Brauer-Portrait: Schwarze Rose Craft Beer – quirliges Quereinsteiger-Quartett aus Mainz

Die drei Simons von Schwarze Rose Craft Beer. Inzwischen sind die Mainzer zu viert.

Drei Kumpels, eine Wohngemeinschaft, eine Leidenschaft: In ihrer WG in Mainz, die einst den Namen „Schwarze Rose“ trug, entdeckten die drei Simons ihre Passion für Craft-Bier. Inzwischen wohnen die Freunde zwar nicht mehr zusammen, aber ihr Herzblut zum Experimentieren, Genießen und Gestalten der eigenen Bierkreationen wuchs immer stärker. Seitdem basteln die Simons, zu dessen Team mittlerweile auch Daniel zählt, an immer neuen Rezepten. Im vergangenen Jahr entschied sich das Quereinsteiger-Quartett den Schritt zum Gypsy-Brauen in einer lokalen Brauerei zu wagen und einfach den Namen der WG zu übernehmen. Seitdem führt das „Schwarze Rose“-Team neben New England IPA und West Coast IPA auch ein Cold Brew Coffee Stout im Portfolio. Der nächste Sud, ein Double Dry Hopped Double IPA, liegt schon in der Pipeline – und sicher können sich Craft-Fans künftig noch auf einige kreative Sude der Mainzer freuen.

Die Fragen beantwortete Simon Rose:

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Leidenschaft, Neugierde, eine gesunde Prise Perfektionismus und Geschmack. Ein guter Brauer sollte den Anspruch haben sich und seine Prozesse stets zu perfektionieren sowie ein gutes Gespür dafür entwickeln, welche Rohstoffe wie zusammenpassen.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Balance spielt die wichtigste Rolle. Viele Craft-Brauer testen regelmäßig Grenzen aus, was wirklich spannend ist und meist auch zu großartigen Ergebnissen führt. Viele dieser Ergebnisse trinkt man aber auch oft nur einmal. Wenn du aber nicht genug von einem Bier bekommst und es dadurch aus der Masse hervorsticht, ist es ein außergewöhnlich gutes Bier.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das war das „Room 309 Trüffel Ale“ von Freigeist & Hertl – ich kann bis heute nicht sagen wie ich es finde.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Witzigerweise war das erste Bier, das wir durch den Hobbybrauwettbewerb der Mainzer CraftBeerMesse 2017 gemeinsam mit Kuehn Kunz Rosen brauten, das „Schrille Nacht IPA“ mit Piniennadeln, Kardamom und Piment. Das Bier hat uns auch ein wenig den Weg als Gypsy-Brauer geebnet. Jasminblüten in einem IPA fände ich sehr spannend. Grundlegend sind wir aber mehr daran interessiert durch modernen Einsatz der traditionellen Zutaten Hopfen, Malze und Hefen im Brauprozess und deren Kombinationsmöglichkeiten zu zeigen, was Bier alles kann, als mit anderen Zusätzen zu brauen. Gerade bei Malzen finde ich es neben Gerste und Weizen auch sehr spannend mal mit Hafer zu brauen.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Ich liebe Tacos! Dazu ein gutes West Coast IPA und ich bin glücklich.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Ich denke, sie wird bis dahin noch um einiges wachsen. Gerade in unserer eher weinlastigen Region ist noch viel Luft für spannende Sude. Ich denke und hoffe, dass die Nachfrage an lokale und charakterstarke Biere weiter steigt und die Biervielfalt im Einzelhandel und in der Gastronomie immer größer wird.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Wir sind ja erst sehr frisch dabei, daher ist alles noch äußerst aufregend. Wie man den Vertrieb ausbauen kann ist ein ständiger Aspekt unserer Diskussionen. Als Nächstes bringen wir jetzt ein DDH DIPA raus, darauf freue ich mich schon sehr, es liegt gerade im Tank. Ansonsten wollen wir weiter an neuen Rezepten tüfteln und spannende Biere brauen.

Brauer-Portrait: Luis Seubert von True Brew Brewing – „Keine Berührungsängste vor alternativen Zutaten“

Luis Seubert

München hat eine neue Craft-Station. Die drei Kumpels Andreas Dünkel, Lucas Jochem und Luis Seubert öffneten vor wenigen Wochen ganz still und heimlich den Taproom „True Brew“ im Dreimühlenviertel. Aus zehn Hähnen fließen hier ihre eigenen Biere, die von IPA über Mexican Lager, Ambar Ale, Witbier und Helles, bis hin zu saisonalen Spezialitäten wie Pumpkin Ale reichen. Vier Sorten kommen aus den glänzenden Kupferkesseln hinter der Theke. Gerade erst füllten die Wahlmünchner ihr Vienna Style Lager auch in eine schicke Dose. Verantwortlich für die Sude ist Braumeister Luis, der die Biere als Gypsy in einer befreundeten Biermanufaktur braut. Die True Brew-Sorten besitzen den gewissen Kreativ-Kick und eine hohe Drinkability, um auch Craft-Novizen nicht zu verschrecken. Luis verrät, dass sich Bierfans künftig auf noch mehr besondere Spezialitäten in der neuen Münchner Location freuen können.

