Beer & Dine: Fünf attraktive Gaumenschmeichler in Freising

Benedikt Schuhbauer (links) und Team Weihenstephan: Matthias Ebner (zweiter von links), Susanne Hönig und Brauereidirektor Josef Schrädler

Spannende Foodpairing-Events gibt es hierzulande leider viel zu selten. Umso mehr freute ich mich über die Einladung vom Schuhbauers am Dom in Freising zum Kickoff des „Beer & Dine“ – ein 5-Gänge-Menü in Kooperation und somit auch mit Bierbegleitung von der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan. „Speisen in Kombination mit Wein kennen die Leute“, sagt Markenbotschafter Matthias Ebner von der Brauerei, „aber Foodpairing mit Bier ist eigentlich noch viel interessanter, weil wir zwei Facetten haben, die der Wein nicht mitbringt: Kohlensäure und Bittere.“

Für das erste prickelnde Erlebnis wurde als Aperitif ein feinherber „Holled’Auer Hopfen-Secco“ aus der Hallertau gereicht. Nach der offiziellen Begrüßung durch Restaurantchef Benedikt Schuhbauer und Matthias Ebner ging es an den ersten Gang: Gebeizter Saibling mit Mango, Kokos und Passionsfrucht. Dazu gab es ein Hefeweißbier, das mit seinen bananigen Noten und dem vollmundigen Körper besonders mit den fruchtigen Aromen und der Kokosnuss punktete.

Als nächstes wurde geräucherter Aal mit schwarzem Rettich, Dunkelbier Miso Mayo und Senfkaviar serviert. Zugegeben, hatte ich vor diesem Gang etwas Respekt, da Aal nicht unbedingt zu meinen Lieblingsfischen gehört. Dazu gab es das Weihenstephaner „Tradition“. Was hier bei mir im Mund passierte, war wirklich spannend. Die Kombination aus dem geräucherten Fisch mit den sanft röstigen Noten des Bayerisch Dunkel erwecken den Anschein, ein Rauchbier zu trinken.

Weiter ging es mit dem lackierten Schweinebauch mit Risotto und Blumenkohl. Als Pairing kam das Kellerbier – also eine eher traditionelle Begleitung. Das Besondere an dem Gericht war für mich, dass der Reis mit Pils gekocht wurde. Eine kleine Herausforderung für den Koch. „Es ist gar nicht so einfach mit Bier zu kochen, weil die Bittere immer mitspielt und harmonisch eingebunden werden sollte“, betont Benedikt Schuhbauer. In dem Fall ist es ihm super gelungen.

Im Restaurant wird auch viel Wert auf Regionalität gelegt. So gab es zweierlei vom Freisinger Land-Rind mit Karotte, Whisky sowie Röstzwiebel und dazu – passende zur Starkbierzeit – den dunklen Doppelbock namens „Korbinian“. Hier harmonierten vor allem die röstigen Noten vom Fleisch und den Röstzwiebeln mit denen vom Bier und dem Hauch Whisky in der Sauce.

Mal was ganz anderes war das Weißbiersorbet. Denn: Es wurde in einem Tumbler-Glas gebracht und am Tisch mit dem Vitus-Weizenbock aufgegossen. Auf der Zunge prickelte es, bis die Aromen vom Bock und dem Sorbet einen schmeichelnden Schmelz mit den Bananennoten ergaben. Den Abschluss machte eine Mascarpone Creme mit Karamell und Banane. Dazu wurde noch mal der Weizenbock gereicht. Deftig lecker.

Fazit: Das war ein echtes Erlebnis! Für mich ist die Erfahrung immer wieder spannend, wie hervorragend Bier mit feinster Küche zusammen passt. Klar, Sensorik ist sehr individuell und jeder mag andere Kombinationen, aber bei so einem Menü sind sicherlich für jeden ein paar Gaumenschmeichler dabei – auch Nicht-Biertrinker können dabei echte Geschmacksexplosionen erleben.

Tipp: „Beer & Dine“ kann bis 8. April im Schuhbauers am Dom gebucht werden. Gibt’s auch als Veggie-Variante.

