Bierempfehlungen können ganz schön nach Hinten losgehen. Müssen sie aber nicht. Kürzlich beim Meiningers International Craft Beer Award in Neustadt an der Weinstraße empfahl mir Tibor, Chef vom Red Hot in München, mal den Felsentrunk der Brauerei Hartmann aus Franken zu probieren. Dieses bernsteinfarbene Bier mit einem „Hauch von Rauch“, wie es auf dem Etikett steht, war eines der Gerstensäfte, die den Barchef – nach eigenen Worten – damals überhaupt erst zum Thema Bier brachten.
Schon beim Begrüßungsabend des Awards in der Pfalz hat mir der Trunk eigentlich ganz gut gefallen, obwohl ich – zugegebenermaßen – keineswegs ein Fan von Rauchbier bin. Ich nahm mir aber vorsichtshalber noch eine Flasche mit nach Hause, um noch mal in Ruhe zu verkosten. Die Brauerei Hartmann liegt übrigens zwischen Bamberg und Bayreuth, quasi am Tor zur Fränkischen Schweiz. Bier darf seit 1550 in dem dazugehörigen Gasthof ausgeschenkt werden. Daher zählt Hartmann zu den ältesten Brauereien in ganz Deutschland. Die Brauerfamilie verwendet für ihre Sude Aromahopfen, heimische Juragerste und Wasser aus der hauseigenen Felsenquelle.
Gestern schenkte ich mir den Felsentrunk mit 5,2 Prozent also noch mal ins Glas. Hier funkelt er keineswegs im meist sortentypischen Schwarz, sondern eher in einem dunklen Rehbraun. In die Nase strömt ein vorwiegend malziges Aroma, das sich allerdings mit grasigen Nuancen und mit dezenten Noten von Karamell und Dörrpflaume verbindet. Im Mund zeigt sich schön vollmundig ein kräftiger Malzkörper, mit einem Anstrich von Feige und Kernfrüchten. Erst im Finish bricht sehr harmonisch und angenehm der Rauch durch – aber nicht so durchdringend, wie in dieser Biergattung üblich. Und am Ende freut sich der Gaumen auch über eine leichte Hopfenbittere.
Fazit: Rauchige Biere sind meist sehr gewöhnungsbedürftig. Aber der Felsentrunk präsentiert eine wunderbare Harmonie aus Malz, Hopfen und Rauch. Wäre für mich zwar nichts für jeden Tag, aber das Bier ist durchaus süffig und definitiv eine Empfehlung wert. Wenn ich mal in die Gegend komme, wird die Hartmann Brauerei und das Wirtshaus auf jeden Fall ein Anlaufpunkt sein.