Egal ob schwarz, grün oder weiß – Tee gilt als eines der ältesten Getränke der Menschheit. Jetzt gibt es ihn auch als Aroma-Turbo und Wachmacher im Bier. Weiterlesen „Schräge Biere: “Beer time” statt “tea time”“
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Next Level Brewing: Gose mit indischer Pfeffer-Power
Kenner der österreichischen Bierszene wissen das: Das Wiener Team von Next Level Brewing braut keine Gefälligkeitsbiere für Jedermann, sondern schafft eher Sude für Fans und Spezialisten. Nach Überzeugung der beiden Braumeister Johannes Grohs und Alexander Beinhauer darf es – was die Aromen angeht – auch gern mal was ganz Extremes sein. Ich hatte kürzlich ihr „Tiger Berry“ im Glas, eine 4,7-prozentige Gose, gebraut mit Himbeeren, Tiger-Pfeffer und Meersalz. Klingt doch schon mal ganz schön ausgefallen, oder?
Beim Einschenken löst die Wiener-Gose bereits einen Wow-Effekt aus. Das Craft fließt in einem rosafarbenen Ton ins Glas, das an das saftige Fruchtfleisch einer Grapefruit oder an das Federkleid eines Flamingos erinnert. Im Duft zeigen sich erst einmal nur die frischen Himbeeren. Am Gaumen wird es dann schön komplex. Im Antrunk zeigt sich das Meersalz, auf der Zunge entwickelt sich wieder die Fruchtigkeit der Beeren. Der indische „Bio Tiger Peffer“ aus der Wiener Manufaktur „Die Pfefferei“, unterstreicht die intensiven Fruchtnoten. Das Mundgefühl ist vollmundig und frisch. Erst im Abgang schlagen die pikanten Pfeffernoten an den Gaumen.
Fazit: „Tiger Berry“ ist definitiv keine klassische Gose, eher eine seltene Wiener Variante dieses Bierstils. Aber Next Level Brewing beweist damit wieder ihre Lust an experimentellen Suden. Und ich finde, dass ist ihnen auch dieses Mal wieder gut gelungen. Ein spannendes Bier, das ich mir sehr gut als Aperitif vorstellen kann.
Brauer-Portrait: „Next Level Brewing“ – Inspirationen aus der Food-Szene

Früher war Johannes Grohs von seinem Job ziemlich gelangweilt. Dagegen wollte der Wiener etwas tun und begann zunächst hobbymäßig zuhause sein eigenes Bier zu brauen. Aus Spaß wurde ernst. Mit seinem Kumpel Alexander Beinhauer fiel schnell die Entscheidung, eine eigene Biermarke rauszubringen. Also wurden die beiden professionelle Brauer. Ihre Marke heißt jetzt „Next Level Brewing“, unter der die Österreicher ziemlich coole Biere rausbringen. Die Maxime der beiden Wiener: „Wir wollen keine Gefälligkeitsbiere brauen, sondern immer nur das, was uns selbst am besten schmeckt.“ Seit 2015 experimentieren die Gypsy-Brauer nunmehr ganz nach dem Motto „Langweiliges Bier war gestern!“ – und jetzt macht der Job auch Johannes Grohs so richtig Spaß.
Johannes, was ist passiert, damit Du sich für den Brauer-Beruf entschieden hast?
Ich war klassischer Biertrinker und im Job inhaltlich gelangweilt. Als ich erfahren hatte, dass man Bier zuhause brauen kann, habe ich das mal ausprobiert. Überwältigt von den vielen kreativen Möglichkeiten, bin ich dann komplett in das Thema reingekippt. Also alles sehr klischeehaft: vom leidenschaftlichen Hobbybrauer zur Berufung.
Wann hast Du Dein erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?
Das war 2012, ein Geburtstagsbier für meinen Vater. Ein durchaus trinkbares Blonde Ale, von dem sogar immer noch zwei Flaschen als Andenken daheim stehen.
Welche anderen Brauer/Brauereien haben Dich am meisten inspiriert?
In der Anfangszeit ganz klar Brew Dog und Mikkeller. Mittlerweile lassen wir uns eher von anderen Branchen, vor allem von der Food-Szene inspirieren. Wir kreieren unsere Biere immer nach einer aromatischen Idee, unabhängig von vorgegebenen Biertypologien.
Welches Bier (außer den eigenen) würdest Du Deinem besten Freund empfehlen?
Steamworks „Killer Cucumber Ale“
Was sind Deine Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?
Dass es aus einer unabhängigen Brauerei stammt und nicht von der Marke eines Industriekonzerns. Aromatisch, gut ausbalanciert und gut trinkbar muss es sein. Das ist insbesondere bei aromaintensiven, sehr kreativen Bieren die große Kunst. Entscheidend ist, dass ein Bier in Erinnerung bleibt und Du es gern nochmals trinken möchtest.
Was sind Deine Lieblings-Hopfensorten?
