Kreativbrauerei Kehrwieder & Uerige: Ziemlich grüner Gemeinschaftssud

Jrön (1)In diesem Bier vereint sich das traditionelle Können der Düsseldorfer Uerige Brauerei mit der Hopfenliebe von Oliver Wesseloh der Kreativbrauerei Kehrwieder aus Hamburg. „Jrön“ (bedeutet im rheinischen Slang: grün) heißt ihr Zaubertrunk, den sie im vergangenen Jahr nach einer neuen Rezeptur einbrauten. Das Ergebnis: Eine Grünhopfen-Sticke mit 6,2 Prozent. Dafür fuhren die Brauer extra zu einem Hopfenbauer nach Reichersdorf in die Hallertau um die frischen Dolden selbst zu ernten. Fix düste das Team zurück in die Altbier-Hauptstadt um das grüne Gold in den Kessel zu werfen.

Und ich finde: „Jrön“ kann sich wirklich sehen lassen. Das kastanienbraune Bier mit fantastischer Schaumkrone macht gleich Appetit. In die Nase strömen fruchtige Aromen von Erdbeeren und Zitrusfrüchten, die sich mit einer schönen karamelligen Malzigkeit vereinen. Am Gaumen kombinieren sich fruchtige Noten von Aprikose und Ananas mit einem Hauch grüner Paprika und einer angenehmen Herbe von 55 Bittereinheiten. Etwas Grasiges vom Hopfen spielt ebenfalls mit. Alle Nuancen halten sich im Finish noch sehr lange am Gaumen.

Fazit: Hut ab, ein Bier mit so viel verschiedenen und komplexen Aromen habe ich lange nicht mehr  getrunken. Die Kombination des Grünhopfens mit dem Malz mit der speziellen Uerige-Hefe ist wirklich gelungen. Da gibt es nichts zu meckern!

 

 

 

Uerige DoppelSticke Edition 1862: Hammer-Alt zur Jubelfeier

Uerige - Doppel Sticke Edition 1862
Uerige – Doppel Sticke Edition 1862

Lange habe ich diesen Schatz im Bierkeller für ganz besondere Ereignisse aufbewahrt. Immerhin war die schnucklige 375ml-Langhalsbottle des „DoppelSticke Edition 1862“ ein persönliches Geschenk aus der Uerige-Brauerei. Aber die grässliche Regenperiode der vergangenen Wochen bei uns in Bayern mit Temperaturen von meist unter zehn Grad, brachten mich dazu, diese alkoholreiche Wärmeflasche vorzeitig aus der Versenkung zu ziehen.

Es fällt schwer, bei diesem Trunk eine Einordung in eine der gängigen Typologien zu finden. Ist es ein krasses Altbier, die rheinische Version eines Barley Wines oder eher ein Düsseldorfer Imperial Ale? Vielleicht von all dem ein bisschen – aber auf jeden Fall genial. Fest steht jedenfalls: Dieses Bier ist ein echter Geheimtipp.

Ich hatte schon vor einiger Zeit schon mal das normale Uerige DoppelSticke mit 8,5 Prozent Alkoholgehalt probiert, eine Version, mit der die Uerige-Macher schon seit einigen Jahren erfolgreich den US-Markt bedienen. Auch das war schon ein beindruckender Craft-Trunk. Aber bei der Edition 1862, die zum 150. Jubiläum der Hausbrauerei aufgelegt wurde, haben die Düsseldorfer Traditionsbrauer von allem noch mal eine Schaufel mehr in den Sudkessel gekippt.

Nicht nur durch einen Alkoholgehalt von 11,8 Prozent verspricht dieses Bier wirklich Superlative. Allein die Zutaten bilden eine einzigartige Kombination: Gerstenmalz, Karamellmalz, Weizenmalz und Röstmalz, außerdem reichlich Doldenhopfen und die hauseignen Uerige-Hefe. Dazu wurde der Zaubertrank noch 12 Monate im Single-Malt-Fass gelagert.

Dunkelbraun läuft dieses Bier beinahe wie Schweröl ins Glas. Und augenblicklich fluten süße Aromen von Dörrpflaume, Waldfrüchten und Sahnekaramell den Raum. Über allen weht der feine Duft aus dem schottischen Whiskyfass. Im Antrunk macht zunächst der Alkohol mächtig Eindruck. Dann wird es filigraner: Es schmeckt nach Brombeere, Mandel, Vanille, Kandis, Schokolade und einem Hauch Lakritz. Wer schon mal in den schottischen Highlands war und dort hausgemachte Whisky-Marmelade probiert hat, wird sich erinnern. Die Uerige-Brauer rundeten das Bier mit einer sauberen Bittere aus den Doldenhopfen ab, die eine angenehme Balance zur Süße herstellt. Empfehlung: Nicht zu kalt trinken, am besten bei 12 Grad.

Fazit: Schließe mich den Worten von Düsseldorfer Altstadt-Gourmets an: „Dat is wahrlich ein leckeres Dröppke!“  Aber mit einem Peis von knapp 25 Euro die 375ml-Flasche eher etwas für ganz besondere Tage, eben für Jubiläen jeglicher Art. Aber da es nur eine limitierte Sonderauflage von 150 Flaschen gab, dürfte es schwerfallen, diesen Sud noch irgendwo aufzutreiben. Ich habe noch eine Flasche im Keller und die werde ich wohl zum nächsten Weihnachtsfest mit feiner Schokolade probieren.

Uerige Altbier: Handwerk mit Tradition

Uerige Altbier aus Düsseldorf
Uerige Altbier aus Düsseldorf

Wer sich im Herzen der Düsseldorfer Altstadt der Gasthausbrauerei Uerige nähert, riecht schon von weitem den Hopfen. Seit Jahrhunderten pflegt die Minibraustätte ihr dunkles kupferfarbenes Altbier und hat sich eisern jedem Geschmackstrend verschlossen. Das Heiligtum, in dem dieser Bier mit Doldenhopfen, eigens gezüchteter Uerige-Hefe, Karamell- und Röstmalz angesetzt wird, liegt tief in den Kellern unterhalb des ehemaligen Patrizierhauses.

Das Uerige Altbier duftet nach Karamell, Kakao, Pflaumen und frischen Orangen. Auf der Zunge breitet sich das kastanienfarbene Bier cremig und vollmundig zu einer leckeren Aromenkombination aus: Leichte Süße aus den Karamell-Noten, etwas Herbes von Schokolade und Espresso sowie einem fruchtigen Hauch des Hopfens. Mit 4,7 Prozent ist dieses Alt kein schwerer Hammer, sondern ein erfrischendes Bier für jede Jahreszeit.

Fazit: Das Uerige hat mich positiv überrascht. Ein Beispiel dafür, dass Tradition nicht langweilig sein muss. Umso mehr freue ich mich, wenn ich dieses Jahr mit meiner Schwester nach Düsseldorf fahre und ein frisch gezapftes Alt in den urigen Gemäuern genießen kann.

Übrigens: Noch mehr über Uerige und was Oliver Wesseloh dazu sagt, lest ihr ab Samstag in der neuen Focus-Ausgabe.