„Mail an…“: Esther Isaak de Schmidt-Bohländer von den Barley’s Angels zum Thema „Frauen und Craft-Bier“

Esther Isaak de Schmidt-Bohländer
Esther Isaak de Schmidt-Bohländer

Lange Zeit war Bier eher ein Getränk für durstige Männer. Mit der Entwicklung der Craft-Bier-Szene in Deutschland entstand eine neue Biervielfalt, mit Aromen von Mango, Papaya oder Schokolade, die immer mehr Frauen begeistern. Meine Frage an Esther Isaak de Schmidt-Bohländer, Mitinitiatorin des deutschen Vereins der Barley’s Angels und Chefin des Bierlands in Hamburg: Was macht Craft-Bier so interessant, dass sich immer mehr Frauen dafür entscheiden?

Wir sind in dieser ganzen Entwicklung erst am Anfang. Allgemein geht es um eine Biertrinkkultur und damit eng verbunden um Biere, die dazu passen. Wir Frauen können in der Regel deutlich mehr Gerüche wahrnehmen als Männer. So hat die Natur uns ausgestattet. Eine weitere Charakteristik ist, dass wir uns schneller langweilen und nicht so ritualisiert sind wie die Männer. Das heißt konkret, dass wir nicht drei Jahrzehnte allabendlich dasselbe Bier dreiliterweise trinken wollen. Und noch ein Phänomen spielt eine Rolle: Wir unterhalten uns gerne. Was will man denn über ein Pils groß reden, zumal der Geruch aus grünen und durchsichtigen Flaschen schon oft an Kuhstall erinnert. Gleichzeitig sehe ich Craftbier als ein Phänomen aus der Foodieszene. Erst waren es Kaffee und Schokolade und jetzt eben Bier. Gehen wir nach Belgien: Da ist Bier seit jeher Alltagskultur- dahin müssen wir kommen. In unseren Frauenrunden fallen bisher die meisten deutschen Craftbiere durch, weil sie einfach noch zu fehlerhaft sind. Frauen wollen Qualität und merken sehr schnell, wenn etwas halbfertig ist. Bier ist so vielseitig und wenn wir komplexere Biere bekommen, werden wir auch zunehmend mehr Frauen überzeugen. Dazu wird dann aber auch kommen müssen, dass die Gastronomie ihr Personal schult und dass das Niveau der Vermarktung seriös und nachvollziehbar wird. Craftbier ist nicht von uns, aber wir haben Chancen auf einen hohen weiblichen Marktanteil, wenn wir uns entwickeln. Bisher gehen – leider – noch weitaus mehr Frauen zum Oktoberfest als zu den Craftbierfestivals.

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