Kommentar: Hopfen aus der Heimat

Wie in den vergangenen Jahren, war ich auch in diesem Herbst wieder bei der Hopfenernte in der Hallertau dabei. Obwohl die Ernte mit durchschnittlichen Erträgen gut verlief, zeigen sich Produzenten hinsichtlich der Nachfrage aus der Craft-Branche jedoch eher enttäuscht. Der Grund: Als die junge Bierszene hierzulande in Fahrt kam, haben manche Hopfenbauern noch voller Enthusiasmus ihre Felder gerodet und neue Aromasorten angepflanzt, um kreativen Jungbrauern eine Alternative zu bieten. Anfangs war die Begeisterung noch groß, als neue Hopfenspezis wie Mandarina Bavaria, Hüll Melon, Hallertauer Blanc oder Monroe in den Sud kamen.

Demotivierend für einige, die am deutschen Hopfenmarkt agieren, ist nunmehr die Tatsache, dass viele Craft-Brauer ihr grünes Gold derzeit lieber aus den USA beziehen als auf regionale Spezialitäten zu setzen. Ihr Argument: Hopfengewächse etwa aus dem Yakima Valley sind meist aromatischer und kommen mit speziellen Noten daher, die unvergleichbar sind.

Das mag nicht grundsätzlich falsch sein, aber: In den vergangenen Wochen habe ich bei Tastings fantastische Biere mit deutschen Flavour-Sorten wie Callista und Ariana probiert. Keine Frage, auch die Dolden aus der Hallertau, Tettnang oder der Elbe-Saale-Region bringen tolle Fruchtnoten ins Bier. Dabei muss es nicht immer um Fruchtbomben aus Übersee gehen.

Fakt ist: Deutsche Hopfenbauern sind seit jeher – bedingt durch ihr spezielles Terroir – spezialisiert auf filigrane Aromen. Darin liegt auch eine Chance für Craft-Brauer, wenn sie mit viel Kreativität daraus etwas Besonderes machen und sich dabei an der hiesigen Hopfenqualität orientieren. Schließlich geht es in unserer Konsumgesellschaft doch seit Jahren um Nachhaltigkeit und Regionalität. Warum also müssen wir uns vorrangig an amerikanischen Hopfenmustern orientieren, zumal auch hiesige Gewächse schmackhafte Fruchtnoten in den Sud zaubern? Vor allem ließen sich Biere mit heimischen Sorten auch für potenzielle Konsumenten vielleicht preislich deutlich attraktiver gestalten.

Erschienen im Meininger’s CRAFT Magazin für Bierkultur.

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