Frau Gruber: Augsburger Tropenfeuer

16143706_964627783670478_5694807800653143155_oDer Name dürfte viele Craft-Fans etwas irritieren: Das wohl neueste Bierlabel auf dem deutschen Markt heißt „Frau Gruber“. Hinter diesem Label steht ein Zusammenspiel der beiden Nachnamen von Enzo Frauenschuh und Matthias Gruber aus Augsburg. Die beiden Kumpels kennen sich seit ihrer Jugend und haben sich jetzt ihren Traum von eigenen Kreativbieren mit eigenem Signum verwirklicht. Am Mittwoch war ich in der Fugger-Stadt im „Drunken Monkey“ bei der Preview ihrer ersten fünf Biere. Darunter ein postmodernes Kellerbier, ein kreatives Helles, einen bayerisches Pale Ale und ein pechschwarzes Stout. Zuerst habe ich, was auch sonst, das IPA der beiden Bayern probiert. „Yeast is King“ traf so exakt meinen Geschmack, dass ich es sofort zum Craft-Bier des Monats küre. Die anderen Sorten sind aber auch nicht zu unterschätzen. Vor allem das Pale Ale ist eines der besten, das ich bisher getrunken habe (unbedingt mal probieren!!!).

Der Kick an dem Augsburger IPA sind nicht nur die verwendeten Aromahopfensorten Mosaic, Simcoe und Summit, sondern auch zwei spezielle Hefen. Enzo, der Brauer im Team, verriet mir, dass er eine australische und eine Pacific Ale Hefe verwendet, die eine längere Gärzeit haben und dadurch noch mehr fruchtige Aromen verbreiten. Schmeckt man!

  •    Brauerei: Frau Gruber (gebraut wird in Gundelfingen bei der Camba Bavaria)
  •    Bierstil: India Pale Ale
  •    Alkoholgehalt: 6,3 Prozent
  •    Farbe: bernstein
  •    Schaum: feinporig, cremig
  •    Hopfen: Mittelfrüh (Grundhopfung), Mosaic, Summit und Simcoe

 

Schon das Zischgeräusch und das Klacken beim Öffnen der Dose macht Lust den Inhalt zu probieren. Aus purer Gewohnheit habe ich es dann aber ins Glas geschenkt, obwohl Enzo und Matthias dringend empfehlen es direkt aus der Büchse zu genießen. Aus dem Glas lasen sich meiner Meinung nach die Aromen besser erschnuppern. Bernsteinfarben strahlt das IPA aus dem Glas, eine feinporige, fast cremige Krone komplementiert die Optik. Ich halte die Nase ins Trinkgefäß, schließe meine Augen und sehe einen prallgefüllten Korb voller Südfrüchte vor mir. Ein verwobenes Bukett aus Maracuja, Mango, Papaya und Litschi stimmt mich schon mal glücklich. Am Gaumen geht das exotische Spiel weiter. Volle Maracuja- und Litschi-Aromen tummeln sich auf der Zunge. Dazu gesellen sich noch Nuancen von süßer Blutorange und ein wenig Grapefruit. Im Finish bleibt das Fruchttheater mit einer dezenten Bittere noch länger zurück.

Fazit: Wow, wow, wow! „Yeast ist King“ ist wirklich ein cooles Bier. Überzeugt haben mich die fantastischen Hopfenaromen. Ein Tick mehr Kohlensäure würde dem Gesamtbild vielleicht nicht schaden, um es noch ein wenig erfrischender zu gestalten. Die geringe Spritzigkeit ist allerdings von „Frau Gruber“ gewollt. Hop-Heads könnten ein wenig die typische IPA-Bittere vermissen. Aber: geile Drinkability. Und das war auch so gewollt. Enzo erzählte auch schon, dass er richtig Lust hat zu experimentieren. Wir können uns wohl auf noch einige Kreationen der beiden Augsburger Hopfenzauberer freuen.

