True Brew Brewing Co.: Verführerischer „Kickflip“

New England IPAs sind immer noch der heiße Trend in der Craft-Szene. Auch True Brew Brewing aus München brachte gerade einen neuen Vertreter auf den Markt. Mit großer Freude habe ich mir am Freitag im Taproom gleich mal ein „Do A Kickflip“ einschenken lassen und noch eine Dose zur Verkostung mitgenommen. Braumeister Luis stopfte das 6,66-prozentige Bier ordentlich mit den drei Hopfensorten Mosaic, Citra and Pacific Jade. Das merkt man.

Das sonnengelbe und trübe NEIPA mit feinporigem, elfenbeinweißem Schaum duftet nach einem fruchtigen Potpourri aus gelben Steinfrüchten, Mango, Maracuja und Papaya. Dazu gesellen sich noch eine feine Würze und eine sanfte Kräuternote. Über die Lippen fließt das Bier samtig-weich mit einer zurückhaltenden Karbonisierung. Auf der Zunge gibt der eingesetzte Hopfen noch mal Vollgas. Ausbalancierte Aromen von Papaya, gelben Steinfrüchten, Maracuja, etwas Zitrus sowie eine gewisse Würze verführen die Geschmacksknospen. Eine sanfte Bittere rundet das NEIPA ab. Das Finish hält sich lang und aromatisch.

Fazit: Definitiv eines der besten New England IPAs aus dem Süden der Republik. Die fruchtige Aromatik und der saftige Charakter sind absolut ausgewogen und präsentieren sich mit einer hohen Drinkability. Vom „Kickflip“ kann man locker auch mal zwei bis drei Dosen genießen. Perfektes Bier für den Feierabend.

Yankee & Kraut: Tropischer Frühlingstraum

Der Trend zu hazy IPAs reißt nicht ab. Jetzt legen auch Bryan und Max von Yankee & Kraut aus Ingolstadt einen schmackhaften Vertreter vor – und zwar in der Dose. Bei ihrem neuen „Heart Waves“ handelt es sich um ein 6,5-prozentiges Double Dry Hopped IPA mit den Hopfensorten Citra, Mosaic BBC und Ekuanot BBC.

Schon das Knacken der Dose und die Optik des Bieres macht Lust auf mehr. Schenkt man den Sud ins Glas, so scheint die Sonne darin aufzugehen. In einem trüben Gelb strahlt mir das Ale entgegen. Ein tropisch-fruchtiges Bukett mit dominierenden Mango-Noten verführen den Geruchssinn. Dazu gesellen sich Zitrusfrüchte sowie ein blumiger Anklang und ein Hauch von Kräutern. Auf der Zunge setzt sich das Fruchtspiel fort. Neben einer frischen Cremigkeit entfalten sich tropische Aromen von Mango, Maracuja und Ananas, die von einer gewissen Würzigkeit begleitet werden. Im Finish zeigt das IPA noch eine ordentliche Herbe.

Fazit: Ein Bier, wie ich es gerne mag. Beim Genuss dieses IPA merkt man sofort, dass Bryan und Max mal wieder nicht am Hopfen gespart haben. „Heart Waves“ ist ein wunderbar ausbalancierter Sud, mit dem ich mir definitiv noch mal meinen Kühlschrank auffülle. Ein perfekter Trunk für den Frühling.

Kurztrip durch den IPA-Dschungel

India Pale Ales zählen zu den renommiertesten und beliebtesten Bierstilen der Welt. Aber erst mit Beginn der Craft-Bierbewegung entwickelten sich neue Spielarten der hopfigen Typologie. Inzwischen scheinen der Experimentierfreude keine Grenzen gesetzt.

Kaum ein anderer Bierstil performt derzeit so vielfältig wie India Pale Ale (IPA). Vor rund 30 Jahren war es der amerikanische Zündfunke, der auch die letzten Bierländer zum Brennen brachte. Nicht umsonst gilt das IPA als Mutter-Typologie der internationalen Craft-Bewegung. Obwohl häufig der Glaube vorherrscht, dass dieser Bierstil eine Neuerfindung der Kreativbrauer sei, pflegt der obergärige Hopfentrunk eine lange Tradition. So ranken sich um die Entstehung dieses Bieres etliche Mythen. Tatsache ist, dass IPA um das 18. Jahrhundert in England aus der Taufe gehoben und einst angeblich als „October beer“ gehandelt wurde. Brauer verwendeten erntefrische Rohstoffe und legten das Ale zur Abrundung für mehrere Monate in Holzfässer. Beschrieben hat man den Trunk aber schon damals als helles, starkgehopftes besonders bitteres Bier.