Die Fragen beantwortete Braumeister Luis Seubert:

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Die richtige Mischung aus handwerklichem Können, Sachverstand, Kreativität und Leidenschaft…

…und was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Weniger ist mehr, da bin ich einfach gestrickt. Der Teufel steckt meiner Meinung nach im Detail. Ich finde ein feines, ausbalanciertes Pils oder Helles meist spannender und außergewöhnlicher als IPA und Co. Zudem bin ich ein großer Freund von Single-Hop-Bieren. Ich finde es interessant ein Bier auf die Charakterzüge einer einzelnen Hopfensorte auszurichten und so voll zur Geltung kommen zu lassen. IPA-Experimente mit sieben, acht oder gar einem Dutzend Sorten sind zwar ganz nett, schmecken meistens aber alle nach tropischem Fruchtkorb, wobei die charakteristischen Nuancen der einzelnen Hopfen dann leider etwas auf der Strecke bleiben.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das war wohl 2010 im ersten Berufsschuljahr: ein Pils, originale Erstabfüllung der Schulbrauerei um 1982 und somit knapp 30 Jahre in der Flasche gelegen. Ein über die Jahre wunderbar bernsteinfarben gewordenes, schaurig oxidiertes und geschmacklich pappig-flaches Bier. Trotzdem fand ich es spannend, was nach 30 Jahren Dornröschenschlaf in einer Flasche so passiert.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Ich habe generell keine Berührungsängste, solange es sich um natürliche Zutaten handelt. Wir haben ein paar Kreationen am Hahn, die mit alternativen Zutaten gebraut sind. Aktuell ein Pumpkin Ale, ein Mexican-Style Lager mit Mais und Limette sowie ein Witbier mit Koriandersamen und Bitterorangenschalen.  Auf der „to-brew-Liste“ steht auch noch ein Blood Orange IPA, aber da warte ich wohl noch bis Frühjahr/Sommer 2020.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Rindsrouladen von Oma und dazu ein kerniges Dunkles. Unschlagbar!

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Ich denke die Szene wird in den nächsten Jahren noch wachsen. Gerade im Süden der Republik ist im Gegensatz zu den Craft-Ballungszentren Berlin oder Hamburg noch viel Luft für kreative Köpfe. Der Qualitätsanspruch des Konsumenten wird noch deutlich steigen und somit auch der Anspruch an die Brauer und ihre Biere. Ich freu mich auf eine spannende Zukunft mit alten wie neuen Brauerkollegen, noch mehr interessanteren Bieren und einer Menge Spaß.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Wir haben gerade unsere erste Biersorte in die Dose gebracht. Da werden demnächst auch noch ein weitere folgen. Ansonsten habe ich für den Winter noch ein paar spezielle Biere geplant. Langweilig wird es also erstmal nicht.

True Brew-Theke mit glänzenden Kupferkesseln

Brauer-Portrait: Chance Graves von Crossroads Ales & Lagers setzt auf coole Experimente

Chance Graves
Credit: Crossroads Ales & Lagers

Kreativbrauer Chance Graves stand 2012 an einer sogenannten „Crossroads“, ein bekanntes Synonym für viele Blues-Songs. Er musste sich entscheiden, welche Richtung er einschlägt und beschloss schließlich seine Heimat zu verlassen. So kam der heute 34-Jährige aus den USA nach Deutschland, um zunächst in traditionellen Brauereien zu arbeiten und dort das Brauhandwerk zu erlernen. Schon immer war es sein Ziel neue Rezepturen zu entwickeln und unter einer eigenen Marke auf den Markt zu bringen. Vor rund zwei Jahren war es dann soweit, er gründete „Crossroads Ales & Lagers“ im oberbayerischen Schongau und experimentiert seitdem mit verschiedenen Bierstilen wie Farmhouse Ale, Red Ale, New Style Lager oder auch Tropical Wheat Ale und Whiskey Oak Aged Imperial Stout. Seine Intention ist es, sich mit jedem Trunk von der Masse abzuheben und immer wieder neue Wege einzuschlagen – ganz in der Crossroads-Philosophie.

Chance, welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ein guter Craft-Brauer sollte experimentierfreudig und offen für alles sein. Er sollte aber auch wissen, welche Rohstoffe zusammenpassen und welche nicht. Zudem muss er im Brauprozess schnell Probleme lösen und Entscheidungen treffen können.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Außergewöhnliche Biere sollten sich geschmacklich deutlich von Mainstream-Fernsehbieren unterscheiden, unvergesslich sein und einzigartige Merkmale besitzen, die man so nicht oft findet.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das war das Dogfish Head’s Raison D’Extra, gebraut mit Rosinen, braunem Zucker und einem Alkoholgehalt von 18 Prozent. Das Bier war sehr schwer und komplex. An kalten Wintertagen kann man sich sowas mal gönnen, aber in der strahlenden Sommersonne würde ich persönlich lieber zu etwas leichteren greifen. 

