HolladieBierfee: Brauereiführung mit erster Verkostung des Sommersuds

Die Bierfeen und Feiner Hopfen
Die Bierfeen und Feiner Hopfen
Moni Meinel ist stolz auf die Bierfee
Moni Meinel ist stolz auf die Bierfee

Gestern besuchte Gisi und Moni – ein Teil der Macher von dem Frauenbier „HolladieBierfee“ – vom Meinel Bräu im oberfränkischen Hof. Die beiden Schwestern empfingen mich freundlich und fröhlich mit schwerem oberfränkischem Dialekt. Freitags ist Reinigungstag in der Braustätte, die in einem alten Backsteinhaus inmitten des Stadtgebietes liegt. Die Sudkessel waren leer und der Geräuschpegel ziemlich hoch. Kaum eine Möglichkeit um sich zu unterhalten. Deswegen gingen wir eine steile Wendeltreppe hinab in den ruhigen Lagerkeller. Hier steht der Tank mit der Sommerbierfee, ein Starkbier, das  wohl erst nach Ostern präsentiert werden soll. Es roch noch nach amerikanischem Calypso-Hopfen, der a m Vortag in das Bier gestopft  wurde.

Gisi zapft die Kostprobe
Gisi zapft die Kostprobe

Angeblich war ich die erste Journalistin, die an dem neuen Craft-Trunk naschen durfte. Ein kleiner Eindruck schon mal vorweg: Farblich strahlt das Bier in rötlichem Braun durch das Trinkgefäß. Es duftet nach gebackenen Bananen und schmeckt fruchtig nach Hopfen mit Birnen- und Pfirsichnoten. In dieser Atmosphäre, in der Gesellschaft der Bierfeen und mit diesem wundervollen Sommerbock war das ein echtes Erlebnis.  Ich bin gespannt, wie und ob sich das Aroma in den letzten Lagerungstagen noch weiterentwickelt. Die beiden Bierfeen verrieten mir, dass sieben Malze, zwei Hefen und acht Hopfensorten verbraut wurden.

Schließlich setzen wir uns bei Sonnenschein auf das „Rauschbänkla“ vor der Brauerei, wie sie liebevoll eine offene Holzhütte mit Tisch und zwei Bänken bezeichnen, um mit den Braumeisterinnen über ihre Liebe und Leidenschaft zum Bier zu quatschen. Eigentlich war ich unabhängig von „Feiner Hopfen“ zu Besuch und sprach für ein neues Lifestyle-Magazin, das im Juli auf den Markt kommt. Wenn ich Glück habe, darf ich beim Einbrauen der nächsten Winterfee dabei sein. Das haben mir die Bierfeen jedenfalls fest versprochen.

Die Sommerbierfee
Die Sommerbierfee

Meinel Weizenbock: Frauenpower aus Oberfranken

Das deutsche Craftbier-Angebot steckt voller Überraschungen. Als ich am letzten Wochenende von einer langen Wanderung durch das Leitzachtal nach Hause kam, wollte ich nach herbstlichen 20 Grad eigentlich nur etwas gegen den Durst trinken. Ohne große Erwartungen öffnete ich eine 0,5 Literflasche Weizenbock der oberfränkischen Brauerei Meinel des Jahrgangs 2012. Ich weiß nicht mal mehr, wann ich die Flasche gekauft habe oder von wem mir dieses Bier empfohlen wurde. Vielleicht lag es am etwas biederen Etikett-Design, dass ich dieses Bier nie so richtig beachtet habe.

Meine Erwartungen an diesen 7-prozentigen Weizenbock waren also nicht besonders groß, als ich das Bier einschenkte. Umso größer war die Überraschung: Eine wundervolle, feste Schaumkrone mit echter Langzeitwirkung prunkt auf dem sonnenfarbenen Weizenbock. Gerüche nach vollreifen Kernfrüchten wie Aprikose, Pfirsich neben dem obligatorischen Bananen und Gewürznoten.

Solche Aromen machen mich immer neugierig, also auf zum ersten Schluck. Der Geschmack hält, was der Geruch verspricht: Die gleichen Fruchtaromen umschmeicheln auch würzig und mit dezenter Süße den Gaumen. Trotz seiner vollen und kräftigen Gestalt kommt der Bock dennoch eher lieblich, cremig und leicht hopfig daher. Alles in allen aber in Frucht, Süße und Bitterkeit sehr schön ausbalanciert.

Mit dieser Kreation hat Deutschlands jüngste Braumeisterin, die 20jährige Meinel-Juniorchefin Monika Hansen, ihre Meisterprüfung mit Auszeichnung bestanden und gleich damit den European Beer Star 2010 in Gold gewonnen. Zusammen mit ihren Kolleginnen von HolladieBierfee macht sie auch auf anderem Terrain bereits Furore.

