Zugegeben, wegen der wachsenden Biervielfalt hatte ich schon länger kein Bier mehr von der Insel-Brauerei aus Rambin auf Rügen im Glas. Umso mehr habe ich mich gestern auf das „Baltic Ale“ gefreut. Dabei handelt es sich um ein 7,5-prozentiges Belgian-Style Pale Strong Ale, das mit einer Abtei-Hefe in offener Gärung und noch mal in der Flasche vergoren wurde.
In einem attraktiven Goldton strahlt das naturtrübe Bier durchs Glas. Ein feinporiger, schneeweißer Schaum liegt oben auf. In die Nase strömen sofort würzige Noten der Hefe, die an weißen Pfeffer und etwas Muskatnuss erinnern. Der Antrunk gestaltet sich aromatisch und spritzig, bis sich auch auf der Zunge die würzigen Aromen mit einem vollmundigem Mundgefühl ausbreiten. Hinzu gesellen sich sanft fruchtige Töne und ein weiniger Charakter. Im trockenen Finish zeigt sich noch eine gewisse Herbe.
Fazit: Ein rundum gelungenes und aromatisches Bier. Die 7,5 Umdrehungen sind perfekt eingebunden, sodass das Ale sowohl als spritziger Aperitif als auch als aromatischer Speisenbegleiter zu Fischgerichten oder würzigen Currys funktioniert.
Covid-19 trifft auch die Craft-Bierbranche hart. Mit Kurzinterviews möchte ich die Community auf dem Laufenden halten, was bei Brauern, Biersommeliers, Händlern, Gastronomen und Bloggern derzeit passiert und wie all diese tollen Menschen mit dem Virus-Wahnsinn umgehen. Heute ging meine Mail an Markus Berberich von der Inselbrauerei auf Rügen.
Markus, wie wirkt sich die Corona-Krise auf Euer Tagesgeschäft aus?
Das ist sehr vielfältig. Der Außendienst kann die Kunden weitestgehend nicht besuchen und nur schwer erreichen. Heißt: es gibt viele Aufgaben, um die Distribution sicher zu stellen. Wir haben sehr viele Maßnahmen eingeleitet und umgesetzt, um uns so gut wie möglich auf die Situation einzustellen. Wir nutzen diese Zeit aber auch, um an vielen Zukunftsprojekten zu arbeiten. Jetzt ist es besonders wichtig, sich strategisch auf die Zeit danach vorzubereiten. Die Stimmung im Team ist gut und zwei Meter soziale Distanz ist in Vorpommern ja eine Annäherung.
Welche Probleme entstehen durch die Schließung der Bars, Taprooms und Restaurants?
Das hängt vor allem von der Zeitdauer ab. Vier bis sechs Wochen sind wahrscheinlich relativ gut verkraftbar, längerfristige Schließungen werden für viele Betriebe schwierig sein. Hier kann es insgesamt schon zu starken Veränderungen kommen. Wir freuen uns auf den Tag, an dem wir unseren Verkostungsraum wieder eröffnen können.
Jede Krise hat Sieger und Verlierer. Was lernen wir aus der jetzigen Situation?
Staat und Gesellschaft müssen die Gesundheit der Bürger schützen. Die Politik macht hier, glaube ich, vieles sehr richtig. Ich glaube, dass man in Zukunft deutlich besser auf solche Situationen vorbereitet sein wird und man solch drastische Maßnahmen nicht mehr braucht. Hier sind vielleicht Südkorea, Taiwan oder Singapur schon etwas weiter als wir. Wenn man den Blick ein wenig weitet und schaut, was in anderen Ländern gerade passiert, muss man deutlich sehen und anerkennen, in was für einem gut strukturierten und sozialen Staat wir leben. Ich bin im Moment ganz froh Staatsbürger und Unternehmer in Deutschland zu sein und sehe die gezahlten Steuern als gute Anlage in Gesundheit und wirtschaftliche Zukunft des Staates.
Wie sieht der Craft-Biermarkt nach Covid-19 aus?
Schwer zu sagen, da sind sehr viele Unwägbarkeiten drin. Ich glaube eher, das Marktsegment wird deutlich kleiner. Die zu vermutende Weltwirtschaftskrise wird die Preisbereitschaft für solche Biere sinken lassen. Es werden sich aber auch neue Chancen ergeben, die man versuchen muss zu nutzen. Ich kann mir auch vorstellen, in zwei Jahren besser da zu stehen. Ich muss aber zugeben, da ist natürlich eine Portion Wunschdenken drin.
