Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Thomas Wachno von Hopfenstopfer aus Bad Rappenau.

Hallo Thomas, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Dein Tagesgeschäft aus?
Es ist ruhig, sehr ruhig, zu ruhig! Im Moment steht die Brauerei eigentlich still. Wir waren für die anstehende Saison schon gerüstet und haben angefangen, den Keller zu füllen. Das haben wir jetzt erst einmal gestoppt und fahren den Bestand runter soweit es geht. Im Moment kümmern wir uns um andere Dinge, die liegen geblieben sind, wie etwa den Festzeltgarnituren einen neuen Anstrich verpassen, Außenanlagen pflegen und unser Lager aussortieren. Auch die Bestellungen im Onlineshop haben die letzten zwei Wochen zugenommen, aber tagesfüllend sind die nicht.
Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?
Unsere Hopfenstopfer-Biere verkaufen wir zum Großteil über Händler als Flaschenbier. Hier lässt sich der Rückgang noch nicht beziffern, zumal wir im letzten Jahr eh schon einen Rückgang verbuchen mussten, weil wir uns weigerten das MHD zu verlängern, da das Bier dadurch „frischer“ wird. Somit ist noch kein wirklicher Vergleich da. Bei unseren Standardbieren haben wir zweidrittel Fassbieranteil und das tut im Moment richtig weh, denn der ist komplett auf null.
Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?
Was passiert, wenn ein Flamingo das eine Bein auf dem er steht auch noch anhebt? Genau, er fällt um. Wir stehen Gott sei Dank auf mehreren Beinen im Sinne von Brauerei mit Hopfenstopfer und Häffner Bräu sowie dem Vertrieb von alkoholfreien Getränken mit Heimdienst und Gaststätte sowie Hotel. Somit können wir wenigstens noch ein wenig Umsatz generieren, wie lange aber so etwas auszuhalten ist, kann ich nicht sagen. Was ich für mich persönlich daraus gelernt habe, was wir aber auch schon immer praktizieren: Nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, das Risiko muss überschaubar bleiben und nicht jedes Geschäft ist ein gutes Geschäft. Und ich bin froh, dass wir den Gärkellerneubau, den wir schon lange geplant haben, noch nicht beauftragt haben. Insgesamt wird der Kuchen kleiner werden und um mehr vom Kuchen zu bekommen, heißt das Andere etwas abgeben müssen…
Welche Tipps kannst Du Kollegen geben?
Kommt immer auf die Umstände an. Grundsätzlich aber: durchhalten! Wenn Du allerdings merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, steige ab!
Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?
Das kommt ganz auf die allgemeine Wirtschaftslage an. Wenn unser Kundenkreis, also die Craft-Biertrinker, gut durch die Krise kommt, dann werden wir auch gut durchkommen, wenn auch nicht alle. Drücken wir mal die Daumen. Es ist schade um jede Brauerei, die verloren geht. Im Übrigen halte ich Brauereien für systemrelevant.