Zagovor Brewery: Russische IPAs als perfekte Sundowner

Die internationale Craft-Szene blickt eher selten in Richtung Osten. Dabei entwickeln sich vor allem russische Craftbiere immer mehr zum Must-have für Fans von kreativen Suden. Ganz vorne dabei sind die Sorten der Zagovor Brewery aus Moskau. Klar, dass der Trend zu Hazy IPAs auch dort längst angekommen ist, aber die Russen präsentieren ihre Sude noch mit einem besonderen Touch. Ich habe mal zwei solcher Hopfenbomben probiert.

Beim „Against Milk“ mit 6,5 Umdrehungen handelt es sich um ein sonnengelbes New England IPA, das mit Mosaic, Citra und Citra Incognito gehopft ist. Zudem kam noch Laktose in den Kessel. So duftet das trübe Ale wie ein Pfirsich-Maracuja-Limone-Grapefruit-Milchshake. Der Duft bestätigt sich auch auf der Zunge. Geschmacklich erinnert das Bier an einen tropische Frucht-Milchshake mit Mango, Maracuja und Zitrusfrüchten. Die angegebenem 65 Bittereinheiten sind so gut eingebunden, dass man sie kaum wahrnimmt.

Das zweite Bier verspricht beim ersten Blick auf die Dose mit dem Namen „Bitter End“ eine deutlichere Herbe. Aber eines vorweg: Die 50 IBUs sind hier ebenso wunderbar eingebaut wie beim „Against Milk“. Bei dieser Sorte geht es jedoch um ein Double Dry Hopped Double IPA mit 8,5 Prozent Alkohol. Hier stecken jede Menge Galaxy-, Mosaic- und Citra-Hopfen drin, was man schon am Bukett deutlich wahrnehmen kann. Das sonnengelb-milchige Bier duftet fruchtig-tropisch und dominierend nach Zitrusfrüchten. Das Mundgefühl zeigt sich cremig bei moderater Kohlensäure und einer leichten Säure. Aromen von Ananas, Maracuja und Zitrus gestalten das Geschmacksbild.

Fazit: Zwei tolle Biere mit angenehm fruchtigen Aromaspielen. Das „Against Milk“ hat mir allerdings einen Tick besser gefallen, weil es etwas harmonischer und nicht ganz so wuchtig daherkommt. Beide Sude passen ideal zum gegrillten Steak, zu Pasta Arrabiata oder einfach so als Sundowner im Sommer.

Deutsch-russischer Kollab: „Immer über den Tellerrand hinausschauen“

Der moderne Russe trinkt lieber Bier anstatt Wodka. Jetzt hat auch Braufactum aus Frankfurt gemeinsam mit zwei russischen Brauereien ein speziell interpretiertes Pils entwickelt. Im Interview erzählt Braufactum-Chef Marc Rauschmann, wie es zu diesem Kollaborationssud kam, was er sich davon erhofft und warum es in Russland gerade keinen Hopfen gibt. Weiterlesen „Deutsch-russischer Kollab: „Immer über den Tellerrand hinausschauen““

Braumanufaktur Vasileostrovskaya: Feuriger Russentrunk

 

Russisches BierMan sollte es nicht glauben, aber in Russland entwickelt sich derzeit eine hochinteressante Craft-Bier-Szene. Vor allem in der alten Zarenhauptstadt St. Petersburg schießen kleine aber kreative Brauwerkstätten wie Pilze aus dem Boden. Das hängt auch irgendwie mit dem starken Rubelverfall und dem Embargo für westliche Produkte zusammen. Folge: ausländische Biere sind zu teuer geworden und so besinnen sich die  Russen wieder ihrer Fähigkeiten und rühren im eigenen Sud.

Jetzt fiel mir ein ganz ungewöhnliches Ale aus der St. Petersburger Braumanufaktur „Vasileostrovskaya“, eine der ersten Craft-Brauereien in Russland, in die Hände.  Der Trunk heißt „Мел судьбы“, was frei übersetzt „“Kreide des Schicksals“ bedeutet. Weiß der Geier, was damit gemeint ist. Schicksalshaft ist allenfalls die Schärfe dieses Bieres, das angeblich mit Tabasco gebraut ist. Der ist so scharf, dass die würzigen Hopfenaromen in den Hintergrund rücken und auch die versprochenen Noten von Karamell, Vanille, Mango und süßen Zitrusfrüchte verschwinden. Immerhin glänzt der scharfe Russentrunk mit 6,9 Prozent Alkohol und runden 70 IBU und einer sehr dichten Struktur. Mehr konnte ich nicht erfahren, da mein russisch für solche Übersetzungen leider nicht ausreicht. Eines der wenigen Worte, die ich kenne ist Nastrovje!

Fazit: Es ist schwer, in unseren Längengraden ein solches Bier zu bekommen. Dieses Kreide-Bier ist jedoch eine echte Rarität für HopHeads. Was mir in Erinnerung bleibt, ist jedoch vor allem die feurige Schärfe, die leider den Hopfengeschmack weitgehend überlagert.