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Es ist sehr schwierig sich hier nur für ein paar Zutaten zu entscheiden. Es gibt so viele interessante und spannende Möglichkeiten außerhalb des Reinheitsgebotes. Zurzeit würde ich gerne mit Zitronengras und Fichtenspitzen brauen, allerdings nicht im gleichen Sud. Vielleicht wird eines meiner nächsten Biere innerhalb der „Experimental Series“ mit diesen Zutaten zu tun haben. Ansonsten finde ich auch Früchte im Bier sehr interessant, da kann man sich einiges von den Belgiern abschauen.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Gebratenes Lachsfilet mit gegrilltem, grünen Spargel und dazu mein Farmhouse Ale.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

In Deutschland gibt es noch viel Luft nach oben. Ich hoffe sehr drauf, dass die jüngeren Biertrinker noch mehr auf Craft-Bier aufmerksam werden und das der Anteil von Kreativbieren am gesamten Bierumsatz hierzulande weiter zunimmt.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Ich beabsichtige nächstes Jahr mehr Präsenz auf verschiedenen Craft-Biermessen zu zeigen, um noch mehr Interessenten zu gewinnen. Natürlich möchte ich meinen Kundenstamm weiter ausbauen und werde hier in nächster Zeit meine Aktivitäten vor allem in München weiter erhöhen. Sehr aufregend finde ich im Moment meine „Experimental Series“, in der ich mich kreativ so richtig austoben kann. Eine eigene Brauerei ist mein großer Traum, die Realisierung liegt allerdings noch in weiter Ferne.

Brauer Portrait: Braurevolution – „Zu allererst muss man das Handwerk beherrschen“

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Marc und Felix von der Braurevolution (Credit: Braurevolution)

Marc Schmidt und Felix Ungerer aus Notzingen bei Esslingen sind gelernte Brauer und Mälzer. In der Berufsschule haben die Schwaben sich kennengelernt, arbeiteten anschließend im selben Betrieb und beschlossen dann eine eigene Biermarke zu gründen. Marc und Felix erfüllten sich damit einen großen Traum. Unter dem Label „Braurevolution“ entwickeln die beiden nun kreative Sude, mit denen sie die Bierkultur in Deutschland und vor allem in ihrer Region bereichern möchten. Im Portfolio haben die Kreativköpfe inzwischen neben hellem Vollbier namens „Aufruhr“ auch dunkles Hefeweizen, ein schwäbisches Stout, ein 3-Korn-Ale namens „Roggabilly“ aber auch ein Pale Ale mit Lemondrop-Hopfen. Die Notzinger brauen ihre Craft-Säfte in einer Gasthausbrauerei im nahegelegenen Kirchheim und finalisieren den Sud dann in ihre Heimatsstadt. Die Braurevoluzzer wollen das Bier nicht neu erfinden, sondern vielmehr vorhandene Typologien neu interpretieren und damit m ungewöhnliche Geschmackserlebnisse kreieren.

Die Fragen beantworteten die Macher der Braurevolution gemeinsam:

Welche Eigenschaften zeichnet Eurer Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Zu allererst sollte ein Craft-Brauer das Brauhandwerk auch beherrschen. Eine lieblose Würze mit haufenweise Hopfen zu veredeln hat unserer Meinung nach nichts mit Brauen zu tun. Ebenso ist es keine Kunst, ein tolles Etikett zu entwerfen und den Sud dann in irgendeiner Brauerei produzieren zu lassen. Natürlich verkaufen sich diese hippen Fläschchen super, aber die „Liebe“ steckt hier eher im Vertrieb als im Produkt selbst.

Was macht für Euch ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ein Bier ist für uns außergewöhnlich, wenn man mal locker einen Kasten davon trinken kann. In der Craft-Bierszene findet man leider zu wenig Sorten mit hoher Drinkability und ohne Fehlgeschmäcker. Das Bier muss einfach zur Situation passen. Und wenn dich einer fragt, wie es geschmeckt hat, dann antwortest du nicht mit der Antwort „interessant“.

Was war das schrägste Bier, das Ihr jemals getrunken habt?

„Kinky Koos“ von der Brouwerij de Prael – ein Bier mit Basilikum statt Hopfen.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdet Ihr gern einmal brauen?

Ist es ist faszinierend genug, welche Vielfalt uns die unzähligen Malze, Hopfensorten und Hefen bieten? Wir sind eher Traditionalisten unter den „Craft-Brauern“, auch wenn wir das Wort „Craft“ eigentlich nie im Zusammenhang mit uns selbst benutzen. Außerdem wäre es sicher mal spannend, auf der Bühne eines Livekonzerts von ACDC zu brauen 😉

Was ist eigentlich Euer Lieblingsgericht und was trinkt Ihr dazu?

Ein vollmundiges Weizen begleitet von einem feinherben Pils, mhhh lecker!

Wie seht Ihr die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Wir denken, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird. Die Brauereien mit trinkbaren, ehrlichen Bieren werden überleben. Die abgefahrenen Biere, von denen man mal eine Flasche trinken kann werden nach und nach verschwinden. Aber vielleicht werden wir ja auch vom Gegenteil überzeugt? Wir lassen uns überraschen und machen weiter unser Ding – ein Mix aus Tradition und Innovation.