 

Hanscraft & Co.: Bayerischer Craft-Akt aus dem Whiskyfass

hanscraftstoutBäume verlieren ihre Blätterpracht, die Abende werden kälter und bald fällt wohl der erste Schnee: die Zeit der Imperial Stouts beginnt. Und zum Glück habe ich einen Kamin auf der Terrasse, vor dem ich kürzlich mein erstes 10-Prozentiges genossen habe. Welches? Das Black Nizza Motor Öl von Hanscraft & Co. Zugegeben, ich finde schon das „Normale” ziemlich gut. Aber jetzt legte Christian Hans Müller noch eine Schippe drauf: Der Aschaffenburger packte es ins Whisky-Fass – nicht in irgendeins, sondern vom bayerischen Feinbrenner Severin Simons. Das Ergebnis hat es verdient, mein Craft-Bier des Monats zu werden – und zwar nicht nur, weil es am knisternden Feuer wärmte.

  •    Brauerei: Hanscraft & Co.
  •    Bierstil: Imperial Stout
  •    Alkoholgehalt: 10,5 Prozent
  •    Farbe: Espresso
  •    Schaum: feinporig, cremig
  •    Malz: Roggen, Gerste, Weizen und Hafer

Dieses espressofarbene Stout mit 10,5 Umdrehungen und einer Hammerschaumkrone ist aus vier Malzen gebraut. Im Duft tummeln sich typische Fassaromen von Vanille und Mandel, dazu kommen Nuancen von Rosinen und Karamell. Auf der Zunge wirkt das Stout etwas scharf, mineralisch und dezent rauchig. Dann aber wird es samtig-weich und ein Film von Lakritz legt sich an den Gaumen. Dazu entwickeln sich Noten von Holz, Espresso und Zartbitterschokolade. Im Finish verabschiedete sich das Craftige mit einer angenehmen Säure von Sauerkirsche und der Herbe des Hopfens. Schoko- und Kaffeearomen bleiben noch lange zurück.

Fazit: Ich bin begeistert. Das Imperial Stout ist so vielschichtig, dass es bei fast jedem Schluck eine neue Geschmacksnote zu entdecken gibt. Bei aller Komplexität dieses Trunks, ist man jedoch nicht gleich übersättigt. Stout-Fans werden es lieben. Willkommen in der Zeit der Starkbiere.

Craft-Bier des Monats: Krabben-Cocktail aus Braunschweig

20160916_141915Der Craft-Biermarkt ist immer wieder für Überraschungen gut. Vergangene Woche, bei den Hopfentagen in Wolnzach, traf ich Paul Briesemeister, den Brauer der Marke „Crabbs“ aus Braunschweig. Ich hatte noch nie etwas von seinen Bieren gehört. Ist aber auch kein Wunder, denn Paul und seine beiden Kollegen Max und Stefan köchelten ihre Sude bisher nur für Insider rund um den heimischen Kirchturm. In Wolnzach konnte ich nur einen Mini-Schluck ihres „Crabbs Pale Ale #1“ ergattern. Weil der mich aber so begeisterte, bat ich Paul mir eine Flasche zu schicken.

Gestern hatte ich das Pale Ale dann im Glas. Der Name „Crabbs“ hat übrigens nichts mit Meeresgetier  zu tun, sondern ist lediglich ein Kürzel für „Craft Beer Braunschweig“ – ein Krustentier ziert dennoch das Etikett. Noch zählen die drei Braunschweiger zu den Gypsy-Brauern, die ihre Kreationen in einer Hildesheimer Brauerei per echter Handarbeit produzieren: Selbst die Etiketten kleben sie noch manuell auf die Flaschen. Die eigene Biermanufaktur ist allerdings bereits im Aufbau. „Unser Ziel ist es vor allem in der Region für eine größere Biervielfalt zu sorgen und Craft-Genießer mit neu interpretierten Kreationen zu überraschen“, sagt Paul überzeugt.

Die erste Kreation kann sich jedenfalls schon mal sehen lassen und wird deshalb mein Craft-Bier des Monats.

