Craft-Bier-Fest Wien: Genuss-Event mit Absturzcharakter

Vielfältige Craft-Biere aus aller Welt
Vielfältige Craft-Biere aus aller Welt

Die Veranstalter des ersten Wiener Craft-Bier-Fests haben sich wohl einen der gefährlichsten Orte der österreichischen Hauptstadt für ihr Event ausgesucht. Am hochgelegenen Kai des Donaukanals, ohne jegliche Absicherung, zog sich das Festival etwa 300 Meter – open air – direkt am Wasser entlang. Wer hier nach erhöhtem Biergenuss ins Wanken kam hatte schlechte Karten. Bei feuchtkalten Temperaturen dürfte die Wassertemperatur kaum über fünf Grad gelegen haben – jeder Absturz ein Risiko. Zum Glück ging es beim Wiener Craft-Bier-Fest aber nicht um Schwimmwettbewerbe, sondern der Bier-Genuss stand an erster Stelle. Die gute Botschaft: Trotz miesem Wetter kamen rund 4000 Besucher und ersoffen ist an diesem Wochenende im Mai niemand.

Craft-Bier überall wo man hinsieht
Craft-Bier überall wo man hinsieht

Am Standort „Adria Wien“ trafen sich mehr als 30 heimische und internationale Brauereien, die über einhundert Spezialitäten präsentierten. Die Veranstalter – Martin Voigt, Micky Klemsch und Max Wurzer – sind mit dem Ergebnis der ersten Wiener Craft-Bier-Veranstaltung hochzufrieden, obwohl sie das Fest wegen Sturmwarnung und Ekelwetter sogar um einen Tag verkürzen mussten. Schon bei der Anreise durch überschwemmte Wiesen und Felder, hoffte ich, dass ich nicht mit dem Schlauchboot an die Theken rudern müsste. Während es noch vor Wien unaufhörlich schüttete, hatte Petrus dann aber ein Erbarmen. Trotz Kälte blieben die Sturzbäche in der Donau-Stadt aus.

Craft-Bier-Fest an der Wiener Adria
Craft-Bier-Fest an der Wiener Adria

Jeder Stand war gut besetzt und die Gläser gefüllt. Ich konnte mich gar nicht entscheiden, wo ich anfangen sollte. Also startete ich an der BrewDog Bar. Dort bestellte ich aber nicht die schottischen Kreationen die ich alle schon kannte, sondern von der US-Brauerei Rouge Farms das „7 Hops IPA“ mit acht Prozent und 90 IBU. Schmeckte ok, haut mich aber mich nicht vom Hocker. Gleich danach habe ich das Mikkeller „Peter, Pale & Mary“ probiert. Wow! Eine Fruchtbombe auf höchstem Niveau in Nase und Geschmack.

Mikkeller "Peter, Pale & Mary"
Mikkeller „Peter, Pale & Mary“

Mein nächstes Ziel: die Bierzauberei. Endlich konnte ich Günther Thömmes auch mal die Hand schütteln. Er schenkte mir seine „Gose“ ein. Durch die säuerliche Note eine echte Erfrischung und ein purer Gaumengenuss. Neben dem Bierzauberer-Zelt schenkte Malte Feldmann seine Spezialitäten aus dem Wiener Lichtenthaler Bräu aus. Er empfahl erst sein „West Coast Pale Ale“ und dann sein „Extra Special Bitter“. Beides absolut empfehlenswert!

Malte Feldmann von Lichtenthaler Bräu (links)
Malte Feldmann von Lichtenthaler Bräu (links)

Leider drängte die Zeit, da ich um 19 Uhr meinen Vortrag „Hopfenzauber: Was die kreativsten Craft-Biere auszeichnet“ im VIP-Kubus halten durfte. Danach ging es dann weiter an den Stand von Auxburg City Brewery und Brew Age, dessen ersten Kollaborationssud ich unbedingt verkosten wollte. Hier dröhnte ganz dem Image der Augsburger entsprechend, harte Rock-Musik aus den Lautsprechern, um die Laune der Gäste noch mehr anzuheizen. Das „Stoned Imperial Scotch Ale“ ist ein interessantes Bier mit dezenten Aromen, die beim ersten Schluck an Fasslagerung erinnern. Für den Geschmack erhitzten die Brauer einige Steine auf einem Grill, die angeblich das Malz besonders karamellisieren und somit besondere Noten hervorrufen.