Die IPA-Legende besagt indes, dass die Briten während ihrer Kolonialzeit ein Bier entwickelten, dass für den langen Transport für ihre in Indien stationierten Soldaten mit größerem Hopfeneinsatz haltbarer gemacht wurde. Bis heute haben IPAs ihre typische Hopfigkeit nicht verloren – egal in welchem Land sie produziert werden. Doch inzwischen existieren zahlreiche Varianten, die teilweise sehr stark in Optik, Duft, Geschmack und Mundgefühl sowie Bitterkeit variieren. Verantwortlich dafür ist die internationale Craft-Bierbewegung, die vor keiner Mixtur zurückschreckt. Nachwuchsbrauer lassen ihrer Experimentierfreudigkeit freien Lauf und zaubern verschiedenste Unterkategorien wie etwa Westcoast-, Eastcoast-, New England-, Belgian-, Brut-, Milkshake-, White-, Black-, Rye- oder Session-IPA. Bei dieser nahezu unüberschaubaren Bandbreite verlieren nicht nur Konsumenten, sondern selbst Biersommeliers manchmal den Überblick.

Aber wie begann eigentlich der weltweite IPA-Trend? Die Erfolgsstory des modernen India Pale Ales startete vermutlich um 1975, als Anchor Brewing in San Francisco ein Christmas Ale auflegte, das mit dem damals noch sehr jungen Cascade-Hopfen gebraut wurde und etwa 40 Bittereinheiten besaß. Dieses Ale gilt als Senkrechtstarter der sogenannten Westcoast IPAs, die sich durch deutliche Fruchtnoten, eine ordentliche Herbe und eine gewisse Harzigkeit charakterisieren. Zu einem der besten Biere dieser Art gehört das achtprozentige „Pliny the Elder“ der kalifornischen Russian River Brewing aus Santa Rosa, nördlich von San Francisco.

Brauer der US-Ostküste wussten lange nicht, was sie dem Erfolg der Crafties aus Kalifornien entgegensetzen konnten. So entwickelten sie schließlich ihre eigene IPA-Variante: New England India Pale Ales (NEIPA), die gerade den wohl heißesten Trend der Craft-Bierszene darstellen, grenzen sich eindeutig von klassischen IPA-Vertretern ab. Dafür streben die Macher durch intensives, meist mehrfaches Hopfenstopfen und den Einsatz bestimmter Hefestämme, wie etwa der norwegischen Sorte Kveik, eine stabile sowie deutliche Trübung an. So wirken NEIPAS optisch häufig wie Fruchtsäfte. Aber auch in Duft und Geschmack präsentiert sich diese Ale-Art wie ein saftiger Tropenfrucht-Cocktail mit sanfter Bittere. Dieser Stil wird inzwischen auch lebhaft von deutschen Brauern interpretiert. Musterbeispiele typischer NEIPAs finden Aficionados beispielsweise im Portfolio der Macher von Frau Gruber, Brewheart oder Blech Brut. Häufig werden NEIPAs inzwischen auch als sogenannte Hazy IPAs vermarktet.

Milkshake IPA von Omnipollo

Ein vergleichbarer Vertreter der Ostküsten-Ales ist das Milkshake IPA – auch als Smoothie oder Slushie IPA bekannt. Craft-Brauer experimentieren dabei mit frischen Früchten, Gewürzen oder Laktose. Die Verwendung von Milchzucker erzielt dabei eine cremige Textur. Für den besonderen Kick wird häufig auch Vanille eingesetzt. Als einer der Topseller dieser IPA-Kategorie gilt das „Mexican Vanilla Piña Colada Milkshake IPA“, das aus einer Kollaboration der schwedischen Manufaktur Omnipollo und der US-Brauerei Tired Hands Brewing Co. entstammt. Das trübe Ale mit Zugaben von Laktose und Vanille erinnert geschmacklich an eine exotische Piña Colada, während der Geschmack des „Orange Vanilla IPA“ von Belching Beaver aus San Diego eher einem Orangen-Milcheis ähnelt.