  •    Brauerei: Craft Beer Braunschweig UG
  •    Bierstil: Pale Ale
  •    Alkoholgehalt: 5,4 Prozent
  •    Stammwürze: 12,8° Plato
  •    Farbe: orangefarben
  •    Schaum: feinporig, cremig
  •    Bittere: 30 IBU
  •    Hopfen: Citra, Cascade und Magnunm
  •    Malz: Pilsner, Wiener und Cara

In einem leuchtenden, dunklem Orangeton steht das Pale Ale im Glas. Obenauf liegt ein cremiger, schneeweißer Schaum. Im Bukett finden sich Noten von Aprikose, Pfirsich, Papaya und Grapefruit. Das Braunschweig-Ale ist keineswegs ein Hopfenhammer, überzeugt aber durch ein finessenreiches Aromaspiel. Am Gaumen entfaltet sich eine harmonische Malzkomposition, die von den fruchtigen Hopfennoten abgerundet wird. Citra und Cascade, zwei Sorten, die super zueinander passen, sorgen für das frische Gesamtspiel aus Limette, Grapefruit, Mango und Pfirsich. Im Abgang bleiben die zarten 30 Bittereinheiten noch einige Zeit im Mundraum zurück.

Fazit: In der Braunschweiger Pampa hätte man so einen Sud wohl nicht erwartet, sondern eher in den Craft-Zentren Berlin, Hamburg oder München. Dieses Ale entspricht genau dem Typus, den Ken Grossmann, die amerikanische Craft-Ikone von Sierra Nevada, kürzlich in meinem Interview für das nächste CRAFT-Magazin als entscheidenden Szene-Trend betitelte: Wenig Alkohol, unkompliziert, aromatisch und mit einem ausgeprägten individuellen Charakter. Alles in allem ist das Crabbs-Ale ein angenehm ausbalanciertes Bier mit hoher Trinkbarkeit. Es macht einfach Spaß.

 

Riegele BierManufaktur & Sierra Nevada: „Bayerisch Ale 2“ – Freundschaftssud aus zwei Nationen

20160726_210856
Bayerisch Ale 2

Es ist schon etwas Besonderes, wenn eine bayerische Traditionsbrauerei wie Riegele in Augsburg mit Sierra Nevada, der wohl ersten Craft-Brauerei der Welt, einen Kollaborationssud braut. Und dabei geht es sogar schon um den zweiten gemeinsamen Hopfensaft. Der erste war ein Festbier, das im vergangenen Jahr extra zum hauseigenen Oktoberfest der US-Brauerei produziert wurde. Am Freitag präsentierten die Macher dann bei einem Top-Event im sommerlichem Sonnenschein ihr neues Werk namens „Bayerisch Ale 2“ im gemütlichen Biergarten der Riegele BierManufaktur.

  •    Brauerei: Riegele BierManufaktur (Augsburg) und Sierra Nevada (Chicago)
  •    Bierstil: Pale Ale
  •    Alkoholgehalt: 5,0 Prozent
  •    Stammwürze: 12° Plato
  •    Farbe: sonnengelb
  •    Schaum: feinporig
  •    Bittere: 33 IBU
  •    Hopfen: Hallertauer Mittelfrüh, Citra, Cascade, Simcoe, Amarillo, Mosaic
  •    Malz: Gerstenmalz (Steffi)
  •    Hefe: Riegele Irish Ale
20160729_182501
Die Bierpräsentation im Riegele Biergarten (v.l. Sebastian Priller, Ken Grossmann, Frank Müller)

Nachdem erst Sebastian Priller, Chef von Riegele, etwas zum neuen Bier erzählte, beschrieb Ken Grossmann, Gründer von Sierra Nevada, die sonnengelbe Kreation mit dem feinporigen Schaum. Auch Braumeister Frank Müller war sichtlich stolz auf sein Ale. Das darf er auch sein. Es duftet tropisch-frisch nach Maracuja, Grapefruit und Limone, aber auch nach Pfirsich und Blutorange. Da zeigen schon die Hopfensorten was sie draufhaben. Im Antrunk fruchtig-süß, auf der Zunge dann prickelnd und schön erfrischend. Aromen von Maracuja, Aprikose und Pampelmuse begleiten einen harmonischen Malzkörper. Dezent säuerliche Nuancen, vermutlich von der Hefe, runden das Craft-Bier ab. Schließlich verabschiedet sich das vollmundige Ale mit zarten 33 Bittereinheiten.