Nøgne Ø mit Weihenstephan: Bayerisch-norwegischer Bock mit modernem Hopfentwist

Dass eine mehr als 1000 Jahre alte bayerische Brauerei ein gemeinsames Bier mit norwegischen Craft-Stars braut, ist schon etwas Besonderes. So trafen sich die Macher der Bayerischen Staatsbrauerei Weihenstephan mit den Kreativbrauern von Nøgne Ø in Grimstadt, um einen 7,5-prozentigen dunklen Weizenbock zu kreieren. Gebraut ist das Starkbier mit der Hopfensorte Wai-iti aus Neuseeland sowie einer speziellen Hefe von der Technischen Universität München in Freising.

Nun ist der Bock mit dem Namen „Sankthans“ auf dem Markt – allerdings nur in Norwegen als limitierte Edition. Durch meine Kontakte konnte ich mir ein paar Flaschen ergattern. Die Vorfreude war groß und das Bier jetzt in meinem Glas. Es zeigt sich in einem naturtrüben Kastanienbraun, getoppt von einem beigefarbenen, cremigen und stabilen Schaum. Die Nase wird betört von einem Duft aus Karamell, reifer Banane, sowie nussigen und leicht röstigen Anklängen. Schon über die Lippen fließt „Sankthans“ cremig-vollmundig, bis sich ein vielfältiges Geschmacksspiel ausbreitet. Der Weizenbock präsentiert süßliche Aromen von reifer Banane, Karamell, Toffee und Schokolade. Hinzu kommen rote Beeren wie Kirsche und Preiselbeeren sowie ein Hauch von gelben Steinfrüchten. Im Finish verabschiedet sich das Bier unerwartet trocken und herb mit 30 Bittereinheiten. Das macht gleich Lust auf den nächsten Schluck.

Fazit: Wow, was für ein Weizenbock! Besonders schön ist, dass der bayerisch-norwegische Kollaborationssud sowohl die stiltypischen Komponenten als auch den modernen Twist mit dem neuseeländischen Hopfen vorlegt. Trotz Alkoholgehalt und vollem Mundgefühl besitzt der Bock eine sehr hohe Trinkfreude. Absolut gelungen und wieder mal ein Musterbeispiel, wie hervorragend Tradition und Moderne harmonieren können.

Brauer Portrait: Yankee & Kraut – Bierliebe zwischen Ami und Bayer

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Max Senner und Bryan France – Yankee & Kraut

Bryan France ist ein echter Hophead. Kein Wunder, denn er kommt aus den USA. Genau genommen aus Reno in Nevada, wo die Hopfengärten nicht weit entfernt von seiner Stammkneipe lagen. Seine Leidenschaft zu hopfigen Bieren brachte er mit nach Deutschland. Zwar studierte er erst Biologie, setzte dann aber in Weihenstephan noch Brauwesen oben drauf. Davor rührte er nur hobbymäßig in kleinen Sudkesseln und bastelte an ein paar Rezepten. Im vergangenen Jahr zählte er zu den Finalisten im Innovationswettbewerb der Weihenstephaner Uni. Sein Ziel war es dann eine eigene Biermarke rauszubringen. Um das zu stemmen, tat sich der 33-Jährige mit Max Senner zusammen. Die beiden sind seit Jahren schon dicke Freunde und genießen seltene Sude am liebsten zusammen.

In diesem Jahr starteten die beiden unter dem Namen „Yankee & Kraut“ durch. Die erste verfügbare Kreation war das Wettbewerbsbier namens „Hopulenz IPL“ – das schon echt gut gelungen war. Danach kam ein Pale Ale namens „Eden“, das einer Hopfenbombe gleicht. Das neueste Werk ist die „Sommerfinsternis“. Ein Stout, das mit Weißbierhefe vergoren und extrem hopfengestopft wurde. Und so wie ich das amerikanisch-bayerische Team kenne, tüfteln sie schon längst wieder an neuen Rezepturen.

 

Die Fragen beantwortete Bryan:

  1. Was ist passiert, damit du dich für den Brauer-Beruf entschieden hast?

Seit dem ich 18 bin braue ich Bier. Wollte aber früher nie Brauer werden. So dachte ich zumindest, bis ich nach Deutschland kam und hier ein bisschen arbeitete. Dann wurde mir plötzlich klar, dass ich etwas Leidenschaftliches machen muss. Bierbrauen als Beruf hat sich auf einmal doch nicht so verkehrt angehört. Das ist jetzt fast genau zwei Jahre her.

