Glaabsbräu: Hessische Kräuterzauberei

IMG_20180411_191122_595Ein wenig schräg ist die Idee ja schon. Aber das Team von Glaabsbräu aus Seligenstadt in der Nähe von Frankfurt am Main kombinierte tatsächlich heimische Kulinarik mit frischem Gerstensaft. Julian Menner packte die hessische Kultsauce „Grie Soß“, die in ursprünglich zu gekochtem Fleisch, Fisch oder Pellkartoffeln gegessen wird, als Bier in die Flasche. Dafür entwickelte der Braumeister ein helles Lagerbier mit schlanken 4,7 Prozent Alkoholgehalt und aromatisiert es mit einer frisch zerhäckselten Kräutermischung aus Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch.

Im Glas glänzt die „grüne Sauce“ in einem strahlenden Gold, getoppt von einer schneeweißen, feinporigen und stabilen Schaumkrone. Das Lager duftet total frisch, malzig und nach einem blühenden Kräutergarten. Abgerundet ist das Bukett mit Zitrusnoten des Cascade Hopfens und einem grasigen Touch des Hallertauer Mittelfrüh. Prickelnd-erfrischend breitet sich das Bier auf der Zunge aus. Sofort präsentiert sich angenehm der Kräutermix und ein Hauch von Zitrone. Im Abgang verabschiedete sich das Lager mit sanften aber wahrnehmbaren 19 Bittereinheiten.

Fazit: Viel besser als erwartet. Die Kräuter dominieren den Geschmack und ergänzen sich super mit den anderen Zutaten und machen das Bier zu einer würzigen Erfrischung. Ein echtes „Kräuter-Craft“ eben.  „Grie Soß“ ist natürlich nur eine Anlehnung an die grüne Hessensauce. Passt super zum Grillen oder aber Kräuterforelle.

 

Schinkels Brauhaus: Hessisches Hanfbier ohne High-Faktor

Es ist schon was Besonderes, wenn eine ganz normale Regionalbrauerei neben Pils, Weizen und Dunkel auch India Pale Ale und Brown Ale im Standartsortiment führt. Schinkels Brauhaus aus dem hessischen Witzenhausen ist ein ganz besonderer Ort. Das Team versorgt dort seine Kunden zusätzlich mit saisonalem Bock- und Kirschbier. Als echte Überraschungen legt das Familienunternehmen gern auch limitierte Sude vor. Eine dieser Spezialitäten hatte ich kürzlich im Glas: das Hanfbier. Nur zur Erinnerung: Hanf gehört zu der ältesten Pflanzengattung der Menschheit, heißt im lateinischen Cannabis.

Eines schon mal vorweg: High macht das 4,5-prozentige Ale durch seine überschaubare Dosierung natürlich nicht, das wäre gesetzlich auch nicht erlaubt. Das orangefarbene „Bio Cannabi(-er)“ ist mit der Hanfsorte „Finola“ gebraut, die in der Region angebaut wird. Das Bier bringt hanfige Aromen in die Nase, die zwar ein wenig muffig wirken, aber dazu gesellt sich neben einer würzigen und blumigen Hopfennote aus der Sorte Bio-Perle auch ein getreidiger Touch von der  Malzmixtur. Im Antrunk zeigt sich eine gewisse Süße. Die Rezenz ist schön frisch. Auch im Geschmack präsentiert das Ale einige wohl typische Noten aus der Hanfbeigabe. Aber der Hopfen schenkt dem Bier letztendlich einen angenehmen floralen Hauch sowie zarte Töne von Zitrone. Im Finish bleibt das Gesamtbild noch einige Zeit im Mund zurück.

Fazit: Nichts für harte Drogen-Freaks, aber eine nette Idee der Familienbrauerei Schinkel. Ich bin froh, dieses Bier mal probiert zu haben, denn unter all den Craft-Geschmäckern, ist es sicherlich eine seltene Ausnahme. Allerdings stört mich ein wenig diese Muffigkeit, die den Charakter des Ales untermauert. Aber wer gern Hanftee oder ähnliches genießt, der wird sicherlich begeistert sein.

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Glaabsbräu: Kreativer Sommerstoff aus Traditionshaus

20170523_123633Glaabsbräu im hessischen Seligenstadt ist als fast 300jährigeTraditionsbrauerei bekannt. Vor zwei Jahren startete das Team um Robert Glaab allerdings einen modernen Wandel. Erst bauten die Hessen eine neue Braustätte, und jetzt tritt das Familienunternehmen auch mit craftigen Sorten aufs Gaspedal. Ich hatte kürzlich das neue Session Lager namens „Hopfenlust“ im Glas.

Als ich auf dem Etikett die Hopfensorten lese, läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen. Gebraut ist das schlanke 3,8-prozentige Bier mit Citra, Cascade, Sorachi Ace und Summit. Ziemlich vielversprechend. Auch die sonnengelbe Farbe mit schneeweißer Schaumkrone macht Lust auf den ersten Schluck. Ein würzig-fruchtiges Bukett mit Grapefruit-, Aprikose- und Pfirsichnoten strömen in die Nase. Auf der Zunge breitet sich das Session schön vollmundig aus. Grapefruitaroma dominiert das Geschmacksbild. Dabei geht der typisch würzige Lager-Charakter allerdings nicht verloren. „Hopfenlust“ verabschiedetet sich mit 25 Bittereinheiten und einer lang zurückbleibenden Fruchtigkeit.

Fazit: Ich bin absolut positiv überrascht. Das Session Lager ist trotz geringem Alkoholprozent und schlappen IBUs keinesfalls wässrig oder langweilig. Ein frisches und fruchtiges Sommerlager aus dem Hause Glaabs, das Feinschmecker am See, zur Gartenparty oder zum Grillabend genießen können. Vorsicht, ungemein süffig!