Fazit: Durch seine Frische und Fruchtigkeit ist das „Bayerische Ale 2“ genau das richtige Bier für den Sommer! Es wirkt trotz tollem Aromareichtum eher leicht und überrascht bei jedem Schluck mit einer neuen Nuance. Da stimme ich Sebastian Priller bei seiner Aussage vom Freitag zu 100 Prozent zu. Er sagte: „Ein sehr komplexes, aber keineswegs kompliziertes Bier.“

20160729_184337
Ken Grossmann und ich

 

Craft-Bier des Monats: Yankee & Kraut – Wanderung durch den Hopfengarten

20160418_152219Bryan France kommt aus den USA. Genau genommen aus Reno in Nevada. Seine Leidenschaft zu hopfigen Bieren brachte er mit nach Deutschland. Zwar studierte er erst Biologie, setzte dann aber in Weihenstephan noch Brauwesen oben drauf. Davor rührte er nur hobbymäßig in kleinen Sudkesseln nach heimischen Rezepten. Im vergangenen Jahr zählte er zu den Finalisten im Innovationswettbewerb der Uni. Seitdem brachte der 33-Jährige zwei seiner Kreationen auf den Markt. Das erste war das Wettbewerbsbier namens „Hopulenz IPL“ – das schon echt gut gelungen war. Seinen ganz neuen Sud konnte ich am Sonntag in Freising bei einem Tasting für einen neuen Craft-Biershop probieren. Bryan kanllte die Flasche auf den Tisch und sagte: „Hier, probier mal.“ Ich war so begeistert, dass sein „Eden Pale Ale“ mit 5,5 Prozent von mir gleich zum Craft-Bier des Monats gekürt wird.

  •    Brauerei: Yankee & Kraut, Ingolstadt
  •    Bierstil: Pale Ale
  •  Alkoholgehalt: 5,5 Prozent
  •    Stammwürze: 13,5 Plato
  •    Farbe: golden
  •    Schaum: feinporig
  •    Bittere: 22 IBU
  •    Hopfen: Cascade aus Tettnang und Comet aus der Hallertau
  •    Malz: Pilsner und Cara Munich 1

Das Pale Ale funkelt golden im Glas während der Schaum feinporig und stabil oben aufsteht. Schon bevor das Riechorgan zum Trinkgefäß wandert, strömt mir ein tropischer Fruchtcocktail entgegen. Zitrusfrüchte, eine grasige Note und Aromen von reifer Aprikose sowie Litschi verführen die Nase. Bei nur 22 IBU ein echtes Hopfenwunder. Der Duft lässt also schon Großes erwarten. Am Gaumen vermählen sich dann erfrischend und prickelnd schöne fruchtige Nuancen von Litschi, Grapefruit, Limone und reifer Mirabelle. Im Finish angenehm bitter mit einem beerigen Hauch des Comet Hopfens.

Fazit: Das ist definitiv ein Bier für den Sommer! Diese fruchtigen Aromen mit der spürbaren Bittere sind einfach herrlich. Hop-Heads können gespannt sein, was Yankee & Kraut noch so in die Regale stellt. Bei diesem Pale Ale jedenfalls: Augen schließen und durch den Hopfengarten schlendern…

 

 

Schneider Weisse: Barocker Bajuwarensud als Craftbeer des Monats

1456852332239Wer Georg Schneider kennt, weiß, dass er auch ein leidenschaftlicher Maler ist, der seine Ideen nicht nur auf die Leinwand bannt. Die Kreativität des bekannten Weißbier-Bajuwaren spiegelt sich auch zunehmend in seinen Craft-Suden. Mit dem neuen TapX namens „Marie‘s Rendezvous“, brachte er zusammen mit seinem Braumeister Hans-Peter Drexler, der in den USA mittlerweile sogar Autogramme geben muss, eine barocke Genuss-Weisse auf den Markt, die wohl auch seinen Vorfahren geschmeckt hätte. Gewidmet hat das Schneider-Team jedenfalls diesen edlen Sud der Ahnherrin Anna-Maria Schneider, deren Begegnung und Liebe zum englischen König Georg I. angeblich die Weißbierleidenschaft in der Brauerfamilie entfachte.

