Auxburg City Brewery: Punkige Atmosphäre mit Pale Ale-Abenteuer – Augsburgs heißester Biertempel

Der letzte Montag des Jahres. Auto stehen lassen, warm anziehen, gute Laune tanken. Und dann mit S-Bahn und Zug nach Augsburg Oberhausen. Meine Schwester und ich haben um 19 Uhr ein Date mit den Jungs der Auxburg City Brewery im Bob’s Slow & Fastfood. Kneipe, Restaurant und Brauerei unter einem Dach. Hier wollen wir ein paar Biere probieren, die nur drei Monate nach der Gründung der Craftbier-Schmiede schon als regionaler Geheimtipp gehandelt werden. Wer direkt vom Bahnhof kommt, kann das Bob’s kaum übersehen. In einem Eckhaus direkt an der Ulmer Straße thront über der Eingangstür ein Schild mit dem Kopf des kubanischen Freiheitskämpfers Che Guevara.

Auxburg City Brewery in Bob´s Slow & Fastfood
Auxburg City Brewery in Bob´s Slow & Fastfood

Tür auf und schon knallt uns Rockmusik um die Ohren. Cool! Erster Eindruck: Punk Rock Galerie. Hohe Wände, volle Bude und gedimmtes Licht. Nur das Wichtigste strahlt in vollem Glanz: Die Braukessel. Nirvana-, Red Hot Chili Peppers- und Che Guevara-Poster kleben an den Mauern. Aus einer Ecke schrillt uns die Beleuchtung eines Aquariums entgegen. Nach einer herzlichen Begrüßung mit Braumeister Felix Magziarz und Christoph Leubner, der für Verwaltung und Vertrieb zuständig ist, setzen wir uns ins Bräustüberl. Hier ist der einzige Teil der Kneipe, der im urigen Wirtshausstil gehalten wurde und in dem keine Gitarrenriffs aus den Lautsprechern brechen – wir wollen uns ja schließlich unterhalten. Das Bier des Hauses passt zur Location: Fucking Rock `n` Roll Pale Ale.

O'zapft is: Braumeister Felix
O’zapft is: Braumeister Felix

Bislang braut Felix davon nur zehn Hektoliter. Und was ist da drin? Felix verrät, dass er es mit Perle als Bitterhopfen sowie australischem Summer, amerikanischem Cascade und Chinook für das Aroma braut. Es schmeckt fruchtig nach Mango und Grapefruit mit einer dezenten Bittere im Abgang. Eher ein leichtes Bier. So ist aber die Philosophie des Braumeisters. Dazu der gebürtige Bremer: „Ich stehe nun mal nicht auf die stärkeren Sachen über 6,5 Prozent.“ Die Leute sollen mehr von seinem Bier trinken und nicht schon nach einem Glas geplättet sein.

Nach einem kräftigen Schluck, führt uns der 28-Jährige durch seine heiligen Hallen. Drei Etagen umfasst seine winzige Brauanlage. Wir stapfen in den Keller. Am Ende der Treppe befindet sich auf der linken Seite ein Schaukasten mit zwei leeren Gärbottichen. Erst Anfang Januar will Felix den nächsten Sud ansetzen. Zur Rechten ist der sogenannte Partykeller. Ein rustikales Kellergewölbe mit gemütlicher Erkersitzecke, einer Tischtafel mit aufgebockten Stühlen und fünf Lagertanks. Aus einem davon zapft der quirlige Braumeister erst einmal ganz frisch vier Humpen seines neuen Red Ale mit 5,4 Prozent Alkoholgehalt. Während der Bierprobe erzählt Felix von seinem zweijährigen Schottlandaufenthalt und offenbart, dass auch sein Red Ale nach schottischem Rezept gebraut ist – allerdings als obergärige Version mit Hersbrucker und Hallertauer Mittelfrüh Hopfen. Mir schmeckt es!

Lagertanks
Lagertanks

Felix Erfahrungen konzentrieren sich jedoch noch auf andere Regionen des Planeten. Sein Abitur machte er beispielsweise im südafrikanischen Pretoria, seine Brauerlehre absolvierte er in Mannheim bei der Eichbaum Braustätte. Dann überkam ihn erneut die Reiselust. Im Internet stieß er auf ein Stellenangebot der schottischen Williams Brewery in Alloa bei Glasgow. Dort wurde nach deutschem Reinheitsgebot gebraut: „Da konnte ich nicht viel falsch machen“, lacht Felix, obwohl er mittlerweile der Meinung ist, dass das ursprüngliche Reinheitsgebot keine Existenzberechtigung mehr habe. Schimpft der Experte: „Nach diesen Regeln dürfte man nicht einmal Weizen verwenden, also würde es auch kein Weizenbier in Deutschland geben.“

Nach seinem Schottland-Abenteuer kam Felix zurück nach Augsburg, machte seinen Meister bei Doemens in Gräfelfing bei München und braute zunächst nur nebenberuflich im Bob’s. Im Oktober 2013 war es dann soweit: Die offizielle Gründung der Auxburg City Brewery. Seitdem ist er Chef seiner eigenen Brauerei. Zur Unterstützung warb der Augsburger seinen schottischen Kumpel Douglas aus der Williams Brewery ab. Der 23-Jährige studierte erst Mathematik in Glasgow, schmiss aber vor der letzten Prüfung hin um sein Leben nur noch dem Bierbrauen zu widmen. Seit Oktober ist der Schotte nun in Deutschland und steht mit Felix an den Kesseln.

Brauer und Blogger: Douglas, Mareike und Felix
Brauer und Blogger: Douglas, Mareike und Felix

Gemeinsam brauen sie auch ein Maisbier, das gerade noch im Lagertank vor sich hinschlummert und noch nicht trinkbereit ist. Dafür zapft er aus einem weiteren Lagertank sein Dark Ale mit sechs Prozent Alkoholgehalt. Farblich könnte es noch einen Tick dunkler sein und im Geschmack noch kräftiger. Es schmeckt aber toll nach Waldbeeren mit einem Hauch Karamell. Während dem letzten Schluck im Bob`s erzählt uns der Braumeister noch seine Pläne für 2014: Ein erfrischendes, obergäriges Sommer-Ale mit nur 3,5 Prozent Alkoholgehalt und ein Fruchtbier mit frischen Erdbeeren stehen auf seiner Liste. Mit einem Augenzwinkern prophezeit er, dass auch irgendwann sein eigenes IPA kommen würde.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.