Brauer-Portrait: Maximilian Valentin – Vom Schreibtisch zum Sudkessel

Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)
Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)

Maximilian Valentin verspürte ziemlich früh die Neugier zum Bier. Schon als Kind wollte er wohl auf dem Münchner Oktoberfest am Maßkrug naschen. Sein Vater erlaubte es ihm aber erst, als er den Humpen auch wirklich heben konnte. Doch dauerte es noch einige Jahre, bis Valentin zum „Bier-Geburtshelfer“ wurde, so wie er sich selbst nennt. Der 36-Jährige kommt aus der Medienbranche und ist somit kein ausgebildeter Brauer.

Trotzdem schaffte er es zu seiner eigenen Marke, zu seinem eigenen Bier. Vor rund drei Jahren lernte Max Valentin den Braumeister Maximilian Krieger aus dem bayerischen Riedenburger Brauhaus kennen. Und gewann ihn für sein Projekt. Krieger ist derjenige, der für Valentin die erste und aktuellen Sorte „Isar Helles“ am Sudkessel verwirklicht. Wie das Bier schmeckt, und woher es seinen Namen hat, lest ihr hier.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Ich lege Wert darauf, dass ich „Bier-Geburtshelfer“ bin! Ich helfe wo ich kann, gebe meinen Senf dazu und hab Hopfen wie Biertyp mitbestimmt. Aber Brauer ist Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus. Der Brau-Ruhm gebührt also einzig und allein ihm. Irgendwann hab ich Max kennengelernt und dann hat es gerade mal drei Jahre (!!!) gedauert bis ISAR geboren war.

 

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier hab ich mit Max in `ner Braueule in `ner Ecke vom Sudhaus in Riedenburg gebraut. Ich fands super aber ich glaube, da hätte sonst was rauskommen können. Aber es kam sehr gut an.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Natürlich wieder Max, is ja klar. Dem schau ich am meisten zu und ich liebe ihn für seine Liebe zum Produkt. Das hört er aber nicht gern. In New York konnte die Jungs von der Brooklyn Brewery besuchen und denen über die Schulter schauen. Da herrscht irgendwie `ne Wahnsinnsatmosphäre. Das schreit nach Kreativität und Freiheit. Zwei Dinge an die wir auch glauben.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Das ist `ne schwere Frage, natürlich auf jeden Fall den Dolden Sud. Gerade in dieser Sekunde trink ich das Citra Sunshine Slacker von EVILTWIN. Das würde ich jetzt gerne mit meinem besten Freund trinken, weil zu zweit trinken immer mehr Spaß macht.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken und Spaß machen. Für uns war noch Bio sehr wichtig, aber das ist unsere eigene Überzeugung, aber nicht unbedingt ein Kriterium für Craft-Bier. Über genaue Definitionen sollen sich andere Leuten die Köpfe zerbrechen. Ich steh nicht so auf Dogmen.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Saphir. Etwas unspektakulär aber gerade mag ich ihn sehr, auch wegen ISAR.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Christoph Schlingensief hätte ich gerne kennengelernt. Leider ist er zu früh gestorben, aber ich glaube das wäre ein großartiger Abend geworden und hätte in einem Abenteuer enden können. Oder mit Rocky Balboa zwischen Schweinehälften übers Leben reden, das wäre auch was gewesen. Ich glaub das Citra Sunshine Slacker ist jetzt alle…

Bier-Wandern in Bayern: Vom Fludererbach zur Liebeswiese

Foto: Bierlehrpfad - Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH & Co. KG
Foto: Bierlehrpfad – Chiemsee-Alpenland Tourismus GmbH & Co. KG

Es gibt sie eigentlich überall, die Bierwanderwege. Doch jetzt eröffnet auch offiziell am Tag des deutschen Bieres, also am 23. April, ein Bierlehrpfad im bayerischen Hochtal Samerberg. In der Nähe des Chiemsees ist das Gebiet eine der beliebtesten deutschen Wanderregionen überhaupt. Initiator ist der Gasthof „Duftbräu“. Je nachdem wie viel edlen Hopfensaft der Wanderer oder die Wanderin unterwegs trinkt, dauert die Tour angeblich rund 45 Minuten – also reine Gehzeit. Insgesamt finden Ausflügler 13 Stationen. Auf den Schautafeln bekommen Interessierte nebst Einblicken ins Brauereiwesen auch eine Rohstoffkunde von Wasser, Hefe, Malz und Hopfen sowie Anekdoten rund ums Thema Bier.