 

  1. Wann hast du dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Das erste Bier habe ich mit einem Freund (Kevin Basta) zusammen in der Küche meinen Eltern gebraut.  Erstaunlicherweise ist es tatsächlich gut geworden, obwohl es kein 08/15 Bier war.  Ich wollte gleich am Anfang was Starkes brauen. Ich habe mich also für einen Barleywine entschieden (Stammwürze ca. 19°P). Genannt habe ich es “Barfallonyou”.  Ich glaub da sind sogar noch ein paar Flaschen davon im Keller bei meinen Eltern.

 

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben dich am meisten inspiriert?

Was mich am meisten inspiriert hat sind die Biere und Brauer aus Belgien.  Geschmacklich waren die völlig neu für mich. Danach kam Weißbier ins Spiel und ich habe mich ziemlich lange mit verschiedenen Hefestämmen und deren Gärnebenprodukten beschäftigt. Meine Liebesgeschichte mit Hopfen ist erst vor 1,5 Jahren zur Blüte gekommen. Hopfen hat mich schon immer interessiert, aber die meisten IPA’s  in den USA waren meistens viel zu bitter und die Hopfengaben eher auf Bittereinheiten orientiert als auf reines Aroma oder Geschmack des Hopfens.

 

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdest du deinem besten Freund empfehlen?

Da gibt es je nach Typologie ein ganze Menge Lieblingsbiere.
Helles:  „Das Helle“ von Tilman Ludwig (Tilmans Biere). Das hatte ich sogar auf meiner Hochzeit.  Ist einfach verdammt gut und sau süffig.

IPA: „Amarsi“ von Alexander Himburg (Himburg’s Braukunst Keller).  Das „Wendigo“ Westcoast IPA von Vladimir Kaznakov, Unorthodox Brewing aus Bratislava, Slowakei. Lecker!  Pliny the Elder / Pliny the Younger, Russian River Brewing Co.

Trappisten Bier:  Rochefort 10

Weißbier:  Gutmann, Andechser, oder Hopf „Spezial“

Abgefahren: „Mexas Ranger Porter“ von Mikkeller, einfach sau lecker.

Tripel:  Westmalle, Tripel Karmeliet oder auch „Lemondrop“ von Giesinger.

Belgisch: De Dolle „Arabier“

Geuze: 3 Fonteinen „Oude Geuze“

Flanders Red/Oud Bruin: Duchesse du Bourgogne, Liefmans „Gouden Band“

Ich glaub ich sollte jetzt lieber damit aufhören…

 

  1. Was sind für dich wichtige Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Geschmacklich soll es innovativ und anders sein, aber natürlich auch gut schmecken.  Ein richtig gutes Craft-Bier ist immer einzigartig und von höchster Qualität.  Kosten sind, im angemessenen Rahmen, völlig egal.

 

  1. Was sind deine Lieblings-Hopfensorten?
  • Cascade, sowohl aus den USA, als auch aus deutschem Anbau.
  • Centennial
  • Chinook
  • Amarillo
  • Citra
  • Hallertauer Mittelfrüh

 

  1. Mit welcher berühmten Person würdest du gern mal anstoßen und warum?

Mit dem amerikanischen Starkoch Anthony Bourdain. Der Mensch ist einfach sau lustig und steht auf gescheites Essen und auf alles im Überfluss. Der nächste Tag wäre definitiv Teufelszeug.

Brauer Portrait: Munich Brew Mafia – Vom Tap House zu Don Limone

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Niklas und Dario von der Munich Brew Mafia. (Foto: http://www.erikbohr-fotograf.com)

Dario Stieren und Niklas Zerhoch gelten derzeit als eines der angesagtesten Newcomer-Teams der Craft-Bierszene. Kein Wunder, denn schon mit 16 Jahren, als ihre Schulkollegen noch an der Limo nuckelten, verliebten sich die beiden Münchner in spannende Hopfensäfte. Schließlich ließ Dario sich zum Bier-Profis ausbilden. Er lernte sein Handwerk an der ältesten Bier-Uni der Welt in Weihenstephan – von der schon so manch internationaler Star-Brauer abging. Parallel machte der 25-Jährige auch noch seinen Biersommelier. Niklas dagegen studierte erst mal Geschichte und Soziologie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Klingt jetzt erst mal nicht so nach Bier. Als er dann aber, so wie Dario auch, im Tap House der bayerischen Hauptstadt jobbte, kam er immer mehr mit der Sortenvielfalt von Craft-Bieren in Kontakt.