Und was habt Ihr als nächstes vor?

Wir genießen jetzt erstmal unsere Feierabend-Halbe und planen weiter unsere Expansion.

 

Emma – Biere ohne Bart: Sude mit Tannenwipfelsirup und angerösteten Kokosflocken

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Almut Zinn bei der Arbeit

Almut Zinn kam eher durch Zufall zum Bierbrauen. Reisen durch die USA brachten sie auf das Thema Craft-Bier. Zurück in der Heimat kaufte sich die Freiburgerin ein Homebrew-Kit und startete als Hobbybrauerin. Zinn las viel, braute viel und wurde nach eigenen Aussagen immer besser. Vor rund zwei Jahren entschied sie sich ihr eigenes Label „Emma – Biere ohne Bart“ zu gründen. Mit dem Namen – Emma ist ihr zweiter Vorname – will Zinn verdeutlichen, wer für die Kreativbiere ihrer Marke verantwortlich ist: Eine Frau. Seit 2016 mischt die Breisgauerin mit eigens interpretierten German Pale Ale, American Strong Ale, Amber Ale und Imperial Stout die deutsche Craft-Bierszene auf. Und es werden sicherlich noch viele weitere spannende Sude von Almut Zinn auf den Markt kommen.

 

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig gute Craft-Brauerin aus?

Es gibt starke Parallelen zur Kunst. Eine richtig gute Craft-Brauerin – wie auch Künstlerin – hat den Mut und die Kreativität, ihren eigenen Stil zu entwickeln. Dieser kann bunt, brutal, feinst ziseliert sein und den kalkulierten Zufall mitspielen lassen oder einer Planung bis ins kleinste Detail entspringen. Das Produkt muss dann auch nicht jeder mögen. Wer Biere für jeden brauen will, der wird schnell die langweiligen Produkte herstellen, die von den großen Brauereikonzernen produziert werden.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Ich finde Biere außergewöhnlich und spannend, die mindestens eine seltene oder einzigartige Zutat besitzen. Zum Beispiel eine in mühevoller Kleinst- und Laborarbeit kultivierte wilde Haushefe, ein über besonderen Hölzern geräuchertes Malz, ein besonders gelungener Blend oder ein Bier, das monatelang Zeit brauchte um zu reifen. Toll sind auch natürliche Zutaten außerhalb des Reinheitsgebotes, vorausgesetzt sie sind überlegt eingesetzt. Ein außergewöhnliches Bier sollte selbstverständlich auch qualitativ hochwertig sein, ohne Fehlgeschmäcker und Braufehler.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das schönste schrägste Bier habe ich auf der estnischen Insel Saarema getrunken. Es war ein „Koduölu“, das in seiner Herstellung mit dem finnischen Sahti verwandt ist. Es wurde über Wacholderzweigen geläutert und dann mit Bäckerhefe sehr warm vergoren. Es schmeckte nach einem frischen Bananen-Smoothie mit Haferflocken und vertiefte sich dann hin zu waldigem Aroma mit Salz und Lorbeer und etwas Kampfer, mit winzigen Highlights von Sumpf und Teer und Heidelbeermarmelade.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Ich habe zu Hause auf meiner Versuchsbrauanlage schon Biere mit Earl Grey Tee, angerösteten Kokosflocken, selbst hergestelltem Tannenwipfelsirup, Sauerkirschen, Heidelbeeren, getrockneter karamellisierter Mango, Zitronenzesten und Basilikum gebraut. Mein Ziel ist es, diese Biere auch im größeren Maßstab zu brauen!

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Ich habe viele Lieblingsgerichte. Hier eine Auswahl: Ceviche mit meinem „Kuckucksrot Sonderedition“, oder ein homemade Burger mit meinem „Zapotopaz“, Hirschbraten mit Polenta, Ofengemüse und meinem „Salto Orale“.

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Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Ich bin zuversichtlich, was die Entwicklung angeht. Wenn ich mich in der Craft-Bierszene umschaue, sehe ich extrem viele begabte, kreative, hochmotivierte Leute, die für ihre Biere leben, schuften und Bier- sowie Nicht-Biertrinker mit ihrer Begeisterung anstecken. Außerdem ist Craft-Bier nicht Bubble-Tea, sondern mindestens so hochwertig und vielschichtig wie Wein und es wird einfach nie langweilig werden. Man sieht ja auch, dass die Bier-Riesen langsam unruhig werden und versuchen, auf den Zug aufzuspringen. Aber im ganzen vergangenen Jahrzehnt hat eine Bewegung hin zum Konsum von transparent hergestellten Lebensmitteln von kleinen, lokalen, hochwertigen Produzenten stattgefunden, die nicht mehr rückgängig zu machen ist. Kaffee wird von immer mehr Leuten, die es sich leisten können, in kleinen, feinen Röstereien gekauft und nicht mehr im Supermarkt, warum soll das bei Craft-Bier anders sein?

Und was hast Du als nächstes vor?

Eine schicke Festival-Theke bauen und mir in meinem wohlverdienten Urlaub die Craftbier-Szene in Israel anschauen.