Der Wanderweg führt nebst Wasserfällen, entlang des Fludererbachs und der sogenannten „Liebeswiese“ vorbei. Warum die Grünfläche diesen Namen trägt, regt sicherlich nach dem zweiten Wegbier das Kopfkino an…

Weitere Informationen wie Höhenprofil oder Aussichtspunkte finden Wanderlustige hier. Außerdem kann man die kostenlose App aufs Smartphone laden und die Wegbeschreibung auch offline nutzen.

Pyraser Herzblut: “Liebe im Kornfeld” – Gaumenschmaus für den Grillabend

Pyraser Herzblut - Liebe im Kornfeld
Pyraser Herzblut – Liebe im Kornfeld

Ich muss zugeben, dass ich eigentlich hopfige Biere bevorzuge. Doch die neue Kreation aus der Herzblut-Serie von Pyraser aus Bayern ist wirklich etwas Besonderes und begeistert selbst eingefleischte Hop Heads. Für „Liebe im Kornfeld“ spielte Brauermeister Achim Sauerhammer mit sechs verschiedenen Malzsorten: Weizen-, Dinkel-, Gersten-, Roggen-, Hafer- und Emmermalz und verfeinerte mit Spalter Select Hopfen.

In einem attraktiven Orangeton scheint das Bier durchs Glas, getoppt von einer mächtigen Schaumkrone. Es duftet nach Banane, aber zugleich fruchtig-erfrischend. „Liebe im Kornfeld“ verbreitet sich samtig-weich im Mund. Auch wenn die Malzaromen dieses Bier dominieren, so zeigen sich im Antrunk dennoch dezente Noten von Mandarine und Orange. Am Gaumen paaren sich zum ersten Eindruck liebliche Bananennuancen und eine harmonisch malzige Komponente mit einem Hauch von Walnuss. Und im Abgang zeigt sich sogar noch eine winzige Hopfennote.

Fazit: Toll, ein wirklich gelungenes Bier von den Pyraser Brauern! Ich habe mich positiv überraschen lassen, was für herrliche Aromen diese Malzmischung hervorbringt. Mit 5,5 Umdrehungen und 13,9 Prozent Stammwürze ist das obergärige Bier auch keineswegs zu schwer, eher angenehm leicht. Stelle es mir super zum Grillen vor, um meinen Gästen einen echten Gaumenschmaus zu Fleisch und Gemüse zu präsentieren.

Camba Bavaria „Citra IPA“: Inspiration für künftige Single-Hop-Sude

Camba Bavaria - Citra IPA
Camba Bavaria – Citra IPA

Es ist schon etwas ungewöhnlich, wenn man auf einer Camba-Bavaria-Flasche anstatt des bekannten Firmen- Etiketts nur einen farblosen Papier-Aufkleber mit dem Stempelaufdruck „Citra IPA“ findet. Das wirkt beim ersten Hinsehen vielleicht etwas billig und lässt an ein Versuchsobjekt von Heimbrauern erinnern. Aber dieser Eindruck täuscht – und zwar gründlich.

Ich habe dieses Single Hop IPA schon im Dezember im Münchner „Tap House“ vom Fass probieren können und mir Anfang Januar eine 12er-Kiste aus dem Camba-Headquater in Truchtlaching mitbringen lassen. Und ehrlich gesagt: Man muss unter den deutschen IPAs schon lange suchen, um ein so schön ausgewogen, nach Citrus- Aromen duftendes Bier zu finden. Der Geruch nach Limone, Bitterorange und Grapefruit streichelt bereits die Sinne, wenn der Trunk goldfarben ins Glas rinnt. Das Citrus-Bouquet kommt auch im Antrunk gut rüber und dominiert den Abgang mit einem bitter ausbalancierten Aromen-Cocktail. Irgendwie erinnert mich dieses IPA ein wenig an die berühmten Single Hops von Brewdog und Mikkeller. (Vergleich folgt!)

Leider gibt es kaum Informationen über dieses Bier. Das Rückenetikett der Flasche stammt wohl vom Camba Imperial Ale und weist lediglich auf 6,9 Umdrehungen hin. Von diesem Citra IPA wurde angeblich nur so wenig gebraut, dass es sich nicht lohnt, extra dafür ein Etikett zu drucken. Wohl deshalb sind die Halbliter-Bügelflaschen auch nicht im regulären Handel erhältlich.

Fazit: Mit seinen knackig bitteren Citra-Aromen ist dem Camba-Team ein richtig gutes Bier für alle Tage gelungen. Es hat zwar nicht ganz den Tiefgang eines Mikkeller oder Brewdog, aber vom Preis-Leistungsverhältnis her ist dieses IPA ein echter Geheimtipp für Craft-Bier-Fans. In Truchlaching kostet der halbe Liter lediglich 1,40 Euro – bei dieser Qualität fast geschenkt. Man kann nur hoffen, dass dieses Bier auch künftig das Camba-Angebot schmücken wird. Mit seiner Frische wäre das jedenfalls ein richtig guter Sommertrunk. Und zugegeben: Dieses Camba IPA hat mich dazu inspiriert, bei meinem nächsten Homebrew mal ausschließlich auf eine Single-Hope-Variante zu setzen.

