Selten so einen Schwachsinn über Craft-Biere gelesen, wie den heutigen Online-Eintrag der Süddeutschen Zeitung. Dort kritisiert eine in San Francisco ansässige Autorin „die amerikanische Bierkultur, die sich so stark von der heimatlich-bayerischen unterscheidet“. In der Craft-Bierszene bekannte Produktnamen wie „Pliny the Elder“, „Hammerhead“, „Juego Con Fuego“ oder „Death and Taxes“ vergleicht die Dame mit „drittklassigen Western“. Diese Biere – neben 43 weiteren internationalen Spezialitäten -schenkt „The Toronado Pub“, eine der besten Kneipen der Stadt direkt in ihrer Straße aus – welch ein Skandal!!!
Dem Kneipier kann man zu Auswahl und Vielfalt seines Angebots nur gratulieren. Allerdings bemängelt die Autorin der Bierstory, dass bei diesen Bieren kein einziges dabei ist, was ihr schmeckt, nämlich so “wie ein bayerisches Helles“. Originalzitat: „An das Gebräu, das sie hier Bier nennen, kann ich mich als Bayerin nur schwer gewöhnen.“ Sie sei „nun mal groß geworden mit Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut und weltweit gelobt wird“. Und dann hat Frau Wild auch noch herausgefunden, dass es ihr „im Übrigen mittels einer nichtrepräsentativen Umfrage unter befreundeten Exildeutschen aus Hamburg, Hessen und Sachsen“ mit dem amerikanischen Bier ähnlich ergeht wie ihr. Oh Gott, oh Gott! Vielleicht sollte Beate Wild mit ihren deutschen Freunden anstatt Bier lieber Coca Cola saufen, denn dieser Geschmack dürfte ihr – neben den bayerischen Allerweltsbieren – wahrscheinlich eher bekannt sein, als ein richtig gutes amerikanisches West-Coast Ale…
Mein Kommentar: Wie kann eine so seriöse Tageszeitung wie die Süddeutsche die Veröffentlichung eines solchen Unsinns nur zulassen…
Ups, da ist aber jemand sauer. Zu Recht, der SZ-Artikel ist volle Ladung unqualifiziert.
Obwohl, diese schrecklichen Aromahopfen mit ihrem „künstlich anmutenden Fruchtgeschmack“ sind mir persönlich schon lange ein Dorn im Auge 😉 Kann den Amerikanern bitte mal jemand erklären, dass sie in Zukunft gefälligst deutsche Industrieplörre zu trinken haben. Denn sonst erklären wir im Handstreich die Craft-Beer-Bewegung einfach mal für beendet.
Bei aller „Craft Bier“ Begeisterung, mit „bayerischen Allerweltsbieren“ wird unsere eigene Bierkultur unzureichend gewürdigt 😉
Recht hat die Wild! Was bleibt übrig wenn man seine Neugier an den ach so tollen „Craft“ Bieren verloren hat? Richtig, Durst auf ein „richtiges“ Bier. Bier ohne Experimente, geheimen Zutaten, mystischen Brauriten und jede Menge Einbildung,
also etwas Ehrliches. Damit meine ich keine der deutschen TV-Biere, damit meine ich das Bier aus der kleinen Brauerei in Franken, Oberpfalz oder Niederbayern. Gebraut mit Tradition und Handwerkskunst.
“ Sie sei „nun mal groß geworden mit Bier, das nach dem Reinheitsgebot gebraut und weltweit gelobt wird“ “ – Was denn für ein Reinheitsgebot? Etwa das Betrug-am-Bierkonsumenten-Gebot?
Klein- und Hausbrauereien aus welchem Regierungsbezirk auch immer, aber insbesondere aus Franken – wunderbar, stets in meinem „Bierkeller“.
Craftbiere mit Aromahopfen (für Unkundige: Keine Chemie, keine Gen-Technik, nur Züchtung) – herrlich, auch unentbehrlich in meinem „Bierkeller“.
Industrieethanol mit viel Reinheitsgebot-Augenwischerei und ebensoviel Chemie im Massen-billig-Produktionsprozess – kommt bei mir nicht mal ins Klo.