Eine weitere In-Version ist knochentrockenes Brut IPA. Erfunden hat diese Spielart angeblich der Braumeister von Social Brewing in San Francisco. In den Sud kommt ein ganz spezielles Enzym (Amylase), das normalerweise bei Porter oder Stout eingesetzt wird. Dies macht das Bier vom Körper her schlanker, ohne jedoch den Alkoholgehalt zu minimieren. Der Begriff „brut“ wurde aus der Champagner-Welt adaptiert und steht ursprünglich für einen sehr trockenen Schaumwein. Auch bei diesem Bierstil geht es um einen staubtrockenen, prickelnden Sud, mit geringem Malzcharakter und minimaler Restsüße. Dabei sollen die Fruchtnoten des Hopfens das Aroma zwar dominieren, aber kaum Bittereinheiten aufweisen. Einige Brauer setzen dabei nicht auf Enzyme, sondern setzen auf besondere Mikroorganismen wie etwa Champagner-Hefe, die ebenfalls einen trockenen Charakter erzielt.

Auch bei deutschen Brauern ist der Brut-Trend angekommen. Zu den Vorreitern zählt das Kreativteam von Yankee & Kraut aus Ingolstadt. Für die Aromatik des schlanken und sehr fruchtigen Brut IPA namens „Dry Humor“ verwendet Braumeister Bryan France die Hopfensorten Topaz, Ariana, Callista und Hüll Melon. Zeitgleich legte auch Oliver Wesseloh von der Hamburger Kreativbrauerei Kehrwieder eine knochentrockene IPA-Version vor, die nur 0,05 Prozent Restsüße aufweist. Für die Fruchtigkeit sorgen insgesamt sieben Hopfensorten. Craft-Pionier Wesseloh sieht Brut-IPAs als nachhaltigsten Trend bei den vielen IPA-Ablegern und als erfrischenden Kontrast zu NEIPAs. Inzwischen führt der Hamburger gleich mehrere Sorten im Portfolio.

Neben Brut, Milkshake und Westcoast IPAs gibt es noch zahlreiche weitere Kategorien. So etwa eine interessante Version, die mit belgischer Hefe vergoren wurde. Craft-Fans stehen aber auch auf Black IPAs, die durch ihre schwarze Farbe bestechen und neben fruchtigen Hopfenanklängen auch angenehme Röstnoten vorlegen. White IPAs indes sind eine Kreuzung aus belgischem Witbier und amerikanischem IPA, während sogenannte Fruit IPAs meist mit Früchten wie Grapefruit, Mandarine oder Wassermelone gebraut werden. Rye IPAs sind mit Roggen gemaischt und Sour IPAs meist mit Milchsäurebakterien oder wilde Hefen angesetzt.

Alkoholfreies IPA von Riegele

Was die weltweite IPA-Szene vor allem auszeichnet, ist ein ständiger Run auf neue Geschmacksabenteuer. Als aktuelle Bereicherung der Craft-Bierbewegung gelten Session IPAs mit moderatem Alkoholgehalt oder sogar alkoholfreie Varianten. Selbst die Non-Alcoholic-Varianten erzielen durch viel Hopfeneinsatz oder Dry Hopping einschmeichelnde und fruchtige Aromen, die den typisch alkoholfreien Charakter überdecken und somit für Überraschungsmomente bei Verkostungen sorgen. Die Experimentierfreude bei India Pale Ale scheint unbegrenzt und bleibt wohl noch lange eine spannende Spielwiese für Kreativbrauer, Connaisseurs und Sommeliers.

Erschienen im Verbandsmagazin der Diplom Biersommeliers.

