Gassenhof: Bieriges Genuss-Refugium im Ridnauntal

Malerisches Dolomitenpanorama, mittelalterliche Städte und köstliche Schinkenspezialitäten: Südtirol ist immer eine Reise wert. Als eine ganz besondere Region gilt das Ridnauntal. Der idyllische Landstrich zieht sich etwa 15 Kilometer in die Stubaier Alpen hinein. Hier, nur wenige Kilometer von Sterzing entfernt, befindet sich neben etlichen Wanderwegen und weitläufigen Langlaufloipen auch ein echter Genusstempel: Der Gassenhof. Hier kommen auch Bierliebhaber voll auf ihre Kosten.

Dieses Refugium, eingebettet in die atemberaubende Natur und umrandet von Bergmassiven, bietet mit riesiger Saunalandschaft, Dampfbädern, Massagen und Infinity-Pool nicht nur Entspannung, sondern auch ein einzigartiges kulinarisches Erlebnis mit eigener Brennerei und Brauerei. Die beiden Inhaber, die Brüder Manfred „Manni“ und Stefan Volgger, haben es sich auf die Fahnen geschrieben, ihren Gästen immer etwas Besonderes zu bieten – und wie funktioniert das besser als mit hauseigenen Spezialitäten. So begann Manni, wie ihn alle Mitarbeiter und Gäste nennen, vor rund 13 Jahren mit dem Schnapsbrennen. Neben Apfelbrand, Limoncello oder Tresterbrand produziert der umtriebige Südtiroler auch Gin und Whiskey in seiner Brennerei, die er in einen alten Stall errichtete, nur einen Steinwurf vom Hotel entfernt. Bei der Internationalen Edelbrand-Meisterschaft wurde seine Marke namens Gratznbrand auch schon zur besten Schnapsbrennerei Italiens ausgezeichnet.

Neben Hochprozentigem genießen die Volggers aber auch schon immer gerne Bier. Zum Brauen kam der genussfreudige Manni, der auch als Wanderführer fungiert, aber eher zufällig. Obwohl er damals keine Ahnung vom Brauen hatte, kaufte er einem Nachbarn eine kleine Brauerei ab, mit der er 150 Liter brauen konnte. „Das erste Bier war sowas wie ein Pale Ale“, erinnert er sich, „das war sogar ganz gut gelungen.“ Jetzt braut Manni, der inzwischen auch Biersommelier ist, rund 2000 Liter im Monat und gelangt damit an Grenzen: „Für unsere durstigen Gäste ist das eigentlich immer noch zu wenig“, schmunzelt der Gassenhof-Macher im Südtiroler-Dialekt.

Die Brauerei namens Gratznbräu befindet sich in einem Nebenteil des Gassenhofs. Eine Führung können Gäste an der Rezeption buchen. Das Sortiment des Chefs gestaltet sich sehr vielfältig. Neben Hellem und Weißbier produziert Manni gern das, auf was er selbst Lust verspürt. Das kann neben rotem IPA und Sommerbier auch mal ein Italian Grape Ale sein, das er mit Goldmuskateller braut und einer zusätzlichen Flaschengärung unterzieht. Häufig verwendet der Bierproduzent für seine Sude auch Malz aus Südtirol. „Das ist allerdings gar nicht so einfach zu bekommen“, verrät Manni „es gibt hier nur wenig Gerste und das Malz wird dann unter den heimischen Brauern aufgeteilt.“ Wenn er Glück hat, dann bekommt er mal 2000 Kilo.

Manni ist im Gassenhof längst nicht mehr der einzige Bierexperte. Sein Neffe Fabian ist angehender Biersommelier und übernimmt gern die Bierverkostungen im urigen Tasting-Raum. Der massive Verkostungstisch ist liebevoll mit Gläsern gedeckt und mit einem Informationsausdruck ausgelegt, wo einiges zum Thema Bierbrauen, Typologien, Gläserkunde und der richtigen Trinktemperatur drinstehen. Fabian führt charmant durch die vielfältige Bierauswahl. Neben hauseigenen Spezialitäten wählt er für die Verkostung häufig Sorten von italienischen Brauereien wie etwas Batznbräu, Guggenbräu oder Birra Baladin sowie internationale Biere aus Belgien und Deutschland. Dabei erzählt er etwas zu den jeweiligen Brauereien, zu den Bierstilen und zur Sensorik. Eines der Tasting-Biere, ist das Gratznbräu Schwarzbier in der 0,33-Liter-Stange. „Bei uns geht niemand durstig aus dem Raum“, verspricht Fabian witzelnd.

Nach so einem informationsreichen und kurzweiligem Tasting bietet sich für den Gast der direkte Gang zum Abendessen an, wo die Bier-Lust weiterhin befriedigt wird. Auf den schick gedeckten Tischen im Speiseraum liegt eine breitgefächerte Bierkarte mit dutzenden Sorten rund um den Globus. Während eines Aperitifs, beispielsweise dem hauseigene Italian Grape Ale, kann man in der Speisenkarte stöbern. Zuständig für das Essen ist Mannis Bruder Stefan, der als Küchenchef hohen Wert auf Qualität setzt.

