Corona-Krise: Wie geht es Brewheart?

Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Andreas Erfurt von Brewheart aus Otterfing bei München.

Hallo Andi, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?

Alle unsere Aufträge sind von heute auf morgen komplett weggebrochen. Wir waren gerade dabei in verschiedene europäische Länder zu exportieren, hatten dort Tap Takeovers vereinbart, das wurde alles umgehend storniert. Mit ein paar Tagen Verzögerung sind dann auch sämtliche Handelsbestellungen aus Deutschland auf null gefallen. Wir konnten das Ganze etwas abfedern, da wir von Anfang an sehr stark in unser Online-Geschäft investiert haben. Das war von Beginn an als eines unserer Standbeine geplant und rettet uns jetzt einigermaßen über die Runden. Inzwischen sehen wir für den deutschen Markt einen leichten Anstieg der Nachfrage. Viele kleine Unternehmen haben super kreative Aktionen gestartet, vom lokalen Lieferdienst über Online-Tastings. Das lässt die Nachfrage ein wenig anlaufen.

Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?

Die Schließung ist für uns aus zweierlei Hinsicht bitter. Unmittelbar trifft uns das wie alle anderen, da unsere komplette Fass-Ware momentan unverkäuflich ist und das ist ein wichtiger Umsatzbringer.
Zudem kämpfen aber viele der sehr kleinen Läden ohnehin schon mit den täglichen Herausforderungen wie laufende Kosten, Liquidität etc. Diese Läden sind ja nicht nur mitunter befreundete Kunden von uns, sondern es sind gesellschaftliche Treffpunkte, die extrem wichtig im sozialen Zusammenleben sind und für Vielfalt stehen. Ich hoffe, dass so viele wie möglich auch nach der Krise noch existieren und wünsche allen, das möglichst unbeschadet zu überstehen.

Jede Krise hat Sieger und Verlieren. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?

Ich sehe momentan viele kreative Ideen und tolle Ansätze, wie viele Kollegen aber auch Kunden die aktuellen Herausforderungen managen und das Beste daraus machen. Von virtuellen Tastings über online Pub Crawls, den schon erwähnten lokalen Lieferungen und vielem mehr. Ich denke, dass uns die aktuelle Situation zeigt, dass diejenigen zu den Gewinnern gehören, die sich jetzt gemeinsam, flexibel und kreativ einem Abschwung entgegenstemmen. Diejenigen, die jetzt nicht schnell reagieren und Alternativen auftun, die die Gemeinschaft – auch online – suchen, werden es danach umso schwerer haben. Die Formel „Das haben wir schon immer so gemacht“ wird so nicht weiter funktionieren.

Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?

Ich glaube fest daran, dass der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aufblüht. Zum einen werden die Menschen rausgehen und feiern, essen und trinken. Ich glaube auch, dass viele Menschen bewusster aus der Krise kommen und viele bisherige Sachen hinterfragen. Und ich sehe die Community gestärkt. Der Rückhalt, den wir alle momentan von unseren Freunden, Fans, Kunden und Kollegen bekommen ist atemberaubend und super motivierend. Das hätte ich mir niemals träumen lassen und ich bin sicher, dass dieses neue ‚wir‘ für uns alle von Vorteil sein wird.

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