In diesem Jahr riefen die Münchner dann die Marke „Munich Brew Mafia“ ins Leben. Ihr erstes Bier unter diesem Label brauten sie in Gundelfingen – und dieser erste Sud kann sich sehen lassen. Aficionados dürfen sich gerade über ein neues IPA und bald noch auf viele weitere Kreationen freuen.

 

Dario und Niklas beantworteten die Fragen gemeinsam:

  1. Was ist passiert, damit ihr euch sich für den Brauer-Beruf entschieden habt?

Bier an sich ist ein spannendes und vielschichtiges Produkt. Handwerkliches und kreatives Arbeiten lässt sich im Craft-Bereich gut verbinden. Dazu kommt die technische Raffinesse und interessante Rohstoffe, die jedes Bier einzigartig machen. Nach nun fast sechs Jahren Brauen in der Küche haben wir den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt.

  1. Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

2010 dürfte das gewesen sein. Da bei uns kaum verfügbar, brauten wir ein Düsseldorfer Alt. Das Bier war recht ordentlich, jedoch kein richtiges Alt, sondern vielmehr ein Doppelalt. Wir haben versehentlich mit der doppelten Menge Malz eingemaischt.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben euch am meisten inspiriert?

An erster Stelle steht wohl Giesinger: Durch mehrere Praktika konnte ich (Dario) der Brauerei beim Wachsen zusehen und wir diskutieren auch heute gemeinsam immer noch regelmäßig bierige Ideen. Aber auch der Erfolg von Camba ist für uns interessant. Allein die Vielfalt der Biere ist wahnsinnig spannend. Und nicht zu vergessen: Tap House ist zwar keine Brauerei, jedoch der beste Arbeitsplatz und Inspirationsquelle erster Klasse.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdet ihr eurem besten Freund empfehlen?

Bis auf wenige Ausnahmen mögen wir eigentlich alle Bierstile, wenn sie gutgemacht sind. Zu jeder Lebenslage gibt’s ein passendes Bier. Zum aktuellen Wetter würden wir zum Beispiel ein Oude Beesel Kriek empfehlen und dazu einen leckeren Tomate-Büffelmozarella-Salat.

  1. Was sind eure Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Innovation vereint mit Tradition und guter Technik – aber vor allem ist erlaubt, was schmeckt.

  1. Was sind eure Lieblings-Hopfensorten?

Mistral, Hallertauer Blanc, Hersbrucker, Citra.

  1. Mit welcher berühmten Person würdet ihr gern mal anstoßen und warum?

Am liebsten trinken wir Bier mit Familie und Freunden, jedoch wäre ein Stammtisch mit Gerhard Polt, Günther Grünwald, Monika Gruber und ALF sicher der Hammer!

Brauer Portrait: Isarkindl – Vom Innovationswettbewerb zur eigenen Marke

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Xaver Amler, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Helles gehört für Bayern zum Grundnahrungsmittel. Außerdem liegt es derzeit wieder voll im Trend. Doch verlangt genau dieser Bierstil nach neuen Interpretationen. Das finden auch Simon Klur (26) und Xaver Amler (28), die dem Traditionssud wieder mehr Leben einhauchen wollen. Die Studenten an der TU München in Weihenstephan sahen im Jahr 2014 ihre Chance beim uni-internen Innovationswettbewerb. So starteten die beiden vor zwei Jahren ihr Kreativprojekt. Ihre Grundidee: ein Helles zu brauen, dass nicht einfach nur klassisch mit unter- oder obergäriger Hefe vergoren ist. Also gaben sie belgische Brettanomyces-Hefe in den Sud, die im Aroma einen typischen Pferdedecken-Charakter vorweist. Ein Jahr später, also 2015, gründeten sie die Marke „Isarkindl“.

 

 

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Simon Klur, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Mittlerweile bringt Isarkindl zwei Sorten auf den Markt, von denen sie allein im Mai mehr als 15.000 Flaschen verkauften. Neben dem modern interpretierten Hellen mit Aromahopfen steht auch ein Bier mit dem Namen „Schmankerl“ in den Regalen. Dieses kupferfarbene Märzen schmeckt richtig  süffig und ist mit blumigen Hopfennoten abgerundet. Zwar planen die Jungbrauer noch weiter Kreationen, aber zunächst wollen sie sich auf die aktuellen Sorten konzentrieren, um damit ihre Marke weiter voranzutreiben.