Feiner Hopfen beim Verkosten
Feiner Hopfen beim Verkosten

Der letzte Stand in dieser Richtung war Brauschneider aus der österreichischen Wachau. Das IPA konnte ich mir nicht entgehen lassen. Angenehm leicht und fruchtig – tolles Einsteiger-Craft. Dann musste ich aber dringend zu meiner Präsentation. Das Glashaus, das an ein Aquarium erinnerte, war gut besucht. Leider war es dort auch nicht viel wärmer als Draußen.

Nach dem Vortrag standen noch einige Biere auf meiner Liste. Aber, wer kennt es nicht: Durch die interessanten und vielseitigen Gespräche die man an jeder Ecke führt, rennt die Zeit auf solchen Festen immer viel zu schnell dahin. Ein paar Stationen schaffte ich allerdings noch. Bei den Cultur-Brauern trank ich mit Seppi Sigl von Trumer sein „Hopfenspiel“, bei Stiegl probierte ich das „Wildshuter Sortenspiel“ und bei Brew Age noch den „Hopfenauflauf“.

Brew Age "Hopfenauflauf"
Brew Age „Hopfenauflauf“

Der abendliche Temperaturabsturz machte selbst die interessanteste Degustation dann so langsam grenzwertig. Schade, dass in Österreich seit einigen Jahren die Heizpilze verboten sind. So mancher hätte sich etwas zum Aufwärmen gewünscht. Bei der Kälte halfen irgendwann auch die hochprozentigen Stouts wie das „Old Rasputin Russian Imperial Stout“ von North Coast Brewing mit kräftigen Kakao- und Schokoladennoten nicht mehr. Zusammen mit einigen Craft-Bier-Fans zitterte ich dann später noch vor dem Flachbildfernseher, auf dem das deutsche Pokalfinale lief.

Foto: Mareike HasenbeckWetter hin oder her, die Veranstalter waren – trotz allem – von der Besucherzahl überrascht. Martin Voigt fand das Fest als Auftakt der österreichischen Craft-Bier-Bewegung einfach nur „super geil“. Sein Ziel: „Wir planen das Event künftig zwei Mal im Jahr zu realisieren. Die Vorbereitungen für den Winter laufen bereits – dann allerdings in einer warmen Location.“

Mein Fazit: Als Open-Air-Event – trotz Wetter – ein echt geiles Festival mit vielfältigen, einzigartigen und leckeren Craft-Bieren sowie vielen interessanten Brauern, Gästen und Gesprächen. Der österreichische Biermarkt mit seinen vielen neuen Spezialitäten scheint sich zu einer echten Vorzeigeszene in Europa zu entwickeln.

Craft-Bier-Fest in Wien
Craft-Bier-Fest in Wien

4 Gedanken zu “Craft-Bier-Fest Wien: Genuss-Event mit Absturzcharakter

  1. Hallo Mareike, vielen lieben Dank für deinen Besuch, deinen Vortrag und jetzt auch noch diesen tollen Bericht.
    Das mit dem „Absturzrisiko“ war ein Grund bei dem wir selbst echt Angst hatten. Uns haben aber mehrere Wirte an dem Ufer bestätigt, dass in den letzten 10 Jahren (länger erinnerte sich wohl keiner mehr) keine einzige Person jemals da hinein gestürzt ist – am ganzen Kanal nicht. Und es gibt dort Veranstaltungen die sind deutlich besser besucht als unsere.
    Und die Begründung ist auch super: Ein Geländer würde die Leute animiere sich draufzusetzen und dann überzukippen und reinzufallen. Eine ungesicherte „Klippe“ flößt Respekt ein und führt zu Abstand.
    Wir haben jedenfalls nicht mit der 10 Jahrestradition gebrochen 🙂
    Danke nochmal und toll, wenn es Dir Spass gemacht hat – ich habe mich sehr über deinen Besuch gefreut!

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  3. Karl

    – schöner (schönes?) Blog, Mareike!
    – Soviel mir bekannt ist, ist noch niemand selbstverschuldet-unfreiwillig auf der Summerstage- oder der Adria”küste” in den Donaukanal gefallen (Geschubstwordene schon. So jemand ist von einem zufällig vorbeikommendem Radfahrer gerettet worden).
    – hast Du schon mal Bier verschiedener BrauerInnen gemischt? =Die schnellste und billigste Methode, einen neuen Geschmack zu erzeugen. Mit einem Pils und einem PA vom CBF Wien hab ich das versucht. Und das Ergebnis war zufällig phantastisch. Wieso sollte man nur süßes Dunkles und Lager mischen dürfen?

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