Brauer-Portrait: Flügge Brauerei – „Wir lassen gern mal das Reinheitsgebot hinter uns“

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Biere von der Flügge Brauerei

Kennen gelernt habe ich die Flügge Brauerei aus Frankfurt am Main auf dem Craft-Bierfest im April in Stuttgart. Das war wohl auch einer der ersten öffentlichen Auftritte von Dominik Pietsch und seinem Kumpel Joachim – und eine tolle Entdeckung für mich. Eine neue Marke mit neuen spannenden Bieren. Dabei schrieben sich die Flügge-Macher auf die Fahnen, wilde und charakterstarke Sude zu brauen, die gern auch mal das Reinheitsgebot hinter sich lassen. So gilt als echter Sommertipp etwa „Fränk“, ein 3,2-prozentiges Sauerbier, vergoren mit norwegischer Hefe und anschließend auf Maracuja-Püree gelagert. Mit im Portfolio haben die Frankfurter auch Roggenbier, Imperial Stout und ein IPA, das mit 100 Prozent Brettanomyces-Hefe vergoren ist. Wer sich wundert, warum verschiedene Vögel auf den Etiketten prangen: Die Flügge-Macher sind bekennende Vogelfans.

Dominik Pietsch beatwortete die Fragen:

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Eine große Portion Neugier, die Fähigkeit, über den Tellerrand (bzw. das Reinheitsgebot) zu schauen und einfach leckere, ausgewogene und handwerklich gut gemachte Biere zu brauen.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Man trinkt sich als Bier-Nerd durch allerlei Sorten, und die haben auch alle ihren Charme und ihre Daseinsberechtigung. Aber ab und zu bleibt man regelrecht an einem Bier hängen und man wünscht sich, dass das Glas nie leer wird – entweder, weil es so gut runtergeht oder weil es einfach so wahnsinnig toll und neu schmeckt, dass man immer weiter trinken will. So einen Trunk würde ich dann als außergewöhnlich bezeichnen.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Schwierig, sich da auf das schrägste Bier zu beschränken. Ein Bier, was mir zuletzt als besonders schräg in Erinnerung geblieben ist, war das „Grie Soß“ von Glaabsbräu. Man denkt erst, das kann doch nicht funktionieren, dass man Kräuter der in Hessen bekannten Grünen Soße ins Bier zu bringen kann. Aber: es funktioniert!

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Hmm… also, sobald mir etwas Ungewöhnliches einfällt, probiere ich es immer erst auf unserer kleinen Brauanlage aus. Nicht wirklich ungewöhnlich, aber bei uns schwierig zu beschaffen sind z.B. englische Malze.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Jetzt gerade: Spargel, klassisch mit Kartoffeln und Sauce Hollandaise, dazu ein selbstgebrautes, leichtes Saison mit ca. 3,5 Prozent Alkohol. Das passt super.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Das ist schwer abzuschätzen. Die aktuelle Entwicklung ist ja sehr positiv. Es kommen immer wieder neue, spannende Brauereien hinzu und mittlerweile arbeiten viele auch mit Brett-Hefen oder Lactos, was ich sehr begrüße. Bleibt nur zu hoffen, dass die Entwicklung und die Neugier in Deutschland nach neuen Geschmäckern anhalten. Ich bin da aber sehr optimistisch.

Und was hast Du als nächstes vor?

Wir haben gerade einen spannenden Sud zusammen mit dem Winzer Daniel Mattern angesetzt. Das Thema Bier/Wein-Hybrid interessiert mich schon lange, mal sehen, was draus wird – die Zwickl-Proben aus den Tanks sind schon richtig lecker! Außerdem würde ich mich gerne ans Thema „Fassreifung“ heranwagen. Und da wir als Brauerei ja noch nicht so lange existieren, wollen wir einfach erst mal so weitermachen und schauen, dass wir noch viele Menschen für unsere Biere begeistern können.

 

Brauer Portrait: Superfreunde – Bodenständiges Bier aus Berlin

Superfreunde
Stefan und Marco von den Superfreunden

Dass Stefan Schröer und Michael Arndt ihr Bierlabel „Superfreunde“ nannten, hat einen ganz einfachen Grund. Sie sind echte Buddys und zwar nicht erst seit gestern. Angefangen haben die beiden Berliner, die eigentlich gar keine ausgebildeten Brauer sind, mit einem eigenen Bistro in der Hauptstadt, in dem ein eigenes Bier vom Hahn fließen sollte. Das Ale kam so gut an, dass die Marke Superfreunde, dessen Team sich aktuell erweitert hat, seit Ende 2015 als renommiertes Mitglied der deutschen Craft-Bierszene anerkannt ist. So hat sich seit der Gründung des Labels auch das Portfolio erweitert: Neben Alt, Golden Pale Ale und IPA gibt es bald auch ein Pils in den Verkaufsregalen.

Bei ihren Produkten verfolgen die Berliner ihre eigene Philosophie: „Unsere Biere sind süffig, gradlinig, und leicht zu verstehen“, sagt Stefan. Dennoch geht es bei den Superfreunden keinesfalls um herkömmliche Standardbiere, sie sind kaltgehopft, aber ausgewogen. Schließlich will das Kollektiv interessante Biere verkaufen, die jeder gern trinken möchte.