…kombiniert mit „Baltic Dubbel“ als harmonische Ergänzung:
Mit einem kastanienbraunen Ton mit roten Reflexen und cremefarbenert Schaumkrone fügt sich das Bier bereits optisch gut in die Jahreszeit ein. Die Abteihefe ergibt im Verbund mit dem Roggen-, Weizen- und Röstmalz ein komplexes Duftspiel von dunklen Trockenfrüchten: Pflaume, Dattel, Rumrosine und einem Hauch von Haselnuss. Der Trunk ist trocken, elegant und hinterlässt einen weinähnlichen Eindruck. Der Alkoholgehalt von 8,5 Prozent ist harmonisch eingebunden und schenkt dem Dubbel zugleich genug Rückgrat, um mit dem deftigen Gänsebraten mitzuhalten und zu begleiten.
…kombiniert mit „Seepferd“ für mehr Eleganz:
Goldgelb glänzt das saure Bier mit leichter Trübung durch das Glas. Der Duft erinnert an eine frische Grapefruit. Auf der Zunge zeigt sich eine frische Säure, gepaart mit Hopfenherbe. Das zarte Aromaspektrum steht in schönem Kontrast zum herzhaften, reichhaltigen Gänsebraten. Säure neutralisiert den Gaumen und hebt das Fett des Geflügels von der Zunge.
Würstchen mit Kartoffelsalat…
…kombiniert mit „Insel Herb“ für den unkomplizierten Genuss:
Klassische Begleitung für eine klassische Kombination: erfrischend und unkompliziert wie das Gericht. Eine langanhaltende, aber sehr harmonische Herbe sorgt für den gewissen Kick. Sanfte Zitrus- und Ananasnoten im Hintergrund bringen Balance und das gewisse Etwas.
…kombiniert mit „Insel Saison“ für das kreative Aromaspiel:
Ein mildes, erfrischendes und trockenes Bier mit angenehm fruchtigem Duft nach Aprikose und zarten Noten von Orange. Diese Vereinigung lädt dazu ein, auch beim Kartoffelsalat kreativer zu werden und z.B. Zitrusfrüchte zu verwenden.
Käse-Fondue…
…kombiniert mit „Baltic Tripel“ als Geschmackswucht:
Gleich und gleich gesellt sich gern: Ein kraftvolles Tripel mit 9,5 Prozent Alkohol begleitet daher besonders schön ein deftiges Fondue. Der Duft verleiht der Kombination eine elegante Würzigkeit und die fruchtigen, kräuterigen Noten passen gut zu den kräftigen Käsearomen. Tipp: das Fondue bereits mit Tripel zubereiten.
…kombiniert mit „Strandgut“ als reizvolles Duo:
In dem orangebraunen Bier dominieren holzige Noten, die sich mit fruchtigen, rauchigen und an Bourbon-Whiskey erinnernde Aromen vereinen. Der würzige Charakter des Käses verschmilzt mit dem Getränk zu einem reizvollen Duo.
[Sponsored Post] Die Insel-Brauerei auf Rügen unterstützt mit einer Spende von 15.000 Euro den World Wide Fund For Natur (WWF) die Lebensraumsicherung des Seeadlers. Den Check übergab Brauereigründer Markus Berberich gerade erst an die WWF-Mitarbeiterin Silke Engling. „Rügen ist unsere Heimat und unsere Inspiration zugleich. Die einzigartige Natur der Insel und die Artenvielfalt sind ein Geschenk, aber auch eine große Verpflichtung für uns alle, sie zu erhalten“, so Markus Berberich.
Der „König der Lüfte“ lebt auch auf Rügen gefährlich. Forstwirtschaft, Jagd und Touristen, die sich unbedacht in den Waldgebieten bewegen, bedrohen den Lebensraum der Tiere oder stören sie bei der Aufzucht ihrer Jungen. Der WWF leistet wichtige Arbeit für die Sicherung geeigneter Lebensräume für die majestätischen Vögel. Er führt Renaturierungsmaßnamen durch und fördert die Entwicklung von Wildniswäldern, errichtet Horstschutzzonen und leistet Überzeugungsarbeit für bleifreie Munition.
Mit dem Engagement für den Seeadlerschutz auf Rügen möchte die Insel-Brauerei nicht nur die Arbeit des WWF unterstützen, sondern auch ein Zeichen setzen und die Sensibilität der Rügener und der Inselbesucher für das Thema steigern.