Marie’s Rendezvous muss wohl ziemlich wild gewesen sein. Schließlich hat das neue TapX zehn Prozent Alkohol und eignet sich wohl eher, kräftige Mannsbilder als zarte Damen flach zu legen. Aber nun zum Bier: In einem Karamellton leuchtet es im Glas. In die Nase schießen sofort kräftige Düfte von Waldhonig, Banane und überreifen Steinfrüchten wie etwa Pfirsich, Mirabelle und Pflaume. Am Gaumen breitet sich der Weizendoppelbock vollmundig aus. Ein honigartiger Film legt sich auf die Zunge, während die süßlichen Aromen von Steinfrüchten und Rosinen sanft den Gaumen verwöhnen. Der weiße Bock kommt zwar sehr schwergewichtig daher, aber schmeckt einfach toll. „Marie’s Rendezvous“ wird im Finish durch eine leichte Pfeffrigkeit komplementiert.

  • Brauerei: Schneider Weisse, Kehlheim
  • Bierstil: Weizendoppelbock
  • Alkoholgehalt: 10 Prozent
  • Stammwürze: 24 Prozent
  • Farbe: karamellfarben
  • Schaum: feinporig
  • Bittere: 27 IBU
  • Hopfen: Tradition und Cascade, für die Kalthopfung ein neuer Zuchtstamm
  • Malz: Weizen, Gerste

Fazit: Definitiv kein Bier für alle Tage. Dafür ein echter Genuss für besondere Momente. Dieser Bock passt übrigens nicht nur zu bayerischem Sushi, wie gerade erst auf der „Braukunst Live“ vom Schneider-Team demonstriert, sondern auch ideal zu kräftigen Käsesorten und feinen Desserts. Aber Vorsicht: Die zehn Prozent sind nicht zu unterschätzen!

Craft-Bier des Monats: Westbrook Brewing „Mexican Cake“ – Dessert gefällig?

IMAG5682US-Brauer Edward Westbrook zauberte 2005 als Homebrewer sein erstes Bier. Nach rund sechs Jahren wurde es dann professionell. Mit seiner Frau gründete er die Westbrook Brewing Company in Mt. Pleasant, South Carolina. Seit dem experimentiert er mit vielen Suden und überrascht immer wieder seine Fans. Ein ganz hervorragendes davon wähle ich heute zum Craft-Bier des Monats: „Mexican Cake“.

Erst mal Kompliment auch an das Design. Mit dem spielerisch-kreativen Outfit macht die Flasche echt Appetit. Beim Inhalt geht es um ein Imperial Stout, das mit frischen Habaneros gebraut wurde. Das sind die schärfsten Chilis, die es gibt. Klingt spannend. Und das ist es auch!

  • Bierstil: Imperial Stout
  • Brauerei: Westbrook Brewing, South Carolina
  • Alkoholgehalt: 10,5 Prozent
  • Farbe: espressofarben
  • Schaum: feinporig, cremig
  • Bittere: 50 IBU
  • Besonderheiten: gebraut mit Kakaobohnen, Vanilleschoten, Zimtstangen und frischen Habaneros

Im Glas sieht der „mexikanische Kuchen“ aus wie köstlicher Espresso. Das Stout duftet nach winterlichen Gewürzen wie Zimt und Vanille, aber auch nach Karamell und Spekulatiuskeksen. Auf der Zunge explodiert dann ein Aromenfeuerwerk: Spekulatius und Schokolade, aber nicht Nuancen von irgendeiner Schokolade, sondern gefühlt wie der flüssige Kern eines französischen Schokokuchens. Schon am Gaumen merkt man die Chilischoten, die sich dann im Finish mit 50 Bittereinheiten pikant verabschieden.

Fazit: Wow, so ein Bier habe ich zuvor noch nie getrunken. Begeistert bin ich vor allem vom Geschmack nach flüssigem Schokoladenkuchen und der wirklich kräftigen, aber angenehmen Schärfe der Habaneros. Passt zum Dessert, aber noch besser: Mexican Cake ist das Dessert!

