Städte-Special: Helsinki im Craft-Bierfieber

Finnen gelten seit jeher als besonders trinkfreudiges Volk – allerdings mit Vorliebe für harte Sachen. Mit der Craft-Bierbewegung wächst jetzt auch im hohen Norden die Freude am Biergenuss. Speziell in Helsinki boomt die Szene mit neuen Brau-Werkstätten, Brewpubs und ganz ungewöhnlichen Suden. Weiterlesen „Städte-Special: Helsinki im Craft-Bierfieber“

Finnish Beer Competition: Das Beste aus 212 Bieren

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Finale der „Finnish Beer Competition“ in Helsinki

Kaiserwetter am Mittwoch um 11 Uhr in Helsinki. Auf dem Bahnhofsplatz, direkt gegenüber dem renommierten Kunstmuseum „Ateneum Art“, warten rund 34 finnische Craft-Brauer unter weißen Zelten darauf, dass sich das Tor zum fünftägigen Festival „Große Biere, kleine Brauereien“ endlich öffnet. Während einige Brauer noch Fässer heranrollen und ihre Stände optisch aufpimpen, verkostete ich zusammen mit weitere Juroren in einem abgetrennten Bereich die ersten Sude für die „Finnish Beer Competition“, dem finnischen Craft-Beer-Award.

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Flight: Finnisches Weizenbier

Bei dem Wettbewerb wurden insgesamt 212 Biere eingereicht. An zwei Tagen degustierten wir so lange, bis am Donnerstag schließlich nur noch acht unterschiedlich Sorten im Finale standen. Auf der Bühne des Craft-Bierfestivals probierten sich dann nur noch zehn internationale Juroren zum Siegerbier. Nur ein einziger Sud gewann den Wettbewerb. Welcher das ist, das darf leider noch nicht verraten werden, da die Veranstalter kommende Woche ein gesondertes Champion-Event vorhaben. Eines kann ich verraten: Es war einzigartig, fruchtig, hopfig und auch meine Nummer eins, für die ich gestimmt hatte.

Nach dem Award schaute ich mich noch etwas auf dem Festival „Große Biere, kleine Brauereien“ um. Die mehr als 30 Brauereien hatten mehr als 300 Biere im Ausschank. Einige interessante Sude habe ich probiert, spannende Leute und super coole nordische Brauer kennengelernt. Die Finnen haben mich begeistert. Story dazu folgt.

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Ich 🙂

Trend-Kneipe: Besuch in der Brewdog Bar in Helsinki

Brewdog Bar Helsinki
Brewdog Bar Helsinki

Auch Finnland hat einiges in Sachen Craft-Bier zu bieten. Aber dieses Mal war nicht ich dort, sondern meine Schwester. Und klar, als ebenso Bierliebhaberin ließ Elena es sich nicht entgehen, auf ihrem Wochenend-Tripp durch Finnlands Hauptstadt, in der Brewdog Bar – flippig und zum Teil mit Turnhallenboden ausgelegt – ein frisch gezapftes Punk IPA zu genießen.

Ihr Fazit: „Geil! Aber die in Edinburgh hatte mehr Atmosphäre und war irgendwie punkiger.“

Hier ein paar Eindrücke:

Frisch gezapftes Punk IPA
Frisch gezapftes Punk IPA

Foto: Feiner Hopfen

Sportliche Preise
Sportliche Preise

Foto: Feiner HopfenFoto: Feiner Hopfen

Brewdog
Brewdog

Finnland: Kurze Bierprobe jenseits des Polarkreises

Eisige Schneelandschaft in Ivalo
Eisige Schneelandschaft in Ivalo

Bin gerade aus dem finnischen Lappland von einem Winter-Drive mit Audi nördlich des Polarkreises zurück. Mit einem 367 PS-Gefährt bretterte ich bei minus 18 Grad über die Schneepisten der Teststrecke bei Ivalo nahe des berühmten Inari-Sees. Der Adrenalinkitzel machte mächtig Durst auf ein geiles Bier. Im „Petronella“, dem wohl besten Restaurant im kleinen Nest Saariselka, inmitten nordischer Wildnis, bestellte ich abends zu Steinpilzsuppe und Elchbraten das einzige Bier, das es dort gab: ein Lager von Lapin Kulta. Immerhin was Finnisches und vom Fass. Gereicht wurde das regionale Standardbier in einem Weizenglas. Übersetzt heißt der Name übrigens „Das Gold Lapplands“.

Lapin Kulta Lager
Lapin Kulta Lager

Lapin Kulta ist natürlich kein Craft-Bier und trotz goldener Farbe, der Geschmack war für eingefleischte Hopheads alles andere als goldig. Die zweitgrößte Brauerei Finnlands wurde 1873 noch unter anderer Bezeichnung gegründet und bietet heute ausschließlich Lager- und Pils-Sorten an. Viel kann ich zu diesem goldfarbenen Lager nicht sagen. Jedenfalls spürt man kaum Alkohol. Das Bier wirkt mit seinen 4,5 Prozent so dünn, dass ein kräftiger, an Wodka gewöhnter Finne wohl schon mal ein Fass trinken muss, um Wirkung zu verspüren. Als Durstlöscher zum kräftigen Nordmannsessen war es ok, aber der köstliche Elch hätte definitiv etwas Besseres verdient.

Dagegen erwies sich eine kleine, gemütliche Bierbar (The Oak Barrel) auf dem Flughafen in Helsinki als echter Craft-Geheimtipp, während ich auf den Heimflug wartete. Als ich auf einer Tafel über der Bar die Bezeichnung „Microbreweries“ entdeckte, ging mir doch glatt das Herz auf. Ich bestellte noch ein finnisches Porter der Suomenlinna-Brauerei, die auf einer Insel vor Helsinki liegt. 0,2 für 5,90 Euro war schon happig, aber zumindest ein kurzer Gaumenschmaus. Aber richtige Biere kosten in Finnland auch richtig Geld. Immerhin wies das Ale schöne Kaffeenoten auf mit einem Hauch von roten Beeren in Nase und Geschmack. So konnte ich mir wenigstens den Cappuccino sparen.

Finnisches Porter in Helsinki am Flughafen
Finnisches Porter in Helsinki am Flughafen

Der Keeper erzählte mir, dass Finnen nicht nur harte Sachen, sondern auch gern Bier trinken. Der Gerstensaft könne zudem eine lange Geschichte vorweisen. Die Vorväter des Finnvolkes brauten bereits vor Jahrtausenden das Urbier Sahti, das anstelle von Hopfen mit Wachholderbeeren angesetzt wurde. Und während ich dem Barmann lauschte, wurde schon wieder zum Boarding aufgerufen…