Top-Brauer: Fürst Wiacek – Quereinsteiger aus Berlin

Georg Fürst von Fürst Wiacek
Credit: Eva Andersone

Georg Fürst und Lukasz Wiacek kamen eher durch Zufall zum Bierbrauen. Während einer Reise durch Jordanien machte der Web-Entwickler Lukasz spontan ein Praktikum bei der Craft-Brauerei Carakale – angefixt von der Materie dann auch bei Põhjala in Tallinn und bei Beavertown in London. Letztlich tingelte der Berliner noch in den USA durch diverse Kreativstätten und baute zuhause mit seinem Kumpel die Tätigkeit als Hobbybrauer weiter aus. Eigentlich wollten Lukasz und Georg Whisky produzieren, aber irgendwie waren die selbstgebrauten Biere dann doch spannender. Die Hauptstädter nannten ihre Marke „Fürst Wiacek“ und brauen seitdem als Gypsys ihre Sude im größeren Stil bei der Camba in Gundelfingen. Es dauerte nicht lang, schon zählten die Biere der Quereinsteiger landesweit zu den kreativsten Sorten. Ihren Namen macht sich die beiden Nachwuchsbrauer mit megafruchtigen New England IPAs. Inzwischen gibt es aber auch ein paar saure Vertreter. Georg Fürst im Gespräch:

Welche Eigenschaften zeichnen Deiner Meinung nach einen richtig guten Craft-Brauer aus?

Ausdauer, Authentizität, Leidenschaft, Kreativität, den Willen zur Perfektion und das Wissen, dass er immer nur so gut ist wie sein letztes Bier. 

Was macht für Dich ein wirklich außergewöhnliches Bier aus?

Sich immer auf das zweite Glas zu freuen und unbedingt diese Entdeckung auch Freunden zu empfehlen. 

Was war das schrägste Bier, das Du jemals getrunken hast?

Für mich hat Bier immer eine soziale Komponente. Ich genieße das Biertrinken in guter Gesellschaft und deswegen ist das schrägste Bier für mich vielleicht ein Pils aus Nordkorea, das ich bei der Mikkeller Beer Celebration in Kopenhagen im Glas hatte. Nicht allein des Bieres wegen, sondern weil das Gespräch mit den Brauern und der kurze Einblick in deren Welt so interessant waren.

Mit welchen ungewöhnlichen Zutaten würdest Du gern einmal brauen?

Ich hatte schon mal für unsere Smoothie IPAs über Jackfruit nachgedacht. Die hatte ich mal in Kambodscha frisch vom Baum gegessen, die war richtig köstlich. Hier habe ich allerdings noch keine leckere Jackfruit bekommen, die vergleichbar mit den Früchten in Kambodscha war. Oft wird sie unreif geerntet und ist dann eher geschmacklos. 

Was ist eigentlich Dein Lieblingsgericht und was trinkst Du dazu?

Pizza und dazu ein hazy IPA.

Wie siehst Du die Entwicklung der Craft-Bierszene in fünf Jahren?

Wir sind viel auf Festivals unterwegs und freuen uns immer über den Austausch mit anderen Brauereien sowie Bier-Enthusiasten. In allen Ländern gibt es unterschiedliche Entwicklungsstadien, aber tatsächlich sind die meisten Länder weiter als Deutschland. Das meine ich auch hinsichtlich der Konsumenten. International sind die Biergenießer sehr neugierig und haben dabei gute Kenntnisse was Fehler im Bier angeht. Diese Eigenschaften werden sich in den nächsten fünf Jahren wohl auch in Deutschland weiterentwickeln. Dabei denke ich, dass generell kleinere Brauereien, egal ob bereits etabliert oder neu im Markt, mit lokaler Verbundenheit wachsen können.

Und was hast Du als Nächstes vor?

Eine eigene Brauerei besitzen. Wir planen schon eine Weile, aber nächstes Jahr sollte es so weit sein. 

Braukollektiv Freiburg & Kitchen Brew: Fruchtiger Nachbarschafts-Kollab

Internationale Kollaborationssude sind in der Craft-Bierszene keine Seltenheit mehr. So taten sich auch kürzlich das Braukollektiv Freiburg mit der schweizerischen Braustätte Kitchen Brew zusammen, um ein exotische Fruchtbombe zu kreieren. Beide Parteien kennen sich aus der Brauerei Roog im Schwarzwald. Die Freiburger sind dort noch als Gypsys tätig, die Schweizer bedienen inzwischen nur wenige Kilometer entfernt ihre eigenen Sudkessel in Allschwill bei Basel.

Sowohl die Macher vom Braukollektiv, als auch das Team von Kitchen Brew lieben hopfenbetonte Biere. Also wundert es nicht, dass sich die Brauer für ein New England IPA mit den Sorten Equanot, Columbus, Citra und and Mosaic entschieden haben.