Bier des Monats: „91X Socal IPA” von Crew Republic & Coronado Brewing

91X Socal IPA - Crew Republic und Coronado Brewery
91X Socal IPA – Crew Republic und Coronado Brewery

Für das „91X Socal“ reisten die amerikanischer Brauer aus dem kalifornischen Coronado ins bayerische Oberschleißheim, um mit der Münchner Crew Republic ein echtes Westcoast IPA zu zaubern. Fünf Hopfensorten geben dem Ale seinen unvergleichlichen Charakter: Tradition, Chinook, Simcoe, Citra, Centennial. Heraus kam ein Collaboration-Brew der sich wirklich sehen lassen kann.

  • Bierstil: India Pale Ale
  • Brauerei: Crew Republic und Coronado Brewing
  • Alkoholgehalt: 6,7 Prozent
  • Farbe: Bernstein
  • Schaum: feinporig
  • Bittere: 65 IBU
  • Hopfen: Citra, Centennial, Tradition, Chinook und Simcoe
  • Malz: Pale Ale, Crystal

Wow, Nase ans Glas und anfangen zu träumen. Vor mir sehe ich einen frischen tropischen Obstkorb. Ein herrlich exotischer und süßlicher Duft von Mango, Maracuja und Papaya schüren bereits die Erwartung an ein großes Bier. Auf der Zunge breitet sich dann das IPA dann vollmundig aber zugleich erfrischend aus. Aromen von Zitrusfrüchten wie Grapefruit und Limone, gepaart mit süßen Früchten wie Mango und Papaya, legen sich an den Gaumen. Im Abgang machen sich die 65 Bittereinheiten noch einmal ordentlich bemerkbar. Das tropische Aroma mit der gewissen Herbe bleibt noch lange in der erinnerung zurück.

Fazit: Eine echte Fruchtbombe! So mag ich das. Gerade die Kombination aus den säuerlichen Zitrusfrüchten mit dem süßen Tropenobst machen das Bier fast perfekt! Wirklich ein gelungenes Westcoast IPA.

Craft-Bier des Monats: Vier Freunde, eine Idee –  Cerevisium1516

Cerevisium 1516
Cerevisium 1516

Genau genommen gibt es dieses Bier noch gar nicht. Es soll mindestens sechs Monate in der Flasche reifen, bevor es sein volles Aroma entfaltet. Ich habe diese Wahnsinnsbier schon nach vier Monaten probiert – an einem heißen Augusttag auf schattiger Terrasse, eiskalt und in Champagnergläsern serviert. Die Champagnergläser sind wichtig, denn das Weihenstephaner Kreativteam – die vier Brauerfreunde, Donatus, Stefan, Daniel und Tae Soon – definiert diesen Hopfentrunk als echtes Champagnerbier.

Das klingt zwar erst mal etwas abgehoben, aber nicht nur die erlesene Aufmachung in Schampus-Flasche mit Edeletikett, sondern vor allem der Blick in den Herstellungsprozess rechtfertigt diese Bezeichnung allemal. Cerevisium 1516 (die Jahreszahl steht für die Einführung des Reinheitsgebots!) wird tatsächlich wie Champagner ausgebaut und mit traditioneller Rüttelmethode veredelt. Neben untergäriger Bierhefe wird Sekthefe aus der Champagne verwendet. Das merkt man schon beim Einschenken an der feinen Perlage im Glas. Was das Jungbrauerteam aus angehenden und fertigen Diplom-Braumeistern nach langjährigen Homebrew-Experimenten jetzt mit ihrem Erstlingswerk vollbracht hat, ist höchste Handwerkskunst verbunden mit wissenschaftlicher Akkuratesse. Angeblich geht jede einzelne Flasche mindestens einhundertmal durch ihre Hände.