So kann beim Mehrgang-Menü zwischen verschiedenen Gerichten gewählt werden. Die Auswahl reicht etwa von Karottencreme mit Frischkäse und Walnuss über gebackenes Schwertfischfilet mit Orange und Joghurt über Rehnüsschen mit Wacholder, Ravioli mit gebrannter Tomate, Basilikum und Mozzarella bis hin zu Hühnerbrüstchen im Pancetta-Mantel mit Pastinaken-Creme und Zabaione-Parfait mit Cantucci Crumble und Kaki. Da ist also für jeden was dabei.

Wer nach dem köstlichen Menü noch einen weiteren Genussfaktor sucht, der kann bei einem Absacker-Bier oder einem Drink mit den hauseigenen Spirituosen in die Zigarrenlounge einkehren. Und wer sich nach all den genussvollen Erlebnissen noch über den überall prangenden Hotel-Slogan „Wia tuat’s an?” wundert, der hat ihn spätestens jetzt verstanden und sollte ihn mit einem „sehr gut“ beantworten können. Denn frei übersetzt bedeutet die Frage so viel wie „wie geht’s dir?“.

Den Volgger-Brüdern ist das alles aber noch nicht genug. So errichten sie gerade etwa zehn Minuten per Fußweg vom Gassenhof entfernt ein gläsernes Genusshaus. Dort sollen die Brauerei, die Brennerei aber auch eine eigene Käserei und eine Kaffeerösterei untergebracht werden. „All das unter einem Dach gibt es in Südtirol bislang noch nicht“, betont Manni stolz, „da sind wir echte Pioniere.“ Der Gassenhof ist also definitiv ein wahres Genuss-Refugium, das viele Erlebnisse zu bieten hat. Wir kommen jedenfalls wieder!

Birra Amacord: Vier italienische Sude zu Pasta & Co.

Rimini an der italienischen Adriaküste verbinden die meisten Leute wohl mit Urlaub, Strand und Party. Doch die Stadt an der Riviera hat auch in Sachen Bier einiges zu bieten. Neben ein paar Bars mit großer Bierauswahl gibt es dort auch die Craft-Werkstatt Birra Amacord. Vier Sude der 1997 gegründeten Brauerei konnte ich kürzlich probieren.

Zuerst wagte ich mich an das unfiltrierte „Ama Pilsner“ mit 4,9 Prozent Alkohol. In einem attraktiven Strohgelb schwimmt es im Glas, ein fein- bis mittelporiger Schaum liegt oben auf. Eingesetzt wurden für das Pils nur Dolden der Hopfensorten Mittelfrüh, Tradition und Spalter, die sich im Duft auch sofort würzig, floral, zart grasig und mit einem Kräuter-Touch präsentieren. Hinzu kommt ein Anklang von Weißbrotkruste. Auf der Zunge zeigt sich das Bier frisch und vollmundig mit einem malzig, würzig und floralem Geschmacksspiel. Die 33 Bittereinheiten sind nur minimal zu erkennen.

Nach dem Pilsner öffnete ich das „Ama Blonda“, ein sechs prozentiges Golden Belgian Ale. Gebraut ist die italienische Interpretation mit den Hopfensorten Perle und Mittelfrüh sowie einer eher ungewöhnlichen Beigabe: Orangenblütenhonig. Das Ale zeigt sich in einem trüben Goldton mit schneeweißem, feinporigem Schaum. Das Bukett präsentiert florale Noten sowie Aromen von Orangenschale, Blütenhonig und einem minimalen krautigem Anklang. Im Geschmack verbindet sich eine zarte Säure mit malzig-hefigen Noten, einem Hauch von Zitrus, einer dezenten Würzigkeit und dem Blütenhonig zu einer Gesamtkomposition. Eine hauchzarte Hopfenbittere von 25 Bittereinheiten runden das Bier ab.

Das „Ama Bruna“, ein 7,5-prozentigen Belgian Strong Ale, ist wohl der große Bruder des goldenen Ales. Allerdings zeigt sich die kräftigere Variante in einem appetitlichen Rehbraun und einem feinporigen, cremefarbenen Schaum. Es duftet zurückhaltend nach getrockneter Pflaume und frischer Sauerkirsche. Dazu paar sich eine gewisse nussige sowie deutliche Karamellnote. Auch auf der Zunge breiten sich dezent Karamell, Kirsche und Dörrpflaume aus. Das Bier wirkt geschmacklich leichter, als es mit seinen siebeneinhalb Prozent wirklich ist.