Die Fragen beantworteten Marco Sgarra, Vertriebsleiter, und Stefan Schröer, Mitgründer, gemeinsam:

Welche Eigenschaften zeichnen Eurer Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Back to the roots! Ein Craft-Brauer darf auch normale und alt bewehrte Sude brauen, schließlich müssen auch Craft-Biere eine gute Trinkbarkeit vorweisen. Viele Leute verbinden Craft-Bier gleich mit „verrücktes Bier“. Das ist sehr schade, da Einsteiger in die Craft-Welt schnell abgeschreckt sind. Ein guter Brauer muss solide Biere herstellen können, die gern auch Ecken und Kanten haben dürfen aber Lust auf mehr machen. Gute Rohstoffe, transparente Wege und ein ehrlicher Umgang mit dem Produkt sind ebenso es­sen­zi­ell. Ohne eine gute Marke und das dazugehörige Marketing ist die Präsenz im Markt und die Bindung zum Kunden leider nur sehr schwer und gehört natürlich ebenso mit zu den Aufgaben.

Was macht für Euch ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es muss schmecken, am besten gleich zehn Mal hintereinander.

Was war das schrägste Bier, das ihr jemals getrunken hast?

Five O’Clock – Earl Grey IPA von Next Level Brewing. Darin stimmen wir wohl beide überein.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdet ihr gern einmal brauen?

Schwierige Frage. Da wir in Bayern brauen, sind wir einerseits an das Reinheitsgebot gebunden und andererseits sind wir auch sehr bodenständig unterwegs. Dennoch planen wir in diesem Jahr einige Special-Sude in Kollaboration mit MÜCKE Craft Beer und Sudden Death Brewing. Details sind allerdings noch nicht klar. Schokolade finden wir aber sehr interessant.

Wie seht ihr die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Die Szene könnte lebendiger und unterschiedlicher nicht sein. Jedes Land agiert und funktioniert völlig anders. Deutsche Konsumenten sind gerade erst aufgewacht und machen die ersten Schritte. Es werden noch viele Brauereien kommen und gehen. Deutschland ist ein Bierland, das allerdings sehr verwöhnt und ziemlich träge ist, wenn es um neue Aromen bzw. Bierarten geht. Aber wir sind uns sicher, der Geschmack wird sich nach und nach entwickeln, denn Craft-Bier und die damit verbundene Transparenz sowie Nachhaltigkeit kleiner und mittelständischer Bertriebe trifft den heutigen Zeitgeist zu 100 Prozent. Also: go for it!

Und was habt ihr als nächstes vor?

Wir sind gerade auf der Autobahn Richtung Kemmern bei Bamberg unterwegs, um unseren ersten Pils-Sud abzufüllen. Außerdem haben wir dieses Jahr vor, auf viele Festivals und Craft-Messen zu gehen.

 

Brauer Portrait: Olaf Wirths von „Labieratorium“ – vom Spucke-Sud zum Aphrodisiakum

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Olaf Wirths von Labieratorium

Olaf Wirths verfolgt ein klares Ziel: Seine Heimatstadt Cottbus braucht wieder ein eigenes Bier. So begann er vor rund drei Jahren unter der Marke „Labieratorium“ mit seiner Partnerin Anja Braun besondere Sude zu brauen. Seit Sommer 2017 führen die beiden Brandenburger auch ihre eigene 10-Hektoliter-Anlage, auf der sie inzwischen rund 14 verschiedene Hopfen- und Malzsäfte produzieren. Dabei legt Olaf und sein 7-köpfiges Team viel Wert auf Biere mit eigenem Charakter, Ecken und Kanten. „Vergessene und alte Bierstile neu zu interpretieren und diese vor dem Verschwinden zu bewahren sind dabei echte Herausforderungen“, sagt Olaf.

Doch das mit dem Cottbuser-Bier funktionier bisher ganz gut. Schließlich öffnete der Brauer auch eine eigene Bierbar namens „Labyrinth am Altmarkt“. Dort fließen neben „Cottbuser Pils“, „Cottbuser Rotbier“ und „Cottbuser Hell“ auch „Der geile Bock“, „Schwarze Pumpe“ sowie „Paranoid IPA“ frisch vom Hahn.

Olaf, welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Im Grunde ist der wahre Craft-Brauer ein Suchender. Er sollte unabhängig, selbständig, authentisch, neugierig, kreativ, experimentierfreudig, mutig und anspruchsvoll sein. Sein Antrieb: jedes seiner Biere immer weiter zu perfektionieren und seine alchemistische Berufung in unverwechselbare Form zu gießen.

