Brauer Portrait: Isarkindl – Vom Innovationswettbewerb zur eigenen Marke

13396514_576800749169222_851779574_o
Xaver Amler, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Helles gehört für Bayern zum Grundnahrungsmittel. Außerdem liegt es derzeit wieder voll im Trend. Doch verlangt genau dieser Bierstil nach neuen Interpretationen. Das finden auch Simon Klur (26) und Xaver Amler (28), die dem Traditionssud wieder mehr Leben einhauchen wollen. Die Studenten an der TU München in Weihenstephan sahen im Jahr 2014 ihre Chance beim uni-internen Innovationswettbewerb. So starteten die beiden vor zwei Jahren ihr Kreativprojekt. Ihre Grundidee: ein Helles zu brauen, dass nicht einfach nur klassisch mit unter- oder obergäriger Hefe vergoren ist. Also gaben sie belgische Brettanomyces-Hefe in den Sud, die im Aroma einen typischen Pferdedecken-Charakter vorweist. Ein Jahr später, also 2015, gründeten sie die Marke „Isarkindl“.

 

 

13405250_576800745835889_2086120520_o
Simon Klur, Mitgründer von Isarkindl. Foto: Christin Büttner

Mittlerweile bringt Isarkindl zwei Sorten auf den Markt, von denen sie allein im Mai mehr als 15.000 Flaschen verkauften. Neben dem modern interpretierten Hellen mit Aromahopfen steht auch ein Bier mit dem Namen „Schmankerl“ in den Regalen. Dieses kupferfarbene Märzen schmeckt richtig  süffig und ist mit blumigen Hopfennoten abgerundet. Zwar planen die Jungbrauer noch weiter Kreationen, aber zunächst wollen sie sich auf die aktuellen Sorten konzentrieren, um damit ihre Marke weiter voranzutreiben.

 

 

 

  1. Was ist passiert, damit ihr euch für den Brauer-Beruf entschieden habt?

Simon: Während der Schulzeit habe ich nach einem Studium mit viel Naturwissenschaften und einem praktischen Bezug gesucht. Naja, die Praxis innerhalb des Studiums fiel dann geringer aus als erwartet, aber da kann man sich ja selbst drum kümmern.

Xaver: Ich hatte Leistungskurs Chemie. Und wollte eigentlich nicht die Facharbeit in diesem Fach schreiben. Aber das Thema nahm ich dann doch gerne an: „Brauen eines hellen Lagerbieres und Vergleich zwischen modernen und klassischen Biersorten“. Dafür musste ich auch eines brauen. Das alles hat so viel Spaß gemacht und Interesse geweckt, dass ich das Brauerstudium in Weihenstephan angefangen hab. Mit Erfolg! Bin grade dabei, die Masterarbeit fertigzustellen.

 

  1. Wann habt ihr euer erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Simon: Vor etwa vier Jahren. Es war ein dunkler Weißbierbock. Guad wars! Aber ich muss zugeben:  allerdings mit Hilfe eines erfahrenen Hobbybrauers.

Xaver: Das war während meiner Facharbeit in der Schule. Es war ganz furchtbar! Trotzdem habe ich das Abitur bestanden. Damals wusste halt noch niemand, dass moderne Biersorten so etwas wie Craft-Biere sein können, nicht mal die Lehrer.

 

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben euch am meisten inspiriert?

Simon: Giesinger.

Xaver: Maxlrainer! Liegt bei mir um die Ecke, daher hatte ich viele Jahre als Schüler dort immer wieder Ferienjobs gemacht. Ich musste Fässer waschen und Leergut sortieren –  Depperljobs eben. Aber die haben auch Spaß gemacht. Gute Freunde von mir machen das heute noch, weil in Maxlrain ein geiles Betriebsklima herrscht und die Chefs toll sind. Außerdem sind deren Biere handwerklich große Meisterleistungen!

Inspiriert hat mich aber auch Camba Bavaria. Hier habe ich ein 4-monatiges Praktikum bei BrauKon gemacht. Zum Mittagessen war ich im Wirtshaus nebenan. Und geil ist das Camba Pale Ale frisch aus dem Fass zum Feierabend!

 

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würdet ihr dem besten Freund empfehlen?

Simon: Jetzt gerade „Miami Weiße Cuveé“ von Lucky Bastards, meine liebste Entdeckung auf dem Craft Bier Fest München.

