
Sebastian Sauer ist zwar kein ausgebildeter Brauer, aber verantwortlich für individuelle Projekte wie „Freigeist Bierkultur“ und „The Monarchy“, die helfen die Craft-Bier-Szene kräftig anzuschieben. Gebraut werden die innovativen Biere in der „Braustelle“ in Köln. Dabei geht es um alte, fast vergessen Stile, die der 26-Jährige nach eigenen Ideen modernisiert. Eines dieser vergessenen Gattungen ist beispielsweise das Lichtenhainer, das bei ihm „Abraxxxas“ heißt. Ein Bier, verwandt mit der Berliner Weisse, das sauer und besonders erfrischend ist – ähnlich einer belgischen Gose. Mit seinen ausgefallenen Projekten ist Sauer einer von wenigen Brauern der deutschen Craft-Szene, der auch in den USA gefeiert wird. Dort hält er sogar Seminare über die deutsche Brauerei-Kultur.
Besonderen Wert legt Sebastian Sauer darauf, mit internationalen Braustätten wie Brewfist oder Birrificio Endorama aus Italien spannende Kooperationen einzugehen. Dann steht auch er tatkräftig mit an den Kesseln.
1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?
Erst einmal bin ich kein gelernter Brauer, aber von mir stammen die meisten Ideen der beiden Projekte in denen ich arbeite: Freigeist Bierkultur (mit Peter Esser) und The Monarchy (mit Fritz Wülfing). Bei der Rezepterstellung bin ich zwar dabei, aber nur bei Kollaborationsbieren, vor allem im Ausland, selbst mit Brauen beschäftigt.
2. Wann haben Sie ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Unser erstes gemeinsames Bier mit Freigeist Bierkultur war das Abraxxxas in 2009. Es handelt sich hierbei um eine moderne Interpretation eines sogenannten Lichtenhainers, also einem säuerlichen Weißbier mit Rauchmalz gebraut. Es war und ist immer noch großartig.
3. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?
Vor allem in meiner Anfangszeit haben mich Brauereien bzw. Projekte wie Mikkeller, De Molen und viele amerikanische Brauereien wie zum Beispiel Jolly Pumpkin am meisten inspiriert. Das lag an den vollkommen anders ausgerichteten Bieren, der Präsentation der Brauereien sowie die damit verbundene Begeisterung.
4. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?
Da gibt es ganz viele und da kommt es auch auf die Verfügbarkeit der Sorten an, abgesehen davon dass meine besten Freunde die Biere schon kennen…. Grundsätzlich empfehle ich aber sehr gerne eine große und unterschiedliche Vielfalt, also z.B. die Biere von Närke aus Schweden, Pizza Port aus Kalifornien und 3 Floyds aus Indiana, weil mich diese Brauereien fast immer mit interessanten, sehr gut gelungenen und trinkbaren Bieren überzeugen.
5. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Ich bin kein Fan der Bezeichnung „Craft-Bier“, deshalb charakterisiere ich richtig gute Biere für mich so: In vielen Bierstilen ist die Balance und z.B. eine Trockenheit im Abgang sehr wichtig um eine hohe Süffigkeit zu erzielen. Zusätzlich habe ich immer gerne einen Spannungseffekt, der mich dazu verleitet, das Bierglas erst gar nicht wieder abzusetzen, sondern gleich den nächsten Schluck zu tätigen. Es gibt aber auch gute, nicht ausbalancierte Biere, die durch ihren extremen Charakter überzeugen.
6. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?
Kommt auf den Bierstil an. Ich mag Saphir und Nelson Sauvin sehr gerne, aber auch viele klassische Sorten wie Saaz und Perle.
7. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?
Mit Helmut Schmidt, denn dann hätte ich Rauch in der Nase, selbst wenn ich kein Rauchbier vor mir hätte. Aus meiner Sicht ist er eine große Persönlichkeit mit so viel Charisma und Wissen, dass ich ihn gerne einmal im Vieraugengespräch erleben würde. Wenn er mal zur Braustelle kommen sollte, dann dürfte er auch als Einziger rauchen!
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Kleine Verbesserung: Der belgische Bierstil is Geuze oder Gueuze, die Gose ist ein deutscher Bierstil mit Salz und Koriander. 😉
Nichtsdestotrotz ein sehr schöner Blog!