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Es gibt für mich zwei Varianten außergewöhnlicher Biere. Zum einen gibt es solche, die durch Ihre Komplexität, ihre Balance oder bewusst geschaffene Nicht-Balance eine Emotion in mir wecken. Als inspirierendes Beispiel möchte ich das „Westbrook Mexican Cake Imperial Stout“ nennen.  Außerdem gibt es Biere, die mich mit jedem Schluck dazu animieren einen weiteren zu nehmen und durch ihre Drinkability bestechen. In einem außergewöhnlichen Sud möchte ich eintauchen, um dessen geheimnisvolle Einfachheit zu entdecken. Als Beispiel möchte ich das Helle von Tilmans nennen.

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Das schrägste Bier war mit Sicherheit „Chicha“, ein echtes Spucke-Bier aus Mais, das ich in Peru getrunken habe – wirklich eine sehr archaische Begegnung mit dem Getränk Bier. Aber auch „Mbege“, das traditionelle Bier der Chagga, einer Volksgruppe am Fuße des Kilimanjaro war echt ungewöhnlich. Es wird aus Hirsemehl und Kochbananen hergestellt. Nicht zu vergessen ein Bilsenkrautbier, dass ich von einer bayrischen Brauerin einer bekannten Biobierbrauerei geschenkt bekommen habe.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Unser Symbol und Logo, auf dem der Gott Pan zu sehen ist, steht für Fruchtbarkeit, Rausch und Lust. Daher möchte ich natürlich irgendwann ein Bier brauen, welches das ultimative Aphrodisiakum-Bier ist. Dafür möchte ich gern die Rinde des immergrünen Yohimbe- Baums aus Westafrika verwenden, vielleicht werden aber auch Kräuter wie indische Narde oder Eberraute zum Einsatz kommen. Aber eins ist sicher: Das wird ein geiles Bier.

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Ich liebe die Thailändische Küche, dass sicherlich meinen längeren Aufenthalten in Südostasien geschuldet ist. Diese Mischung aus chinesischen, indischen und europäischen Einflüssen im Essen finde ich fantastisch und das dann kombiniert mit einem kräftig gehopften IPA, Pale Ale oder Lager ist ein wahrer Genuss.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Die Entwicklung wird global völlig unterschiedlich verlaufen. Deutschland ist diesbezüglich noch ein sehr junges Pflänzchen. Das Reinheitsgebot hat bis vor wenigen Jahren noch wie eine Art Mauer gewirkt, die sich nun langsam öffnet. Mittelfristig wird sich Craft-Bier in Deutschland dann etablieren, wenn hohe Qualität der Anspruch der Szene bleibt. Durchsetzen werden sich Brauereien, die finanziell und strukturell gut aufgestellt sind. Hier werden leider nicht ausschließlich die besten Produkte und damit auch besten Brauereien überleben, sondern vor allem die mit hervorragender Vernetzung, gezielten Marketingstrategien und klarem Imageaufbau. Letztlich entscheiden aber doch die Konsumenten, welche Art von Craft-Bier in Deutschland überleben wird.

Und was hast Du als nächstes vor?

Ende Mai mache ich mit einem meiner Partnerunternehmen eine spannende Bierreise durch Irland. Neben viel wandern besuchen wir innerhalb der acht Tage sieben Brauereien und natürlich viele tolle Pubs. Das wird lustig.

Brauer-Portrait: Marcel Alberti von „Brewers Fantasy“ – Oma als Inspirationsquelle

15319157_1227142207328557_169717939609532842_nMarcel Alberti entwickelte ziemlich früh die Leidenschaft zum Bier. Mit 14 probierte der Halb-Ire schon heimlich Selbstgebrautes von seiner Oma in Dublin und lies sich von diesem Zaubertrank inspirieren. Wenige Jahre später trat er eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer an. In Fürth-Erlenbach im Odenwald erfüllte er sich 2015 den Traum einer eigenen Brauerei namens Brewers Fantasy. Marcel Albertis Fokus liegt auf irischen und englischen Bierstilen wie Porter, Stout oder India Pale Ale. Je nach Saison produziert das Fantasy-Team auch veredelte Sorten mit Champagnerhefe oder gar mit Fasslagerung.

 

  1. Marcel, was ist passiert, damit Du dich für den Brauer-Beruf entschieden hast?

Wegen meiner halb irischen Herkunft ist mir die Leidenschaft für Bier in die Wiege gelegt worden. Bereits mit 14 habe ich bei meiner Omi in Dublin heimlich ihr selbstgebrautes Stout probiert. In Irland ist es nämlich durchaus üblich, Bier selbst zu brauen. Das liegt an der hohen Alkoholsteuer. Mit 16 habe ich dann ein Praktikum in einer Brauerei absolviert. Von da war mir klar, dass ich eine Ausbildung als Brauer und Mälzer beginnen möchte.

 

  1. Wann hast Du Dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier war ein Ale, das ich mit einem Homebrew Kit gebraut habe. Da war ich 16 Jahre alt. Mein Onkel aus Dublin hat mir das Set zum Geburtstag geschenkt. Wir haben damit dann zusammen experimentiert. Das Bier war aufgrund der Zuckerzugabe für die Nachgärung recht stark und geschmacklich eher mittelmäßig.

 

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Dich am meisten inspiriert?

Inspiriert hat mich Alexander Himburg von Himburgs Braukunstkeller. Ich fand es sehr mutig von ihm, als erster Brauer im Odenwald den Versuch zu wagen, Craft-Bier auf den Markt zu bringen..