 

 

 

  1. Was ist passiert, damit ihr euch für den Brauer-Beruf entschieden habt?

Simon: Während der Schulzeit habe ich nach einem Studium mit viel Naturwissenschaften und einem praktischen Bezug gesucht. Naja, die Praxis innerhalb des Studiums fiel dann geringer aus als erwartet, aber da kann man sich ja selbst drum kümmern.

Xaver: Ich hatte Leistungskurs Chemie. Und wollte eigentlich nicht die Facharbeit in diesem Fach schreiben. Aber das Thema nahm ich dann doch gerne an: „Brauen eines hellen Lagerbieres und Vergleich zwischen modernen und klassischen Biersorten“. Dafür musste ich auch eines brauen. Das alles hat so viel Spaß gemacht und Interesse geweckt, dass ich das Brauerstudium in Weihenstephan angefangen hab. Mit Erfolg! Bin grade dabei, die Masterarbeit fertigzustellen.

 

  1. Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Simon: Vor etwa vier Jahren. Es war ein dunkler Weißbierbock. Guad wars! Aber ich muss zugeben:  allerdings mit Hilfe eines erfahrenen Hobbybrauers.

Xaver: Das war während meiner Facharbeit in der Schule. Es war ganz furchtbar! Trotzdem habe ich das Abitur bestanden. Damals wusste halt noch niemand, dass moderne Biersorten so etwas wie Craft-Biere sein können, nicht mal die Lehrer.

 

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben euch am meisten inspiriert?

Simon: Giesinger.

Xaver: Maxlrainer! Liegt bei mir um die Ecke, daher hatte ich viele Jahre als Schüler dort immer wieder Ferienjobs gemacht. Ich musste Fässer waschen und Leergut sortieren –  Depperljobs eben. Aber die haben auch Spaß gemacht. Gute Freunde von mir machen das heute noch, weil in Maxlrain ein geiles Betriebsklima herrscht und die Chefs toll sind. Außerdem sind deren Biere handwerklich große Meisterleistungen!

Inspiriert hat mich aber auch Camba Bavaria. Hier habe ich ein 4-monatiges Praktikum bei BrauKon gemacht. Zum Mittagessen war ich im Wirtshaus nebenan. Und geil ist das Camba Pale Ale frisch aus dem Fass zum Feierabend!

 

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdet ihr dem besten Freund empfehlen?

Simon: Jetzt gerade „Miami Weiße Cuveé“ von Lucky Bastards, meine liebste Entdeckung auf dem Craft Bier Fest München.

Xaver: Das Urban Chestnut „Hopfenperle – Lager“ – habe ich vorgestern erst getrunken. Der Wahnsinn! Ein affenstark gut gebrautes Lagerbier mit deftig frischen Hopfennoten.

 

  1. Was sind eure Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Simon: Kreativität.

Xaver: Frisch und charakterstark.

 

  1. Und was sind eure Lieblings-Hopfensorten?

Simon: Hersbrucker, Nelson Sauvin, Aurora.

Xaver: Mandarina Bavaria, Cascade, Hersbrucker und viele andere alte Aroma-Landsorten.

 

  1. Mit welcher berühmten Person würdet ihr gern mal anstoßen und warum?

Simon: Pumuckl! Er ist einfach der coolste Biertrinker überhaupt.

Xaver: Pumuckl? Da wäre ich sofort dabei, aber den sieht ja nicht jeder. Wenn dann also nur der Simon oder nur ich, je nachdem…

 

Craft-Bier des Monats: Yankee & Kraut – Wanderung durch den Hopfengarten

20160418_152219Bryan France kommt aus den USA. Genau genommen aus Reno in Nevada. Seine Leidenschaft zu hopfigen Bieren brachte er mit nach Deutschland. Zwar studierte er erst Biologie, setzte dann aber in Weihenstephan noch Brauwesen oben drauf. Davor rührte er nur hobbymäßig in kleinen Sudkesseln nach heimischen Rezepten. Im vergangenen Jahr zählte er zu den Finalisten im Innovationswettbewerb der Uni. Seitdem brachte der 33-Jährige zwei seiner Kreationen auf den Markt. Das erste war das Wettbewerbsbier namens „Hopulenz IPL“ – das schon echt gut gelungen war. Seinen ganz neuen Sud konnte ich am Sonntag in Freising bei einem Tasting für einen neuen Craft-Biershop probieren. Bryan kanllte die Flasche auf den Tisch und sagte: „Hier, probier mal.“ Ich war so begeistert, dass sein „Eden Pale Ale“ mit 5,5 Prozent von mir gleich zum Craft-Bier des Monats gekürt wird.

