Samstags im Red Hot: Hobbybrauer zeigen Muskeln

Wenn sich ein gutes Dutzend internationaler Hausbrauer zum Tasting in einer Kneipe trifft, sind Geschmacksvielfalt und rege Diskussionen garantiert.

Foto: Privat
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An einem Samstagnachmittag im August gleicht das Red Hot im Münchner Univiertel einem konspirativen Treffpunkt für Alchimisten. Sanft gerötete Nasen neigen sich über gut gefüllte Glasgefäße, als ginge es darum, geheime Formeln zu erforschen. Der Eindruck täuscht: Wenn sich Freizeitbrauer aus verschiedenen Ländern zum Gedankenaustausch treffen und sich gegenseitig ihre Kreationen vorstellen, gibt es nicht nur lebhafte Diskussionen, sondern auch eine ganze Menge Spaß.

Eines zeigt diese Szene aber eindrucksvoll: Die europäische Craftbier-Szene kommt immer mehr in Bewegung. Darin sind sich die angereisten Brauer, darunter Briten, Italiener, Argentinier und Deutsche absolut einig. Auch die von ihnen vorgestellten Kreationen sind nicht von schlechten Eltern: Kultige Weißbiere, moderne Englisch Bitter und ein wirklich cooles Weizen IPA. Einige der hausgemachten Kreativ-Biere standen für einen kleinen Degustationswettbewerb zur Verfügung. Die etwa 20 geladenen Gäste kamen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.

Tibor vom Red Hot empfing mich und stellte mir erst einmal den Organisator der Tasting-Runde vor: Bob stammt aus Kalifornien, lebt aber seit über acht Jahren in Deutschland. In perfektem Deutsch erklärte er mir, dass er bereits zum dritten Mal ein Hausbrauertreffen arrangiert. Warum nicht öfter? „Viele Hobbybrauer mögen dieses Wettbewerbsfeeling unter Kollegen noch nicht so recht, da ist noch viel Überzeugungsarbeit notwendig“, erklärt Bob und zieht seine Schultern nach oben, als müsse er eine schwere Last aufnehmen.

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Aber nun zum Höhepunkt des Nachmittags, zur Degustation. Die Tische im Red Hot waren standesgemäß präpariert: Pappbecher, Wasserflaschen und Brot sowie die obligatorischen Bewertungsbögen auf jedem Platz. Maximal saßen fünf Leute an einer Tafel, da jeweils nur eine Flasche der angebotenen Sorten pro Gruppe ausgeschenkt wurde. Insgesamt wurden elf Biere verkostet, eingeteilt in drei Kategorien: 1. Amber Ale und English Bitter, 2. Weißbier, 3. Weizen IPA. Auf den Bewertungsbögen wurde Aussehen, Geruch, Geschmack, Mundgefühl und Gesamteindruck festgehalten. Maximal 50 Punkte konnte man einem Bier geben.

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Zur besseren Orientierung waren die identisch aussehenden Bügelflaschen mit Nummern versehen. Ich saß mit anderen Münchnern am Tisch, die sich bei den sechs Weißbieren nicht schlüssig waren, wie sie Ihre Punkte verteilen sollten. Verständlich, denn einige Biere innerhalb einer Sorte ähnelten sich stark. Interessant aber waren die unterschiedlichen Variationen allemal. Verständlich, dass ich an dieser Stelle nicht alle Biere vorstellen will, aber überrascht haben mich vor allem die Wheat IPAs. Eines davon duftete und schmeckte intensiv nach Erdbeere und Brombeere. Das andere legte die Sensorik eher auf gelbe Steinfrüchte wie Pfirsich und Aprikose. Beide Ales waren wirklich köstlich und verlangen jeden Respekt.

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Zum Schluss gab es eine Siegerehrung. Bob hatte mit seinem Kollegen innerhalb kürzester Zeit drei Gewinner ausgewertet. Den ersten Platz machte das Weizen IPA, das auch mir am besten schmeckte. Applaus für Ricardo, den Argentinier im knallroten Polohemd. Der zweite Platz ging an das fruchtige Amber Ale und auf der dritten Position landete das Erdbeer-IPA. Einen Pokal gab es zwar nicht, aber alle Hobbybrauer sahen überaus zufrieden aus und orderten bei der Red Hot Crew fleißig weitere Runden aus dem hauseigenen Sortiment.

 

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