Palor, Ratsherrn und Crew: Drei Edelbiere gebraut nach alter Pale-Ale-Tradition in Deutschland. Welches ist der Sieger der heutigen Degustation geworden?

Heute ist Sonntag, der 17. Februar, draußen bricht die Sonne nur schwer durch die Schneewolken. Es ist schweinekalt. Warum also nicht eine kleine Bierdegustation neben dem warmen Kaminofen? Meine Freunde Mario, Steffi und Andi hatten auch spontan Lust ihren Gaumen zu verwöhnen.
Für heute hatte ich mir überlegt, mal drei Pale Ales aus Deutschland gegenüberzustellen. Das Palor Pale Ale von Braufactum aus Frankfurt, das Crew India Pale Ale aus der bayerischen Bierhauptstadt und das Ratsherrn Pale Ale aus Hamburg.
14:30 Uhr, wir setzen uns an meinen großen Esstisch. Meine Gäste schauen sich schon die Flaschen an und können es gar nicht erwarten endlich das Bier zu probieren. Vor allem Andi ist sehr gespannt, da er vorher noch kein Pale Ale getrunken hat. Aber er ist ein Single-Malt-Fan und gewohnt mit feinen Aromen zu jonglieren. Jeder meiner Gäste bekommt erst einmal ein vorbereitetes Degustationspapier. Individuell soll jeder entscheiden und notieren, wie das jeweilige Bier aussieht, duftet und schmeckt. Am Schluss soll ein Favorit feststehen.
Palor
Zuerst schenke ich das Palor von Braufactum in die großen Rotweingläser. Die beste Trinktemperatur liegt zwischen 8-10°Grad. Unseres hat 10°Grad, damit sich das Aroma am besten entfalten kann. Mit 5,2 Prozent Alkoholgehalt ist es das Bier mit dem niedrigsten Umdrehungen der heutigen Degustation.
Erst hat das Pale Ale eine starke Schaumbildung, die allerdings schnell zerfällt. Mario beschreibt die Farbe als bernstein-, Steffi als whisky-, Andi als honig- und ich als kuperfarben. Also keine wirklich starken Abweichungen. Im Geruch lassen sich fruchtige, honigartige und holzige Aromen erkennen. Steffi meint noch einen Hauch von Orange zu erkennen.

Geschmacklich wirkt das Palor aufs erste sehr malzig mit einer ausgeprägten Bitterkeitsnote im langen Abgang. Im Mund entwickelt sich ein fruchtiges, zitrusartiges Aroma. Alle erkennen eine leichte Honignote, etwas Karamellartiges. Steffi meint etwas Blumiges zu schmecken.
Die Besonderheit des Palors liegt an der Mischung der beiden Hopfensorten Polaris und Cascade. Sie veredeln das Bier zu einem tollen Genuss.
Ratsherrn Pale Ale
Gegen das Palor halten wir das Ratsherrn Pale Ale. Vom Alkoholgehalt hat es geringfügig mehr als das erste: 5,6 Prozent. Hier liegt die optimale Trinktemperatur bei 9-11° Grad. Unseres hat dieselbe Temperatur wie das vorherige.
Die Gläser werden gegen das Licht gehalten. Der Schaum ist auch anfangs kräftig, fällt aber schnell zusammen. Farblich ist es etwas heller als das Palor und leicht getrübt. Wir haben uns auf honigfarben geeinigt.
Erschnuppern lassen sich wieder Fruchtnoten. Mir strömt sofort der Duft von Grapefruit in die Nase, bei Steffi eher Aprikose. Mario riecht eine Spur von Karamell und Andi einen Hauch von Honig.
Im Geschmack findet Steffi metallische Noten. Andi und Mario erkennen dunklen Honig und empfinden das Ratsherrn Pale Ale als nordisch frisch. Ich schmecke stark das zitrusartige der Grapefruit heraus. Ansonsten ist das Edelbier herb und schön malzig. Nur Mario erahnte einen Anteil von frischen Früchten, spürt etwas Beeriges.
Crew India Pale Ale
Zu guter Letzt degustieren wir das Crew India Pale Ale aus unserer Heimatstadt München. Es ist von den drei deutschen Pale Ales das mit dem stärksten Alkoholgehalt: 6,4 Prozent. Die optimale Trinktemperatur liegt zwischen 8-10 °Grad. Unseres hat wie die anderen auch 10 °Grad. In der Optik wirkt es orange, aprikosen-, kupferfarben. Der Schaum hält sich wieder nicht allzu lang.

Der Geruch ist stark von Fruchtnuancen bestimmt. Steffi und Andi riechen verstärkt Aprikose, Mario und ich eher eindeutig Mango mit Karamell. Eine feine Malz- und deutlich wahrzunehmende Hopfennote runden das Bukett ab.
Im Mund verbreiten sich die fruchtigen Aromen von Mango, Orange und einem leichten mitwirkenden Geschmack von Beeren. Eine schöne karamellartige Malzigkeit umspielt die Zunge. Im herben Abgang merkt man, dass es ein gut gehopftes Bier ist. Es kitzelt frisch, prickelnd und leicht den Gaumen.
Fazit
Bekanntlich heißt es: das Beste kommt zum Schluss. Das trifft auch bei unserer Degustation zu. Das Crew India Pale Ale hat uns von den drei Testbieren heute am meisten überzeugt. Ein tolles fruchtiges Bier, eigentlich das optimale Sommerbier. Es schmeckt besonders frisch und leicht. Ein Edelbier, das auch Frauen zu Biertrinkern machen kann. Im Vergleich zu amerikanischen Pale Ales kann man das blaue Crew durchaus einreihen in die Kategorien eines Pale31 und eines Sierra Nevada.

Schöne Beschreibung. Gefällt mir, dass 3 Meinungen zusammengefasst werden. Ratsherrn „gegen“ CREW IPA ist der Gewinner m.E. klar. Das Palor kenne ich nicht. Hinweise zum Preis-Leistungsverhältnis fände ich noch gut. Wie weit liegen die Literpreise von CREW IPA und Palor auseinander?
Interessant, aber liegt die Verkostungstemperatur nicht eigenlich bei +/- 15°C? Habe ich so gelernt.
http://www.besser-bier-brauen.de/bier-brauen-und-geschichte/biersorten/ale
hier werden 10-14 Grad empfohlen. Ich trinke IPA meist kälter und werde es nun mal bei höheren Temp. trinken.
Pingback: Bar-Tipp: Redhot, die wahrscheinlich beste Kneipe Münchens | Feiner Hopfen