  •    Brauerei: Yankee & Kraut, Ingolstadt
  •    Bierstil: Pale Ale
  •  Alkoholgehalt: 5,5 Prozent
  •    Stammwürze: 13,5 Plato
  •    Farbe: golden
  •    Schaum: feinporig
  •    Bittere: 22 IBU
  •    Hopfen: Cascade aus Tettnang und Comet aus der Hallertau
  •    Malz: Pilsner und Cara Munich 1

Das Pale Ale funkelt golden im Glas während der Schaum feinporig und stabil oben aufsteht. Schon bevor das Riechorgan zum Trinkgefäß wandert, strömt mir ein tropischer Fruchtcocktail entgegen. Zitrusfrüchte, eine grasige Note und Aromen von reifer Aprikose sowie Litschi verführen die Nase. Bei nur 22 IBU ein echtes Hopfenwunder. Der Duft lässt also schon Großes erwarten. Am Gaumen vermählen sich dann erfrischend und prickelnd schöne fruchtige Nuancen von Litschi, Grapefruit, Limone und reifer Mirabelle. Im Finish angenehm bitter mit einem beerigen Hauch des Comet Hopfens.

Fazit: Das ist definitiv ein Bier für den Sommer! Diese fruchtigen Aromen mit der spürbaren Bittere sind einfach herrlich. Hop-Heads können gespannt sein, was Yankee & Kraut noch so in die Regale stellt. Bei diesem Pale Ale jedenfalls: Augen schließen und durch den Hopfengarten schlendern…

 

 

Munich Brew Mafia: Citra schießt scharf

MunichBrewMafiaCitraPilsIn diesem Bier steckt echtes Können. Kein Wunder, denn Dario Stieren lernt sein Handwerk gerade an der ältesten Bier-Uni der Welt in Weihenstephan. Er machte parallel vor zwei Jahren auch den Biersommelier und braucht jetzt für den Abschluss seines Diplombraumeisters nur noch ein Praktikum. Das absolviert er jetzt bei sich selbst. Kürzlich rief er mit seinem Kollegen Niklas Zerhoch die Marke „Munich Brew Mafia“ ins Leben. Ihr erstes Bier brauten sie in Gundelfingen. „Da kann man wenigstens allein produzieren, ohne, dass sich jemand einmischt“, sagt der 25-Jährige. Ihr erster Sud kann sich jedenfalls sehen lassen und fließt sogar schon vom Hahn im Münchner Tap House.

Das Citra Pils namens „Don Limone“ mit 5,3 Prozent Alkohol wurde insgesamt vier Mal mit der Sorte Citra gehopft – und das kommt richig gut rüber. Einmal schossen die Münchner es kalt sogar durch eine Hopgun, dem berühmten Hopfengewehr. Hellblond strahlt es im Glas, getoppt von einer schneeweißen Schaumkrone. Es duftet grasig und dezent nach Zitrone und Orangenschale. Spritzig und erfrischend füllt sich der Mund. Auf der Zunge breiten sich dann Noten von Zitrone, Mirabelle, Orange und Grapefruit aus. Im Finish läuft das Pils mit 30 Bittereinheiten zart herb die Kehle hinunter.

Fazit: Das ist mal ein richtig tolles Pils, wirklich eines der besten, was ich bisher getrunken habe! Fruchtig, leicht herb und nicht zu alkoholisch. Ich kann es mir echt super im Sommer bei heißen Temperaturen zur Erfrischung oder als idealen Grillbegleiter vorstellen. An diesem Sud kann man sich einen ganzen Abend lang begeistern. München ist um eine kreative Biermarke reicher. Und ich freue mich auf weitere kreative Sude der Brew Mafia.