Die Insel-Brauerei braut Seltene Biere in Flaschenreifung – wenig bekannte und selbst kreierte Bierstile, mit Naturdoldenhopfen, Spezialmalzen und offener Gärung. Die in Naturpapier eingewickelten Flaschen tragen die Motive Rügener Tierarten auf dem Etikett, u.a. das des Seeadlers. Jede Flasche ist ein Stück Rügen, das in die Welt geht.
Markus Berberich (rechts) und sein Brauer-Team in der Inselbrauerei
Er ist ein Mann voller Tatendrang und frischen Ideen. Markus Berberich arbeitete lange Zeit als Braumeister bei der Störtebeker Braumanufaktur in Stralsund, bis er sich entschied, sein eigenes Bier zu brauen. So öffnete er, nur eine Brückenfahrt von der Piratenbrauerei entfernt, die Rügener Inselbrauerei. Im 1000-Seelendorf Rambin produziert Markus mit seinem Team inzwischen „seltene Biere“. Darunter ein Ale mit Champagner-Hefe, ein fruchtig-elegantes Sauerbier sowie auch ein India Pale Ale mit einer ordentlichen Portion Übersee-Hopfen – und räumt damit regelmäßig Preise ab. Kein Wunder, denn in seiner Werkstatt hat er ein ausgewähltes Team: Darunter Braumeister Frank Lucas, frischgebackener deutsche Meister der Biersommeliers. Da ich bislang noch kein langweiliges Bier aus der Rügener-Manufaktur genossen habe, und jede Sorte auf ihre Art heraussticht, zählt Markus Berberich für mich zu Deutschlands Top-Brauern.
Markus, wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das dürfte so um 1987 gewesen sein. In der Küche meiner Freundin habe ich gebraut und mich bei der Speisegabe für die Flaschenreifung verrechnet. Das führt dazu, dass eines Sonntagmorgens zwei heftige Explosionen in der Küche passierten und alle davon wach wurden. Die Scherben steckten im Küchenschrank und ich bekam Hausbrauverbot…
Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?
Für mich gibt es mehrere Faktoren: ein Bier soll eigenständig und charaktervoll sein, eine gute Balance haben, gut trinkbar sein. Die goldene Regel: man muss die Flasche wirklich leer trinken können und der Biergenuss soll lange anhalten und nicht nach ein paar Tagen oder Wochen schon vergessen sein. Um das zu erreichen zählen hohe Vergärungsgrade und Flaschenreifung zur Grundvoraussetzung.
Welchen Biertyp trinkst Du am liebsten und warum?
Je nach Anlass und Situation: im Alltag zum Feierabend trinke ich Sauerbier – unser „Seepferd“ – das erfrischt. Ein weiteres Lieblingsbier von mir ist belgisches Orval. Ab und an darf es auch alkoholfrei sein, dann bevorzuge ich nach wie vor das „Frei-Bier“ von Störtebeker.
Was sind Deine Lieblingshopfensorten?
Kann ich so nicht sagen, dass kommt auf die Einbettung des Hopfens an. Aber Sorachi Ace, Galaxy und Simcoe gefallen mir ziemlich gut.
Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?
Er ist weltoffen und respektvoll gegenüber allen Brauern. Er ist glaubwürdig, macht und deklariert alles was er sagt, ist kreativ, handwerklich und fleißig. Die Begeisterung für Bier sollten alle seine Partner spüren können. Damit man als Craft-Brauer erfolgreich sein kann, sollte man neben der Braukompetenz auch etwas von Markenbildung, Vertrieb, Logistik, Organisation und führen einer Firma verstehen. Man braucht eine soziale Kompetenz für seine Mitarbeiter und leider recht viel Geld für den Aufbau. Das Paket ist sehr anspruchsvoll und wird sehr häufig unterschätzt oder erst gar nicht gesehen.
Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?
Eine 20 Jahre alte Geuze von einem befreundeten belgischen Braumeister. Man hatte echt das Gefühl, man beißt in eine Pferdedecke – unglaublich!
An welchem Ort der Welt würdest Du mit Deinem besten Freund gern ein Bier trinken?
Ganz klar auf Rügen, bei der Insel Brauerei.
Und was hast Du als nächstes vor?
Wir erweitern derzeit unsere Brau- und Abfüllanlagen. Und klar, wir entwickeln immer neue Ideen. Was als nächstes kommt, wird aber noch nicht verraten. Meine Ideenschublade ist jedenfalls für Jahre gefüllt.