Brauer-Portrait: Jörn Mertins von der Brauerei Finne – „Ein Craft-Brauer muss mit Bier ins Bett gehen“

Jörn Mertins, Braumeister der Finne Brauerei in Münster

Münster galt einst als Bierstadt mit rund 100 Brauereien. Heute sind es nur noch sechs. Die wohl kreativste Braustätte der Stadt ist die Finne Brauerei im Kreuzviertel. Verantwortlich für die vielfältigen Bierspezialitäten ist Braumeister Jörn Mertins, der sich gern von Craft-Brauern rund um den Globus inspirieren lässt. So produziert er neben Helles, Pils, Scottish Ale und IPA auch saisonale Sude wie aktuell ein Maple Ale mit Ahornsirup. Alle Biere eignen sich auch ideal für den Einstieg in die Craftbier-Welt, denn sie bieten neben spannenden Aromen auch eine hohe Trinkfreude. Und das Besondere: Jörn verwendet nur Rohstoffe aus biologischem Anbau. Ziel des Finne-Teams ist es, irgendwann eine größere Brauerei in Münster zu besitzen, um die Sude in ausreichender Menge produzieren zu können.

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Als Craft-Brauer muss man Bier lieben und ganz wichtig: Den Anspruch haben, dass Menschen, die das eigene Bier trinken, ebenfalls lernen Bier zu lieben. Dafür benötigt man höchste Ansprüche an den Brauprozess und die Rohstoffe. Man muss Kreativität einbringen und sich immer verbessern wollen. Mit Bier ins Bett gehen, davon träumen, und mit Bier wieder aufstehen. Und dann den besten Sud brauen, den man je zuvor gemacht hat. Das ist ein Craft-Brauer.

Was macht für Dich ein außergewöhnliches Bier aus?

Ein außergewöhnliches Bier ist ein Bier, auf das man außergewöhnlich oft Bock hat. Es muss das bestimmte Etwas haben, aber auch in der Reihe trinkbar sein. Für uns muss das nicht unbedingt heißen, dass Zutaten verwendet wurden, die man so noch nie in der Kombination gesehen hat.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken habt?

Puh, da gab es Einiges. Schräg und gut war etwa das „Cucumber Killer Ale“, quasi ein Gurkenbier, oder auch das „Green Tea IPA’S“, eine besonders schöne Vereinigung von grünem Jasmin Tee und hopfenbetonten Bier.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

In schlechten Zeiten wurde früher häufiger auch mit Molke gebraut. Da wir in Münster eng mit der Hafenkäserei kooperieren, würden wir gerne zeitnah mal ein Molkebier ausprobieren. Darin dann Fenchel, Kümmel und Koriander mit einbrauen. Dann haben wir den Rotschmierkäse „Munterer Matrose“ der Hafenkäserei als Bier in der Flasche.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Da halten wir es westfälisch traditionell. Rinderroulade mit Salzkartoffeln und Rosenkohl. Dazu unser kräftiges Pils. Besser geht es nicht.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craftbier-Szene in fünf Jahren?

Einige der größeren Player werden sicher weiterwachsen und ihre Biere deutschlandweit gut positionieren. Es werden aber auch einige auf der Strecke bleiben. Wir sehen Kollegen, die viel Aufwand betreiben. Da muss es sich irgendwann auch finanziell lohnen, um am Ball zu bleiben. Das werden leider nicht alle schaffen. Wir persönlich glauben stark an den regionalen Charakter von Craftbier. Vor Ort kann man Menschen leichter erreichen und das Bier emotionaler präsentieren. Wir glauben, dass sich die erfolgreichen Craft-Brauer entweder mit einem externen finanziellen Antrieb deutschlandweit positionieren oder regionale Größen sind. Dafür muss man aber auch den Weg über den Lebensmitteleinzelhandel gehen. Der Absatz in kleinen Craftbier-Läden ist sehr überschaubar. Allein hier in Münster sind in den letzten drei Jahren drei Läden geschlossen worden. Somit gibt es hier gar keine kleinen Händler mehr. Leider.

Und was hast Du als nächstes vor?

Wir wollen unsere „Seasonal Brew“-Reihe weiter verfestigen. Neben unseren sechs Klassikern bringen wir zu jeder Jahreszeit ein neues Bier raus, das zur Jahreszeit passt. Das kommt klasse an und holt viele Craftbier-Neueinsteiger gut ab. Zudem wollen wir eine neue Pale Ale Reihe starten.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.