
Pils ist bekanntermaßen der Deutschen liebstes Bier. Fast sechzig Prozent der gesamten Produktion hierzulande fällt auf diesen meist herben Einheitssud, der vor allem von den harten Kerlen des Nordens favorisiert wird. Dieses angebliche Männerbier ist von vielen Vorurteilen begleitet. Dazu gehört: Die Bayern können kein Pils brauen.
Wenn einer dieses Vorurteil wiederlegt hat, dann Eric Toft, der Braumeister von Schönram, aus dem tiefsten Oberbayern, wo eigentlich eher süffiges Helles aus Masskrügen konsumiert wird. Sein gerade erst wieder erschienenes „Grünhopfenpils“ müsste den norddeutschen Brauern, die sich als Gralshüter herber Biere verstehen, eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben. Fernab des deutschen Einheitsgeschmacks hat Eric mit frischem Hallertauer Grünhopfen ein Bilderbuch-Pils gebraut, das ganz sicher zu den besten seiner Art gehört.
Mit verspielter Aromatik präsentiert sich das Bier als fruchtig, schlanker Kreativtrunk mit 5,4 Prozent Alkohol, rund zwölf Prozent Stammwürze und hohem Trinkvergnügen. Im Glas zeigt sich eine schneeweiße, stabile Schaumkrone auf naturtrüber, zitronengelber Struktur. Das macht Appetit. Im staubtrockenen Antrunk offenbart sich dann der ganze Charakter dieses schlanken Edelpils, das an einen Spaziergang durch das Hopfenparadies der Hallertau erinnert: Grasige, florale Aromen sowie ein dezenter Zitrushauch gepaart mit Wiesenkräutern und einer leicht malzigen Struktur.
Mit seinen 45 IBUs sorgt das Schönramer Vorzeigepils für eine ausgewogene Bitterkeit, die sich auch noch langanhaltend in einem trockenen Abgang bemerkbar macht. Der Einsatz von Aromahopfen macht sich durch dezente Fruchtnoten bemerkbar, die dem Bier eine angenehme Frische vermitteln – ohne aufdringlich zu wirken. Das ist insofern interessant, dass hier der klassische Pilsener Charakter mit der Philosophie moderner Craft-Biere korrespondiert.
Mein Fazit: Ein wirklich erstaunlicher Trunk, bei dem man lange suchen muss, um etwas Vergleichbares zu finden. Anfang des Jahrs auf der „Braukunst Live“ in München habe ich das Grünhopfenpils mal vom Fass probieren können. Da schmeckt es sogar noch volumiger und knackiger. Einziger Kritikpunkt: Ein Bier mit so viel feinem Hopfen könnte durchaus noch etwas mehr durch seinen Duft überzeugen. Das würde dann auch noch viel, viel mehr Frauen für solche Pils-Genüsse begeistern.
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