Dieses 5,6-prozentige Bier strahlt in einem trüben gelborange durch die Glaswand. Der Duft erinnert an einen tropischen Obstkorb mit Aromen von Mango, Maracuja und Grapefruit, zu denen sich harzige und grasige Noten gesellen. Und schließlich rinnt das NEIPA wie ein vollmundiger Fruchtsaft den Gaumen herunter. Die Kohlensäure ist ideal eingebunden, sodass auch der Frischefaktor überzeugt. Auch im Geschmack zeigen sich tropische Früchte, von harzigen Anklängen untermauert. Im Finish bleibt die Fruchtigkeit lang zurück und verabschiedet sich mit einer zarten Hopfenherbe.

Fazit: Der Kollab kann sich auf jeden Fall sehen lassen. Die Fruchtaromen sind ideal eingebunden und harmonieren perfekt mit Hefe und Malz. Gefällt mir. Für NEIPA-Fans gilt es schon fast als Pflicht dieses Bier mal zu probieren.

Braukollektiv Freiburg & Kitchen Brew: Fruchtiger Nachbarschafts-Kollab

Uiltje Brewery: Süße Mosaic-Bombe

Uiltje Brewery: Süße Mosaic-Bombe

New England IPAs zählen immer noch zu den heißesten Trends in diesem Jahr. Als ich kürzlich wieder mal beim Bier-Shopping war, konnte icham „Mosaic Mammoth“ von der holländischen Brauerei Uiltje in Haarlem nichtvorbeigehen – schließlich prangt auf dem Etikett schon einer meinerLieblingshopfen. Über das Design mit dem Mamut lässt sich streiten, aber das8-prozentige Bier kann sich jedenfalls sehen lassen.

Im Glas geht die Sonne auch an winterlichen Tagen auf. Getoppt ist das trübe NEIPA von einer schneeweißen Schaumkrone. Die Nase wird sofort umweht von fruchtigen Noten des Hopfens. Es duftet nach Zitrusfrüchten, reifer Mandarine, Maracuja und hat einen erdigen Touch. Auf der Zunge präsentiert sich das Ale saftig-fruchtig mit Aromen von Maracuja, Mango, Zitrus und einem Kräuter-Touch. Später zeigt sich noch eine dezent Herbe.

Fazit: Die Holländer haben mit ihrem „Mosaic Mammoth“ denNEIPA-Stil definitiv ins Schwarze getroffen. Das Bier erinnert fast an einenFruchtsaft, sättigt aber leider schon nach einem Glas. Trotzdem sind die Aromensehr schön eingebunden, auch wenn mir das Bier einen Tick zu süß rüberkommt.

Rock Paper Scissors: Sechs finnische Indie-Spezialitäten

IMG_20180926_191645_390Als Blogger bekommt man manchmal ganz unerwartet Bierpost aus irgendwelchen Ländern der Welt. Über ein Paket habe ich mich kürzlich ganz besonders gefreut, da es aus Finnland kam. Im Juli lernte ich auf dem „Große Biere – kleine Brauereien“-Festival in Helsinki das super sympathische Team von „Rock Paper Scissors“ kennen – eine Indie Brauerei mit Sitz in Kuopio, das rund 400 Kilometer nordöstlich von Helsinki liegt, eigenem Taproom und eigener Sauna. Braumeister Aki hat sich auf die Fahne geschrieben, schön aromatische, aber vor allem trinkbare Biere zu brauen. Das fiel mir damals schon auf dem Craft-Bierfestival auf. Heute möchte ich euch ein paar Sorten der Finnen vorstellen.

Fast jeder Craft-Brauer führt ein Standardsortiment. So auch „Rock Paper Scissors“, das übrigens das auch in Deutschland bekannte Spiel „Stein-Papier-Schere“ darstellen soll. So brauen die Finnen ein modernes Lagerbier mit 4,7 Prozent Alkohol. „An all day, everyday Lager”, so die Bezeichnung, glänz golden im Glas, ist hopfengestopft und präsentiert sowohl in Nase, als auch im Geschmack ein malziges, grasig-hopfiges Aroma mit einer angenehmen Herbe. Das „Rye Candy Red Ale“ dagegen ist allein mit 5,2 Prozent schon etwas stärker gebraut. Es zeigt sich in einer rehbraunen Farbe, getoppt von einem beigen Schaum. Es duftet malzig, nussig mit einem Hauch von Rosinen. Auf der Zunge ebenfalls nussig, herb, hopfig und mit einem Anklang von Dörrobst und Nougat.