Hopfen ist dann zweitrangig, wenn man auch Früchte im Bier haben darf 😉 Generell bin ich aber ein Fan von australischen Hopfensorten wie Vic Secret und Galaxy. Von den jüngsten Hopfenzüchtungen hat mich bis jetzt keine nachhaltig überzeugt.
Mit welcher berühmten Person würdest Du gern mal anstoßen und warum?
Es ist mir egal, ob jemand berühmt ist. Denn berühmt machen dich andere Leute und nicht du dich selbst. Wichtiger ist mir Denkweise und Vorstellungskraft eines Menschen. Daher würde ich gerne mit Elon Musk ein Bier trinken, um über Fassreifung auf dem Mond zu plaudern.
Next Level Brewing: Wiener Newcomer mit überraschendem Indie-Bier
Auf dem Logo prangt ein Krake mit Augenklappe. Für Alexander Beinhauer und Johannes Grohs von Next Level Brewing aus Wien symbolisiert der achtarmige Tintenfisch pure Freiheit, Unabhängigkeit und Flexibilität. Seine Tentakel stehen für das Braunetzwerk sowie für die Vielfalt ihrer Sude. „Wir brauen keine Gefälligkeitsbiere, sondern immer nur das, was uns selbst am besten schmeckt “, sagen die beiden Österreicher. Die Gypsy-Brauer arbeiten seit 2015 ganz nach dem Motto „Langweiliges Bier war gestern!“.
So ein Versprechen muss man mal auf die Probe stellen. Kürzlich hatte ich drei ihrer Biere im Glas. Zuerst das „Local Hero“. Ein Pale Ale, aromatisiert mit den Hopfensorten Centennial, Simcoe und Chinook, 26 Bittereinheiten und schlanken 5,3 Prozent Alkohol. Gebraut haben die Independent-Macher es im Brauhaus Gusswerk in Salzburg. In der Nase habe ich Aromen von reifer Mango, Maracuja sowie Grapefruit und Orange. Auf der Zunge spielt sich das orangegoldene Ale leicht und frisch mit Noten von tropischen Früchten wie etwa Mango und Maracuja. Im Finsih rutscht es die Kehle mit einer dezenten Herbe hinab.
Etwas bitterer verabschiedetet sich das „Five o‘ clock – Earl Grey IPA“ mit seinen 55 Bittereinheiten. Dieses India Pale Ale mit 5,7 Prozent Alkohol soll der klassischen Tee-Stunde Konkurrenz machen. Schließlich wurde es mit echtem Earl Grey Tee gebraut. Hinzu kommen noch die englischen Hopfensorten First Gold, East Kent Golding und Fuggles. Zusammengerührt wurde es in der Bierschmiede in Seefeld am Attersee. Kupferfarben glänzt das Bier im Glas. Es duftet wirklich nach Tee, der typische Bergamotte- und Orangennoten mit sich bringt. Auf der Zunge dasselbe Aromabild, kombiniert mit einem Hauch Karamell.
Ganz nach dem Motto: Das Beste kommt zum Schluss, hob ich mir eine 4,9-prozentige Freestyle Gose zum Finale auf. Der Wiener Trunk wurde in der Gablitzer Privatbrauerei in Gablitz, nur 20 Kilometer von der Donaumetropole entfernt, gebraut. „Lemon Thyme“ wurde mit Zitronensaft, Thymian, Indischem Koriander und Meersalz gewürzt. In diesem Jahr gewann diese österreichische Interpretation eines alten deutschen Bierstils sogar Platin beim „Meininger’s International Craft Beer Award“. Goldgelb strahlt das Indie-Bier im Glas. In die Nase strömen sofort die Noten der besonderen Zutaten: Thymian und Zitrone mit einer leicht salzigen Nuance. Am Gaumen moussiert die Gose fast wie Champagner. Schon im Antrunk dominieren Kräuteraromen. Die Spezialhefe und der Zitronensaft geben dem Trunk den typischen säuerlichen Geschmack. Sehr erfrischend! Dazu gesellt sich eine dezente Malzsüße. Diese Kombination bleibt noch lang in der Kehle zurück.
Fazit: Das Pale Ale ist super harmonisch und gefällt mir mit den tropischen Noten richtig gut. Kommt gut als gemütlicher Feierabendgenuss oder auch als sanfter Trunk für Zwischendurch. Das IPA dagegen ist schon sehr außergewöhnlich. In solch einer originellen Mixtur, habe ich noch nie zuvor ein IPA getrunken. Mal eine ganz andere Interpretation des Bierstils, wenn auch etwas gewöhnungsbedürftig. Am besten hat mir wirklich das letzte Bier geschmeckt. Die Gose ist total erfrischend und der Thymian überrascht mit ganz erstaunlicher Würze. Dazu ein frischgegrillter Fisch oder eine Meeresfrüchteplatte: Ein wahrer Gaumenschmaus. Ich werde mir auf jeden Fall auch die anderen Biere von Next Level Brewing besorgen und freue mich auf weitere Geschmackserlebnisse.