Von Meinel kommt jetzt im dritten Jahr dieser herrlich vollmundige, süffige Weizenbock… und wenn die Hofer Frauenpower mit Brauerei-Chefin Gisela Meinel-Hansen an der Spitze noch etwas am Flaschendesign drehen würde, etwa in Richtung ihrer HolladieBierfee-Präsentation, könnte dieses ungewöhnliche Vollbier sicherlich noch mehr Bewunderer finden.

Das Brauer-Portrait: Gisela Meinel-Hansen, die Bierfee

Foto: Daniel Jakob
Foto: Daniel Jakob

Die Liebe zum Bier wurde Gisela Meinel-Hansen in die Wiege gelegt. Schon ihre Vorfahren rührten in Sudkesseln. Was die 25-Jährige am meisten am Bier fasziniert ist die Vielfalt der Rohstoffe. Mit ihrer Schwester Monika und drei anderen Brauerinnen entstand im vergangenen Jahr die Idee für „HolladieBierfee“. Ziel war es, auch Frauen vom Bier zu überzeugen. Ergebnis: „Sie waren total begeistert wie Bier duften und schmecken kann“, sagt die Hopfenfee enthusiastisch.

Meinel-Hansen machte erst eine Brauerlehre, dann studierte sie ein paar Semester Getränketechnologie im Rheingau und brach schließlich ab. Sie vermisste das Bierbrauen zu sehr. Letztlich machte sie unter etwa 100 Männern ihren Meister. Derzeit arbeitet sie in der Familienbrauerei Meinel im oberfränkischen Hof und tüftelt mit ihren Braumeister-Freundinnen neue Kreationen aus.

Bei der Bierfee ist nicht nur das Bier handgemacht. In ihrer Freizeit näht Gisela Meinel-Hansen individuelle Dirndl für ihre Kolleginnen und bastelt Ohrringe sowie Ketten aus Kronkorken der Familienbrauerei.

7 Fragen an Gisela Meinel-Hansen

1. Wann und wie tranken Sie ihr erstes Bier?

Vom Papa, der auch Braumeister ist 😉 erst Schaum, dann Bier.

2. Warum haben Sie sich für den Brauerberuf entschieden?

Brauer und Mälzer sind wahnsinnig kreative Handwerksberufe, sie fordern vieles und sind deshalb auch so vielschichtig. Angefangen bei den tollen natürlichen Rohstoffen Wasser, Malz, Hefe, Hopfen – stellt euch nur diese unzähligen Kombinatoriken vor.

Bier brauen – wir- mit Herz, Hand und Kopf. Aber vor allem ist Bier ein Kommunikations-Friedens- und Kulturstiftendes Elexir.

3. Auf welches Bier sind Sie besonders stolz und warum?

Auf unsere Holladiebierfee, sie ist ein Gemeinschaftsbier von vier Braumeisterinnen (Meinem Schwesterherz Moni Meinel-Hansen, Isabella Straub und Yvonne Wernlein) aus dem wunderschönen Bierwunderland Oberfranken. Unser Ziel: ein Bier für Frauen von Frauen zu brauen, um damit mehr Ladies vom edlen Gebräu zu überzeugen. Wir haben Liebhaberinnen und Liebhaber von Hof, über Bamberg bis nach München und Hamburg für unsere Holladiebierfee gewinnen können – das macht stolz.

4. Was macht für Sie ein wirklich gutes Spezialitätenbier aus?

Ein Spezialbier besitzt Aroma, Farbe, Körper und Nachtrunk. Es muss den Biergenießer bereits mit seinem Duft oder seiner Farbe verführen. Der Körper muss vielschichtig und überraschend bis zum letzten Tropfen sein. Solche großartigen Biere unterliegen keinen Trends, sie sind an Menschen geknüpft. Seit jeher ist es die Kunst der Braumeister aus vier wunderbaren Rohstoffen etwas ganz Besonderes zu erschaffen. In meiner Heimat Oberfranken werden seit Jahrhunderten besondere Biere gebraut.

5. Was sind Ihre Lieblingshopfensorten?

Spalt Spalter, Spalter Select, Cascade, Comet, Anathum, Galaxy, Citra, Mandarina Bavaria… I love it.

6. Was ist für Sie der schönste Ort der Welt?

Auf dem Dach unseres Sudhauses, hier kann man wunderbar Bier genießen und den Träumen seinen Lauf lassen.

7. Was sind Ihre persönlichen Ziele?

Ein eigenes IPA zu brauen. Unsere Familienbrauerei damit gemeinsam mit meiner Schwester und meinen Eltern in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.