazin.
Besonders sollte man einen neuen Trend an der Ostküste beachten bzw. welche Bewegung die IPA Szene generell in den USA macht. Weg von starker bitterer Note hin zu maximalem Hopfenaroma und Fruchtigkeit. Das sogenannte New England IPA ist in Amerika heiß diskutiert und es gibt auch einige die in England damit Experimentieren. Hobbybrauer gewinnen Wettbewerbe damit (der Camba Gewinner hat eine spezielle Hefe genommen welche teils von Heady Topper stammt und gerade der „heiße“ Scheiß ist)
Trends die in Deutschland beim IPA noch nicht angekommen sind für mich:
– Sehr expressive Hefen mit Pfirsich und Ananasaroma benutzen (Conan, WLP644 o.Ä.)
– Hafer, Gepuffter Weizen, Buchweizen oder andere Proteinreiche Zusätze um viel cremigkeit zu erzeugen obwohl der Bier sehr Trocken ist
– Double Dry Hopping und Dry Hopfen bei aktiver Hefe wegen Biochemischer Prozesse die mehr aus dem Hopfen rausholen
– Brett IPAs aus genau dem selben Thema
– Generell mal ein bisschen mehr Hopfen nehmen 😉
– Superfruchtige Hopfensorten wie El Dorado, Galaxy und Mosaic mehr einsetzen
Naja das sind die Trends die ich seh. Wobei ich mir hierzulande auch wünschen würde das jemand mal ne Sauerbierfokusierte Brauerei aufmacht…. Denn für mich gehört das stark zur Vielfalt mit der man die leute rumkriegt … Oh dir gefällt hopfig nicht dann probier doch mal Malzig … oh auch nicht dann probier doch mal sauer … ah jetzt haben wir doch was für dich gefunden.
Cheers
Bene
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