Weihenstephan: Forscherbier aus der Männerhandtasche

Vergangene Woche war ich auf der BrauBeviale in Nürnberg. Leider war ich mit dem Auto da und konnte von den vielen und tollen Suden, die dort ausgeschenkt wurden, nur an einigen nippen. Matthias Ebner, Organisator des Innovationswettbewerbs für Getränke- und Lebensmitteltechnologie der TU München in Weihenstephan, hatte wohl besonders Mitleid mit mir. Er schenkte mir eine spezielle Männerhandtasche mit drei Bieren aus der Forschungsbrauerei. Die musste ich dann zwar quer durch die Messe schleppen, aber es hat sich gelohnt. Zwei Hopfensäfte aus der Holzkiste habe ich mir zuhause dann schon mal genauer auf der Zunge zergehen lassen.

1447778199053Das erste heißt „White Hoplosion Comet“. Eingebraut wurde das sechs prozentige Hefeweizen extra zum 150. Geburtstag der Uni für Brauwesen. Es leuchtet sonnengelb im Glas. Schon der hefig-fruchtige Duft lässt ein großes Bier erwarten. Moussierend und zugleich erfrischend verbreitet sich der Trunk am Gaumen. Aromen von roten Beeren und Zitrusfrüchten, die vom Comet Hopfen stammen, streicheln die Zunge. Dazu kommen würzige Noten von der Sorte Herkules und etwas Bananiges von der Hefe. Von den 56 Bittereinheiten merke ich im Abgang nicht besonders viel, stört aber nicht. Trotz sechsprozentigem Alkoholgehalt wirkt „Hoplosion“ eher leicht. Das bedeutet: hohe Trinkbarkeit.

1447778189543Das zweite Bier heißt „Luke`s Stout“. Mit 6,3 Prozent Alkohol ist es nicht zu schwer. Das kastanienbraune Stout riecht etwas nach Eisen, dennoch dominieren röstige Noten. Im Mund überraschend frisch mit karamelligen Nuancen, gepaart mit dunkler Schokolade, Kakao und einem Hauch Espresso. Im Abgang erscheint auf einmal ein fruchtiger und deutlicher Geschmack von Quitten.

Fazit: Das White Hoplosion Comet ist mal ein ganz anderes Weißbier-Erlebnis. Wenn man dieses Bier kaufen könnte, würde ich mir gleich noch ein paar Flaschen besorgen. Luke`s Stout ist sicherlich ein ansprechendes Ale, dennoch trifft es nicht ganz meinen Geschmack. Besonders positiv überrascht war ich allerdings von dem unerwartet, fruchtigem Abgang. Beide Biere lassen indes Hoffnung aufkeimen, das aus Weihenstephan künftig noch mehr großartige Hopfensäfte zu erwarten sind.

TU München: „Rubin Royal“ als innovativer Aperitif

Rubin Royal
Rubin Royal

Es gibt Weinliebhaber und es gibt Bierliebhaber. Inzwischen interessieren sich aber auch immer mehr Weinfreunde für moderne Craft-Biere. Diesen Trend griff ein Team von vier Weihenstephaner Braustudenten der TU München im Rahmen eines Innovationswettbewerbes auf und versuchte einen Brückenschlag zwischen beiden Welten. Ihr Bier ist eine Kombination aus 75 Prozent Starkbier und 25 Prozent Fruchtwein, der aus Himbeeren, Sauerkirschen und Heidelbeeren produziert wird. Dieses „Weinbier“ ist mit britischer Ale-Hefe und Epernay-Hefe aus der Champagne vergoren. Mit ihrem „Rubin Royal“, das in edler Champagnerflasche mit kreativem Design daherkommt, wollen die TU-Brauer die 7000 Jahre alten Mauern zwischen Traube und Malz einreißen.

Die roten Beeren bringen ein kräftiges Rubinrot ins Glas, was eine ungewöhnliche aber appetitliche Optik präsentiert. Darüber thront ein feinporiger rosafarbener Schaum. Im Duft überragen Beerenaromen mit stärkerer Dominanz von Himbeere aber auch mit nussig-malzigen Nuancen. Im Antrunk prickelt dieses Ale-Experiment mit erfrischender Fruchtigkeit auf der Zunge. Im Mund entwickelt sich eine harmonische Süße, die den Malzkörper des Bieres erahnen lässt. Die doch satten acht Prozent Alkohol sind kaum zu spüren. Der Trunk bleibt frisch und im Abgang macht sich eine leichte Bittere des Hopfens bemerkbar.