Brauer-Portrait: Jan Brücklmeier – Vom Beruf zum Hobby und zurück

Jan Brücklmeier im Sudhaus
Jan Brücklmeier im Sudhaus

Jan Brücklmeier studierte zwar Brauwesen und Getränketechnologie in Weihenstephan. Aber nach einem Praktikum trieb es den heute 40-Jährigen Oberbayer in die Getränkeabfüllung und dann zum Anlagenbau in einem Lebensmittelunternehmen. In dieser Position war er weltweit unterwegs, lebte mal in der Schweiz, dann drei Jahre in den USA.

In Amerika kam die Leidenschaft zum Brauen zurück. Brücklmeier experimentierte mit Freunden und Nachbarn in der Garage. Wie er selber sagt, machte ihn diese Zeit „zum absoluten Hophead“. 2012 reiste er zurück nach Deutschland. Dort traf er seinen alten Kumpel Bernhard Sturm wieder. Sie stellten fest, dass beide auf Biere wie IPAs abfahren. Gemeinsam tüftelten sie Konzepte für eine Nebenerwerbsbrauerei aus. Auf der Braukunst Live lief Brücklmeier sein Studienfreund Philipp Frauendörfer über den Weg, der erzählte ihm, dass er kurz davor sei, eine Traditionsbrauerei in Traunstein, nähe des Chiemsees, zu übernehmen. Da passte plötzlich einiges zusammen. Die beiden Kumpel Jan und Bernhard zogen gleich mit ein, da Philipp neben herkömmlichen Suden zu brauen auch mit kreativen Bieren experimentieren wollte. Headless Brewing war geboren.

Die drei Oberbayern starteten vor kurzem mit dem Single Hop IPA „Indian Clipper“, das mit Centennial, „Cascadian Dark Ale“ und mit Cascade Hopfen aus Tettnan gebraut wurde. Als Highlight wollen die Brauer zweimal im Jahr ganz besondere Saisonal-Biere anbieten, die auch lagerfähig sind.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Nachdem ich meine Schreinerlehre abgeschlossen und mein Abi auf der Berufsoberschule gemacht hatte, stand ich vor der Wahl, was ich studieren sollte. Nach dem Tag der offenen Tür in Weihenstephan und einigen Informationen zum Studium stand fest, das wollte ich machen. Fasziniert hat mich dabei der unglaubliche Facettenreichtum der Ausbildung und die Vielfalt des Lebensmittels Bier. Diese Faszination ist bis heute geblieben.

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Ich hab Anfang der 1980er eines der legendären ACME Brown Ale Kit von meinem Bruder geschenkt bekommen. Das waren so fertig-gehopfte Malzextraktdosen, die man mit Wasser vermischen und dann aufkochen musste. Danach abkühlen, Hefe dazu und fertig. Das Ergebnis war eine Katastrophe, aber meine Neugierde war geweckt. Ich dachte ich hab was falsch gemacht, bis ich Jahre später ein Newcastle Brown Ale trank und feststellte, dass die lasche Karbonisierung und der Geschmack so gewollt sind.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Am meisten prägte mich sicherlich mein dreijähriger Aufenthalt in den USA. Dort bin ich mit der sehr aktiven Craft-Bier-Szene in Berührung gekommen. Eines der am meisten inspirierenden Brauereien war für mich Founder’s aus Grand Rapids.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Founder’s Centennial IPA und Augustiner Hell, Hauptsache Abwechslung.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken. Das ist das Wichtigste.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Centennial! Über den wurde mal gesagt: „A celebration of the gods in a medium compact cone form.“ Aber auch Amarillo und Simcoe gefallen mir. Im Allgemeinen gilt aber für mich das Gleiche wie beim Bier, ich mag die Abwechslung.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Ich weiß nicht ob er überhaupt Alkohol getrunken hat, aber mit Mahatma Gandhi würde ich mal gerne ein IPA trinken. Seine Gelassenheit, das Chaos dieser Welt zu ertragen und dabei ruhig zu bleiben, fasziniert mich.

Aber im Großen und Ganzen stoße ich auch sehr gerne mit guten Freunden und meiner Frau an, denn die erträgt das Chaos, das ich so verbreite ebenfalls sehr gelassen und bleibt dabei auch meistens ruhig.

Das Headless Brewing Team
Das Headless Brewing Team