Zum Standardsortiment darf auch in Finnland kein Pale Ale fehlen. Die Nordbrauer verfeinern ihren Sud allerdings mit Pink Grapefruit und Orangenschale. Die Extrazugaben spürt man schon im Duft, gepaart wird das Ganze mit etwas Waldhonig. Im Geschmack prickelnd-frisch mit fruchtigen Noten von Grapefruit und Orange. Dazu gesellt sich eine harmonische Malzsüße und eine deutliche Bittere.

IMG_20180907_191817_478Neben den kreativen „normalen Sorten“, produzieren die Indie-Brauer auch ein New England IPA (NEIPA), dass sie in Kollaboration mit einer anderen finnischen Brauerei namens „Fat Lizard“ gebraut haben. Das 5,5-prozentige NEIPA „The Lizard“ duftet schon saftig nach Mango, Zitrus und Maracuja. Im Geschmack dominieren die Zitrusfrüchte wie Limette und Grapefruit.

20180906_211029Ein weiteres ungewöhnliches Bier der Indies ist dessen „Lime & Ginger Wheat Ale“. Also ein goldfarbenes Weizenbier, das neben Limette und Ingwer noch mit Loral-Hopfen aromatisiert ist. Das 5,5-prozentige Ale präsentiert sich in Duft und Geschmack mit Ingwer- und Kräuternoten. Im Finish erinnert es etwas an ein Müsli – das ist nicht unangenehm. Zum Schluss hatte ich noch das „Let’s settle this like Adults“ im Glas. Das ist ein hopfengestopftes Lager, das Braumeister Aki für das Monstertreffen von Trump und Putin in Helsinki eingebraut hat. In der Nase malzig mit einem Anklang von Heu. Auch auf der Zunge dominiert Getreide und Malz. Der Hopfeneinsatz zeigt sich etwas floral, grasig und mit ein wenig Zitrusnoten.

20180906_203549Fazit: Bei den Standardsorten gibt es absolut nichts zu meckern. Sie sind solide, aromatisch und gut trinkbar. Das NEIPA dagegen ist mir für die Typologie zwar etwas zu bitter, aber geschmacklich wirklich cool. Beim Weizen-Ale muss man das Ingweraroma mögen. Für mich ok, ein bisschen stört mich aber der Müsli-Nachhall, der nicht so gut zu dieser Kreation passt. Das „Let’s settle this like Adults“ ist auch ein solides, harmonisches und aromatisches Bier, das aber echte Hop-Heads nicht unbedingt vom Hocker haut. Auch die Finnen können Bier brauen, auch wenn nicht jedes Bier meinen Geschmack trifft, aber das ist auch gut so.

 

 

 

 

 

 

Hanscraft & Co.: Bieriger Sonnenuntergang

IMG_20180122_123326_824New England IPAs liegen nicht nur im Trend, sie sind meist auch ziemlich lecker. Ein schöner Vertreter für diese neue Kategorisierung ist das „Sun Downer“ mit 6,2 Prozent Alkohol von Hanscraft & Co. aus Aschaffenburg. Gebraut hat es das Team um Christian Hans Müller mit vier hocharomatischen Hopfensorten: Citra, Ekuanot, El Dorado, Galaxy.

Schon beim Einschenken erinnert die Farbe des NEIPAs an einen romantischen Sonnenuntergang am Strand. Ein schneeweißer, feinporiger Schaum setzt der Optik noch die Krone auf. Süßlich duftet das bayerische IPA mit Noten von Zitrus wie Grapefruit und Orange sowie tropischen Tönen von Maracuja und Litschi. Auf der Zunge zeigt sich das Ale mit einem schlanken und frischen Malzkörper. Die Fruchtnoten der Hopfensorten dominieren das Aromaspektrum mit tropischen Nuancen. Das NEIPA verabschiedet sich mit einer deutlichen, aber keineswegs störenden Bittere.

Fazit: Gefällt mir! Ich mag die Kombination aus hopfiger Fruchtwucht und Frische. Für mich ein perfektes Bier für den Sommer.