Fazit: Dieser Aperitif ist keineswegs ein klassisches Biermischgetränk, sondern wirklich eine echte Spezialität für den besonderen Anlass. Für den hopfenorientierten Craft-Bierfan stellt „Rubin Royal“ mal einen kreativen Ausflug dar, aber vor allem Genießerinnen können dieses „Weinbier“ als echte Alternative zu Sekt oder Prosecco sehen.

Craft-Bier des Monats: Vier Freunde, eine Idee –  Cerevisium1516

Cerevisium 1516
Cerevisium 1516

Genau genommen gibt es dieses Bier noch gar nicht. Es soll mindestens sechs Monate in der Flasche reifen, bevor es sein volles Aroma entfaltet. Ich habe diese Wahnsinnsbier schon nach vier Monaten probiert – an einem heißen Augusttag auf schattiger Terrasse, eiskalt und in Champagnergläsern serviert. Die Champagnergläser sind wichtig, denn das Weihenstephaner Kreativteam – die vier Brauerfreunde, Donatus, Stefan, Daniel und Tae Soon – definiert diesen Hopfentrunk als echtes Champagnerbier.

Das klingt zwar erst mal etwas abgehoben, aber nicht nur die erlesene Aufmachung in Schampus-Flasche mit Edeletikett, sondern vor allem der Blick in den Herstellungsprozess rechtfertigt diese Bezeichnung allemal. Cerevisium 1516 (die Jahreszahl steht für die Einführung des Reinheitsgebots!) wird tatsächlich wie Champagner ausgebaut und mit traditioneller Rüttelmethode veredelt. Neben untergäriger Bierhefe wird Sekthefe aus der Champagne verwendet. Das merkt man schon beim Einschenken an der feinen Perlage im Glas. Was das Jungbrauerteam aus angehenden und fertigen Diplom-Braumeistern nach langjährigen Homebrew-Experimenten jetzt mit ihrem Erstlingswerk vollbracht hat, ist höchste Handwerkskunst verbunden mit wissenschaftlicher Akkuratesse. Angeblich geht jede einzelne Flasche mindestens einhundertmal durch ihre Hände.

Das Ergebnis ist ein ganz ungewöhnliches Bier auf wirklich hohem Niveau. Es strahlt in komplexen Goldorange, das an ganz lange gelagerte Champagner erinnert. Gebraut aus Gerstenmalz mit Hallertauer Blanc, Monroe und einer „geheimen Sorte“, bringt Cerevisium stolze 24 Prozent Stammwürze, 11,5 Prozent Alkohol bei zarten 10 Bittereinheiten auf die Waage. Das alles zaubert einen komplexen, fruchtigen und honigartigen Duft in die Nase. Und ein Hauch von Holunderblüte erinnert an feine Schaumweine aus den höheren Lagen der Champagne. Auf der Zunge entfaltet sich das das Bier vollmundig, cremig, mit Aromen von Pfirsich und reifer Honigmelone. Ein moussierendes Prickeln am Gaumen erinnert zwar entfernt an bessere Weißbiere, geht aber in seiner ganzen Tragweite über herkömmliche Marken hinaus.  Zurück bleibt eine dezente Honigsüße neben einer leichten Bittere, sowie angenehm trockenen Sektnoten, was – alles in allem – in einen sehr, sehr langen Abgang mündet.

Fazit: Das Freising Brau-Team hat im Schatten der ältesten Bieruniversität der Welt wohl erstmals hierzulande die Mauer zwischen Bier und Schampus eingerissen, ohne die Regularien des Reinheitsgebotes zu verletzen. Ein wirklich großer Wurf dieses Cerevisium 1516. Aber kein Bier für Kampftrinker, sondern für echte Gourmets gemacht, als kreativer Aperitif oder als edler Digestif nach feiner Spitzenküche. Mit solchen Suden könnte die Craft-Bier-Szene endlich den erhofften Durchbruch auf den Getränkekarten von Top-Restaurants und Edel-Bistros schaffen. Man kann nur hoffen, dass die vier Brauerfreunde über ihr Crowdfunding-Projekt viele Investoren und bald eine eigene Braustätte finden.