Das Ergebnis ist ein ganz ungewöhnliches Bier auf wirklich hohem Niveau. Es strahlt in komplexen Goldorange, das an ganz lange gelagerte Champagner erinnert. Gebraut aus Gerstenmalz mit Hallertauer Blanc, Monroe und einer „geheimen Sorte“, bringt Cerevisium stolze 24 Prozent Stammwürze, 11,5 Prozent Alkohol bei zarten 10 Bittereinheiten auf die Waage. Das alles zaubert einen komplexen, fruchtigen und honigartigen Duft in die Nase. Und ein Hauch von Holunderblüte erinnert an feine Schaumweine aus den höheren Lagen der Champagne. Auf der Zunge entfaltet sich das das Bier vollmundig, cremig, mit Aromen von Pfirsich und reifer Honigmelone. Ein moussierendes Prickeln am Gaumen erinnert zwar entfernt an bessere Weißbiere, geht aber in seiner ganzen Tragweite über herkömmliche Marken hinaus.  Zurück bleibt eine dezente Honigsüße neben einer leichten Bittere, sowie angenehm trockenen Sektnoten, was – alles in allem – in einen sehr, sehr langen Abgang mündet.

Fazit: Das Freising Brau-Team hat im Schatten der ältesten Bieruniversität der Welt wohl erstmals hierzulande die Mauer zwischen Bier und Schampus eingerissen, ohne die Regularien des Reinheitsgebotes zu verletzen. Ein wirklich großer Wurf dieses Cerevisium 1516. Aber kein Bier für Kampftrinker, sondern für echte Gourmets gemacht, als kreativer Aperitif oder als edler Digestif nach feiner Spitzenküche. Mit solchen Suden könnte die Craft-Bier-Szene endlich den erhofften Durchbruch auf den Getränkekarten von Top-Restaurants und Edel-Bistros schaffen. Man kann nur hoffen, dass die vier Brauerfreunde über ihr Crowdfunding-Projekt viele Investoren und bald eine eigene Braustätte finden.

Craft-Bier des Monats: Brewcifer – Hops & Needles

Brewcifer - Hops & Needles
Brewcifer – Hops & Needles

Ein Bier mit Fichtennadeln? Da dreht sich eigentlich schon der Magen, bevor der Sud im Glase schäumt. Da fragt doch jeder: „Schmeckt das denn nach Wald?“. Mittlerweile habe ich das „Hops & Needles“ von Brewcifer (nicht Lucifer!) schon häufiger getrunken und bin von Mal zu Mal mehr davon begeistert. Allein der Mut und die Idee, frische Fichtentriebe in den Hopfensaft zu mischen ist allein ein großes Lob wert. Der Hamburger Brauer Jochen Mader, ein gelernter Klangdesigner, wollte einfach mal wild experimentieren – und dabei nach allen Regeln der Kunst auf das Reinheitsgebot pfeifen. Hier die Fakten:

  • Bierstil: Pale Ale
  • Brauerei: Brewcifer, gebraut und abgefüllt bei Buddelship Brauerei Hamburg
  • Alkoholgehalt: Sechs Prozent
  • Stammwürze: 13.8° Plato
  • Farbe: golden
  • Schaum: feinporig
  • Bittere: 35 IBU
  • Hopfen: Citra, Amarillo und Simcoe
  • Malz: Pilsner, Wiener, Weizen
  • Extras: Fichtennadeln, Dinkelflocken

Im Duft versprüht das Pale Ale fruchtige Noten von Clementine, tropischen Früchten und Grapefruit. Die Fichtennadeln halten sich hier noch eher im Hintergrund, aber sie sind da. Im Geschmack dann vollmundig fruchtig, harmonisch gepaart mit brotig-süßlichen Malzaromen. Nach meinem Empfinden dringen die Hopfennoten mit Mango, Clementine und Aprikose mit einem Hauch Grapefruit jedoch stärker durch. Yuhu! Und dann entwickeln sich auch die Fichtennadeln. Kräuterig und doch etwas waldig fließt das Ale würzig und elegant über die Zunge. Es schmeckt also wirklich ein bisschen nach Wald! Die 35 Bittereinheiten im Abgang spürt man kaum.

Fazit: Durch die Fichtentriebe erhält das Bier ein ganz besonderes Aroma, das auch für erfahrene Craft-Fans ein echtes Novum darstellt. Die Kombination der Aromahopfen setzt dem Brewcifer-Trunk aber dann den Hut auf. Ergebnis: Eine ganz tolle Interpretation eines Pale Ales.