Xaver: Das Urban Chestnut „Hopfenperle – Lager“ – habe ich vorgestern erst getrunken. Der Wahnsinn! Ein affenstark gut gebrautes Lagerbier mit deftig frischen Hopfennoten.

 

  1. Was sind eure Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Simon: Kreativität.

Xaver: Frisch und charakterstark.

 

  1. Und was sind eure Lieblings-Hopfensorten?

Simon: Hersbrucker, Nelson Sauvin, Aurora.

Xaver: Mandarina Bavaria, Cascade, Hersbrucker und viele andere alte Aroma-Landsorten.

 

  1. Mit welcher berühmten Person würdet ihr gern mal anstoßen und warum?

Simon: Pumuckl! Er ist einfach der coolste Biertrinker überhaupt.

Xaver: Pumuckl? Da wäre ich sofort dabei, aber den sieht ja nicht jeder. Wenn dann also nur der Simon oder nur ich, je nachdem…

 

Hopfmeister: Charakter-Lager für den See

HopfmeisterFranzJosefHelles ist wieder im Trend. Aber nicht unbedingt im ganz traditionellen Sinn, sondern eher als modern interpretierte Version. So etwa auch das „Franz Josef“ von Hopfmeister aus München mit schlanken 5,1 Prozent Alkohol. Veredelt hat es Marc Gallo mit vier Hopfensorten: Tettnanger, Crystal, Centennial und Citra. Der Brauer ist eigentlich Werbedesigner. Dass seine Biere aber dennoch gut ankommen, zeigt die Prämierung von zwei Suden beim Meiningers International Craft Beer Award. Da gab es für das „Surfers Ale“ eine Gold- und für das „Gipfel Glück“ eine Silbermedaille.

Aber nun zum Hellen, das es erst seit wenigen Wochen zu kaufen gibt. Strohgelb steht der Franz Josef im Glas. Das Lager duftet fruchtig-frisch nach Zitrone und feinem Malz. Also schon ganz anders als von diesem Bierstil erwartet, jedenfalls hält sich die sonst so drückende Malzigkeit eher dezent zurück. Im Antrunk präsentiert es sich ganz schön frisch. Da merkt man schon, dass es wohl ziemlich süffig wird. Am Gaumen zeigen dann die Hopfensorten was sie draufhaben. Aromen von Zitrone und Mandarine paaren sich mit einem Hauch Stachelbeere und etwas Würzigem. Von den 20 Bittereinheiten merken Hop-Heads wohl eher weniger. Dennoch bleibt das Helle noch einige Zeit im Rachen.

Fazit: Ein sehr süffiges, fruchtiges und charaktervolle Helles. Franz Josef ist weder eine schwere Geschmacksbombe noch eine der üblichen Malzgranaten – aber richtig lecker, leicht und angenehm. Davon kann man beim gemütlichen Nachmittag oder abends am See ruhig ein paar Gläschen mehr zischen.

Brauer-Portrait: Maximilian Valentin – Vom Schreibtisch zum Sudkessel

Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)
Max Valentin (links) und Max Krieger (rechts)

Maximilian Valentin verspürte ziemlich früh die Neugier zum Bier. Schon als Kind wollte er wohl auf dem Münchner Oktoberfest am Maßkrug naschen. Sein Vater erlaubte es ihm aber erst, als er den Humpen auch wirklich heben konnte. Doch dauerte es noch einige Jahre, bis Valentin zum „Bier-Geburtshelfer“ wurde, so wie er sich selbst nennt. Der 36-Jährige kommt aus der Medienbranche und ist somit kein ausgebildeter Brauer.

Trotzdem schaffte er es zu seiner eigenen Marke, zu seinem eigenen Bier. Vor rund drei Jahren lernte Max Valentin den Braumeister Maximilian Krieger aus dem bayerischen Riedenburger Brauhaus kennen. Und gewann ihn für sein Projekt. Krieger ist derjenige, der für Valentin die erste und aktuellen Sorte „Isar Helles“ am Sudkessel verwirklicht. Wie das Bier schmeckt, und woher es seinen Namen hat, lest ihr hier.

  1. Was ist passiert, damit Sie sich für den Brauer-Beruf entschieden haben?

Ich lege Wert darauf, dass ich „Bier-Geburtshelfer“ bin! Ich helfe wo ich kann, gebe meinen Senf dazu und hab Hopfen wie Biertyp mitbestimmt. Aber Brauer ist Maximilian Krieger vom Riedenburger Brauhaus. Der Brau-Ruhm gebührt also einzig und allein ihm. Irgendwann hab ich Max kennengelernt und dann hat es gerade mal drei Jahre (!!!) gedauert bis ISAR geboren war.

