
Olaf Wirths verfolgt ein klares Ziel: Seine Heimatstadt Cottbus braucht wieder ein eigenes Bier. So begann er vor rund drei Jahren unter der Marke „Labieratorium“ mit seiner Partnerin Anja Braun besondere Sude zu brauen. Seit Sommer 2017 führen die beiden Brandenburger auch ihre eigene 10-Hektoliter-Anlage, auf der sie inzwischen rund 14 verschiedene Hopfen- und Malzsäfte produzieren. Dabei legt Olaf und sein 7-köpfiges Team viel Wert auf Biere mit eigenem Charakter, Ecken und Kanten. „Vergessene und alte Bierstile neu zu interpretieren und diese vor dem Verschwinden zu bewahren sind dabei echte Herausforderungen“, sagt Olaf.
Doch das mit dem Cottbuser-Bier funktionier bisher ganz gut. Schließlich öffnete der Brauer auch eine eigene Bierbar namens „Labyrinth am Altmarkt“. Dort fließen neben „Cottbuser Pils“, „Cottbuser Rotbier“ und „Cottbuser Hell“ auch „Der geile Bock“, „Schwarze Pumpe“ sowie „Paranoid IPA“ frisch vom Hahn.
Olaf, welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?
Im Grunde ist der wahre Craft-Brauer ein Suchender. Er sollte unabhängig, selbständig, authentisch, neugierig, kreativ, experimentierfreudig, mutig und anspruchsvoll sein. Sein Antrieb: jedes seiner Biere immer weiter zu perfektionieren und seine alchemistische Berufung in unverwechselbare Form zu gießen.
Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?
Es gibt für mich zwei Varianten außergewöhnlicher Biere. Zum einen gibt es solche, die durch Ihre Komplexität, ihre Balance oder bewusst geschaffene Nicht-Balance eine Emotion in mir wecken. Als inspirierendes Beispiel möchte ich das „Westbrook Mexican Cake Imperial Stout“ nennen. Außerdem gibt es Biere, die mich mit jedem Schluck dazu animieren einen weiteren zu nehmen und durch ihre Drinkability bestechen. In einem außergewöhnlichen Sud möchte ich eintauchen, um dessen geheimnisvolle Einfachheit zu entdecken. Als Beispiel möchte ich das Helle von Tilmans nennen.
Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?
Das schrägste Bier war mit Sicherheit „Chicha“, ein echtes Spucke-Bier aus Mais, das ich in Peru getrunken habe – wirklich eine sehr archaische Begegnung mit dem Getränk Bier. Aber auch „Mbege“, das traditionelle Bier der Chagga, einer Volksgruppe am Fuße des Kilimanjaro war echt ungewöhnlich. Es wird aus Hirsemehl und Kochbananen hergestellt. Nicht zu vergessen ein Bilsenkrautbier, dass ich von einer bayrischen Brauerin einer bekannten Biobierbrauerei geschenkt bekommen habe.
Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?
Unser Symbol und Logo, auf dem der Gott Pan zu sehen ist, steht für Fruchtbarkeit, Rausch und Lust. Daher möchte ich natürlich irgendwann ein Bier brauen, welches das ultimative Aphrodisiakum-Bier ist. Dafür möchte ich gern die Rinde des immergrünen Yohimbe- Baums aus Westafrika verwenden, vielleicht werden aber auch Kräuter wie indische Narde oder Eberraute zum Einsatz kommen. Aber eins ist sicher: Das wird ein geiles Bier.
Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?
Ich liebe die Thailändische Küche, dass sicherlich meinen längeren Aufenthalten in Südostasien geschuldet ist. Diese Mischung aus chinesischen, indischen und europäischen Einflüssen im Essen finde ich fantastisch und das dann kombiniert mit einem kräftig gehopften IPA, Pale Ale oder Lager ist ein wahrer Genuss.
Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?
Die Entwicklung wird global völlig unterschiedlich verlaufen. Deutschland ist diesbezüglich noch ein sehr junges Pflänzchen. Das Reinheitsgebot hat bis vor wenigen Jahren noch wie eine Art Mauer gewirkt, die sich nun langsam öffnet. Mittelfristig wird sich Craft-Bier in Deutschland dann etablieren, wenn hohe Qualität der Anspruch der Szene bleibt. Durchsetzen werden sich Brauereien, die finanziell und strukturell gut aufgestellt sind. Hier werden leider nicht ausschließlich die besten Produkte und damit auch besten Brauereien überleben, sondern vor allem die mit hervorragender Vernetzung, gezielten Marketingstrategien und klarem Imageaufbau. Letztlich entscheiden aber doch die Konsumenten, welche Art von Craft-Bier in Deutschland überleben wird.
Und was hast Du als nächstes vor?
Ende Mai mache ich mit einem meiner Partnerunternehmen eine spannende Bierreise durch Irland. Neben viel wandern besuchen wir innerhalb der acht Tage sieben Brauereien und natürlich viele tolle Pubs. Das wird lustig.
Pingback: Brauer Portrait: Olaf Wirths von „Labieratorium“ – vom Spucke-Sud zum Aphrodisiakum | BierNews
Das LaBieratorium gibt es gar nicht mehr. Die sogenannten Brauer sind schon lange pleite und gehen eigene Wege.