Maisel & Friends und Schanzenbräu: Fränkische Beerenpower

Maisel und Schanzenbräu_roter BärEinen fränkischen Kollaborationssud wie „gestopfter Bär“ hat es so wohl noch nie gegeben. Maisel & Friends aus Bayreuth und Schanzenbräu aus Nürnberg schlossen sich zusammen, um einen hopfengestopften Bock zu entwerfen. In das 7,3-prozentige Bier packten die Frankenbrauer gleich vier Hopfensorten: Saphir, Topaz, Vic Secret und Ariana.

In einer Kupferfarbe leuchtet der untergärige Bock durch das Glas, eine feinporige, cremige Schaumkrone liegt oben auf. Die Nase wird verwöhnt von einem Duft nach Karamell, Honig, roten Früchten wie Walderdbeeren und Brombeeren sowie einem Hauch Zitrus. Das Bier fließt mit einer leichten Süße auf die Zunge. Dort präsentiert sich der Bock mit einem weichen Mundgefühl und kräftigen Aromen von roten Beeren, Karamell, Brotkruste, Nuss und einem Anklang von Nougat. Letztlich verabschiedet sich der Kraftprotz mit 50 Bittereinheiten, die angenehm den Gaumen schmeicheln.

Fazit: Eine wirklich spannende Komposition eines Bockbieres. Die Beerennoten harmonieren schön mit der karamelligen Malzsüße. Ungewöhnlich für einen Bock ist der kräftige IBU-Wert, der Hopfenliebhabern wie mir sehr zugute kommt. Tatsächlich könnte ich mir den bärigen Sud auch als besondere Zutat in einer Erdbeerbowle gut vorstellen.

Interview mit Jeff Maisel: „Die Aufbruchstimmung in der Szene ist regelrecht spürbar“

Jeff Maisel ist Chef des renommierten Maisel Bräus und dessen Kreativableger „Maisel & Friends“ im bayerischen Bayreuth. Mit seinen modernen Kreationen zählt er seit 2012 auch zu den Vorreitern der Craft-Bierszene. Im Interview mit Feiner Hopfen verrät er sein Erfolgsrezept und erklärt, wie es in Zukunft mit der Branche weitergehen wird. Weiterlesen „Interview mit Jeff Maisel: „Die Aufbruchstimmung in der Szene ist regelrecht spürbar““

Citrilla Wheat: Hopfiges Weizen mit wechselndem Aromaspiel

Citrilla Wheat
Citrilla Wheat

Nach fünf Wochen Offenburg überkam mich ein wenig Heimweh, also machte ich mal wieder eine kurze Stippvisite in München. Ich wusste, dass ein Päckchen auf mich wartete, aber nichts über den Inhalt. Umso mehr freute ich mich, als ich den Kollaborationssud der Hamburger Ratsherrn Brauerei und den Maisel & Friends aus Bayreuth in den Händen hielt. Hergestellt wurde das „Citrilla Wheat“ anlässlich des ersten Geburtstags vom Braugasthaus „Altes Mädchen“ in Hamburg. Über drei Monate tüftelten Braumeister Philip Bollhorn und Jeff Maisel an diesem Rezept. Produziert haben es schließlich fünf verschiedene Brauer irgendwo in Franken. Im Sud landeten drei Hopfensorten: Herkules, Citra und Amarillo. Aus den letzten beiden amerikanischen Sorten kombinierte sich der Name des Getränks: Citrilla.

Klingt doch schon mal spannend. Also ließ ich das „Citrilla“ nicht zu lange Ruhen. Gut gekühlt schenkte ich das siebenprozentige Bier voller Vorfreude ein. Appetitlich scheint es in trübem Mittelblond und mit feinporigem, stabilem Schaum durch das Glas. In meine Nase steigen hopfige Fruchtaromen von reifer Ananas und Pfirsich. Überbordend ist allerdings die bananige Hefenote, was schlichtweg an ein formidables Weißbier erinnert. Der Antrunk ist auffallend süßlich, aber nicht störend. Um die Zunge breitet sich das Weizen-IPA moussierend und weich mit Noten reifer Bananen und Nuancen gelber Steinfrüchte aus. Im Abgang verabschiedete sich das Bier zitrusbetont mit dem Hauch säuerlicher Pampelmuse.