 

  1. Wann haben Sie Ihr erstes Bier gebraut und wie ist es geworden?

Mein erstes Bier hab ich mit Max in `ner Braueule in `ner Ecke vom Sudhaus in Riedenburg gebraut. Ich fands super aber ich glaube, da hätte sonst was rauskommen können. Aber es kam sehr gut an.

  1. Welche anderen Brauer/Brauereien haben Sie am meisten inspiriert?

Natürlich wieder Max, is ja klar. Dem schau ich am meisten zu und ich liebe ihn für seine Liebe zum Produkt. Das hört er aber nicht gern. In New York konnte die Jungs von der Brooklyn Brewery besuchen und denen über die Schulter schauen. Da herrscht irgendwie `ne Wahnsinnsatmosphäre. Das schreit nach Kreativität und Freiheit. Zwei Dinge an die wir auch glauben.

  1. Welches Bier (außer den eigenen) würden Sie Ihrem besten Freund empfehlen?

Das ist `ne schwere Frage, natürlich auf jeden Fall den Dolden Sud. Gerade in dieser Sekunde trink ich das Citra Sunshine Slacker von EVILTWIN. Das würde ich jetzt gerne mit meinem besten Freund trinken, weil zu zweit trinken immer mehr Spaß macht.

  1. Was sind Ihre Kriterien für ein richtig gutes Craft-Bier?

Es muss schmecken und Spaß machen. Für uns war noch Bio sehr wichtig, aber das ist unsere eigene Überzeugung, aber nicht unbedingt ein Kriterium für Craft-Bier. Über genaue Definitionen sollen sich andere Leuten die Köpfe zerbrechen. Ich steh nicht so auf Dogmen.

  1. Was sind Ihre Lieblings-Hopfensorten?

Saphir. Etwas unspektakulär aber gerade mag ich ihn sehr, auch wegen ISAR.

  1. Mit welcher berühmten Person würden Sie gern mal anstoßen und warum?

Christoph Schlingensief hätte ich gerne kennengelernt. Leider ist er zu früh gestorben, aber ich glaube das wäre ein großartiger Abend geworden und hätte in einem Abenteuer enden können. Oder mit Rocky Balboa zwischen Schweinehälften übers Leben reden, das wäre auch was gewesen. Ich glaub das Citra Sunshine Slacker ist jetzt alle…

Riedenburger Brauhaus: Sommer, Sonne, „Isar-Bier“

Isar Helles
Isar Helles

Erst vor ein paar Tagen kam wieder ein neues Bier auf den Markt – und dies ist die erste Degustationsnotiz: Handwerklich gebraut und mit Isar-Wasser getauft, heißt es auf dem Etikett. Angeblich holte Münchner Erfinder Maximilian Valentin den kostbaren Tropfen, der das Bier so besonders machen soll, aus der Quelle, in der die Isar entspringt – im Tiroler Teil des Karwendels im Hinterautal. Dann nahm er den weiten Weg nach Riedenburg auf sich um Braumeister Maximilian Krieger das frische Quellwasser ins Brauhaus zu bringen. Dort zelebrierten die beiden Namensvetter das untergärige Helle unter der Bezeichnung „Isar“.

Das Ergebnis: Feinporiger aber cremiger schneeweißer Schaum thront auf sonnengelben Bier, das optisch fast den leuchtenden Planeten ins Glas holt. Neben malzigen Noten strömt auch eine angenehme Würze in die Nase. Der Antrunk ist malzbetont süßlich. Doch im Mundraum breitet sich das 4,7-prozentige hopfengestopfte Helle samtig-weich aus. Würzig-grasige Aromen des Select Hopfens harmonisieren mit blumig-fruchtigen Nuancen von Zitrone und Mirabelle der Saphir Sorte. Im Finish krallt sich „Isar“ noch lange an den Geschmacksknopsen fest.

Fazit: Jetzt haben wir neben dem Hellen von Tilmans noch eine weitere moderne Interpretation dieses Bierstils. Finde ich gut! Mir gefällt aber nicht nur das Bier, sondern auch das Logo mit dem Isar-Tropfen und den Hopfendolden. Ein wirklich leckeres Craft für heiße Tage an der Isar – ob zum Grillen oder einfach als geschmackvolle Erfrischung.