 

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdest Du Deinem besten Freund empfehlen?

Besonders empfehlenswert:

– „Amarsi“ und „Pale Ale“ von Himburgs Braukunstkeller

– “Marc`s Chocolate Bock” von Maisel & Friends

– „Rochefort 10“ von Brasserie de Rochefort

– „Kriek“ von Lindemanns

 

  1. Was sind Deine Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Meine Kriterien für ein gutes Craft-Bier sind zu aller erst ein ausgewogener und runder Geschmack sowie eine schöne Farbe mit einer feinporigen Schaumkrone als Topping. Des Weiteren ist es wichtig, dass man die eigene Handschrift des Braumeisters erkennt. Außerdem sollte das Bier eine besondere Note haben.

 

  1. Was sind Deine Lieblings-Hopfensorten?

Ich experimentiere generell gern mit verschiedenen Hopfensorten. Zu meinen absoluten Favoriten aber zählen Apollo Chinook, Cascade, Amarillo und Saphir.

 

  1. Mit welcher berühmten Person würdest Du gern mal anstoßen und warum?

Ich würde gerne mit Ludwig Narziß anstoßen. Leider hatte ich im Gegensatz zu manchen Brauerkollegen nicht das Vergnügen, an einer Vorlesung von ihm teilnehmen zu können. Viele Leute erzählten mir, dass er eine ganz eigene und besondere Ansicht zum Thema Brauen hat. Das finde ich gut. Außerdem halte ich ihn für den besten Brautechnologen seiner Zeit.

 

Brauer-Portrait: „Next Level Brewing“ – Inspirationen aus der Food-Szene

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Gründerteam von „Next Level Brewing“ (links: Johannes)

Früher war Johannes Grohs von seinem Job ziemlich gelangweilt. Dagegen wollte der Wiener etwas tun und begann zunächst hobbymäßig zuhause sein eigenes Bier zu brauen. Aus Spaß wurde ernst. Mit seinem Kumpel Alexander Beinhauer fiel schnell die Entscheidung, eine eigene Biermarke rauszubringen. Also wurden die beiden professionelle Brauer. Ihre Marke heißt jetzt „Next Level Brewing“, unter der die Österreicher ziemlich coole Biere rausbringen. Die Maxime der beiden Wiener: „Wir wollen keine Gefälligkeitsbiere brauen, sondern immer nur das, was uns selbst am besten schmeckt.“ Seit 2015 experimentieren die Gypsy-Brauer nunmehr ganz nach dem Motto „Langweiliges Bier war gestern!“ – und jetzt macht der Job auch Johannes Grohs so richtig Spaß.

Johannes, was ist passiert, damit Du sich für den Brauer-Beruf entschieden hast? 

Ich war klassischer Biertrinker und im Job inhaltlich gelangweilt. Als ich erfahren hatte, dass man Bier zuhause brauen kann, habe ich das mal ausprobiert. Überwältigt von den vielen kreativen Möglichkeiten, bin ich dann komplett in das Thema reingekippt. Also alles sehr klischeehaft: vom leidenschaftlichen Hobbybrauer zur Berufung.

 Wann hast Du Dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das war 2012, ein Geburtstagsbier für meinen Vater. Ein durchaus trinkbares Blonde Ale, von dem sogar immer noch zwei Flaschen als Andenken daheim stehen.

Welche anderen Brauer/Brauereien haben Dich am meisten inspiriert?

 In der Anfangszeit ganz klar Brew Dog und Mikkeller. Mittlerweile lassen wir uns eher von anderen Branchen, vor allem von der Food-Szene inspirieren. Wir kreieren unsere Biere immer nach einer aromatischen Idee, unabhängig von vorgegebenen Biertypologien.

Welches Bier (außer den eigenen) würdest Du Deinem besten Freund empfehlen?

Steamworks „Killer Cucumber Ale“

Was sind Deine Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

 Dass es aus einer unabhängigen Brauerei stammt und nicht von der Marke eines Industriekonzerns. Aromatisch, gut ausbalanciert und gut trinkbar muss es sein. Das ist insbesondere bei aromaintensiven, sehr kreativen Bieren die große Kunst. Entscheidend ist, dass ein Bier in Erinnerung bleibt und Du es gern nochmals trinken möchtest.

Was sind Deine Lieblings-Hopfensorten?

Hopfen ist dann zweitrangig, wenn man auch Früchte im Bier haben darf 😉 Generell bin ich aber ein Fan von australischen Hopfensorten wie Vic Secret und Galaxy. Von den jüngsten Hopfenzüchtungen hat mich bis jetzt keine nachhaltig überzeugt. 

Mit welcher berühmten Person würdest Du gern mal anstoßen und warum?

Es ist mir egal, ob jemand berühmt ist. Denn berühmt machen dich andere Leute und nicht du dich selbst. Wichtiger ist mir Denkweise und Vorstellungskraft eines Menschen. Daher würde ich gerne mit Elon Musk ein Bier trinken, um über Fassreifung auf dem Mond zu plaudern.