Craft-Bier des Monats: Buddelships „Mr. B“ – New England IPA per excellence

IMG_20170909_212501_129Es ist immer wieder spannend zu schmecken, was Lagerung und Alterung bei Craft-Bier ausmachen kann. Vor einiger Zeit kaufte ich das New England IPA von Buddelship namens „Mr. B“ in einem Online-Biershop. Es war in der Nase und am Gaumen echt ok. Vergangenen Woche traf ich bei den Hopfentagen in Wolnzach den Brauer Simon Siemsglüss. Der Hamburger hatte das Bier frisch aus der Brauerei dabei. Ich habe mich dort allein schon in den Duft verliebt – der war ganz anders, als bei meiner ersten Verkostung.

  •    Brauerei: Buddelship
  •    Herkunft: Hamburg
  •    Bierstil: New England IPA (NEIPA)
  •    Alkoholgehalt: 6,7 Prozent
  •    Stammwürze: 16,3 °P
  •    Farbe: saftiges Orange, trüb
  •    Schaum: feinporig, cremig
  •    Hopfen: Motueka, Callista, Citra
  •    Malz: Gersten- und Weizenmalz
  •    Bittereinheiten: 40 IBU

Das 6,7-prozentige NEIPA ist stiltypisch total trüb. Sieht aber durch einen strahlenden Orangeton und eine schneeweiße, feinporige Schaumkrone mehr als appetitlich aus. In meine Nase strömen Aromen von tropischen Früchten wie Mango, Maracuja und Ananas aber auch Zitrusnoten von Orange, Pampelmuse und Zitrone. Im Antrunk erinnert „Mr. B“ an einen Fruchtsaft, dann prickelt das Craft aber schön erfrischend auf der Zunge. Hier vereinen sich dann die fruchtigen Hopfennoten per excellence: Mango, Grapefruit, Maracuja und Orange. Eine gewisse Würze gesellt sich noch dazu. Angeblich hat Simon übrigens 25 Gramm des grünen Goldes pro Liter hinzugegeben. Die 40 Bittereinheiten zeigen sich im Finish, die das Gesamtbild noch mehr harmonisieren.

Fazit: Wow, dieses New England IPA ist echt gefährlich. Jeder Schluck macht Lust auf einen nächsten. Wer es gern mega fruchtig und saftig mag, kommt an „Mr. B“ nicht vorbei. Ich bin kurz davor mich auf den Weg nach Hamburg zu machen und mir das Auto mit frischen Flaschen vollzuladen…

 

Bierol: Hocharomatischer Starter in den Herbst

20170910_125447Bekanntlich heißt es doch: „Das Auge isst und trinkt mit“. Stimmt! Kürzlich verkostete ich mit drei Kumpels das „El Patrón“ von Bierol aus Schwoich in Tirol. Von dem 8,2-prozentigen Starkbier waren die drei Münchner erst einmal abgeschreckt. Aber nicht von dem Etikett, sondern von der Bierfarbe. Sie beschrieben diese mit „Schlammbraun“. Ok, es schwammen auch noch einige Hefe- und Hopfenreste darin herum. Probiert haben sie das New England Imperial IPA dann aber doch – und waren begeistert.

Das „El Patrón“ duftet nach reifen Früchten wie Mango, Papaya und Maracuja – bei den mehr als acht Prozent auch etwas alkoholisch. Im Antrunk ähnelt diese Bierspezialität eher einem reifen Fruchtsaft. Das IPA kommt schön vollmundig mit einer zurückhaltenden Kohlensäure und mündet dann in eine kräftige Obstbombe. Auf der Zunge vereint sich eine dezente Malzsüße, die an Waldhonig erinnert, mit reifer Mango, Papaya und Maracuja. Dazu gesellen sich aber noch Zitrusfrüchte wie Pampelmuse und Blutorange. Im Finish zeigt das NEIPA eine ausbalancierte, aber deutlich wahrnehmbare Bittere. „El Patrón“ bleibt noch einige Zeit am Gaumen zurück.

Fazit: Abgesehen von der Farbe und den Rohstoffresten ist dieses Starkbier auf jeden Fall gelungen. So habe ich meinen Kumpels dieses Mal gezeigt, dass man sich nicht immer von der Optik beeinflussen lassen sollte. Sie waren schließlich vom Duft und Geschmack genauso begeistert wie ich. Ein wirklich hocharomatisches und kräftiges New England IPA jetzt für den Herbst.