Citra-Tasting: Mikkeller versus Camba Bavaria

Single Hop Citra von Mikkeller und Camba Bavaria
Single Hop Citra von Mikkeller und Camba Bavaria

Wahre Unterschiede erkennt man nur im direkten Vergleich. Kürzlich probierte ich zwei Citra Single Hop Imperial IPAs gegeneinander: Das dänische von Mikkeller aus Kopenhagen und da bayerische von Camba Bavaria aus Truchtlaching. Beide Biere kannte ich schon zuvor und das Citra von Camba habe ich auch bereits im Blog besprochen. Hier zunächst die Fakten:

Mikkeller

  • Alkohol: 8,9 Prozent
  • Farbe: trübes Sonnengelb
  • Schaum: stabil, cremig
  • Geruch: Reife Früchte wie Mango, Mandarine
  • Geschmack: Alkoholisch, herb nach Orangenschale

Camba Bavaria

  • Alkohol: 6,9 Prozent
  • Farbe: golden
  • Schaum: stabil, cremig
  • Geruch: frische Zitrusaromen von Limone, Grapefruit, Bitterorange
  • Geschmack: erfrischend nach Grapefruit, Zitrone, etwas grasig im Abgang

Fazit: Beides tolles Biere, keine Frage. Allerdings finde ich das Camba etwas besser ausbalanciert. Es ist irgendwie fruchtiger, knackiger und schmeckt nicht so alkoholisch wie das dänische IPA. Das Craft von Mikkeller schmeckt eher nach reifen, süßen Früchten und verlangt mit seiner individuellen Note eine eher philosophische Betrachtung. Camba dagegen überzeugt mit erfrischenden Fruchtnoten, ist völlig unkompliziert und eignet sich als angenehmer Trunk für alle Tage. Vor allem sollte man das Preisleistungsverhältnis anmerken. Das Camba-Citra kostet weniger als zwei Euro, während Genießer für das Mikkeller mehr als das Doppelte blechen müssen.

Mikkeller Nelson: Gipsy-Drink mit belgischer Schützenhilfe

Mikkeller - Nelson Imperial India Pale Ale
Mikkeller – Nelson Imperial India Pale Ale

Das Brau-Team Mikkel Borg Bjergsø und Kristian Klarup Keller von Mikkeller in Kopenhagen überrascht häufig. Wer einmal die Website der beiden dänischen Gypsy-Brauer gesehen hat, wird über die rekordverdächtige Anzahl an Kreativ-Suden staunen.

Aber zugegeben, es ist nicht immer ganz einfach, sich in einem solchen Riesenangebot zurecht zu finden. Auch beim Kauf des Imperial India Pale „Nelson“ war ich erst mal etwas verwirrt. Im Online-Handel tauchen verschiedene Varianten dieses Single Hopes auf, mit ganz anderer Etikettierung, mal mit 6,9 mal mit 8,9 Prozent Alkoholgehalt, auch mal mit Korken als „Nelson Sauvignon“ und immer mit unterschiedlichen Preisen. Vielleicht gibt es in Zukunft etwas mehr Orientierung im Braufactum-Shop, in dem es bald einige der Mikkeller-Biere angeboten werden.

Das Single Hop, das ich jetzt erstmalig als 8,9-prozentige Version im Glas hatte, wurde in Belgien bei De Proef Brouwerij gebraut. Das Team dort ist spezialisiert auf die Entwicklung und Produktion von Bier für Dritte. Hier entstehen gelegentlich auch die Kollaborationssude von Brewdog und Nøgne Ø.

Aber nun zum Bier: Wuchtige weiße Schaumkrone auf trüben, aber kräftigen Orangeton. Ein betörender Duft nach Zitrusfrüchten, Stachelbeere und Wiesenblumen.  Hier zeigt der neuseeländische Nelson Sauvin seine einzigartigen und außergewöhnlichen Aromen, die ihn weltweit zu einem der begehrtesten und teuersten Hopfen machen. Auf einer soliden Malzbasis fließt eine süffige Melange aus Weißweinrauben, Grapefruit, Orangenschale, reifer Bergpfirsich und Mango über die Zunge. Im Hintergrund streicheln dezente Rosinen-, Gewürz- und Harznoten den Gaumen. Der Hopfen-Cocktail mündet schließlich in einen langen, bitteren Nachgeschmack, unterstützt von einer Spur Fruchtsüße.

Mein Fazit: Noch ein weiteres tolles IPA von Mikkeller – frisch, fruchtig und süffig, ein echter Hopfen-Kick, bei dem der Alkoholgehalt kaum an Dominanz gewinnt, wie bei so manch anderem Imperial-Drinks. Zugegeben, Nelson Sauvin gehört mit zu meinen fünf Lieblingshopfen. Aber erfahrene Brauer sagen, dass der Einsatz des Neuseeländer nicht ganz so einfach ist und nur eine richtige Balance erst den wahren Geschmack entwickelt. Hier ist es gut gelungen.

Mikkeller Mosaic Single Hop: Grandioses Feuerwerk der Sinne

Mikkeller - Mosaic Single Hop
Mikkeller – Mosaic Single Hop

Es kommt nicht so häufig vor, dass mir ein neues Craft-Bier einen solchen Schauer über den Rücken laufen lässt. Das Mikkeller Mosaic Single Hop ist wirklich ein unglaubliches Ale, das dänische Brauer in Kopenhagen konzipierten, das in der Proefbrouwerij im belgischen Lochristi bei Gent gebraut und im Bierland Bayern verkostet wurde.

Das Besondere an diesem IPA ist aber nicht nur die grenzübergreifende Produktion, sondern vor allem der erstmals 2012 in den USA geerntete Aromahopfen Mosaic, der dem dänisch-belgischen Zaubertrank einen einzigartigen, komplexen Geschmack gibt. Bei 8,9 Prozent Alkohol präsentiert sich das Bier in einem matten Altgold und mit einer schneeweißen, stabilen Schaumkrone. Im Umkreis von zwei Metern duftet der Raum nach tropischen Früchten und einer spätsommerlichen Blumenwiese.

Eine herrliche Fruchtbombe, in der sich komplexe Zitrusaromen von Grapefruit und Limone mit Steinfrüchten wie Aprikose und Pfirsich um die geschmackliche Vorherrschaft streiten. Auf der Zunge entwickelt sich dieser exotische Cocktail sehr trocken mit einem Hauch von Gewürzen und dezent süßen Anklängen von Honig oder Karamell. Nach wärmendem Abgang bleibt eine herrliche Bittere des Mosaik-Hopfens noch lange, lange, lange zurück.

Fazit: Mikkeller entwickelt sich immer mehr zu einer der ersten Craft-Bier-Adressen und zu einer echten Kreativschmiede in Europa. Das neue Single Hope ist ein herausragendes aber gefährliches Ale. Die fast neunprozentige Alkoholstärke spürt man kaum im Geschmack, aber dafür in den Beinen. Für mich ist der Mosaic-Hopfen eine echte Entdeckung und das wahre Geheimnis dieses außergewöhnlichen Bieres, das ich zu den zehn besten Ales zähle, die ich bislang getrunken habe.