Der stärkste Vertreter der verkosteten Amacord-Sude ist das „Ama Mora“, ein Imperial Coffee Porter mit ordentlichen neun Umdrehungen. Gebraut wurde es mit einer Kaffeebohnen-Mischung von einer lokalen Rösterei. Im Glas zeigt es sich in einem Dunkelbraun, getoppt von einem beigefarbenen Schaum. In die Nase strömen röstige, nussige und herbe Noten, die sich mit Zartbitterschokolade und kaltem Filterkaffee vereinen. Am Gaumen breitet sich eine zarte Säure und röstig-herbe Töne aus, gepaart mit Aromen von Schwarzbrot und Espresso. Im Finish bleibt das Geschmacksspiel noch länger zurück.

Fazit: Jedes der vier Biere besitzt eine angenehme Drinkability und kann sich vor allem auch durch die Aufmachung sehen lassen. Das Pils ist eher eine italienische Interpretation des altdeutschen Bierstils, das aber gut als Aperitif genossen werden kann. Das Golden Belgian Ale dagegen kann ich mir gut zu einem gegrillten Fisch am Strand in Italien vorstellen und „Ama Mora“ passt sicher zu Tiramisu oder anderen leckeren Dolci. Geschmacklich hat mich das Belgian Strong Ale mit den harmonischen Karamell- und Dörrobst-Noten am meisten überzeugt, welches ich auch gern zu Pasta al Ragut genießen würde.

Birrificio Elav – „Grunge IPA“: Italienisches Craft-Bier fern des Mainstreams

Birrificio Independente Elav - Grunge IPA
Birrificio Independente Elav – Grunge IPA

Irgendwie kommt man hierzulande leider nur schwer an italienische Bierspezialitäten. Wie gut, dass ich kürzlich im österreichischen Innsbruck war. Im „Tribaun“ – Bar und Shop in Einem – konnte ich ein paar interessante Italy-Crafts kaufen. Vom Design her – das muss gesagt sein – sind die Biere schon mal wirklich gut gelungen: Gelungene Etikettierung, ungewöhnliches Flaschendesign.

Gestern probierte ich das erste aus der gekauften Riege: „Grunge IPA“ von Birrificio Independente Elav ansässig in Comun Nuovo, eine Gemeinde in der Lombardei. Allein die bauchige Flasche mit dem Slogan „Smells like Beer Spirit“ reizt schon sehr, dieses 6,3-prozentige IPA zu genießen. Und der Blick auf die verwendeten Hopfensorten Columbus, Centennial, Cascade und Amarillo lässt das Wasser im Mund zusammenlaufen. Im Glas strahlt das Ale dann in einem schmackhaften, hellen rubinrot.

Ein Duft nach reifer Mango, Pfirsich, einem Hauch Wassermelone und Waldhonig kitzeln das Riechorgan. Allerdings dominiert Pinienharz, gepaart mit diversen Kräuteraromen. Und irgendwie wirkt das „Grunge IPA“ ziemlich parfümiert. Am Gaumen breitet sich das italienische Bier ziemlich herb, aber dennoch mit Aromen von Pflaume und Pfirsich aus. Wieder überwiegt ein harziges Mundgefühl, das von einer nussigen Bittere begleitet wird. Leider etwas künstlich. Der Abgang ist alkoholisch – und wieder mit dem bekannten Piniengeschmack.

Fazit: Dieses IPA ist ungewöhnlich, gewöhnungsbedürftig und weit entfernt vom IPA-Mainstream kalifornischer Schule. Es hat definitiv etwas Interessantes – vielleicht nur deswegen, weil es kein geschmackliches Pendant gibt. Leider stört mich persönlich die Parfümierung und der starke Harzgeschmack, der dem Bier etwas agressives verleiht. Bin gespannt, wie das andere schmeckt, das ich von dieser Brauerei habe…

Genussfestival Bozen: Craft-Bier-Reise durch alte Schlossgemäuer

Live-Brewing im Batzenhäusel in Bozen
Live-Brewing im Batzenhäusel in Bozen

Auch in Südtirol kommt ordentlich Bewegung in die Bierszene. Am kommenden Wochenende (29. und 30. Mai) öffnet das Schloss Maretsch in Bozen, eher bekannt durch seine Weinverkostungen, erstmals seine Tore für Craft-Bier-Fans. Mehr als 40 europäische Brauereien präsentieren beim „BeerCraft“-Meeting ihre Kreationen. Neben Vorträgen, Verkostungen und Live-Brewing sind die Besucher aufgefordert, beim „Consumer Beer Alps Award“ das beste Bier der Veranstaltung zu wählen. Der Sieger wird prämiert.

Und wer weitere Spezialitäten und italienische Schmankerl probieren möchte, braucht nur wenige Meter in die Altstadt laufen. Dort findet gleichzeitig das „Genussfestival“ statt. Dort lädt bestimmt auch die Braumanufaktur „Batzen Bräu“ in das urige Batzenhäusel samt romantischen Biergarten ein und die Hausbrauerei „Hopfen & Co.“ wartet mit feinsten Craft-Bier-Suden auf. Bozen verwandelt sich in diesen Tagen zum Paradies für Connaisseurs – eine Reise lohnt sich allemal.