Alle Jahre wieder kommt der Weihnachtsmann oder das Christkind – je nach Wohnort pflegt da jeder Bürger seine eigene Interpretation. Doch stellt sich wohl jedem die gleiche entscheidende Frage: Was wird an dem besinnlichen Fest gegessen und getrunken? Nach Würstchen mit Kartoffelsalat, Fondue, Raclette oder Meeresgetier am Heiligabend futtern rund zwei Drittel der Deutschen am 1. Weihnachtsfeiertag deftigen Gänsebraten. Klar, die meisten kippen sich dazu traditionell Rotwein rein. Ich habe aber mal einige Biersommeliers gefragt, welches Craft-Bier sie zum fetten Geflügel empfehlen. Hier ihre Tipps für die Feiertage:
Daniela Hartl, Camba Bavaria, Truchtlaching:

Mein Favorit zum weihnachtlichen Gänsebraten ist der „Helle Bock“ von Camba Bavaria. Er ist kräftig, würzig und süffig. Seine Honig- und Karamellnoten, gepaart mit Fruchtnuancen harmonieren mit Papas Weihnachtsbraten. Er hat zwar 7,1 Prozent Alkohol, ist aber so lecker, dass man auch gern mal ein bisschen mehr davon trinkt. Und das, darf an Weihnachten auch schon mal sein!
Stephan Butz, Schneider Weisse, Kehlheim:

Ich muss zugeben, dass ich nicht so der Fan von Geflügel und Wild bin. Ein Gänsebraten, mal unabhängig von der Beilage, ist doch ein relativ schweres Gericht. Deswegen empfehle ich eher ein Bier mit etwas mehr Kohlensäure. Diese lässt die Speise leichter und angenehmer wirken. Die Aromen des Bieres sollten nicht zu süß oder zu fruchtig sein. Ich denke, dass man hier tatsächlich sehr gut mit einem klassischen hellen Hefeweißbier bedient ist, das nicht zu dominante Bananenaromen hat. Mein Tipp: Schneider Weisse ‚TAP7 Unser Original‘
Barbara Teichmann, die BierVersteherin, Wasserburg:

In Bayern werden gerade zur Weihnachtszeit noch viele Traditionen gehegt und gepflegt, so auch der Gänsebraten am ersten Feiertag. Am besten mit Knödeln und Blaukraut – und dazu natürlich ein schwerer, kräftiger Rotwein. So ein kleines Aufbrechen einer Tradition, vielleicht auch als Initiierung eines neuen Brauchs, sollte ab und zu durchaus erwogen werden. Deshalb empfehle ich als Getränk zur Gans das „Strada di San Felice“ von Grado Plato. Ein Kastanienbier aus dem Piemont. Dieses obergärige achtprozentige Starkbier mit einem Anteil von ca. 4,8 Prozent getrockneten Kastanien eignet sich hervorragend als Begleiter zu herbstlichen und winterlichen Gerichten – und ist deshalb ein edler Partner für den weihnachtlichen Gänsebraten.
Es besticht im Glas mit einem rotbraunen Kastanienton, der untermalt wird durch orangefarbene Lichter und gekrönt ist von einem feinporigen, beigen Schaum. Dieses Kastanienbier weist eine hohe Drinkability auf. Die ausgeprägten Malz- und Kastanienaromen passen sich hervorragend den Brataromen der Gans an und sind der Beginn einer neuen alten Tradition. Frohe Weihnachten!
Marc Rauschmann, Braufactum, Frankfurt am Main:

Ich habe vergangenes Jahr zum Gänsebraten das „Clan“, unser Scotch Ale, serviert. „Clan“ ist mit der Sorte Fuggle kaltgehopft, hat leichte erdig und holzige Hopfenaromen. Aber auch tropische Früchte dringen durch. Die Hopfenaromatik ist aber nicht zu intensiv, was aus meiner Sicht, zur Gans sonst unharmonisch wäre. Die karamelligen Aromen und die leichte Süße passen sehr gut. Letztendlich wird der Braten ja gerne auch mit etwas Honig auf der Haut abgerundet. Zudem bringt „Clan“ ausreichend Charakter und Stärke sowie eine gute Bittere mit und kann so mit der Gans, den Aromen und auch dem Fett mithalten. Insgesamt würde ich als Kombination zur Gans nicht zu sehr auf Kontrast gehen, sondern eher die Aromen wiederspiegeln. Daher ist Clan zur Gans einfach die ideale Symbiose.
Lisa Luginger, freie Journalistin, Bamberg:

Ich mag sie, die Gans, das fette Vieh. Ich mag sie wirklich. Sie gehört zu Weihnachten wie das Malz ins Bier. Und sie passt auch dazu oder besser das Bier zu ihr. Fett und Alkohol sind Geschmacksträger. Das heißt: Da brauchts ein Bier mit Bums. So hat es mal ein Freund formuliert. Und ich kann dem nur zustimmen. Wenn dann aber in diesem „Bier mit Bums“ noch ein bisschen was ist, das einen Hauch von Erfrischung bringt, das das Schwere ein bisschen leichter macht, dann ist das Duo ideal für mich. Deshalb schlage ich vor:
- Das Bière d’abbaye Double von der Pax Bräu mit Koriander und Honig zur zweiten Gärung.
- Den Weizenbock der Brauerei Kundmüller: fruchtig-komplex und leicht hopfengestopft mit Cascade, Polaris und Hallertauer Gold.
- Den „ Holzbock“ von Hobbybrauer Jörg Hoffmann – ein obergäriger Hammer mit Honig, Eichen- und Douglasienspänen.
Völlige Völlerei. Herzlichen Dank du fette Gans. Und das ist wirklich so gemeint.
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