Fazit: Echt lecker! Das Besondere an dem „Citrilla Wheat“ war für mich die Entwicklung der drei Geschmackstufen. Eine super Option zum klassischen Weißbier im Biergarten –aber zum Saufen viel zu schade.

Das Brauer-Portrait: Jeff Maisel, Geschäftsführer und leidenschaftlicher Brauer

Wie der Name bereits verrät ist Jeff Maisel ein Nachkömmling der Brauerfamilie Maisel aus Bayreuth in vierter Generation. Die Familientradition der Brauerei weist bereits eine Historie über 200 Jahre nach. Jeff Maisel ist derzeitiger Geschäftsführer der Brauerei und leidenschaftlicher Brauer.

Neben der Vielzahl der Maisel Weißbiere, wollte Jeff Maisel etwas Neues ausprobieren. Er holte sich dafür zwei gute Freunde mit in die Brauerei. Jeder braute nach seinem persönlichen Geschmack und Stil ein individuelles Bier. Ergebnis: Maisel & Friends. Seine Kreation ist das Bavarian Ale, ein exotisches Weißbier mit 7,1 Prozent Alkohol. Ziel des Brauers: Bier einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft einzuräumen.

Foto: Maisel & Friends
Foto: Maisel & Friends

Das Brauer-Portrait – 7 Fragen an Jeff Maisel

1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?

Ganz ehrlich: Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich könnte jetzt sagen, dass ich es als Sohn einer Brauerfamilie quasi schon mit der Muttermilch aufgesogen habe – aber das wäre übertrieben.

2. Wann und warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?

Als Mitglied einer Brauerfamilie mit über 200-jähriger Brautradition hat Bier bei uns schon immer eine Rolle gespielt – insofern bin ich von Klein auf mit dem Thema Bier aufgewachsen. Meine Eltern haben mich nie in diesen Beruf gedrängt, sondern es war immer mein ehrlicher Wille, diesen Beruf zu ergreifen und die Tradition unserer Familie fortzusetzen. Deshalb habe ich 1989 begonnen, in Weihenstephan zu studieren, und das Studium als Dipl. Ing. für Brauwesen und Getränketechnologie abgeschlossen.

3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?

Stolz bin ich auf alle Biere, die unsere Brauerei verlassen. Bier wird gemäß dem Reinheitsgebot aus nur vier Rohstoffen hergestellt, und doch schmeckt jedes Bier anders und individuell. Natürlich sind unsere Edelbiere Maisel & Friends ganz besondere Biere. Die Vielfalt der Aromen herauszuarbeiten und den Genießern besondere Genussmomente zu bieten, macht große Freude.

4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?

Wir versuchen uns mit all unseren Bieren von der Masse abzuheben – sowohl geschmacklich als auch optisch und in der Positionierung. Eine gute Bierspezialität hat für mich ein volles Aroma und einen einzigartigen, unverwechselbaren Geschmack. Die Auswahl feinster Rohstoffe spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle und birgt auch das Geheimnis des Braumeisters.

5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?

Das kommt ganz auf den Bierstil an. Da ich selbst gerne unterschiedlichste Biere trinke, habe ich eigentlich keinen wirklichen Lieblingshopfen. Von den traditionellen Sorten setze ich gerne die Hallertauer Perle ein, bei den neuen Hopfensorten gibt es einfach zu viele interessante Sorten, als dass ich mich auf einen festlegen könnte.

6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?

Zu Hause bin ich in Bayreuth. Wenn es meine Zeit erlaubt, bin ich aber auch liebend gerne in Charleston am Shem Creek mit einem Bier in der Hand und schau aufs Wasser. Die meiste Zeit aber bin ich in der Brauerei – für mich tatsächlich einer der schönsten Orte.

7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ich möchte als Brauer dazu beitragen, Bier einen neuen, höheren Stellenwert in der Gesellschaft als eines der reinsten Lebensmittel der Welt zu geben. Als Unternehmer möchte ich unsere Brauerei als unabhängiges und erfolgreiches Familienunternehmen in die nächste Generation führen.